Der Unverzichtbare Papst – II

In der letztwöchigen Ausgabe dieser „Kommentare“ (DCLV, 1. Februar) wurde die beispiellose Krise der katholischen Kirche, die nun schon weit über 50 Jahre währt, damit erklärt, dass die katholische Autorität beim Zweiten Vatikanischen Konzil die katholische Wahrheit verraten hat. Die logische Schlussfolgerung lautete, dass die Krise erst dann ein Ende finden wird, wenn die katholische Autorität zur Wahrheit zurückkehrt, denn die Wahrheit ändert sich nicht und kann folglich nicht auf die Linie des Papstes und der Bischöfe einschwenken, deren Aufgabe es eigentlich wäre, sie zu verteidigen. Ausserdem wurde festgehalten, dass der Papst die Bischöfe zum Glauben zurückführen muss, dass der allmächtige Gott allein den Papst wieder zum Glauben zurückführen kann und dass Gott dies erst tun wird, „wenn wir unsere Lektion gelernt haben.“ Würde Gott uns nämlich zu früh dem Abgrund entreissen, in den wir gesunken sind, würden wir ungehorsamen Menschenkinder dies nur ausnutzen, um ein weiteres Mal in den Abgrund zu gleiten. Gott kann es sich nicht erlauben, unserer verdorbenen Generation gegenüber allzu nachsichtig zu sein. Was für eine Lektion, oder was für Lektionen, müssen wir also lernen?

Unter anderen die, dass die Welt nicht ohne eine gesunde Kirche auskommen kann und dass die Kirche, um gesund zu sein, einen gesunden Papst braucht, und dass einem gesunden Papst Gehorsam zu leisten ist. Als Vatikan II Ende 1965 seinen Abschluss fand, war ein erheblicher Teil der Prälaten bereits der Apostasie verfallen, doch Gott bot der Menschheit eine weitere Chance. Paul VI. musste damals zu der dringlichen Frage der künstlichen Geburtenkontrolle Stellung beziehen. Die Zustände in der modernen Welt überzeugten zahlreiche Bischöfe, Priester und Laien davon, dass die herkömmliche strikte Verurteilung dieser Praxis durch die Kirche einer Milderung bedürfe, dass die moderne Welt recht habe und dass eine unveränderte Herrschaft der Kirche, in anderen Worten Gottes, falsch sei. Auch Paul VI. wollte diese Herrschaft leichter machen.

Doch als die Expertenkommission, welche er zum Studium der Frage einberufen hatte, ihren Bericht vorlegte, erkannte er selbst, dass die Position der Kirche nicht abgeschwächt werden konnte. Seine Schlüsselargumente für die Aufrechterhaltung der traditionellen Position haben zwar nicht die Kraft der alten Argumente, die auf dem unveränderlichen Naturgesetz beruhen, doch nichtsdestoweniger bekräftigte Paul VI. in seiner Enyzklika „Humanae Vitae“ von 1968 grundsätzlich die gültige Regel. Kaum hatte er seine Enyzklika veröffentlicht, war in der Kirche jedoch die Hölle los. Und anno 1969 zwang Paul VI. der gesamten Kirche die „Novus Ordo“-Messe auf. Ist es da bloss eine müssige Spekulation, dass Gott den Bischöfen und Priestern die Neue Messe erspart hätte, wenn sie dem Papst zuvor gehorcht hätten, statt Gottes unveränderliches Gesetz zu verwerfen? Indem sie dem Papst den Gehorsam kündigten, als er Gottes Gesetz treu war, trugen sie alle zum Zusammenbruch der Autorität in der Kirche bei. Nun brachen alle Dämme, und in der Kirche machte sich das Chaos breit.

Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass die Wahrheit der Autorität bedarf, dass die Welt die Kirche braucht und die Kirche den Papst benötigt. Besonders in der modernen Welt können die Menschen nicht einsehen, was an der künstlichen Geburtenverhütung falsch sein soll – diese scheint ihnen im Gegenteil Ausdruck gesunden Menschenverstands zu sein. Wenn es also keine göttliche Autorität gibt, welche die künstliche Geburtenkontrolle verbietet, wird nichts und niemand die menschlichen Leidenschaften bändigen können, die diese Praxis begünstigen. In diesem Geiste argumentierte Vatikan II (Gaudium et Spes # 48), im ehelichen Akt habe die Triebbefriedigung Vorrang vor der Zeugung, und öffnete damit Tür und Tor für Scheidung, Ehebruch, Abtreibung (und später gar die Tötung Neugeborener), Euthanasie, Homosexualität, Geschlechtsveränderung und andere Abscheulichkeiten, die wir heute noch nicht kennen, die jedoch zwangsläufig erscheinen werden, wenn die Zeugung der Triebbefriedigung untergeordnet wird. Mutter Kirche hat stets gewusst, dass die Verzerrung der Bedeutung des geschlechtlichen Akts früher oder später auf eine Untergrabung der Ehe, auf eine Schwächung des Individuums, der Familie, der Gesellschaft, der Nation und der Welt hinausläuft. Ein solches Chaos herrscht heutzutage. Ein schlagender Beweis dafür, wie unabdingbar Autorität ist!

Und die wichtigste Autorität ist jene der Kirche, die den fehlbaren Geist des Menschen der unfehlbaren Wahrheit Gottes und den wankelmütigen Willen des Einzelnen Gottes ewigem Gesetz unterstellt, so dass er in Gottes Himmel eingehen und der Hölle entrinnen kann. Und um diese Autorität zu verkörpern und für die Menschen sichtbar zu machen, schuf der fleischgewordene Gott Seine Eine Katholische Kirche als Monarchie, deren einziger Herrscher der römische Papst ist: Dieser allein besitzt den Auftrag und die Gnade, alle Angehörigen der Kirche in der katholischen Wahrheit zu regieren und zusammenzuhalten. Hieraus folgt, dass, wenn er – wie bei Vatikan II – von der Wahrheit abweicht, die Schafe zwangsläufig zerstreut werden, weil kein anderer als der Papst von Gott die Auftrag erhalten hat, sie zu einen (Lukas XXII, 32).

Kyrie eleison.