„Normalisierungs“-Illusionen

„Normalisierungs“-Illusionen on Mai 28, 2016

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Mögen alle Priesterbruderschafts-Oberen, welche an ihrem bevorstehenden Treffen für das Abwägen von Roms neuestem Angebot für eine Versöhnung teilnehmen, gut über P. Girouards Kommentare zu P. Schmidbergers neuester Stellungnahme (vergleiche EC 457) nachdenken:

A) Im Absatz IV. sagt P. Schmidberger, daß Erzbischof Lefebvre auch nach den Bischofsweihen des Jahres 1988 noch die Anerkennung seitens Rom gesucht habe. Er versäumt jedoch zu erwähnen, daß der Erzbischof dafür Bedingungen stellte: die komplette Rückkehr Roms zu den antiliberalen und antimodernistischen Dokumenten der traditionellen Päpste. Im gleichen Absatz wird jedoch auch behauptet, daß die Bruderschaft keine Wiederannäherung an Rom suchte, sondern Rom diese im Jahre 2000 gestartet habe. P. Schmidberger versäumt zu erwähnen, daß die GREC-Treffen, welche nach der „Normalisierung“ der Priesterbruderschaft trachteten, bereits im Jahre 1997 und mit der Zustimmung Bischof Fellays begonnen hatten.

B) In Absatz V. wird gesagt, daß Rom seine Bedingungen für eine Normalisierung stark heruntergesetzt habe und daß deshalb jetzt der richtige Zeitpunkt für uns sei, das Angebot anzunehmen. P. Schmidberger versteht einfach nicht, daß Rom seine Bedingungen aus den folgenden zwei Gründen geschwächt hat: 1. weil die Bruderschaft bereits umgestaltet wurde und deshalb für Rom desto annehmbarer ist; 2. weil Rom weiß, daß nach der Normalisierung automatisch eine stärkere Liberalisierung der Bruderschaft einsetzen wird.

C) Im Absatz VI. (Antworten auf die Einwände) ? 3 behauptet P. Schmidberger, daß die Priesterbruderschaft auch nach der Normalisierung nicht schwiege. Doch in Wahrheit schweigt die Bruderschaft doch bereits jetzt – und zwar schon seit Jahren! Die Reaktionen der Bruderschaft zu Assisi 3, zu den Weltjugendtagen, zu den „Heiligsprechungen“ und „Seligsprechungen“ der Päpste Johannes XXIII., Johannes Paul II. und Paul VI., zu den Synoden über die Familie, zur letzten Enzyklika von Papst Franziskus (Amoris Laetitiae), und zu anderen Skandalen, waren lediglich ein paar gedämpfte und sanfte „Finger-Tatzen.“ Also wird es nach der Normalisierung noch schlimmer sein, denn die Priesterbruderschaft wird fürchten, zu verlieren, was sie unter solch großen Mühen erworben hat.

D) In Absatz VI. ?4 sagt P. Schmidberger, daß wir für die Kirche uns so nützlich wie möglich machen sollten, d.h. normalisiert werden sollen, um die Kirche von Innen heraus besser zu machen. Meine Antwort dazu ist die gleiche wie oben unter Punkt B) und C): sobald die Bruderschaft erst einmal von der offiziellen modernistischen Struktur absorbiert worden ist, wird sie, deren Salz bereits jeztzt schal geworden ist, von den schlechten Einflüssen überwältigt werden, und ihre Botschaft und ihre Handlungen werden immer weniger Auswirkung haben.

E) Im Absatz VI. ?5 stellt P. Schmidberger den Schwerpunkt der Situation wie folgt dar: „Wer wird wen bekehren?“ Weiters, daß wir stark sein müßten, denn so würden wir diejenigen sein, welche die Modernisten bekehren, wenn wir erst einmal im Innern sind. Doch ist dies die gleiche Art von Argumentation, wonach jemand einen Raum in einem Bordell mietet, um die Prostituierten und ihre Kunden zu bekehren: es ist die Sünde der Anmaßung.

F) In Absatz VI. ? 6 sagt P. Schmidberger, daß wir nicht den gleichen Problemen und Versuchungen wie die anderen traditionellen Gemeinschaften gegenüberstünden, welche in Rom sich zusammengeschart und dann allerdings den Kampf verraten haben, weil diese Gemeinschaften diesen Vorgang oftmals mit einem gewissen Schuldgefühl angefangen hätten, wohingegen im Fall der Priesterbruderschaft Rom im Jahre 2000 damit begonnen habe. Meine Antwort darauf lautet gleich wie bei Punkt A): GREC hat den Vorgang bereits im Jahre 1997 angefangen und mit dem Segen Bischof Fellays.

G) Im Absatz VII. (Schlußfolgerung), beschwichtigt P. Schmidberger, daß wir keine Angst haben müßten, da die Bruderschaft der hl. Jungfrau Maria geweiht wurde und sie uns schützen werde. Er versäumt jedoch zu erwähnen, wie viele Kongregationen und Personen, welche der hl. Jungfrau geweiht worden sind, seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil untergegangen sind. Denken sie nur an die Oblaten der Maria Immakulata, die Diener Mariens, und so weiter und so fort! Die hl. Jungfrau Maria wird niemals denjenigen helfen, welche freiwillig sich selber in eine Gelegenheit zur Sünde und Zerstörung begeben haben. Das Gegenteil anzunehmen bedeutet, sie und Gott zu verspotten! Also wieder die Sünde der Anmaßung. Das ist, gelinde ausgedrückt, nicht der beste Weg, um für die Bekehrung Roms und für den Wiederaufbau der Kirche zu arbeiten.

Alles, was noch zu sagen übrigbleibt, wenn die Bruderschaft erst einmal „normalisiert“ wurde, ist: RIP Priesterbruderschaft, und möge Gott Erbarmen mit uns haben.

Kyrie eleison.