„Griechische Geschenke“ – II.
„Eure Exzellenz, warum stellten Sie in der letzten Ausgabe der „Eleison Kommentare“ (Nr. 214) denn die Aufrichtigkeit und den guten Willen der römischen Kirchenvertreter in Frage? Diese Vertreter wollen doch nur die Entfremdung der Priesterbruderschaft St. Pius X. von der Amtskirche beenden. Sie verglichen diese Kirchenvertreter jedoch mit den Griechen, welche die Trojaner bewußt mit dem Trojanischen Pferd täuschten. Hingegen wollen diese Römer doch nur die lange und schmerzliche Spaltung zwischen den traditionellen Katholiken und der Kirchenführung überwinden!“
Die Antwort lautet: Wir brauchen die Aufrichtigkeit und den guten Willen dieser Römer keineswegs in Frage zu stellen. Doch genau hier liegt das Problem. Denn nach fast 500 Jahren des Protestantismus und des Liberalismus ist unser Zeitalter so stark verwirrt und so sehr auf den Kopf gestellt, daß die Welt voller Menschen ist, welche das Falsche tun, dabei aber von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt sind. Je stärker diese Menschen davon überzeugt sind, das Richtige zu tun, desto gefährlicher sind sie. Denn mit einer umso größeren subjektiven Aufrichtigkeit und guter Absicht setzen sie dann das objektiv Falsche in die Tat um und reißen andere mit sich. Je aufrichtiger die heutigen Römer also von der Richtigkeit ihrer Neukirche überzeugt sind, desto wirksamer zerstören sie die wahre Kirche.
„Aber Eure Exzellenz, Gott allein kann doch ihre Absichten richtig beurteilen!“
Subjektive Absichten sind vergleichsweise nebensächlich, weil es um die Verteidigung des wahren Glaubens geht. Wenn die Römer auf gutmeinende Weise die Priesterbruderschaft in die Amtskirche hineinziehen wollen, so kann ich sie zwar als Menschen mögen, hasse aber trotzdem ihre Irrtümer. Sollten die Römer hingegen in böser Absicht handeln, weil sie beispielsweise wissen, daß sie den wahren Glauben zerstören wollen, dann mag ich sie nicht und hasse gleichsam ihre Irrtümer. Ob die römischen Kirchenvertreter nun liebenswürdig sind oder nicht, und ob ich sie mag oder nicht, spielt eine geringe oder keine Rolle im Hinblick auf die Irrtümer, durch welche diese Römer objektiv gesehen die Kirche zerstören.
Wenn liebenswerte Menschen furchtbare Irrtümer vertreten, so kann leicht folgendes passieren: Entweder wir sehen diese Irrtümer als so liebenswert wie ihre Vertreter an und werden somit von diesen Menschen zum Liberalismus hingezogen. Oder aber wir stufen diese Menschen als ebenso schrecklich wie ihre Irrtümer ein und werden somit von den Irrtümern der Konzilspäpste zum Sedisvakantismus gezogen. Tatsächlich war es in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nie so leicht wie heute, daß Menschen gleichzeitig so liebenswert sind wie ihre Irrtümer furchtbar. Das ist ein Merkmal unseres Zeitalters. Die Situation dürfte nur noch unter dem Antichrist schlimmer werden. Doch bereits seine Vorgänger treiben die Welt in den Untergang.
Unterdessen gilt, daß jene römischen Kirchenvertreter, welche am 14. September 2011 auf die Oberen der Priesterbruderschaft treffen, von der Richtigkeit der Neukirche – als Folge der Umformung durch das Zweite Vatikanische Konzil – überzeugt sind. In diesem Fall unterliegen diese Römer einem schwerwiegenden Irrtum. Vielleicht wurden diese römischen Vertreter aber auch wegen ihres gewinnenden Wesens ausgewählt, um die Priesterbruderschaft leichter in das offizielle Rom hineinzuziehen. Dann dürfen Sie, liebe Leser, nicht überrascht sein, wenn alles so hingedreht werden wird, als ob die Bruderschaft das edle Angebot und die guten Absichten Roms verschmähen würde. In Wahrheit wird die Bruderschaft dann aber lediglich die schrecklichen Irrtümer der Römer zurückweisen. Es lebe das wahre Rom! Es leben die lieblichen Römer! Doch bewahre Gott uns vor ihren Irrtümern!
„Eure Exzellenz, was ist der Hauptirrtum dieser Römer?“
Daß sie den Menschen an die Stelle Gottes rücken. Sie gleiten in die Apostasie ab und reißen mit sich Seelen ohne Zahl.