ENDZEITEN, WELTENDE

Was Gott geplant hat mit dem Alten und Neuem Testament

Weiss jeder, der den Römerbrief des Heiligen Paulus kennt.

Es gehört zu Gottes Weisheit, uns Menschenwesen im Unwissenden über Seinen genauen Kalender, oder Sein Programm, jener Ereignisse zu lassen, welche zum Ende der Welt führen werden. Doch die am unmittelbarsten bevorstehenden dieser Geschehnisse gehen uns alle an, und es ist nicht verboten, darüber zu spekulieren. Ausserdem, zur Rettung meiner Seele mag es, um gewisse schwere Irrtümer zu vermeiden, durchaus ratsam sein, darüber nachzudenken, was der Allmächtige Gott vorhat.

Beispielsweise mag Gott uns Menschen dazu hinführen, zu tun, was Er will, doch wird Er uns niemals unseren freien Willen nehmen, es zu tun, und darum ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dass zwischen heute und dem Weltenende ein tausendjähriges Goldenes Zeitalter eintreten wird – damit dieses Bestand haben könnte, müsste Er die Menschen konstant ihrer freien Wahl berauben. Luther (1483–1546) wusste, dass er die Christenheit zerstörte. Er brauchte rund 450 Jahre (1517–1965), bis Vatikan II Realität wurde, doch bis zum Ablauf dieser Frist waren die Menschen immer verdorbener geworden. Es mag jetzt noch ein kurzes Goldenes Zeitalter geben wie den Triumph des unbefleckten Herzens Unserer Lieben Frau, doch kann es nicht lange währen. In La Salette sagte Unsere Liebe Frau anno 1846, nach nur 25 Jahren guter Ernten werde die Sünde zurückkehren, d. h. das Goldene Zeitalter werde enden, und die Welt werde in eine neue Ära des Niedergangs eintreten, bis zum Kommen des Antichristen. Der Millenarismus, die Lehre von einem angeblichen tausendjährigen Goldenen Zeitalter vor dem Ende der Welt, ist ein Irrtum, den die Kirche verurteilt hat.

Ein weiterer schwerwiegender Irrtum, vor dem man sich zu hüten hat, besagt, die Kirche werde ihr Ende auf Erden in einem Glanz menschlichen Ruhms finden. Ein einziges Zitat Unseres Herrn Selbst genügt, um diese Illusion zu widerlegen. Lukas XVIII, 8:”Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest Du, er werde den Glauben finden auf Erden?”In anderen Worten, am Ende der Welt wird die Kirche fast gänzlich aus der Sicht verschwunden sein, vermutlich als Ergebnis ihrer Verfolgung durch den Antichristen, die grausamste Verfolgung, die sie in ihrer gesamten Geschichte erdulden muss. Diese Welt, die den Teufel zu ihrem Herrscher hat (Johannes XIV, 29), wird in dieser Verfolgung eine gewaltige Niederlage der Kirche sehen, aber Gott wird darin erkennen, wie die letzten Tropfen von Heiligkeit aus ihr gepresst werden, in Gestalt einiger der grössten Märtyrer und Heiligen der ganzen Geschichte der Kirche, so dass diese scheinbare Niederlage in Wahrheit einer ihrer grössten Siege sein wird. Es sollte uns nicht überraschen, wenn das Ende der Kirche dem Kreuz Unseres Herrn stark ähnelt.

Ein anderer Irrtum, den man tunlichst vermeiden muss, besteht darin, das Ende der”Zeiten”(siehe Lukas XXI, 24) mit dem Ende der Welt zu verwechseln. In seinen Kommentaren über das zweite und dritte Kapitel des Buchs der Offenbarung untergliedert der Venerabilis Holzhauser (1613–1658) die Kirchengeschichte in sieben Zeitalter; ihm zufolge kommen die”Endzeiten», oder das Ende der Zeiten, in denen den Heiden die Möglichkeit offensteht, Gottes Kirche beizutreten, um gemeinsam das frühere auserwählte Volk, das beschlossen hat, nicht länger Gottes Volk zu sein (Matthäus XXVII, 25), zu ersetzen, am Ende des fünften Zeitalters. Hingegen kommt das Ende der Welt am Ende des siebten Zeitalters. In der Tat wird sich das frühere auserwählte Volk am Ende der Welt wieder zu Unserem Herrn, seinem eigenen Messias, bekehren (Römer XI, 26), doch bis dann werden jüdische Konvertiten die Ausnahme und nicht die Regel sein – in anderen Worten, sie werden zu wenig zahlreich sein, um Gottes Ziel, Seinen Himmel zu bevölkern, seiner Erfüllung zuzuführen. Dies erklärt Gottes ganzen Erlösungsplan mittels zweier Testamente – siehe Römer IX, X, XI.

Hierin liegt der Grund dafür, dass das Neue Testament an die Stelle des Alten treten musste; dass das mit reichen natürlichen Gaben ausgestattete auserwählte Volk als Volksstamm dem übernatürlich begabten auserwählten Volk als Glaubensgemeinschaft weichen musste; dass die Juden so lange den Nichtjuden weichen mussten; dass sie diese seither unentwegt bekämpft haben (I. Thessalonicher II, 14–16) – besonders die Palästinenser. Katholiken dürfen jedoch nie vergessen, wie viel wir Gottes Helden der alten Zeit schulden – jenen des Alten Testaments. Ohne sie hätte es keine Fleischwerdung Jesu gegeben.

Kyrie eleison.