Benedikts Ökumenismus – V.

Die umfassende Erörterung eines Themas erfolgt besser in mehreren Abschnitten. So behandelten auch die „Eleison Kommentare“ (EC) über mehrere Wochen verteilt „Benedikts Ökumenismus.“ Falls manche Leser wegen der Unterbrechungen den Diskussionsfaden verloren haben sollten, möchten wir nun die bisherige Argumentationslinie zusammenfassen:

EC 241 legte einige Grundlagen dar: Die katholische Kirche ist ein organisches Ganzes, und wer aus ihrem Glauben herauszupicken oder auszuwählen beginnt, ist ein „Auswähler,“ d.h. (aus dem Griechischen) Häretiker. Trägt dieser nun einen Teil des katholischen Glaubens aus der Kirche hinaus, so ist dieser Teil nicht mehr der bisherige. Das ist vergleichbar mit der Elektrolyse, wo der vom Wasser herausgelöste Sauerstoff aufhört, Teil der Flüssigkeit zu sein und zu Gas wird. Der Konzilsökumenismus behauptet zwar, daß manche Glaubenswahrheiten von Katholiken wie Nicht-Katholiken gemeinsam geglaubt würden, aber tatsächlich kann schon die einfache Aussage „Ich glaube an Gott“ etwas völlig anderes bedeuten, wenn sie in ein protestantisches oder katholisches Glaubenssystem, d.h. Glaubensbekenntnis, eingeflochten wird.

Der EC 247 benutzte einen anderen Vergleich, um aufzuzeigen, daß die aus dem katholischen Ganzen herausgenommenen Teile nicht mehr dieselben Teile bleiben. Während z.B. Goldmünzen aus einem Münzstapel herausgenommen werden können und außerhalb des Stapels immer noch Goldmünzen bleiben, so wird ein von einem lebenden Baum abgeschnittener Zweig etwas völlig anderes: er wird zu totem Holz. Die Kirche gleicht hierbei stärker dem lebenden Baum als den Münzen, denn unser Herr selber verglich seine Kirche mit einem Weinstock. Tatsächlich sagte der Heiland sogar, daß jeder von diesem Weinstock abgeschnittene Zweig ins Feuer geworfen und verbrennen wird (siehe Johannes 15,6. Interessanterweise ist kein lebender Zweig so fruchtbringend wie eine Weinrebe, während umgekehrt nichts so nutzlos ist wie abgestorbenes Rebenholz). Deswegen bleiben entgegen der Behauptung des Ökumenismus die von der katholischen Kirche abgetrennten Teile nicht länger katholisch.

EC 249 zeigte, wie die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils diese falschen Ideen des Ökumenismus förderten. Bereits EC 248 hatte vor der berüchtigten Doppeldeutigkeit der Konzilsdokumente gewarnt und als Beispiel angeführt, wie das Dokument Dei Verbum (Abschnitt 8) dem falschen Begriff der Modernisten namens „lebendige Tradition“ Tür und Tor öffnete. EC 249 präsentierte sodann drei für den Ökumenismus der Modernisten entscheidende Konzilstexte. So suggeriert Lumen Gentium (Abschnitt 8), daß die „wahre“ Kirche Jesu Christi weiter gefaßt sei als die „enge“ katholische Kirche. Und Unitatis Redintegratio (Abschnitt 3) unterstellt, daß die Kirche erstens aus „Elementen“ oder Teilen bestehe, die sowohl außerhalb als auch innerhalb der Kirche vorhanden seien (wie Münzen in und außerhalb eines Stapels), und zweitens daß diese Elemente deswegen innerhalb oder außerhalb der Kirche der Rettung der Seelen dienen würden.

Schließlich ging EC 251 speziell auf den Ökumenismus Benedikts XVI. ein. Die in Wolfgang Schülers Buch Benedikt der XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche vorgestellten Zitate des Hw. Ratzinger belegten, daß der junge Theologe Ratzinger in den 1960er-Jahren völlig die These von der Kirche als „goldene Münzen in und außerhalb des Münzstapels“ vertrat. Weitere Zitate zeigten, daß der ältere Ratzinger als Kardinal und Papst dann beständig versuchte, die Waage zu halten zwischen der Kirche als Stapel von Münzen einerseits und als ein organisches Ganzes andererseits. Doch wie Dr. Schüler richtig argumentiert, zeigt genau diese Gratwanderung des Joseph Ratzinger, daß die Hälfte von ihm immer noch an die Kirche als Münzstapel glaubt.

Insofern keine Leser direkte Zitate von Joseph Ratzinger wünschen, die belegen, daß sie hier weder verdreht noch aus dem Zusammenhang gerissen wurden, wird der letzte EC dieser Reihe mit einer Anwendung der Lektionen auf die Situation von Erzbischof Lefebvres Priesterbruderschaft St. Pius X. ausklingen: Einerseits ist die Priesterbruderschaft Teil des wahren katholischen Ganzen, welches „eins, heilig, katholisch und apostolisch“ ist. Andererseits sollte die Bruderschaft tunlichst vermeiden, selber zu einem Teil des kranken konziliaren Ganzen zu werden. Denn der gesunde Zweig, der auf das kranke konziliare Gewächs aufgepfropft wird, würde sich unbedingt die konziliare Erkrankung holen. Nie im Leben könnte ein bloßer Zweig die konziliare Seuche heilen.

Kyrie eleison.