DRINGENDER RAT (II)

Je mehr die Schrecken des Dritten Weltkriegs die Erde verheeren,

Desto heller strahlt Gottes Ruhm – für die, die zu sehen begehren!

Kein Leser dieser”Kommentare”hat theoretische Fragen eingesandt, die sich mit der letzte Woche gestellten Reihe praktischer Fragen über die heutige beispiellose Kirchenkrise vergleichen liessen (siehe EK 866 vom 17. Februar). Aber es lohnt sich, eine solche Reihe zu erfinden und Antworten auf die theoretischen Fragen anzubieten, für den Fall, dass zumindest eine Handvoll Leser die durch Vatikan II heraufbeschworene Konfusion, welche ebenso schlüpfrig wie gefährlich ist, besser zu verstehen wünscht.

1 Wo liegt eigentlich die Wurzel dieser Konfusion? Ist es das, was man”Modernismus”nennt? Was ist Modernismus?

Antwort: Der Modernismus ist der grosse Irrtum der modernen Zeit, der selbst gebildete Prälaten zu der Ansicht verleitet, die Kirche der Vergangenheit brauche die Menschheit nicht mehr zu jenen geistigen Höhen zu erheben, die sie nicht aus eigener Kraft erreichen kann. Die Menschheit sei in unserer heutigen Zeit dermassen anders als früher, dass die Kirche, um sie in ihrem Materialismus anzusprechen, ihre Doktrin, ihre Moral, ihre Liturgie – kurzum, alles von Grund auf erneuern müsse. Wenn die Menschen nicht mehr in der Lage seien, sich auf das geistige Niveau der Kirche zu erheben, müsse die Kirche sich auf das materielle Niveau der Menschen begeben. Dies behaupten die betreffenden Prälaten zumindest.

2 Aber ist es nicht die Aufgabe der Kirche, den Menschen, wo immer sie sich befinden mögen, ihre helfende Hand zu reichen?

Ja, jedoch nicht zu jeder beliebigen Bedingung! Alle Feuerwehrleute wollen Brände löschen, doch nicht jede Flüssigkeit eignet sich hierzu. Welcher Feuerwehrmann hat je Benzin statt Wasser benutzt? Wasser und Benzin besitzen ihre unveränderlichen Eigenschaften, die vom Willen des Menschen unabhängig sind. Wasser löscht einen Brand (ei, wer hätte das gedacht . . . ), während Benzin ihn entfacht (ebenfalls eine wohlbekannte Tatsache). Entsprechend weisen auch gregorianische Gesänge und Rockmusik beide ihre unveränderlichen und gegensätzlichen Merkmale auf, mit entgegengesetzten und unveränderlichen Auswirkungen. Gregorianische Gesänge werden Seelen zur Kirche ziehen, Rockmusik zur Tanzhalle, nicht jedoch zur Kirche. Manche Modernisten meinen es durchaus gut, lügen sich jedoch selbst in die Tasche, wenn sie denken, Musik funktioniere heute anders als gestern. Um unter allen Umständen zu Gott gezogen zu werden, brauchen Seelen eine Musik, die ruhig ist und nicht aufputschend.

3 Aber das ganze moderne Leben ist im Vergleich zu dem von gestern aufputschend. Wie kann eine Seele heutzutage denn noch Gott erreichen?

Sie legen den Finger auf die Wunde! Nach sechstausend Jahren Weltgeschichte könnte man glauben, die Menschen hätten mittlerweile begriffen, welche Dinge welche Natur,Auswirkungen und Folgen haben, aber nein. Unsere eigene Zeit fusst de facto auf dem Prinzip, dass es in der Macht der Menschen steht, die Natur der Dinge nach eigenem Willen zu beherschen. Alles und jedes ist so entartet und so aus den Fugen geraten, dass das Leben zu einem einzigen Wirbelwind wird und junge Menschen keine Musik mehr akzeptieren, die zu ruhig ist. Dies bedeutet freilich nicht, dass sich die Natur der Dinge so verändert hat, dass Rockmusik sie in den Schoss der Kirche zurückführen wird. Sie wird es nicht. Es entspricht nicht ihrer Natur, dies zu tun. Sie wurde vom Teufel erfunden, um noch mehr Aufruhr zu schaffen.

4 Gesetzt, das stimmt, wie kann da irgendein junger Mensch, oder irgendeine moderne Seele, noch ins Himmelreich eingehen?

Eine gute Frage! In der Moderne hat sich schon mancher Heilige sie sich gestellt, doch keiner ist an der Antwort verzweifelt, weil alle von ihnen wussten, dass, wer Gottes Gnade sucht, sie stets erlangen kann.”Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg», lautet ein menschliches Sprichwort.”Wer immer redlich sich bemüht, dem wird Gott seine Gnade nicht verwehren», lautet eine göttlichere Variante derselben Spruchweisheit. Jedenfalls gilt: Wenn sich eine Seele ohne schwerwiegendes eigenes Verschulden in einer Lage befindet, wo alles gegen ihre Rettung zu sprechen scheint, kann Gott jederzeit eingreifen – wie z. B. im Fall von Lot, siehe Genesis 19.

5 Aber wenn Gott wirklich allmächtig ist, warum tilgt Er dann nicht alles Böse aus der Schöpfung, die er kontrolliert?

Weil Er mit der Schöpfung das Ziel verfolgte, allen Seelen, die ihn aus freien Stücken annehmen, die grösstmögliche Seligkeit zu schenken. Nun kann eine Seligkeit, die der Beschenkte in keiner Weise verdient hat, mitnichten so grenzenlos sein wie eine, die er zumindest teilweise verdient hat trotz all dem Bösen, die ihn während seines kurzen Daseins im”Tal der Tränen”umgab. Der logische Schluss lautet: Je inniger Gott wünscht, die Menschenseelen an seinen segensreichen Gaben teilhaben zu lassen, desto mehr Böses wird er zulassen, jedoch nur bis zu dem Punkt, wo das Böse das freiwillig gewählte Gute zu überfluten droht. Dieser Zeitpunkt war zu Noahs Zeiten auf der ganzen Welt gekommen. Er kommt heute wieder. Gott wird morgen abermals intervenieren. Wenn wir den katholischen Glauben haben, dann tun wir unseren Teil, indem wir den Rosenkranz Seiner Mutter für die Rettung von Seelen beten.

Kyrie eleison.