Die NEUORIENTIERUNG der PIUSBRUDERSCHAFT

Im November vergangenen Jahres versandte Pater Pagliarini, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X., einen Rundbrief, in dem er den 50. Gründungstag der Bruderschaft würdigte. Pater Edward MacDonald, ein Priester des”Widerstands”in Australien , hat zu diesem Rundschreiben einen wertvollen Kommentar verfasst, den wir hier zusammenfassen: 

Pater Pagliarini fragt:”Ist die Flamme (‘der furchtlosen Nächstenliebe’), die wir von unserem Begründer empfangen haben, immer noch lebendig? Läuft diese kostbare Fackel angesichts einer schier endlosen Krise in der Kirche nicht Gefahr, immer schwächer zu glimmen und schliesslich zu erlöschen?”In seinem Rundbrief beantwortet Pater Pagliarini seine eigene Frage jedoch nicht. 

In seinem Schreiben geht Pater Pagliarini kaum auf das Zweite Vatikanische Konzil ein. Doch ohne Vatikan II hätte keine Notwendigkeit zur Gründung der Piusbruderschaft bestanden. Rom ist die Quelle sämtlicher Irrtümer in Bezug auf Glauben, Doktrin und Moral, gegen welche die Bruderschaft kämpfte. Die postkonziliären Päpste haben die Lehren des Konzils in die Praxis umgesetzt. Die Apostasie hat ihr Zentrum und ihre Hochburg im Vatikan. Pater Pagliarini sagt nichts über die Irrtümer von Vatikan II. Warum schweigt er hierzu? Für ihn ist dieser Kampf vorbei. Die Piusbruderschaft steht jetzt auf der Seite von Vatikan II und der Konzilskirche gegen die”Widerstandsbewegung». 

Pater Pagliarini reduziert den Kampf auf das”spirituelle Leben». Für Erzbischof Lefebvre kam die Herrschaft Unseres Herrn Jesus Christus an erster Stelle, und dass das spirituelle Leben der Seelen gefördert wurde, war eine notwendige Folge dieses Grundziels. Aber Pater Pagliarini räumt dem spirituellen Leben die Priorität ein, indem er sagt:”Das Ziel unseres Kampfes ist, Unseren Herrn Jesus Christus zur Achse unseres spirituellen Lebens, zum Quell all unserer Gedanken, all unserer Worte und all unserer Taten zu machen.» 

Laut Pater Pagliarini ist schon alles gesagt. Es gilt keine Schlacht um die Doktrin mehr zu schlagen. Die Piusbruderschaft wird sich, vermutlich durch Wiederholung ihrer alten Argumente, einfach darauf beschränken, auch weiterhin ihre Stimme gegen die Irrtümer von Vatikan II zu erheben. Tatsache ist freilich, dass die Bruderschaft ihre Stimme nicht mehr gegen die Irrtümer von Vatikan II erhebt. Dabei gäbe es doch sehr viel Neues zu sagen angesichts der Tatsache, dass der Papst aus den Dokumenten von Vatikan II immer neue Irrtümer ableitet. Ist die Antwort auf Amoris Laetitiae vollständig? Wenn die Bruderschaft nichts Neues mehr zu sagen hat, dann darum, weil sie den Kampf gegen die Irrtümer des Vatikans aufgegeben hat.

Erzbischof Viganò hat jede Menge Neues über die Irrtümer der Konzilskirche zu sagen. Die Priesterbruderschaft kann diese Dinge nicht sagen, weil sie kapituliert hat und sich den Mund stopfen liess. Sie kann die Rechte Unseres Herrn Jesus Christus nicht länger verteidigen. Im November 2020 verbot Pater Daniel Thiemann, Distriktoberer der Bruderschaft in Australien, deren Mitgliedern, eine öffentliche Protestaktion gegen einige höchst öffentliche Veranstaltungen zur Verehrung Satans in Queensland durchzuführen. Sie taten in ihrer Kapelle ruhig Abbitte für den Frevel der Satanisten.

Müdigkeit ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch Pater Pagliarinis Brief zieht. Solche Müdigkeit findet sich bei den Heiligen nicht. Sie sind niemals erschöpft, sie werden der Schlacht niemals müde. Erzbischof Lefebvre erlahmte im Kampfe nie. Er war bereits im Ruhestand, als er begriff, dass er zu den Waffen greifen und eine neue Schlacht gegen die Konzilskirche beginnen musste. Die Bruderschaft ist erschöpft und ermattet und hat ihre Waffen niedergelegt. Sie hat”nichts Neues zu sagen».

Seit fünfzehn oder mehr Jahren vermitteln die Seminare der Priesterbruderschaft den Seminaristen die Ausbildung in der Doktrin nicht mehr, die sie dazu befähigen würde, die modernen Irrtümer zu bekämpfen. In den Seminaren werden Modernismus und Liberalismus gefördert. Die Priester-Kandidaten sind bereit, Kompromisse bezüglich der Wahrheit einzugehen; sie arbeiten eifrig mit den modernistischen Bischöfen ihrer Diözesen zusammen und unterordnen sich diesen. Pater Wegner, ehemaliger Distriktoberer der USA, hat einmal damit geprahlt, Abkommen mit vierzig amerikanischen Bischöfen geschlossen zu haben, von denen alle modernistische und liberale Konzilsanhänger waren.

Jeder Priester, der nach ihrer Kapitulation in der Piusbruderschaft geblieben ist, hat diese neue Orientierung ausdrücklich, oder zumindest stillschweigend, akzeptiert. Solche Priester sind keine militanten Katholiken mehr. Die Kirche ist gegen jeden Abfall vom Glauben gefeit. Die Bruderschaft war es nicht. Sie hat diesen Abfall vollzogen.

Es existiert keine bedeutende Nachfolgeorganisation, die sich noch gegen den Ansturm der Kräfte des Bösen in der Gestalt der atheistisch-kommunistischen Eroberung der Gesellschaft stemmt. Die Unterjochung der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat die letzte grosse Quelle der Gnade und des Segens für die Welt versiegen lassen. Die wenigen noch verbliebenen Herde des Widerstands sind unfähig, der kommunistischen Versklavung der Welt Einhalt zu gebieten oder ihr auch nur ernsthafte Hindernisse in den Weg zu legen.

Kyrie eleison.