Neuer Weiheritus – I

Sollten Priester, welche im neuen Weiheritus von 1972 geweiht worden sind, im alten und sicher gültigen Weiheritus bedingt nachgeweiht werden? Die katholische Glaubenslehre über die Gültigkeit der hl. Sakramente ist zwar eindeutig, aber die sakramentalen Riten der Neukirche sind anscheinend so entworfen worden, daß sie schrittweise zur Ungültigkeit führen (siehe EC 121 vom 31. Oktober 2009). Das Problem liegt nun im „schrittweise.“ Denn wie weit gediehen ist dieser schrittweise Prozeß in einem bestimmten Fall? Wahrscheinlich kennt nur Gott allein die Antwort. Beginnen wir also mit der eindeutigen Glaubenslehre.

Ein katholisches Sakrament beinhaltet fünf Elemente: Spender, Intention, Materie und Form sind für die sakramentale Gültigkeit wesentlich, während der die Form umgebende Ritus für die Gültigkeit wichtig sein kann wegen des sofortigen oder eben schrittweisen Einflusses auf die, d.h. Absicht, des Spenders. Bei der Priesterweihe muß derSpender ein gültig geweihter Bischof sein; die Intention ist seine sakramentale (nicht seine moralische) Intention, also das zu tun, was die Kirche tut; die Materie besteht darin, daß er beide Hände auf den Kopf des zu weihenden Mannes legt (weswegen ein weiblicher Kandidat nicht gültig zum Priestertum Christi geweiht werden kann); die Form ist die entscheidende Formel oder Reihe von Wörtern des Ritus, welche die Verleihung des Priestertums zum Ausdruck bringen; und der Ritus besteht in allen anderen, diese Form umgebenden Wörtern, welche im zeremoniellen Weiheritus vorgeschrieben sind.

Im neuen Weiheritus besteht bei der Materie, so der Spender beide Hände auf den Kopf des Weihekandidaten legt, noch kein Problem. Auch ist die lateinische Form des neuen Ritus sogar stärker als in der alten lateinischen Form (wegen „et“ anstatt „ut“), doch müssen die jeweiligen landessprachlichen Übersetzungen überprüft werden, ob sie die Gnade des Priestertums klar zum Ausdrucken bringen. Die meisten Übersetzungen tun das gewiß. Doch wegen der schrittweisen Aushöhlung der katholischen Intention durch die unkatholischen neuen Riten beginnen die wahren Gültigkeitsprobleme beim Spender und seiner Intention.

Zuerst die Intention: gewiß mag jeder Bischof, welcher heute im neuen Ritus einen Priester weiht, die Intention haben das zu tun, was die heutige Kirche tut. Schön und gut, aber was bedeutet dies in seinem Kopf? Was ist in der Neukirche ein Priester? Wird denn nicht der Priester von gestern als Erneuerer des Kreuzesopfers von Golgotha durch die Realpräsenz heutzutage langsam aber sicher durch den „Koordinator einer eucharistischen Jause“ ersetzt? Wie weit ist dieser Prozeß in den jeweiligen Diözesen der Welt bereits fortgeschritten? Hat dieser oder jener Bischof beim Abschnitt „das, was die Kirche tut“ nun einen Opfer-Darbringer oder einen Jausen-Zubereiter im Kopf gehabt? Zwar mag der weihende Bischof durch sein äußerliches Verhalten seine wahre Intention anzeigen, doch nur Gott allein weiß es genau. So legen mit Sicherheit viele Zelebrationen des neuen Meßritus heute nahe, daß ein Jausen-Zubereiter gemeint ist, und der die Form umgebende neue Weiheritus hilft durch seine stark verminderten katholischen Inhalte, schrittweise die sakramentale Intention eines weihenden Bischofs zu untergraben.

Dann der Spender: falls der weihende Bischof selber durch einen neuen Weiheritus zum Bischof geweiht worden war – selbst wenn wir einmal annehmen, daß die Doppeldeutigkeit der neuen Weiheform durch die sofort folgenden Worte aufgehoben sein würde –, so müssen dennoch die vorhin angeführten Zweifel ob der Intention des weihenden Bischofs aufkommen: hat er in Erwägung gezogen und hat er daher als Intention, daß die heutige Kirche einen Priester als Opfer-Darbringer oder einen Jausen-Ausrichter weiht? Oft ist die Antwort auf solche Fragen nicht eindeutig.

Kurzum, wäre ich Papst, so würde ich möglicherweise verlangen, daß alle im „erneuerten“ Weiheritus geweihten Priester und Bischöfe im alten Ritus bedingt nachgeweiht werden. Nicht weil ich denke, daß keiner von ihnen gültiger Priester oder Bischof sei, nein gar nicht; sondern weil es um die hl. Sakramente geht, wo jeder ernsthafte Zweifel ausgeräumt sein muß. Die Methode der Nachweihe ist der einfachste Weg, jeden möglichen Zweifel zu beseitigen. Jedwegliche neukirchliche Verrottung der Sakramente müßte ein Ende finden.

Kyrie eleison.