Novus Ordo Missae – III.
Wenn die Beweise für eucharistische Wunder, welche innerhalb der Novus Ordo Kirche geschehen (siehe EC 436 und 437), so echt sind, wie sie zu sein scheinen, dann müssen Katholiken ihren Verstand auf Gott ausrichten und nicht umgekehrt. Zudem haben traditionstreue Katholiken eine besondere Notwendigkeit, herauszufinden, was Gott mit diesen Wundern bedeuten wollte, weil diese Traditionalisten durch ihr Wissen, wie unangenehm die Novus Ordo Messe (NOM) dem lieben Gott sein muß, nicht so leicht verstehen werden, was er gemeint haben kann.
Gott hat schon viele Jahrhunderte lang solche Wunder gewirkt. Der Hauptgrund war immer, den Glauben der Katholiken in eine Glaubenswahrheit zu bestärken, welche nicht sehr einfach zu glauben ist, jedoch dem Herzen Gottes sehr nahe liegt. Daß in der Messe nach der Konsekration des Brotes und des Weines Gott selber an die Stelle ihrer Substanzen tritt, ist ein so außerhalb des normalen Laufs der Natur auftretender Vorgang, daß diese Erfindung der Liebe Gottes, sich selbst als Speise für seine Schäfchen hingeben zu wollen, zwar praktisch sein mag, aber auf gewisse Weise unglaublich erscheint. Und so hat Gott zur rechten Zeit und am rechten Ort in dieser oder jener Gestalt und Form sichtbare Wunder gewirkt, um den zweifelnden Seelen zum Glauben zu verhelfen. Ein weiterer Grund für diese Wunder – vor allem dort, wo Entheiligung oder ähnliches der heiligen Eucharistie vorkam – ist, die Katholiken an die heilige Behandlung und Anbetung zu erinnern, welche gebührend sind für die einfachen Erscheinungen, hinter welchen Gott selber sich verbirgt.
Diese beiden Gründe treffen besonders heute zu, wo die NOM die Wahrnehmung der Realpräsenz massiv vermindert, ohne sie jedoch immer zu beseitigen (siehe EC 437). Wer kann leugnen, daß der NOM-Ritus und seine Praxis in der ganzen Novus Ordo Kirche, z. B. das Empfangen der Kommunion im Stehen und in die Hand, unzählige Katholiken zum Zweifel an die Realpräsenz und viele Priester zu einer mangelnden Hochachtung bei der Handhabung der hl. Eucharistie geführt hat? Wer kann leugnen, daß sowohl der Zweifel an als auch die leichtsinnige Respektlosigkeit gegenüber ihr seit Einführung der NOM im Jahre 1969 gewaltig zugenommen hat? Menschlich gesprochen ist es nicht erstaunlich, daß es Wunder im Rahmen der NOM gab, sondern daß es nicht noch viel mehr gab. In jedem Fall weiß Gott es am besten.
Allerdings sind diese Wunder – immer unter der Voraussetzung, daß sie echt sind – auch Lektionen für die Traditionskatholiken, welche einen gewissen Abstand zum Novus Ordo System genommen haben. Die deutlichste Lektion ist, daß weder alle Novus Ordo Messen, noch alle Novus Ordo Bischofs- oder Priester-weihen ungültig sind, wie „Traditionalisten“ zu denken versucht sein können. Der Grund ist sicherlich folgender: während seit den 1960er-Jahren viele katholische Schäfchen zu weltlich geworden sind, um den Erhalt des wahren Meßritus noch zu verdienen, so haben sie doch die Messe noch genug geliebt, um sie nicht vollständig zu verlieren. Die NOM kann von Gott erlaubt worden sein, um den Katholiken, welche den Glauben aufgeben wollten, es einfacher zu machen, jedoch jenen, welche ihn behalten wollten, dies nicht unmöglich zu machen.
Deshalb sind der NOM und die Novus Ordo Kirche als Ganzes gefährlich für den Glauben; und die Katholiken tun gut daran, an die Tradition sich zu klammern, um diese Gefahr zu meiden. Als sie aber einen Abstand zwischen sich und der Amtskirche geschaffen haben, da haben sie der gegensätzlichen Gefahr der Isolation sich ausgesetzt, welche zu einer von der Wirklichkeit abgekoppelten sektiererischen und sogar pharisäerhaften Geisteshaltung führen kann. Es gibt wahre Sakramente im Novus Ordo und echte Katholiken, für welche Gott sorgt, und die „Traditionalisten“ sollten froh sein, daß es diese gibt. Möge ihre Isolation nicht dazu führen, daß sie sich zu leugnen gedrängt fühlen, daß es noch überhaupt irgendetwas Katholisches im Novus Ordo gäbe. Das wäre unwirklich, und das Pendel der Wirklichkeit schwänge zurück, so wie auch bei der Führung der Priesterbruderschaft, welche derzeit leugnen will, daß es weiterhin Isolationsbedarf gegenüber der Amtskirche gibt. Nein. Die Tradition muß immer noch sich abschirmen, doch benötigt sie keine isolationistische, sondern eine großzügige Geisteshaltung.
Kyrie eleison.