Menzingens Fehler – III
Ein weiterer Priester, welcher der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehört (Pater PR, so wie Pater von den „Public Relations“), ist in die Arena hinabgestiegen, um die Bemühungen seiner Vorgesetzten, die offizielle Anerkennung der Bruderschaft durch Rom zu erkämpfen, zu verteidigen. Dies tut PR in geschickter Form, doch leidet seine Argumentation an demselben Kardinalfehler wie das von ihm verteidigte Streben nach Anerkennung – einem Mangel an Realismus. Prinzip und Praxis sind zwei verschiedene Dinge, selbst wenn sich letztere von Prinzipien leiten lassen muss. Ein Meister der Prinzipien ist noch lange kein Meister der Praxis, und umgekehrt. Bemerkenswerterweise beginnt PRs Verteidigung des Strebens seiner Vorgesetzten nach Anerkennung mit der Aussage, ihm, PR, gehe es bei seiner Verteidigung einzig um Prinzipien: Erstens darum, ob man Anerkennung seitens eines Modernisten im Prinzip akzeptieren darf, und zweitens, wie weit man im Prinzip mit einem Modernisten zusammenarbeiten darf.
Zum Beweis dafür, dass man Anerkennung seitens eines modernistischen Papstes akzeptieren darf, führt der Pater das Argument ins Feld, Erzbischof Lefebvre habe sich bis zum Tode Pauls VI. im Jahre 1978 um dessen Anerkennung bemüht, und anno 1988 habe er eine Zusammenarbeit mit Johannes Paul II. lediglich in der Praxis, nicht jedoch im Prinzip abgelehnt. Ebenso habe das Generalskapitel der Bruderschaft im Jahre 2012 kein Glaubensbekenntnis von Benedikt XVI. verlangt. Ausserdem hätte eine solche Forderung auf einen schismatischen Geist hingewiesen.
Darauf muss man antworten, dass der Konflikt zwischen dem Erzbischof und Paul VI. ab 1974 wohlbekannt ist, und hinter der praktischen Ablehnung des Protokolls von 1988 seitens des Erzbischofs haben die Prinzipien seines Glaubens gestanden. Anno 2012 ist die Bruderschaft dann von der Haltung des Erzbischofs abgerückt, indem sie seinen Standpunkt zur Glaubensfrage im Prinzip aufgegeben hat. Und was den schismatischen Geist betreffe, wer ist in Wahrheit Schismatiker gewesen, der Erzbischof oder die Modernisten?
In Bezug auf Papst Franziskus stellt sich PR auf den Standpunkt, Franziskus sei der Papst; die Kirche sei das, wozu nicht er, sondern Unser Herr sie gemacht habe; eine Zusammenarbeit mit Franziskus erfolge lediglich deshalb, weil er der katholische Papst sei. Doch hier drängt sich folgender Einwand auf: Im realen Leben hat es die Bruderschaft nicht allein mit der Katholischen Kirche oder einem katholischen Papst zu tun, sondern unmittelbar mit den verhängnisvollen konziliären Irrlehren.
Im zweiten Teil seiner Darlegungen, wirft PR die Frage auf, wie weit man mit einem Modernisten kooperieren darf. Hierauf antwortet er, man dürfe dies tun, sofern es zum Wohl der Kirche geschehe, wobei er hartnäckig die Augen vor der heutigen Realität verschliesst. Hier seine Argumente und die sich aufdrängenden Einwände dagegen:
* Die Kirche ist irrtumslos –
Freilich, aber die konziliären Prälate begehen laufend Irrtümer.
* Die Bruderschaft dient der Kirche, nicht Kirchenmännern. –
Freilich, aber um der Kirche zu dienen, muss sie heute über Kirchenmänner gehen, die dem wahren Glauben abtrünnig geworden sind.
* Eine katholische Prälatur dürfte nicht als Geschenk von Rom abgelehnt werden. –
Freilich, aber erst dann, wenn sie nicht von falschen Kirchenmännern verwaltet wird.
* Der Papst braucht sich nur an die Prälatur-Bedingungen zu halten. –
Freilich, doch wer schützt ein Stück Papier vor solchen Verwaltern?
* Die Autorität des Papstes kommt von Gott. –
Freilich, aber nicht, um die Kirche zu zerstören (2. Korinther XIII, 10).
* Die Bruderschaft tat gut daran, die Jurisdiktion der Konzilskirche für Beichten und Eheschliessungen zu akzeptieren. –
Pater PR., sind Sie sich dessen ganz sicher? Und wenn das nur der Käse in einer Mausefalle war?
* Eine solche Frage der Praxiswie diese letzte lasse sich”in einem Artikel wie diesem über die Prinzipien nicht verbindlich beantworten”, entgegnet PR, doch allein schon die Möglichkeit, dass es sich nicht um eine Falle handeln könnte, beweist für ihn, dass man die Frage, ob man Roms kanonische Anerkennung akzeptieren dürfe oder nicht, „nicht ausschliesslich auf der Grundlage des wahren oder falschen Glaubens des Papstes beurteilen darf.” Deshalb folgert er, dass „die kanonische Anerkennung akzeptiert werden sollte, wenn sie für das Wohl der Kirche wirkt, und abgelehnt werden sollte, wenn dies nicht der Fall ist, unabhängig vom Glauben des Papstes.”
Doch stellen Sie sich folgende Frage, Pater: Da klar zu Tage liegt, worum es sich beim „Glauben” dieses Papstes handelt, würde eine kanonische Anerkennung die Bruderschaft dann nicht der Kontrolle von der Amtskirche angehörenden, d. h. modernistischen Vorgesetzten bringen? Ja oder nein? Glauben Sie, dass dieser Papst im realen Leben eine Prälatur garantieren würde, welche die Bruderschaft nicht der Kontrolle Roms unterstellen würde? In anderen Worten, der Kontrolle von Leuten, die nicht mehr an eine objektive Wahrheit glauben? Katholischen Prinzipien wohnt viele Schönheit inne, doch sie müssen im realen – oft allzu realen – Leben in die Praxis umgesetzt werden.
Kyrie eleison.