Ein Märchen?
Es war einmal ein junges Mädchen (die Priesterbruderschaft St. Pius X.), das von seinem Vater (Erzbischof Lefebvre) geradezu vorbildlich erzogen worden war. Er hatte seine Tochter eindringlich vor Don Juan (neomodernistischen Päpsten) gewarnt. Etliche Jahre lang war das Mädchen ernsthaft und verständig und zeigte Don Juan, der ihm den Hof machte, hartnäckig die kalte Schulter. Doch leider Gottes starb sein geliebter Vater eines Tages, und das Mädchen erbte sein Vermögen. Eine Zeitlang beherzigte es die Mahnungen seines verstorbenen Erzeugers. Von anderen verständigen Mädchen (den Antiliberalen von der Piusbruderschaft) umgeben, verwaltete es sein Vermögen auch weiterhin, indem es sich auf dem Landgut seines Vaters um Waisenkinder (traditionalistische Katholiken) kümmerte.
Doch die Zeit verging. Aus dem Mädchen war längs eine Frau geworden, und diese war bereits nicht mehr ganz jung und empfand wachsende Torschlusspanik. Sie befürchtete, beim Kratzen der Wolle und beim Stricken schon bald allein zu sein. Die arme Frau! Sie empfand solche Sehnsucht danach, geliebt zu werden und ihre eigenen, ehelichen Kinder zu haben (Traditionalisten, die von Rom anerkannt würden). Sie wollte mehr erreichen als nur karitative Tätigkeiten für Waisen zu verrichten. Ihr Leben langweilte sie. Sie wurde von ihren Nachbarn (Konservative und Traditionalisten, die zu Rom übergegangen sind) verlacht und beleidigt, die sie endlich unter der Haube sehen wollten.
In der Zwischenzeit hatte Don Juan seine bodenlose Niedertracht ständig neu unter Beweis gestellt; er hatte gar manches anständige Mädchen (Gemeinden, die zu Rom übergelaufen sind) in den Ruin getrieben und seiner Ehre beraubt, doch war er der Erbe der grössten Familie im Königreich und schmückte sich mit dem Titel des Vizekönigs (Stellvertreter Christi). Nachdem er den Charakter und die Tugend der Frau lange Zeit gründlich erforscht hatte, ersann er eine besonders perfide List, um sie zu verführen – er würde an ihre erhabensten Gefühle appellieren. So gab er jetzt zu, dass er durchaus nicht vollkommen war und sogar Fehler begangen hatte. Er fragte die Frau sogar, ob sie sich vielleicht treffen könnten, um in Ruhe über alle strittigen Fragen zu diskutieren. Sie nutzte diese Gelegenheit, um ihm ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm und seinen Freunden hielt (Diskussionen der Jahre 2009–2011). Und während dieser gesamten Zeit (2006–2012) wiederholte sie, mitunter sogar in aller Öffentlichkeit, dass eine Heirat überhaupt nicht in Frage komme, falls er sein wüstes Treiben nicht aufrichtig bereue.
Und dann hatte Don Juan eine Glanzidee! Er sagte der Frau, sie sei ganz anders als alle anderen Mädchen, die er gekannt habe; ihr hartnäckiger Widerstand habe ihm die Augen geöffnet. Sie allein könne seine Wunden (die postkonziliären Katastrophen) heilen und ihn wieder auf den Pfad der Tugend zurückführen – für immer! Die Frau beschloss, ihre Freundinnen um Rat zu bitten, und lud sie alle auf das Landgut ihres Vaters ein (Écône, 2012). Zu ihrem Unglück hatte sie in der Zwischenzeit den aufgeweckten Mädchen, die ihr Vater ihr als Gefährtinnen ausgesucht hatte (einen Bischof und Priester des Widerstands) den Laufpass gegeben. Die von ihr selbst gewählten Freundinnen waren törichte Mädchen, die sich beim Gedanken, ihre Freundin werde sich vom Vizekönig in den Ehehafen führen lassen, vor Freude förmlich überschlugen. So taten sie ihr Bestes, um sie davon zu überzeugen, dass sie ihren künftigen Mann so gründlich bekehren konnte wie einst die Heilige Chlothide den Frankenkönig Chlodwig (Generalkapitel von 2012 und danach). Sie sagten ihr auch, Don Juans Wunsch nach ihrer Hilfe zeige, dass er bereits auf dem Weg zur Läuterung sei!
Unterdessen setzte Don Juan sein Verführungswerk fort, in dem er weiter Kontakte mit der Frau und ihren engsten Freundinnen pflegte und mit ihnen diskutierte. So kam es, dass sie den Tadel und die wiederholten Warnungen der klugen Mädchen, die nun in den Wäldern um das stattliche Landgut ihres Vaters hausten, in den Wind schlug; sie hatte sich endgültig entschieden! Sie glaubte, was Don Juan ihr weismachte! Sie schenkte den Argumenten der törichten Mädchen Gehör! Jawohl, sie, und nur sie allein, würde Don Juan vor sich selbst retten können! Wie hätte ihr lieber alter Vater ihr da seine Zustimmung verweigern können!
Die arme Frau! Sie vermochte die Wirklichkeit nicht mehr zu erkennen! Sie konnte nicht mehr sehen, dass der Vizekönig seinem Wesen nach zutiefst verdorben war und dass er deshalb sie selbst, alle ihre künftigen Kinder und sämtliche Waisen auf dem Landgut ihres Vaters unweigerlich mit sich ins Verderben reissen würde. Und die klugen Mädchen, die in den Wäldern rund um das Landgut, aus dem sie vertrieben worden waren, vor Kälte zitterten, weinten um den guten alten Vater, und ihr Schluchzen brach einem schier das Herz. Wenn er nur zurückkehren könnte! Oh Gott! Wehe uns! Doch die einzige Antwort auf ihre herzzerreissende Klage war das Rauschen des Winterwindes in den Bäumen. Es war Nacht . . .
Kyrie eleison.