Schutz des Herzens

Hier eine wertvolle Darstellung der Art und Weise, wie die Heilige Nacht das Unbefleckte Herz Mariä davor bewahrt haben könnte, von der grenzenlosen Trauer über die Passion Ihres göttlichen Sohns überwältigt zu werden.

«Die unbeschreibliche Verzückung, welche ich bei der Geburt empfand, überkam mich wie der Duft einer Blume, die in der lebendigen Vase meines Herzens prangte, für den Rest meines Lebens. Eine Freude, für die es keine Worte gibt. Menschlich, und zugleich übermenschlich. Eine vollkommene Freude.

«Wenn mein Herz an jedem Abend des Lebens meines Sohns durch das schmerzliche Wissen,‹ein Tag des Wartens weniger, ein Tag näher an Golgatha›, zerrissen wurde, und wenn meine Seele vom Schmerzen schier erdrückt wurde, als sei eine Woge der Qual durch sie gefahren – eine Vorahnung jener Flut der Qual, die mich dann auf Golgatha durchdringen sollte – fand ich im Geist Zuflucht in der segensreichen Verzückung der Heiligen Nacht, die in meinem Herzen lebendig geblieben war, so wie man sich über eine enge Bergschlucht beugt, um dem Echo eines Liebesliedes zu lauschen oder in der Ferne die Heimstatt seiner Freude zu erblicken.

Dies war mein ganzes Leben lang meine Stärke, insbesondere in der Stunde meines mystischen Todes am Fuss des Kreuzes. Gott strafte uns beide, mich und meinen liebevollen Sohn für die Sünden einer ganzen Welt, doch um Ihm nicht zu sagen, die Strafe sei allzu fürchterlich, und die Hand Seiner Gerechtigkeit liege allzu schwer auf uns, musste ich, durch den Schleier der bittersten Tränen, die je eine Frau geweint hat, mein Herz fest auf jene Heilige Nacht ausrichten, jene Erinnerung an Licht, Seligkeit, Heiligkeit, die dann auf Golgatha vor mir aufstieg – als tröstliche Vision aus dem Inneren meines Herzens, um mir zu sagen, wie sehr Gott mich geliebt hatte; die Vision war mir erschienen, ohne dass ich sie erst hierum bitten musste, weil es eine heilige Freude war, weil alles Heilige von Liebe durchdrungen ist und die Liebe selbst scheinbar leblosen Dingen Leben verleiht.

Folgendes müssen wir tun, wenn uns Gott mit einer harten Heimsuchung prüft:

* Uns an die Zeiten erinnern, als Gott uns Freude schenkte, damit wir selbst in qualvollen Augenblicken sagen können: „Ich danke Dir, Gott. Du bist gut zu mir.“

* Den Trost annehmen, der uns daraus erwächst, dass wir uns an ein Geschenk aus der Vergangenheit erinnern, um uns in leidvollen Momenten zu stärken, wenn eine Last uns zu zerdrücken droht, so wie Pflanzen in einen Sturm zerdrückt werden, damit wir nicht an Gottes Güte verzweifeln.

* Uns vergewissern, dass unsere Freuden von Gott kommen, in anderen Worten, dass sie nicht bloss menschliche Freuden nach unserem eigenen Geschmack sind, die nur allzu leicht nicht von Gott stammen können, so wie alles, was wir tun, wenn es von Gott, von Seinem göttlichen Gesetz und Willen getrennt ist. Wir müssen einzig und allein nach Freuden von Gott trachten.

* Uns Gottes Gesetz und Willen vergegenwärtigen, auch für vergangene Freuden, denn sich an Dinge zu erinnern, die uns anspornen, Gutes zu tun und Gott zu segnen, ist mitnichten zu tadeln, sondern im Gegenteil zu ermutigen und als segensreich zu begrüssen.

* Das Licht vergangener Freude auf die gegenwärtige Dunkelheit werfen, damit es diese Dunkelheit so sehr erhellt, dass wir selbst in der schwärzesten Nacht das heilige Antlitz Gottes sehen können.

* Einen bitteren Kelch mit erquickenden Erinnerungen versüssen, damit wir den furchtbaren Geschmack aushalten und den Kelch bis zum letzten Tropfen leeren können.

* Durch die kostbare Erinnerung, die uns so teuer ist, das Gefühl von Gottes zärtlicher Liebe fühlen, auch wenn die Dornen in unsere Stirn eindringen.

Dies sind die sieben Quellen des Glücks, das Gegenstück zu den sieben Schwertern, die mein Unbeflecktes Herz durchbohrten. Sie bilden meine weihnachtliche Lehrstunde für euch, und zusammen mit euch schenke ich sie meinen Lieblingskindern. Ich segne sie alle.“

Kyrie eleison.