Dickens in Broadstairs

Dickens in Broadstairs on Juni 21, 2014

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Einige Freunde haben mich gefragt, wie ich das Haus finde, welches wir kürzlich in der Grafschaft Kent im Südosten Englands für den sogenannten „Widerstand“ gekauft haben. Es gefällt mir gewiß; es ist geräumig und wird auf schöne Weise von Hw. Pater Stephen Abraham eingerichtet, einem Exil-Mitbruder aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. Allein der Himmel weiß, wie er das Haus in naher und ferner Zukunft eingesetzt sehen möchte, doch derweil ist es eine herrliche Zufluchtsstätte, und nur fünf Fußminuten vom Meer entfernt, welches Gott erschaffen hat und die Liberalen nicht anrühren können.

In der Vergangenheit haben mehrere berühmte englische Künstler und Schriftsteller ebenfalls in diesem entzückenden Winkel im Nordosten Kents Zuflucht gefunden. Von den Künstlern ist der Maler Joseph Mallord William Turner (1775–1851) am bekanntesten. Er kam in London zur Welt und verbrachte dort den größten Teil seiner Schaffenszeit. Doch mit 11 Jahren lebte er für einige prägende Jahre in der Stadt Margate, vier Meilen küstenwärts-nördlich vom Kleinstädtchen Broadstairs. In Margate entdeckte Turner das Meer, dessen Lichteffekte eine lebenslange Inspiration für seine Malerei darstellten, weswegen er in seinem weiteren Leben auch häufig nach Margate zurückkehrte.

Ebenfalls in Margate, in einem Freiluft-Gartenhaus, welches noch heute am dortigen Strand steht, schuf der berühmteste englische Dichter des 20. Jahrhunderts, Thomas Stearns Eliot (1888–1965), einen wesentlichen Abschnitt des dritten Teiles seines berühmtesten Werkes „Das Wüste Land“ (englisch „The Wasteland,“ 1922). Er nutzte die Küstenstadt als Zufluchtsort vor London, wo eine unglückliche Ehe seine Gesundheit ernsthaft beeinträchtigt hatte. Zwar blieb er nicht lange in Margate, sondern fuhr dann nach Losannen in der Schweiz, wo er dank eines guten Arztes seine Erholung und sein Werk „Das wüste Land“ abschloß – aber zweifellos hatte die Margater Aussicht auf das Meer dazu beigetragen.

Ein weiterer berühmter englischer Dichter war häufiger Besucher in Ramsgate, zwei Meilen küstenwärts-südlich von Broadstairs: Samuel Taylor Coleridge. Er ist einer von fünf herausragenden englischen Dichtern der Romantik und berühmt für sein lange „Ballade vom alten Seemann“ (englisch „The Rime of the Ancient Mariner“). Er liebte es, im Meer bei Ramsgate zu baden, vielleicht auch aus Gesundheitsgründen. Jedenfalls galt für ihn, je kälter das Meerwasser, desto besser.

Doch der berühmteste von allen war der häufige Besucher von Broadstairs selber , der Schriftsteller Charles Dickens (1812–1870). Im Jahre 1837 begab er sich zum ersten Mal in die ruhige Kleinstadt, um seinen ersten Roman „Die Pickwickier“ (englisch „The Pickwick Papers“) abzuschließen. Dabei verliebte er sich so sehr in die altertümliche Küstenstadt, daß er in den 1840er- und 1850er-Jahren oft mit seiner Familie nach Broadstairs zurückkehrte, um entweder zu schreiben oder aber vom Schreiben sich auszuruhen. Und so tauchen sein Name, seine Romantitel und die Namen seiner Romanfiguren überall in dieser alten und ihm bekannten Küstenstadt auf. Der Ort ist zwar nun von viktorianischen und modernen Vororten umgeben, um nicht zu sagen erdrosselt. Dennoch feiert Broadstairs seinen berühmtesten Besucher jährlich durch ein eigenes Dickens-Festspiel im Juni.

Der im englischen glaubenstreuen Sprachraum gut bekannte katholische Literatur- und Musiklehrer Dr. David Allen White ist ein großer Dickens-Liebhaber. Weil er im Sommer durch London reist, stimmte er dem Vorschlag zu, Broadstairs zu besuchen, um am 2. und 3. August 2014 ein Wochenend-Seminar über Dickens abzuhalten. Das Seminar ist für die Öffentlichkeit bestimmt und umfaßt drei Vortragskonferenzen, eine hl. Sonntagsmesse und einen von Dr. White geleiteten Besuch im örtlichen Dickens-Museum, welches in einem Dickens bekannten und von ihm besuchten Haus eingerichtet ist. Wenn Sie an diesem Seminar teilnehmen möchten, so schreiben Sie uns bitte (unter info@dinoscopus.org). Die Teilnehmerzahl kônnte beschränkt sein, und wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die Mahlzeiten werden zwar im Haus zur Verfügung gestellt werden, doch die Unterkunft sollte von den Teilnehmern selbst organisiert werden – und dies alles zur Haupturlaubszeit.

Dickens war zwar nicht katholisch, wurde aber von Dostojewski als „ein großer Christ“ bezeichnet. Mit Sicherheit war Dickens offen- und warmherzig, und ein hervorragender Autor.

Kyrie eleison.