RÖMER X

Ein Katholik muss sonntags in der Messe sein!

«Ich will nur meine Schokoladekirche.”NEIN!

Dass die Israeliten unter dem Alten Testament das unter allen Völkern der Welt auserwählte Volk waren, um Gottes Sohn Seinen irdischen Leib vorzubereiten, so dass Er in der Lage sein würde, für sämtliche Menschen als ihr Erlöser und Messias zu leiden und zu sterben, und dass sie sich dennoch weigerten, Ihn als ihren Messias anzuerkennen, als Er schliesslich unter ihnen erschien, ist ein grosses Geheimnis. Man kann dies natürlich mit der menschlichen Natur, der Erbsünde und dem menschlichen Stolz erklären, doch das Geheimnis bleibt bestehen. Wie konnte irgendein Volk auf Erden während der zweitausend Jahre, die seit Abraham verflossen waren, besser auf das Kommen des Messias vorbereitet sein und es doch ablehnen, Ihn zu anerkennen, sondern sich im Gegenteil während der folgenden zweitausend Jahre zu Seinen hartnäckigsten und erbittertsten Verfolgern wandeln?

In Kapitel IX des Römerbriefs beginnt St. Paulus seine Antwort auf diese Frage mit der Erklärung, dass Gottes Volk nicht gescheitert ist, doch während es unter dem Alten Testament ausschliesslich aus Juden bestand, die in ihre Rasse hineingeboren waren, bestand es jetzt, unter dem Neuen Testament, aus Juden oder Nichtjuden, die sich durch ihren Glauben an Jesus Christus auszeichneten. Und wenn Gott aus freiem Willen beschlossen hat, sein Geschenk des Glaubens vorzugsweise Nichtjuden statt Juden zuteilwerden zu lassen, war dies sein Vorrecht, und die Juden hatten – und haben – einzig und allein sich selbst für die Ablehnung dieses Geschenks zu tadeln. Diese Ablehnung wirft Licht auf Gottes Barmherzigkeit gegenüber den Nichtjuden, die früher nicht imstande waren, Gottes Volk anzugehören, doch nun dank dem katholischen Glauben der katholischen Kirche angehören können, während Juden, die Jesus Christus verwerfen und sich, um gerettet zu werden, an das mosaische Gesetz klammern, ein falsches Israel des Fleisches schaffen und unfähig sind, ihre Seele zu retten.

In Kapitel X stellt der Heilige Paulus einander auf ähnliche Weise zwei”Gerechtigkeiten», oder Zustände der Rettung, entgegen (Verse 1–4). Die Gerechtigkeit des Alten Testaments verlangt die Erfüllung aller vom Mosaischen Gesetz vorgeschriebenen Werke, was aber laut St. Paulus unmöglich ist (Vers 5). Im Gegensatz hierzu verlangt die Gerechtigkeit des Neuen Testaments keine solchen kaum zu erfüllenden Werke, sondern lediglich, dass ein Jude oder Nichtjude innerlich an Jesus glaubt und sich äusserlich zu ihm bekennt (Verse 6–13). Nun trifft es durchaus zu, dass man, um an Jesus Christus zu glauben, durch einen Prediger von Ihm erfahren haben muss (14–17). Doch nicht jeder entscheidet sich für den Glauben, selbst wenn er von Christus weiss (16). Somit haben die Juden das Evangelium Christi sowohl gehört (18) als auch verstanden (19), doch haben sie es vorgezogen (und die ganzen Jahrhunderte durch an dieser Wahl festgehalten), nicht an Christus zu glauben (21).

In Kapitel X des Römerbriefs sind diese Verse 6 bis 13 von besonderer Bedeutung, weil sie von Luther als einer der Schlüsseltexte der Heiligen Schrift benutzt wurden, um den Protestantismus zu begründen und so die ganze moderne Welt einzuläuten. In den erwähnten Versen vergleicht Paulus die Einfachheit eines Glaubensbekenntnisses mit der unmenschlichen Schwierigkeit, die vom Mosaischen Gesetz vorgeschriebenen Werke zu verrichten (siehe Römer VII), geht jedoch nicht darauf ein, was sonst noch für dieses Glaubensbekenntnis nötig ist, damit eine Seele der katholischen Kirche beitreten und für die Ewigkeit gerettet werden kann. Beispielsweise mag ein Mann einen sehr vergesslichen Sohn haben, so dass, wenn der Sohn den Familienwagen benutzen will, sein Vater zu ihm sagen mag:”Das Auto braucht Benzin.”Um fahrtüchtig zu sein, benötigt das Auto allerdings auch Öl und Wasser, aber der Vater sagt seinem Sohn nicht”Das Auto braucht Benzin und Öl und Wasser», weil man dies dem Sohn im vorliegenden Kontext nicht in Erinnerung zu rufen braucht, obwohl es völlig richtig und vollständiger ist.

Doch Luther benutzt das Bibelzitat so, als wäre lediglich ein innerliches und äusserliches Glaubensbekenntnis zu Christus erforderlich, als ob der oben erwähnte Vater gesagt hätte:”Der Wagen braucht nur Benzin», was offensichtlich falsch wäre. Um dem Gottesvolk des Neuen Testaments, der katholischen Kirche, beitreten zu können, muss man auch getauft sein:”Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden”(Markus XVI, 16). Dies brauchte Paulus in Römer X, 8–13, nicht hinzuzufügen, doch indem Luther Paulus die Behauptung unterstellte, zur christlichen Erlösung sei nur das subjektive Glaubensbekenntnis notwendig (als ob Autos nur Benzin benötigten), missbrauchte Luther das Zitat, um die ganze katholische Kirche abzuschaffen! Der Subjektivismus (Mensch vor Gott) hat den Katholizismus seither langsam, aber unerbittlich verdrängt. Heute ist es der”Wokeism».

Kyrie eleison