Frankreich in Bewegung

Wie bereits viele Leser wissen, fand am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche im Dominikanerkloster von Avrillé nahe dem nordwest-französischen Angers ein Treffen statt mit resistenten Priestern aus allen Gebieten, wo der sogenannte „Widerstand“ existiert; vor allem jedoch aus Frankreich. Seit Beginn des Jahres war dies das dritte Treffen französischer Priester in Avrillé und zugleich das wichtigste. Denn diesmal begannen sie mit der Koordination und Organisation ihrer Aktivitäten in Frankreich, einem Land, welches für die Kirche auf verschiedene Weisen oft entscheidend ist.

Hinter den Aufrufen zu diesen Treffen steht der Prior von Avrillé, Pater Pierre-Marie. Seit einigen Jahren bietet Avrillé Unterstützung und Zuflucht für Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. an, wenn ihr priesterliches Leben durch die momentane Führung immer schwerer geworden ist, insofern diese Führung, trotz aller Verkleidung und Dementis, unerbittlich auf eine Versöhnung mit der Neukirche in Rom hinarbeitet. Erst vor wenigen Wochen wurde berichtet, daß der zweite Generalassistent der Bruderschaft sagte: „Der Zug fährt nach Rom ab, und jene, die aussteigen wollen, werden aussteigen.“ P. Pierre-Marie versuchte die Beziehungen mit der Bruderschaft so lange wie möglich nicht abzubrechen, doch ein Brief von Bischof Fellay an ihn von Anfang des Jahres vollendete den Bruch. Dies war unvermeidlich, wenn Avrillé nicht ebenfalls die Tradition verraten wollte.

Ursprünglich plante P. Pierre-Marie dieses Treffen für die französischen Priester abzuhalten, doch schlug ich ihm vor, aus zweierlei Gründen auch resistente Priester außerhalb Frankreichs einzuladen. Erstens würden die auswärtigen Priester dadurch ermutigt, daß der „Widerstand“ in Frankreich nun in Bewegung kommt, wo er bisher – wenigstens nach außen hin – nur wenig Rührung zeigte. Zweitens würden wiederum die französischen Priester daran erinnert werden, daß es nicht nur in Frankreich Widerstand gibt. P. Pierre-Marie nahm meinen Vorschlag an und somit trafen sich nun etwa 18 Priester.

Das Treffen verlief sehr gut. Es gab kaum rückwärtsgewandte Blicke und keine Bitterkeit, sondern viel Zukunftsbezogenheit. Am ersten Tag lag der Schwerpunkt auf der Arbeit der französischen Priester. Sie benannten Pater de Mérode als ihren Koordinator; einen Priester, der dreissig Jahre Erfahrung in der Bruderschaft überall auf der Welt besitzt. Als Organisationsname wählten sie dann „Priesterliche Union von Marcel Lefebvre“ – ein Name, welcher klar die Ausrichtung angibt. Zum Schluß begann P. Mérode, ein Netzwerk mit Meßzentren überall in Frankreich zu organisieren – wie damals in die 1970er-Jahren, nur unter härteren Bedingungen und mit sehr begrenzten Mitteln, jedenfalls momentan.

Am zweiten Tag standen die internationalen Belange zur Glaubensverteidigung auf dem Programm, und dabei kam die Frage nach Bischofsweihen auf, weil ich nicht allein war, die Ansichten der anwesenden Priester in Erfahrung bringen zu wollen. Und diese Denkweisen waren relativ einhellig. Die Leser werden ermutigt sein zu hören, daß die Priester den Zeitpunkt für Bischofsweihen zwar noch nicht für gekommen halten, ihn allerdings auch nicht in allzu ferner Zukunft sehen. Fürwahr ist es momentan sehr schwer vorstellbar, daß einer der drei Bruderschaftsbischöfe ohne Zustimmung von Rom jemanden zum Bischof weihen würde, und sogar unvorstellbar, daß das neo-modernistische Rom einen anti-modernistischen Kandidaten erlauben würde! Haben wir also Geduld.

Liebe Leser, beten Sie bitte für einen ruhigen Erfolg dieser angehenden Priesterunion, und bitten Sie zudem den lieben Gott darum, in seiner guten Zeit uns jene Bischöfe zu schenken, welche zur Glaubensverteidigung benötigt werden.

Kyrie eleison.