Konzilsdenkart

In den”Kommentaren” vom 6. April wurde ein”diskretes Treffen” zwischen Bischof Huonder und zwei Bischöfen sowie fünf Priestern der Priesterbruderschaft St. Pius X. erwähnt, das am 17. April 2015 in der Ostschweiz stattgefunden hatte, und bei dem die von Vatikan II propagierte Ökumene zur Sprache gekommen war. Anderthalb Monate später stellte Menzingen (wo sich das Hauptquartier der Bruderschaft befindet) deren Priestern eine „vertrauliche Note“ über das Treffen zu; darin wurden die wenigen Details angeführt, die hier am 6. April veröffentlicht wurden: Bischofs Huonders Standpunkt „Zuerst eine Übereinkunft, dann Debatten über Fragen der Doktrin“; die Antwort der Bruderschaft, die der Doktrin den Vorrang vor der Ökumene einräumte; Bischof Huonders „Huonderland“-Versprechen, Rom über den Standpunkt der Bruderschaft ins Bild zu setzen. Es lohnt sich, Bischof Huonders Argumente zugunsten der Unterstellung der Doktrin unter eine Übereinkunft genauer zu beleuchten, weil aus ihnen jene Denkart spricht, welche die Kirche zerstört.

Laut der vertraulichen Note präsentierte Bischof Huonder acht Argumente, die wir hier mit geringfügigen Änderungen in Kursivschrift wiedergeben. Die Antworten folgen weiter unten.

1 Mir (Bischof Huonder) ist sehr daran gelegen, dass die Priesterbruderschaft St. Pius X. kanonisch in die offizielle Kirche reintegriert wird.

2 Ohne diesen kanonischen Status hat die Bruderschaft nur sehr geringen Einfluss, weil sie dann marginalisiert wird. Konservative Bischöfe wollen diesen Status für die Bruderschaft, sonst ist jeder gegen sie.

3 Ich glaube nicht, dass ihr Schismatiker sein wollt. Ihr wollt euren unfehlbaren Respekt für die Autorität der Kirche beweisen.

4 Das Lehramt der Kirche muss dem, was Theologen – darunter jene der Bruderschaft – sagen, in einem Geist des gegenseitigen Respekts Gehör schenken. Das Lehramt muss auch überwachen, dass jede Evolution innerhalb der Kirche seit dem Konzil mit der katholischen Tradition in Übereinstimmung steht.

5 Benedikt XIV. hat die Exkommunikationen von 1988 rückgängig gemacht und die Tridentinische Messe erlaubt. Das sind Zeichen guten Willens von seiten Roms.

6 Eine Übereinkunft mit Rom würde dem Generaloberen der Bruderschaft und ihrem Apostolat den Rücken stärken. Sie verliehe der Bruderschaft auch das Recht, das Lehramt um Erklärungen zu bitten.

7 Die Kirche braucht die Bruderschaft für ihre neue Evangelisierung.

8 Einer eventuellen kanonischen Anerkennung müsste eine Diskussion über die theologischen Fragen folgen, um Lösungen zu finden.

Und hier einige der möglichen Antworten:

1 Ehrenwerter Bischof, das ist nett von Ihnen, aber nett sein ist nicht dasselbe wie Katholik sein.

2 Die Priesterbruderschaft St. Pius X. besass grossen Einfluss, solange sie die vollständige Wahrheit verkündigte, aber sobald sie von dieser abwich, um auf die Linie Roms und des Rests der Welt einzuschwenken, hat dieser Einfluss abgenommen und nimmt weiterhin ab. Hätten Sie vielleicht gar Unseren Herrn Selbst dazu ermuntert, den Kurs der Pharisäer einzuschlagen?

3. Erzbischof Lefebvres Bruderschaft war nie schismatisch, denn sie stellte lediglich Gott über die Menschen. Die Neubruderschaft verfällt tatsächlich in ein Schisma, indem sie sich den Konziliaristen unterwerfen will, die die Menschen über Gott stellen.

4 Dem Irrtum und seinem Gift, wie dem von Vatikan II, gebührt kein wie auch immer gearteter Respekt. Das Neulehramt ist vom Konzilsgift infiziert und überwacht die Entwicklung der Kirche höchst unvollkommen.

5 Der gute Wille von Konzilsanhängern wie Benedikt XVI. ist bestenfalls subjektiver guter Wille, doch um wirklicher guter Wille zu sein, muss er in Übereinklang mit der objektiven Wahrheit stehen, von der alle Konzilsanhänger kaum noch eine Vorstellung haben. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert,“ lautet ein weises altes Sprichwort.

6 Eine Übereinkunft mit dem konziliären Rom würde der katholischen Bruderschaft ein für alle Male den Todesstoss versetzen. Und diese braucht keine Übereinkunft mit Rom, um zu verlangen, dass die Römer aufhören sollen, den wahren katholischen Glauben zu verraten.

7 Die wahre Priesterbruderschaft St. Pius X. weist die „neue Evangelisierung“ von sich, da diese eine unreale Lösung für die realen Probleme von Vatikan II. darstellt.

8 In anderen Worten:”Zuerst eine Übereinkunft, und dann die Doktrin.“ Dies ist ein schwerwiegender Irrtum, in dem alle Konzilsanhänger gefangen sind, denn wenn man lange genug mit einer Lüge lebt, wird man am Ende an sie glauben. Vatikan II ist eine grosse Lüge.

Kurzum, Bischof Huonders acht Argumente sind allesamt menschliche Erwägungen und ihrem Wesen nach losgelöst von der objektiven Wahrheit der wirklichen katholischen Kirche. Möge Gott ihm die Augen darüber öffnen, wie weit die Konzilskirche vom rechten Pfad abgekommen ist!

Kyrie eleison.