Abwegige Vorstellung

Pater Franz Schmidberger, ehemaliger Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X. von 1982 bis 1994 und heutiger Rektor des deutschen Priesterseminares der Bruderschaft im bayerischen Zaitzkofen, brachte vor kurzem seine Überlegungen zur Kirche und zur Stellung der Priesterbruderschaft in der Kirche in Umlauf. Auf drei Seiten befürwortet er auf kräftige Weise die Annahme der Personalprälatur von Papst Franziskus durch die Bruderschaft, wodurch sie zurück in die Amtskirche käme, und zeigt dabei ein ganz unangemessenes Verständnis für das Problem des konziliaren Roms, während er das Zweite Vatikanische Konzil kaum erwähnt.

Zu Beginn präsentiert der Pater die katholische Kirche, wie sie menschliche und fehlbare Elemente enthalte, wodurch Erzbischof Lefebvre im Jahre 1970 genötigt worden sei, die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu gründen, um das Priesteramt, die Messe und die universelle Christkönigsherrschaft zu retten. Im Jahre 1975 sei die Bruderschaft von der Amtskirche verurteilt worden, florierte jedoch. Die Weihe von vier Bruderschaftsbischöfen im Jahre 1988 habe den Widerspruch zwischen Rom und der Priesterbruderschaft bekundet, doch habe der Erzbischof nach wie vor nach einer Lösung gestrebt. Vom Jahre 2000 an hätten dann auch – ehrliche oder unehrliche – Römer nach einer Lösung gesucht. Heute, im Jahre 2016, hätten sie ihre Bedingungen an die Bruderschaft – sowohl das Konzil als auch die Neumesse anzuerkennen – abgeschwächt.

Kommentar: Dies ist eine recht oberflächliche Sicht auf den äußerst radikalen Angriff, welchen freimaurerische Kirchenmänner während und nach dem Zweiten Vatikanum gegen den Glauben und die Wahrheit gestartet haben. Pater Schmidberger erkennt nur fehlgeleitete römische Kirchenmänner, welchen man ernsthaft helfen könne, zu einem katholischen Bewußtsein zu kommen, wenn nur die Bruderschaft offiziell anerkannt werde. Hat der Pater eine Vorstellung von dieser Leprakrankheit des modernistischen Geistes, welche die Priesterbruderschaft, wenn sie mit diesen Römern sich einließe, viel eher sich einfangen würde, denn diese Krankheit zu heilen?

Zweitens nennt P. Schmidberger ein halbes Dutzend Argumente für das Annehmen der Personalprälatur. Die Bruderschaft müsse die Normalität wiedererlangen. Sie dürfe nicht wegen ihrem jetzigen „Exil“ den Sinn für die Kirche verlieren. Türen würden sich in Rom öffnen. Die Bruderschaft brauche dringend Roms Erlaubnis, mehr Bischöfe zu weihen. Ein gutes Zeichen sei die Besorgnis einiger römischer Modernisten über die Aussicht auf eine Normalisierung der Priesterbruderschaft. Und schlußendlich, wie könne die jetzige Kirchenkrise anders gelöst werden, als daß die Bruderschaft aus ihrem „Exil“ käme und die Römer bekehre?

Kommentar: Die Priesterbruderschaft könne diese Römer bekehren? O welche Illusion! Wieder zeigt Pater Schmidberger wenig bis gar keine Ahnung von der tiefgehenden Perversion des Modernismus, welchen er bekämpft. Es ist eben nicht „normal“ für Katholiken, den Modernisten sich zu unterwerfen. „Exil“ muß nicht heißen, daß man den Sinn der Kirche verliert. Keine wichtigen Türen würden in Rom sich öffnen. Der Glaube braucht keine Bischöfe, welche von Modernisten gutgeheissen wurden. Und jene besorgten Modernisten sind einfach naiv – denn die wirklichen Modernisten wissen sehr genau, daß, wenn sie die Falle erst zuschnappen lassen können, so wird sie die Bruderschaft konvertieren, und nicht umgekehrt. Und letztendlich wird die Kirchenkrise ganz sicher nicht von einer verblendeten Priesterbruderschaft gelöst werden, welche Rom sich anschließt, sondern nur von Gott, dessen Arm von der Schlechtigkeit der Menschen nicht verkürzt wird (siehe Jesaja 59, 1).

Am Schluß geht Pater Schmidberger auf einige Einwände ein: Papst Franziskus sei vielleicht kein guter Papst, doch habe er die Rechtsgewalt, die Priesterbruderschaft zu normalisieren. Die Meinung des katholischen „Widerstandes“ sei unwichtig, weil er keinen Sinn für die Kirche besitze und zudem gespalten sei. Der Bruderschaft werde auch kein Maulkorb verpaßt werden, weil Rom sie „so akzeptieren werde, wie sie ist“ (Illusion). Zudem verlöre sie auch ihre Identität nicht, denn Gott werde ihr helfen, Rom zu konvertieren (Illusion). Im Gegensatz zu anderen traditionellen Kongregationen, welche Rom sich anschlossen und dann versagt hätten, Rom zu widerstehen, werde die Bruderschaft dies schon schaffen, weil Rom der Bettelnde und die Bruderschaft der Auswählende sei (Illusion). Außerdem habe die Bruderschaft widerstandsfähige Bischöfe (Illusion) und bekäme eine Personalprälatur (um sie unter Kontrolle der Modernisten zu bringen).

Kommentar: Anders gesagt wird die römische Falle mit Kissen gesäumt sein. Welch eine beachtliche Reihe an Illusionen hintereinander. Arme Priesterbruderschaft! Beten wir, daß von ihr noch gerettet werden möge, was noch zu retten ist.

Kyrie eleison.