Ein Katholisches Leben?

Wieder einmal schreibt mir ein junger Mann über das Problem, als Katholik in der Welt zu leben, die uns heute umgibt. Doch welcher Katholik kann in der heutigen Welt denn problemlos leben? Die Fragen des jungen Mannes über Welt und Kirche sind in Kursivschrift gedruckt. Ihnen schliessen sich einige Ratschläge seitens des Autors dieser „Kommentare” an.

Es wird für mich immer schwieriger, ein Leben zu führen, das mit dem katholischen Glauben in Übereinklang steht. Was die Welt betrifft, würde ich, sobald ich meinen Lebensunterhalt selber bestreiten kann, den Umzug in ein anderes Land erwägen, beispielsweise nach Frankreich, um dort nach Mitteln zur Gründung einer christlichen Familie zu suchen (z. B. eine Ehefrau, katholische Priester, welche die Tradition verteidigen usw.). Bezüglich der Messe wird die meinem Wohnort am nächsten gelegene traditionelle Messe in B. gelesen, wo es eine Kapelle der Neubruderschaft gibt, und eine andere Kapelle, die von der Neukirche geleitet wird. Was würden Sie mir raten, Hochwürden? Ich kenne in meinem Land keine Priester des Widerstands, ja nicht einmal viele wahre Katholiken, wie mir scheint.

Was die Welt betrifft, so würde ich Ihnen nicht empfehlen, in ein anderes Land umzuziehen. Mit grösster Wahrscheinlichkeit würden Sie dort auf dieselben Probleme stossen, und Sie würden die Wurzeln kappen, die Sie mit Ihrem Heimatland verbinden. Sie mögen vielleicht denken, in einer modernen Stadt seien diese Wurzeln nicht sonderlich viel wert, aber sie sind besser als gar keine. „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach,“ lautet das Sprichwort. Sie würden Gefahr laufen, vom Regen in die Traufe zu geraten, statt aus dem Regen in die gemütliche warme Stube zu flüchten. Die Vorsehung hat Sie in die Stadt versetzt, wo Sie heute Ihre Familie und Ihre Freunde haben. Lösungen sind heutzutage eher innerer als äusserer Art, zumal schon bald ein Weltkrieg ausbrechen könnte (das ganze System ist gegen Trump, und es will Krieg!).

Ähnlich verhält es sich mit dem Besuch der Messe. Die „andere Kapelle,“ die Sie erwähnen, war früher besser als heute. Dasselbe gilt, wie Sie ja wissen, für die Priesterbruderschaft St. Pius X. Die Apostasie ist heute allgegenwärtig. Ich würde mich vor geographischen Lösungen hüten. Sie könnten sich eines Tages dem scheinbar besten Priester anschliessen, und schon bald darauf könnte auch er den Verstand verlieren. Dergleichen ist in der heutigen Kirche schon allzu oft geschehen. Die Lösung muss innerer und nicht äusserer Art sein.

Hinsichtlich der inneren Lösung gilt: Da Sie die”Eleison-Kommentare” lesen, wissen Sie, wie oft und wie nachdrücklich ich empfehle, jeden Tag die vollständigen 15 Geheimnisse des Rosenkranzes zu beten. Gute Bücher (und gute Musik) können ebenfalls sehr dabei helfen, Geist und Herz zu nähren und zu schützen. Lesen Sie, was Sie aufrichtig interessiert, und begnügen Sie sich eher nicht mit Pflichtlektüre, denn diese wird Ihnen nicht annähernd so viel Nutzen bringen. Der allmächtige Gott hat schon vor Ewigkeiten vorausgesehen, in welch eine furchtbare Sackgasse sich die moderne Welt selbst verrennen würde. Er hat auch schon vor Ewigkeiten erkannt, dass es Seelen geben würde, die immer noch den Wunsch haben würden, in den Himmel zu kommen. Ist es denn vorstellbar, dass Er selbst in den heutigen höllischen Grossstädten solche Seelen sich selbst überliesse und ihnen keinen Wink gäbe, wenn sie auf dem rechten Pfad weiterwandeln wollen, um dereinst ins Himmelreich einzugehen?

Doch sah Er voraus, dass alles Äussere unter die Herrschaft Seiner Feinde geraten würde: Telefon, Emails, Drohnen, Universitäten, Politik, Recht, Medizin etc. Der Grund dafür, dass er seinen Widersachern solche Macht zugesteht, liegt meiner Überzeugung nach darin, dass er uns zu Ihm zurückführen will, zu einer wahrhaftigen inneren Ausübung Seiner heiligen Religion, ungeachtet all der schlimmen Dinge, die Päpste und Priester treiben mögen. Deshalb rate ich Ihnen, sich mit dem Besuch der am wenigsten infizierten tridentinischen Messe zufriedenzugeben, wenn in der Nähe Ihres Wohnorts eine solche zelebriert wird, bei einem Priester zu beichten, der noch bereit ist, Beichten abzunehmen und Ihnen nicht erzählt, eine Sünde sei keine Sünde; finden Sie ausserdem die Zeit, täglich alle 15 Geheimnisse des Rosenkranzes zu beten. Und dann „besitzen Sie Ihre Seele in Geduld“ und bitten Sie Gott ruhig, Ihnen den Weg zum Himmel zu weisen und hier unten einzugreifen, ehe alles verloren geht. Allem Schein zum Trotz besitzt Er immer noch die Macht, alles nach seinem Willen zu gestalten.

Kyrie eleison.Wenn Gott es will, legt sich der schwerste Sturm in kurzer Zeit. Wen Gott beschützt, ist gegen seiner Feinde Schwert gefeit.