Gegen den N.O.M.

In der Theorie ist der folgende Grundsatz durchaus klar: Um unserem Herrn zu folgen, müssen wir gemäß den unsterblichen Worten des hl. Augustinus „den Irrenden lieben, aber den Irrtum erschlagen.“ Das heißt einerseits, daß wir niemals den Irrtum auf eine solche Weise erschlagen sollen, daß wir auch den Irrenden erschlügen (also jene, welche im Irrtum sind, insofern sie nicht gefährlich und unverbesserlich sind), und andererseits, daß wir niemals die Irrenden auf eine solche Weise lieben sollen, daß wir auch ihre Irrtümer lieben würden. In der Praxis kann es freilich allzu leicht geschehen, daß wir vom Erschlagen des Irrtums in das Erschlagen des Irrenden schlittern, oder vom Lieben des Irrenden in das Lieben ihres Irrtums. Mit anderen Worten gesagt: „Die Kirche ist bei Grundsätzen kompromißlos, weil sie glaubt, doch ist sie in der Praxis tolerant, weil sie liebt. Und die Feinde der Kirche sind bei Grundsätzen tolerant, weil sie nicht glauben, und in der Praxis sind sie kompromißlos, weil sie nicht lieben.“ Das ist gut gesagt.

Falls noch jemand denken sollte, daß der Autor dieser „Kommentare“ vom Mitgefühl für die fehlgeleiteten Schafe des Novus Ordo zur Liebe der Irrtümer in der neuen Messe Pauls VI. schlittert, so seien nun Auszüge aus dem Brief eines älteren Lesers zitiert, dessen eigene bittere Erfahrung ihn zu dem Schluß geführt hat, daß die Katholiken des Novus Ordo keinen allzu großen Vertrauensbonus verdienen. Offensichtlich ist jener Leser mit einigen der Schlimmsten aus der Neukirche zusammengetroffen. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen . . .

Ich war ein typisches Grundschulkind in einer Pfarrei mit 2.500 Familien, und dies in einer Nachbarschaft, welche beinahe zu 60% katholisch war. Wir alle wurden noch in der alten Religion unterrichtet, und als in den 1970ern die konziliare Revolution damit begann, die Kirche zu zerstören, spürten wir instinktiv, daß etwas falsch lief. Nun aber hat jeder Katholik die Pflicht, der Tradition treu zu sein und herauszufinden, wo sie ist, beispielsweise in dem Lesestoff, welcher jedem zugänglich ist. 50 Jahre lang habe ich bei meinen katholischen Freunden und Familienangehörigen gebeten, gebettelt und gebetet, daß sie doch die Dinge, welche ich gelesen hatte, auch lesen möchten, aber sie wollen einfach nicht. Die große Mehrheit erfreut sich an der konziliaren Religion, mit ihren Scheidungen und leichten Annullierungen, mit ihren entgegenkommenden Predigern, mit Feminismus, Demokratie, Ehebruch, Homosexualität und „Liebe, Liebe, nichts als Liebe“ – all das hält diese Mehrheit am Novus Ordo fest und ist das glatte Gegenteil von echter Wahrheitsliebe.

Ich würde sagen, daß ich die Mentalität des Novus Ordo gut kenne, denn zwei Jahre lang kam ich in engen Kontakt mit Richtern, Priestern und Laien des Novus Ordo. Ich kann Ihnen versichern, daß sie nicht von der Wahrheitsliebe angetrieben werden. Bei diesen Kirchenautoritäten kann man zuverlässig davon ausgehen, daß sie fast alles, wenn nicht gar alles, tun, was die Novus Ordo-Katholiken von ihnen wollen, nämlich ihr sündiges Leben zu ignorieren. Es scheint, als ob die einzigen „Sünder,“ welche sie zu ermahnen, belehren oder einen Rat zu erteilen wagen, noch die Raucher, Umweltverschmutzer, gefühllose Traditionskatholiken oder Überbevölkerer sind. Denken sie daran, daß über 90% der verheirateten Katholiken künstliche Geburtenkontrolle benutzen und ihre Kinder lehren, dasselbe zu tun. Der Novus Ordo ist eine globale Organisation für Gewissensberuhigung und Neuerscheinungen im großen Stil geworden. Katholiken des Novus Ordo glauben wirklich, daß jeder in den Himmel käme. Sich „mit Furcht und Zittern um sein Seelenheil zu mühen“ (Philipper 2, 12) ist kein Gedanke, welchen sie in Erwägung ziehen.

Die Geburtenkontrolle stellte in der modernen Zeit einen Wendepunkt dar, weg vom Willen Gottes hin zum Willen des Menschen. Auf Geburtenkontrolle zu verzichten mag für diejenigen, welche in einer großen Stadt leben, fast unmöglich erscheinen, aber wer liegt im Irrtum, Gott, oder die moderne Großstadt? Gott gewährte seiner Kirche im Jahre 1968 eine großartige Möglichkeit, auf der richtigen Spur zu bleiben, indem er einen widerwilligen Paul VI. dazu inspirierte, der unveränderbaren Kirchenlehre treu zu bleiben – doch sofort wurden eine ganze Menge Kirchenmänner dem Papst gegenüber untreu. Das Ergebnis davon war das Entstehen der oben erwähnten „globalen Organisation für Gewissensberuhigung.“ Und wer mag abstreiten, daß ab 1969 die Ersatzfeier des wahren Meßopfers eine wichtige Rolle dabei spielte, daß ein großer Teil der Katholiken das Opferleben, um in den Himmel zu kommen, aufgab, um von nun an das leichte Leben zu genießen und dafür in die Hölle zu kommen? Was für eine Verantwortung der Priester!

Kyrie eleison.