Madiran – Schlussfolgerung

Mit dem 1968 erschienenen Buch Die Häresie des 20. Jahrhunderts von Jean Madiran (1920–2013) haben sich bisher sieben Ausgaben dieser”Kommentare”auseinandergesetzt; in der ersten wurde der Prolog analysiert, und in jedem der sechs folgenden wurde jeweils einer der sechs Teile des Werks zusammengefasst. Es lohnt sich, die einzelnen Teile wieder zu einem Ganzen zusammenzusetzen, um daraus einige grundlegende Lehren bezüglich der heutigen Situation der Kirche und der Welt ziehen und zu einer allgemeinen Schlussfolgerung gelangen zu können: Wie ist die Kirche in ihre heutige, zutiefst verwirrte Lage geraten?

Schon im Prolog hob Madiran mehrere kardinale Punkte hervor: Das Problem waren die hochrangigen Prälaten, die Bischöfe, die, nachdem sie zuvor schon seit wenigstens hundert Jahren im Namen des Fortschritts das Schiff immer mehr aus der Verankerung gelöst hatten, im 20. Jahrhundert das Christentum recht eigentlich unterwanderten und damit einen Prozess einleiteten, der zum Kommunismus führt. Das Drama begann schon lange vor Vatikan II. Es wurzelt im Glaubensverlust der Bischöfe. Das Endergebnis wird der Triumph des Kommunismus sein. Im Jahre 2020 führt die Covid-Lüge dazu, dass der Kommunismus energisch an unsere Türen klopft.

In Teil I legte Madiran – wie Pius X. anno 1907 in seiner Enzyklika Pascendi – dar, wie die Bischöfe ihre implizite Apostasie philosophisch untermauerten, indem sie sich den Subjektivismus der modernen Philosophie zu eigen machten, mit dem ausnahmslos jede Wahrheit, einschliesslich des katholischen Dogmas, dem persönlichen Ermessen des Einzelnen überlassen wird. Vergesst die objektive Realität. Von nun an ist das Objekt meinem Geist unterworfen und nicht mein Geist dem Objekt. Ich habe die Fesseln der Realität abgeschüttelt.  Diese irrsinnigen Prinzipien sind der Ursprung des Wahnsinns, der heutzutage jeden Bereich der Kirche und der Welt erfasst.

In Teil II erklärte Madiran, die Neubischöfe strebten eine Neureligion an, und diese Neureligion müsse zwangsläufig auf Kriegsfuss mit der katholischen Religion stehen. Die Neubischöfe besässen keinesfalls das Recht, den Gläubigen ihre falsche Religion aufzuzwingen, und auch als katholischer Laie hätte Madiran sehr wohl das Recht, ihnen energisch zu widersprechen. Im Jahre 2021 erleben wir wunderbarerweise, wie ein Erzbischof Viganò genau dieselbe Position einnimmt, was vor ihm bereits Erzbischof Lefebvre getan hatte. Es gibt eine objektive und unveränderliche katholische Wahrheit, die es den Katholiken erlaubt, ihren schwer irrenden Bischöfen nicht zu folgen.

In Teil III, IV und V legte Madiran den Inhalt der Häresie des 20. Jahrhundert in sieben Thesen dar, die er den Schriften des Bischofs von Metz entnommen hatte, welcher laut Madiran diese Häresie am prägnantesten verkörperte: 1 Heute verändert sich alles, so dass das Konzept der Errettung durch Christus in unseren Tagen verändert werden und 2 stärker sozialisiert werden muss, denn 3 der Glaube hört heute auf die Welt, und 4 die Sozialisierung der heutigen Welt ist eine Gnade, 5 weil in der Tat kein Zeitalter je so brüderlich gewesen ist und 6 mit solcher Freude in die Zukunft geblickt, d. h. gehofft hat, wie unser eigenes.

Madiran bemerkte hierzu, dass diese brüderliche und hoffnungsvolle Sozialisierung auf eine Neureligion hinausläuft, und diese Neureligion ist der Kommunismus. In der Tat sind die Prälaten seit Vatikan II immer stärker nach links abgedriftet; ihre Religion des Menschen ist zu ihrem Neukreuzzug geworden und der Mensch zu ihrem Neugott. Und Jesus Christus, Seine Gesegnete Mutter, der Himmel und die Hölle geraten im realen Leben mehr und mehr in Vergessenheit.

In Teil V präsentierte Madiran die siebte These des Bischofs von Metz: 7 Das Naturrecht kommt aus dem Inneren des Menschen, in anderen Worten, es existiert kein objektives Gesetz für den Menschen, das von aussen oder oberhalb seiner kommt. Dies, so Madiran, bedeutet, dass es keine Natur, keine Übernatur, kein zehn Gebote, keine wahre Nächstenliebe, keine Möglichkeit einer Gesellschaft – geschweige denn einer christlichen Gesellschaft – geben kann. Solch unverhüllte Subversion kann nur zum Kommunismus führen. So weit sind wir gekommen, im Jahre 2021 in weitaus höherem Masse als anno 1968. In diesem Teil stösst Madiran zu den Wurzeln der Desorientierung und Entortung des modernen Menschen vor, die einen Polizeistaat zur einzig möglichen Gesellschaftsform macht.

In Teil VI schloss Madiran sein Buch ab, bald nach den Pariser Studentenunruhen im Frühling 1968, die ihm Anlass zu einer schneidend scharf formulierten Schlussfolgerung boten. In Teil II, der den Bischöfen gewidmet ist, hatte er geschrieben, indem die Neukirche ausschliesslich moderne Dinge lehre, verwandle sie die Jugendlichen von heute in die Barbaren von morgen – und nun waren diese da und erfüllten im Jahre 1968 die Strassen von Paris (und im Jahre 2020 die Strassen der USA) mit Chaos. Madiran hielt die Bischöfe für verantwortlich. Der Kommunismus ist eine falsche Lösung. Gott allein ist die wahre Lösung.

                                                                                                                                                  Kyrie eleison.