Benötigtes Kind

Ein derzeit ständiges Nachrichtenthema ist die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, besonders in „Euroland.“ Der niederländische Kommentator Rudo de Ruijter ( www.courtfool.info ) schlägt für sein Land eine klassische Lösung vor: Entreißt den „Bankstern“ das Staatsgeld! Vielleicht ist die Weihnachtszeit ein ungewöhnlicher Moment, um solche Geldprobleme zu betrachten, doch die entscheidende Frage bleibt: sind solche scheinbaren Lösungen echte Lösungen?

Außer wenn der Euro wirklich als ein Mittel konstruiert wurde, um der Vielfalt der europäischen Nationen eine politische Einheit aufzuzwingen, so war er als Gemeinschaftswährung für ein Dutzend sehr unterschiedlicher Volkswirtschaften von Anfang an fehlerhaft. An erster Stelle erlaubte der Euro zwar den ärmeren Mitgliedstaaten, ständig Geld zu leihen und auszugeben, während er gleichzeitig den reicheren Staaten ohne Unterlaß erlaubte, zu exportieren und Geld zu verleihen. Doch dieser Vorgang konnte nicht ewig andauern. Er findet sein Ende jetzt, wo die ärmeren Länder nicht einmal mehr ihre Schuldzinsen aufbringen können und auch den reicheren Ländern eine Lähmung ihrer Volkswirtschaften droht, weil ihre Großbanken – welche diese törichten Kredite vergeben haben – bankrott gehen.

Nun bieten die Europäische Kommission, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfond in einer Gemeinschaftsaktion Soforthilfe an. Anders gesagt lösen sie das Problem der Verschuldung mit noch mehr Schulden! Für den Erhalt dieser Gelder lautet eine Bedingung an die hoffnungslos verschuldeten Länder allerdings, unter eine internationale Vormundschaft sich zu stellen, welche ihnen Ausgabenkürzungen vorschreibt. Dadurch werden die nationalen Regierungen immer unfähiger, zu regieren. Auch die Regierungen der reicheren Länder müssen sich unbeliebt machen und Ausgaben kürzen, um die Verluste ihrer Großbanken mit den törichten Krediten zu decken, sagt Herr de Ruijter.

Kommen wir zu seiner Lösung. Er sagt, sie sei einfach: Anstatt dutzende Milliarden mehr in einen Euro zu pumpen, welcher früher oder später sowieso zur Auflösung verdammt ist, und anstatt die internationalen Behörden Ausgabenkürzungen verhängen zu lassen, „können wir Staatsgeld einführen.“ Eine staatliche Zentralbank tritt an die Stelle der heutigen Zentralbanken, welche in den meisten Staaten der Welt inzwischen in privater Hand sind. Nur die Staatsbank ist befugt, Geld zu schaffen. Alle Darlehen werden mit Staatsgeld abgewickelt. Allen privaten oder nichtstaatlichen Banken wird verboten, aus der Luft gegriffene Bilanzen zu erstellen – kurzum, das Mindestreserve-Bankwesen (fractional reserve banking) wird verboten, vergleiche „Eleison Kommentar“ Nummer 224. Die nichtstaatlichen Banken erhalten für ihre Dienste eine Gebühr, aber Zinsen zu berechnen wird ihnen nicht erlaubt sein.

Doch wer kontrolliert die Staatsbank? Herr de Ruijter schreibt: „Diese wird unter die Verantwortung des Finanzministers stehen und vom Parlament kontrolliert werden. Eine Kommission von gut ausgebildeten Menschen wird die langfristigen Interessen des Geldsystems überwachen.“

Schön und gut. Doch sagen Sie uns, Herr de Ruijter, wer wird denn diese „gut ausgebildeten“ Menschen ausbilden? An welcher Schule werden sie wahrhaftig lernen, das Gemeinwohl im Auge zu behalten? Welche Motivation werden sie haben, welche mächtig genug ist, um ein Gekauftwerden durch die listigen Bankster zu verhindern? Die Demokratie etwa? Es war doch gerade die Demokratie, welche Europa in den jetzigen Schlamassel getrieben hat.

Nur eine wahrhafte und vollständige Lösung gibt es: Das göttliche Kind in der Krippe von Bethlehem. Liebe Leser, ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten! (Möge Gott alle segnen, die mir eine Weihnachtskarte sandten; doch auch jene, die mir keine sandten!)

Kyrie eleison.