Billot – II.

Nicht nur durch die Namen der sieben kleinasiatischen Gemeinden (vergleiche „Eleison Kommentar“ ? #), sondern auch durch den Inhalt der sieben Sendschreiben an diese Gemeinden (Buch der Apokalypse, gleich Offenbarung des Johannes, Kapitel 2 und 3) stellt Kardinal Billot eine Verbindung her zwischen diesen Schreiben und sieben hauptsächlichen Zeitaltern der Kirchengeschichte. In dieser Hinsicht besonders interessant ist das Sendschreiben an die Gemeinde von Sardes (Offb. 3,1–6), welches unserer heutigen Zeit entsprechen dürfte: dem fünften Kirchenzeitalter, dem des Glaubensabfalls. Nachdem Billot an den Reichtum, Luxus und materiellen Wohlstand von Krösus, dem berühmten Herrscher von Sardes, erinnert, schreibt der Kardinal:

„Wie zu erwarten, scheint diese Gemeinde in einem Zustand des geistlichen Verfalls zu sein. Auf allen Seiten herrscht Glaubensabfall und Niedergang; während die Mehrheit der Seelen ihre Religion aufgibt, bleiben nur einige Menschen treu zu Jesus Christus. Der Engel spricht: „Doch hast du einige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckten.“ Allerdings: „Du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot.“ Der Name (aber nicht die Wirklichkeit) des Lebens, des Wissens, der Freiheit, der Zivilisation, des Fortschritts; und doch bist du tot, in der Dunkelheit und im Schatten des Todes sitzend, weil das Licht des Lebens, welches unser Herr Jesus Christus ist, zurückgewiesen wurde. Daher wird dem Bischof von Sardes gesagt: „Werde wach und stärke das übrige, das daran war zu sterben; denn ich fand deine Werke nicht vollwertig vor meinem Gott.“ Und vor allem wird der Bischof ermahnt, unbeirrbar festzuhalten an jeder Überlieferung der Heiligen Apostel, und keinen Deut abzuweichen von ihrer Auslegung durch die Kirchenväter, beispielsweise unter der fadenscheinigen Ausrede oder dem Anschein eines tieferen Verständnisses. „Bedenke also, wie du es empfangen und gehört hast, und bewahre es und kehre um!“ Soviel zum Fünften Zeitalter der Kirchengeschichte. Was danach folgt, stimmt schon freudiger.“

Dann fährt der Kardinal mit dem Sechsten und Siebten Zeitalter fort. Leser, welche die ersten sechs Verse des siebten Kapitels des Buches der Apokalypse noch nicht kennen, dürften sie im Zusammenhang mit unserer heutigen Zeit hochinteressant finden. Denn der Zusammenhang ist bemerkenswert und keinesfalls zu-fällig.

Er ist bemerkenswert, weil die Mahnung „Werde wach und stärke das übrige, das daran war zu sterben“ genau übereinstimmt mit der Gegenreformation, welche den Katholizismus vor dem Protestantismus bewahrte; mit den antiliberalen Päpsten, welche von der Kirche retteten, was von der Revolution übrigblieb; mit Erzbischof Lefebvre (und anderen), welche die Tradition vor dem Zweiten Vatikanum retteten; und heute mit der sogenannten Widerstandsbewegung, die zu retten versucht, was von seiner in den Liberalismus kollabierenden Priesterbruderschaft noch rettbar ist. Mit Sicherheit können die heutigen Katholiken ein Herz sich fassen angesichts der Perspektive, daß ihr langes und scheinbar aussichtsloses Rückzugsgefecht einer fernen Vergangenheit entspringt und zu einer letztendlich triumphierenden Zukunft paßt. Aus diesem Grunde erhielten wir von Gott das Buch der Apokalypse.

Sodann ist der Zusammenhang nicht zu-fällig. Unser Herr versprach seinen Aposteln (Johannes 16,12–14), daß sein Geist, der Heilige Geist, mit ihnen und ihren Nachfolgern sein werde bis ans Ende der Zeit, um ihnen zu gegebener Zeit zu eröffnen, was sie erst dann zu wissen brauchen. So wurde dem Ehrwürdigen Pfarrer Holzhauser auch erst in einer Zeit, wo der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) Deutschland verwüstete, seine Einsicht in die Sieben Kirchenzeitalter offenbar, welche in den sieben Sendschreiben an die sieben kleinasiatischen Gemeinden versteckt war. Auf ähnliche Weise erfuhren wir erst unmittelbar vor dem Ausbruch der Russischen Revolution von Unserer Lieben Frau von Fatima, daß am Ende ihr Unbeflecktes Herz triumphieren wird. Zugegebenermaßen wird die Kirche gerade jetzt verdunkelt (siehe die Filmausschnitte im weltweiten Netz über die öffentliche Messe, welche kürzlich in Brasilien von dem Kirchenmann in Weiß zelebriert wurde). Doch stellt das weder eine Notwendigkeit noch eine Rechtfertigung für uns dar, nun Liberale zu werden.

Kyrie eleison.