LATEIN und GRIECHISCH
Sag, welche Bildung wird wohl für mein Kind die beste sein?
Die altbewährte: Es studiere Griechisch und Latein!
Welchen Wert die vorchristlichen Klassiker für eine katholische Bildung haben, ist eine umstrittene Frage. Beispielsweise argumentierte Monsignor Gaume, ein berühmter antiliberaler Katholik des 19. Jahrhunderts, die klassischen lateinischen und griechischen Klassiker seien moralisch zu anrüchig, um in katholischen Schulen unterrichtet zu werden, doch das scheint übertrieben. Für eine Schulbildung auf natürlicher Ebene findet sich in den lateinischen und griechischen Klassikern zu viel wahrhaft Wertvolles, als dass man sie leichtfertig verschmähen dürfte. Die griechischen und lateinischen Klassiker sind das Werk kluger und ernsthafter Männer, die viel über das Leben nachgedacht und, dank Gottes Gnade, enorm viel Wahres über das Leben und die menschliche Natur verkündet haben. Gewiss, moralisch Anrüchiges findet sich in diesen Werken kunterbunt zerstreut, aber es ist nicht ihr Mittelpunkt, sondern eher eine Randerscheinung. Ein hervorragendes Beispiel wäre Vergils Äneis, die sich konstant auf dermassen hohem moralischem Niveau bewegt, dass sie im Hochmittelalter wegen ihrer erhabenen Vision des Lebens immer wieder studiert wurde.
Kurzum, die christliche Gesellschaft ist der Gesellschaft der antiken Klassiker in Bezug auf das Übernatürliche überlegen, doch letztere steht bezüglich des Natürlichen weit über der degenerierten modernen Gesellschaft. Vom Standpunkt der Bildung aus ist der Nachweis sehr leicht zu erbringen, dass Latein und Griechisch weit mehr Schätze bergen als eine Ausbildung in modernen Sprachen oder modernen Wissenschaften. Eine gute Bildung vermittelt jungen Menschen sowohl Disziplin für ihr Herz und ihren Geist als auch Kultur für ihre Seelen und Geschichte für ihr Leben. Latein und Griechisch allein eröffnen den Zugang zu allen dreien; Latein vermittelt die Praxis der Grundlagen und Griechisch deren Theorie.
DISZIPLIN: Latein ist eine äusserst logische Sprache, deren Entschlüsselung einer erheblichen Gedankenarbeit bedarf: Subjekt, Verbum, Objekt etc. Disziplin erfordert zwar auch das Studium der Mathematik, der Physik, der Chemie, der Computerwissenschaft, der Technologie etc., aber dort ist alles materiell, von vorneherein festgelegt und unmenschlich, weil sich diese Fächer präzis von allem Spirituellen, Freien oder Menschlichen abgrenzen und noch stolz darauf sind. Und was die jungen Menschen nicht mehr in der Schule oder von ihren Grosseltern oder auch Eltern lernen können, müssen sich in der Kloake auflesen, von Hollywood oder aus dem Internet oder ihren Smartphones, etc. Sie können sich glücklich schätzen, wenn sie wenigstens noch einen Sportlehrer haben, der menschlich ist! Welch segensreichen Einfluss ein einziger solcher Lehrer im geistigen Ödland einer”wissenschaftlichen”Erziehung doch ausüben kann!
KULTUR: Zur Erziehung und Gestaltung der Herzen und Seelen (denn Herzen und Seelen haben sie wahrhaftig, zusammen mit stürmischen Bedürfnissen) junger Menschen vermögen die oben erwähnten Wissenschaften schlechthin nichts beizutragen, während die modernen Sprachen hinter den klassischen abgeschlagen auf dem zweiten Rang landen, weil jede Modernität seit der”Reformation”und ihrer Kultur mehr oder weniger mit Apostasie befleckt ist, also mit dem Krieg gegen Gott. Natürlich sind Latein und Griechisch nicht frei von der Erbsünde; einzigartig frei sind sie hingegen von der Reformation und all ihren Folgen, und sie bieten eine einfachere und reinere Vision der Grundlagen der menschlichen Natur und des menschlichen Lebens. Sie zu kennen, ist für junge Menschen von unschätzbarem Wert.
GESCHICHTE: Die lateinische sowie die griechische Kultur sind in der Geschichte der gesamten westlichen Zivilisation eingebettet, während es für jede moderne Sprache längst zu spät ist, um dasselbe von sich behaupten zu können. Latein und Griechisch waren zwei der drei Sprachen, in denen Inschriften am Kreuz Unseres Herrn angebracht wurden. Griechisch war die Sprache des Neuen Testaments. Rom sollte schon bald zum Zentrum der Kirche werden.”Die Geschichte ist die Lehrerin des Lebens», lautet ein weises altes Sprichwort, und Lateinisch und Griechisch zu studieren, bedeutet zwangsläufig auch, etwas über römische und griechische Geschichte zu lernen. In seinem Roman 1984 schrieb George Orwell:”Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.”Wer also heute unsere Schulen kontrolliert, kontrolliert unsere Zukunft. Diese Leute schaffen heute den Latein- und Griechischunterricht ab und lassen die Geschichte mit dem Zweiten Weltkrieg beginnen, dessen Darstellung sich sehr viel leichter manipulieren lässt als jene der antiken Geschichte. Was sagt uns dies über die moderne Schulbildung? Sie ist keinen roten Heller wert. Sie bildet Schafe für den Antichrist aus.
Kyrie eleison