Diagnostizierte Akademia

Als seine Exzellenz mich als Geschichtsstudent fragte, ob ich ihm zustimme, daß der im Lehrschreiben Pascendi verurteilte agnostische Phänomenalismus die bestmögliche Einzel-Einführung in den Schauplatz der Moderne sei, pflichtete ich ihm kurz bei. Dann ging ich der Frage nach, wie der Mensch, besonders der gelehrte Mensch, jemals einen solchen Unsinn ernstnehmen kann wie die Behauptung, daß der Verstand nie ablesen könne, was hinter den Phänomenen, d.h. hinter den Erscheinungen steckt. Dabei erinnerte ich mich daran, wie ich in den vergangenen dreieinhalb Jahren an der Universität studierte und dabei den Professoren gelauscht hatte. Unter ihnen einige hervorragende, welche ein Gespür für die Wirklichkeit hatten, und viele andere ohne ein solches Gespür. Deshalb begann ich darüber mich zu wundern, warum einige Professoren dieses gute Gespür für die Vernunft hatten, während andere mit den gleichen Doktorgraden nur wilde und unvernünftige Vorstellungen annahmen. Hier folgt die Antwort dieses Langzeitbeobachters des akademischen Schauplatzes:

Durch ein bißchen Nachdenken dämmerte mir, daß die logischsten Professoren gleichzeitig Katholiken waren, weil sie bestenfalls Konservative sein mögen, jedoch eine wirklichkeitsnahe Weltanschauung besitzen. Die Vorstellungen und Konzepte, welche sie lehren, sind größtenteils vernünftig. Auf der anderen Seite sind die Lehren der Mehrheit der Professoren konfus, verworren und unverständig. Sie erklären seltsame und absonderliche Vorstellungen und unterlegen diese mit Halbwahrheiten. Sie nehmen fast jede moderne Ansicht an, wie z.B. die Globale Erwärmung bzw. den Klimawandel (die neue „Evolution“) und stellen dies als Wahrheit dar. Ihre Beweisführung für diese Ansichten ist purer Unsinn und hält keiner genaueren Untersuchung stand. Ich begann mich zu fragen, warum solch gelehrte Männer so ignorant sein können? Durch viel Nachdenken kam ich auf eine Antwort, von welcher ich sicher annehme, daß sie die richtige ist.

Weil jene Professoren, welche verständiger sind, wenigstens danach streben, katholisch zu sein, liegt es nahe, daß sie etwas besitzen, was die Heiden nicht haben. Vor der Umwälzung durch Martin Luther waren die meisten Wissenschaftler und Gelehrten noch Katholiken, welche ihre Vernunft benutzten und über einen gesunden Menschenverstand verfügten, sodaß die meisten von ihnen die gleiche Wahrheit lehrten und glaubten. Als Luther mit der Kirchenverwüstung begann, verwüstete er auch viele gelehrte Kleriker und Universitätsprofessoren. Luthers Religion schaltete vor allem das Sakrament der Firmung aus, durch welches die Katholiken, wie wir wissen, die sieben Gaben des Heiligen Geistes erhalten, wovon vier für den Verstand sind: die Erkenntnis, Weisheit, Einsicht und der Rat. Alle vier Gaben fehlen den heutigen agnostischen Professoren. Letztere mögen wohlerzogene und gelehrte Menschen sein, doch können sie ihre Gelehrtheit weder auf vernünftige Art und Weise benutzen, noch sie auf die Wirklichkeit anwenden. Wie Pius X. sagte, entwickeln sie lieber Wahnvorstellungen und verkaufen diese als Wahrheiten, und überzeugen außerdem sich selber davon, daß sie genial seien, während sie in Wirklichkeit in der Dummheit sich suhlen. Sie stellen den „2+2=5“-Kult dar und sind noch dazu stolz darauf.

Dieser Theorie zufolge würde die heutige Zerstörung der Akademia auf Luthers Aufgabe des Firmsakramentes fußen und darauf, daß Europas Universitäten immer weniger katholisch sind. Schlußendlich wurden auf die Welt der Akademia tausende Professoren losgelassen, welche jenseits ihrer Fähigkeit, vernünftig zu denken, erzogen worden sind. Aus Mangel an Erkenntnis, Weisheit, Einsicht und Rat in ihrer höchsten Stufe als Gottesgeschenke entwickelten diese Professoren an den Universitäten die Palette der heutigen Irrtümer, auch „–Ismusse“ genannt. Die Behauptung beispielsweise, daß die Globale Erwärmung die Menschheit zerstöre, ist reiner Unsinn und wird trotzdem an den modernen Universitäten gelehrt und geglaubt, als ob es 2+2=4 wäre. Und die staunende Jugend verschlingt diese vergifteten Vorstellungen an den Universitäten wie Kekse beim Nachmittagstee, und insbesondere die Vorstellung, daß die Wahrheit bloß das sei, wofür jeder einzelne sie hält, und daß die Vernunft verworfen werden solle.

Daraus ergibt sich diese Folgerung: Seit das Zweite Vatikanische Konzil entschied, Luthers Fußstapfen zu folgen, indem es die Tradition aufgab und das Firmsakrament so „erneuerte,“ daß seine Gültigkeit bedroht ist, gefährdeten die Katholiken auch die Geschenke des Heiligen Geistes und verloren dementsprechend die Fähigkeit, vernünftig zu urteilen, denn die Firmung der Neukirche will aus den Firmlingen nur noch „bessere Christen“ machen.

Kyrie eleison.