Valtortas Früchte

Unser Herr Jesus Christus hat von seinen Schafen nie erwartet, dass sie grosse Theologen sein oder sich gar als solche gebärden müssten, doch erwartete er von ihnen sehr wohl genügend gesunden Verstand, um eine zweifelhafte Person oder Sache nach ihren Früchten beurteilen zu können. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“; Matthäus VII, 15–20. Nun sind die Werke der Maria Valtorta, einer bettlägerigen, niemals verheirateten Italienerin (1897–1961), höchst umstritten, insbesondere ihr Gedicht vom Gottmenschen (1943–1947); sie werden von manchen so enthusiastisch verteidigt, wie sie von anderen scharf kritisiert werden. Was also sind ihre Früchte? Hier ein Zeugnis, das der Verfasser dieser „Kommentare“ kürzlich erhalten und wie üblich für eben diese „Kommentare“ modifiziert hat:

Ich möchte mit Ihnen mein Erstaunen über Das Gedicht vom Gottmenschen von Maria Valtorta teilen, nachdem ich geduldig alle zehn Bände davon gelesen und mit dem Herausgeber des Buchs sowie mit Autoren, die Maria Valtorta unterstützen, diskutiert habe. Ich hatte Sie diese italienische Mystikerin bereits privat zitieren hören, doch dann veranlassten mich der Angriff von Pater H. auf das Gedicht sowie dessen anschliessende Stigmatisierung durch die Priesterbruderschaft St. Pius X. dazu, mich zehn Jahre lang nicht mehr damit zu befassen, ehe ich es tatsächlich las. Die Vorsehung hatte schliesslich dafür gesorgt, dass mir ein Exemplar dieser höchst detaillierten Version des Evangeliums sowie eine Biographie von Maria Valtorta in die Hände gerieten; ich las beide sorgfältig, mit einem Bleistift für Notizen in der Hand. Nach fünfmonatigem hartem Studium war ich überrascht, wie genau diese zehn Bücher mit der Glaubenslehre übereinstimmen und wie viel Gutes sie meiner eigenen Seele und meiner ganzen Familie gebracht haben.

Es gibt Dominikaner, die es verurteilen. Ich empfinde das als unglücklich. Haben sie es wirklich gelesen? Solche Urteile erwecken in mir das Gefühl, es sei ein Tabu, öffentlich darüber zu sprechen. Ich habe auch alle verfügbare Quellen darüber, wie das Werk entstand, zu Rate gezogen (es wurde von Pius XII. approbiert), und ich empfinde es als ungerecht, wie Traditionalisten dieser edlen Seele, die so viel zu erdulden hatte, den Prozess gemacht und sie verurteilt haben. Ich mache mir Sorgen um ihre Kritiker für den Fall, dass ihre Offenbarungen tatsächlich von Unserem Herrn stammen und für unsere eigene Zeit gedacht sind.

Ihre „Kommentare “ aus den Jahren 2011 und 2012, die sich mit dem Gedicht befassen, sind ein wahrer Trost für jemanden wie mich, der sich schuldig fühlt, wenn er Das Evangelium, so wie es mir offenbart wurde (so der andere Titel des Gedichts ) als seine tägliche geistige Nahrung zu sich nimmt. Wir haben uns mehrere Versionen dieses monumentalen Leben Jesu beschafft: Nicht nur die zehn vollen Bände für Erwachsene, sondern auch sehr schöne Bilderbücher für Kinder ab acht Jahren sowie eine vereinfachte Fassung für Dreizehnjährige. Das Ergebnis ist, dass über den Gottmenschen und seine Beziehungen zur Welt, zu Seiner Mutter und, vor allem für unsere eigene Zeit, zu Judas Ischariot die ganze Familie auf diesen leuchtenden Seiten vereint ist. Seine Beziehungen zu den anderen elf Aposteln, den heiligen Frauen sowie Seinen Feinden sind ebenfalls sehr lehrreich.

Um die heutige Passion der Kirche zu begreifen, die durch die Hände ihrer eigenen Geistlichen leidet und stirbt, ist es besonders hilfreich, den modernen Charakter und die liberale Natur des Judas – des Verräters innerhalb der Kirche, wie er im Gedicht porträtiert wird – mit unseren eigenen konziliären Prälaten zu vergleichen, doch möchte ich auch den schläfrigen liberalen „Christen“ in jedem von uns hinzufügen. Das Drama spielt sich nämlich nicht nur an der Spitze der Kirche, sondern auch in uns und in den Familien ab, die den Kampf darum aufgeben, in Übereinstimmung mit dem Evangelium genau wie es Maria Valtorta offenbart wurde, zu leben.“ Hier endet der Wortlaut des Zeugnisses.

Hieraus lässt sich folgender Schluss ziehen: Das Gedicht vom Gottmenschen von Maria Valtorta ist höchst umstritten, braucht dies aber nicht zu sein. Einerseits steht es nicht auf derselben Stufe wie die vier Evangelien oder die Heilige Schrift; weder ist es von der Kirche für authentisch erklärt worden, noch ist es heilsnotwendig, noch gefällt es allen ernsthaften Katholiken – und kein vernünftiger Katholik behauptet irgendetwas hiervon. Andererseits scheinen, wie beim Leichentuch von Turin oder dem Gnadenbild Unserer Jungfrau von Guadalupe, die erstaunlichen Beweise für die Echtheit des Gedichts mit dem Vergehen der Zeit immer mehr zuzunehmen; es hat zahllose Seelen auf den geistigen Weg der Konversion oder Vervollkommnung in Richtung Rettung geführt; und es ist von zahlreichen seriösen Katholiken, einschliesslich Theologen und Bischöfen, empfohlen worden. Wie Pius XII. über das Gedicht sagte: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“

Kyrie eleison.