Schlechtes Zeichen
Schlechtes Zeichen on Mai 25, 2019
Machen Sie sich, liebe Leser, auf abermalige schlechte Nachrichten gefasst. Es ist nicht das Ende der Welt, doch es ist schon ein Hinweis mehr darauf, dass der Wind in die falsche Richtung weht, obwohl wir auf günstigen Wind gehofft hatten. War die Wahl eines neuen Generaloberen anlässlich des Generalkapitels vom letzten Juli etwa kein Zeichen dafür, dass der Würgegriff, in dem die Liberalen die Priesterbruderschaft St. Pius X. gefangen hielten, sich endlich lockerte? Dass die Hoffnung bestand, der neue Generalobere könne die Organisation in eine verheissungsvollere Richtung führen, als die beiden unmittelbaren Nachfolger des Erzbischofs dies getan hatten?
Diese Hoffnung erhielt einen argen Dämpfer, als wir unmittelbar vor dem Ende des Kapitels erfuhren, dass dieses neben dem traditionellen Triumvirat, bestehend aus dem Generaloberen und seinen beiden Assistenten, zwei neue Posten geschaffen hatte – für Berater, die dem Triumvirat zur Seite stehen sollen. Und wer wurde wohl in diese beiden Positionen berufen? Richtig, niemand anderes als die beiden vorherigen Generaloberen! Um die Befürchtung zu zerstreuen, dies könne bedeuten, dass der immer drückendere Albtraum, der sich in den letzten 20 Jahren über die Bruderschaft gesenkt hat, unverändert andauern werde, versprach man uns hoch und heilig, die beiden neuen Berater würden lediglich bei der Aufnahme oder dem Ausschluss von Mitgliedern oder bei der Eröffnung oder Schliessung von Häusern der Bruderschaft ein Mitspracherecht besitzen. Und wer dieser Beteuerung Glauben schenken wollte, schenkte ihr Glauben.
Um die Ängste jener zu beschwichtigen, die fürchteten, an der Spitze der Bruderschaft werde die Situation trotz des ganzen hektischen Wirbels erst recht stagnieren und sie werde sich dem Griff ihrer inneren Feinde nicht entringen können, machte man uns zudem weis, der ehemalige Generalobere werde nicht mehr im Hauptquartier der Bruderschaft in Menzingen bei Zürich wohnen, sondern in deren Hauptseminar in Écône übersiedeln, das durch eine Kette hoher Berge von Menzingen getrennt ist. Die Aussicht, dass der ehemalige Generalobere innerhalb der Ausbildungsstätte der künftigen französischsprachigen Piuspriester wohnen würde, löste bei einigen von uns Erschrecken aus, aber immerhin würde sein Schatten dann nicht ständig über seinem Nachfolger in Menzingen liegen. Wenigstens in dieser Hinsicht durften wir hoffen, dass er seinem Nachfolger freie Hand geben werde, um die künftige Politik der Bruderschaft nach einigem Ermessen zu gestalten. Die lautstarke Ankündigung seines Umzugs von Menzingen nach Écône verfolgte jedenfalls das Ziel, uns diesbezüglich in Sicherheit zu wiegen. Leider macht es jetzt den Anschein, als habe man uns ein weiteres Mal zum Narren gehalten.
Die letzte Nachricht, die aus mehr als einer Quelle stammt und zweifellos leicht zu überprüfen ist, besagt nämlich, dass der frühere Generalobere in Écône dort bereits wieder seine Koffer gepackt hat und nach Menzingen zurückgekehrt ist. Anscheinend hat er entweder kalkuliert, sein Verbleiben im Hauptquartier werde wohl keine nennenswerten Reaktionen heraufbeschwören, oder die Aufregung darüber sei bereits verflogen, so dass die Spinne gefahrlos ins Zentrum ihres Netzes zurückkehren könne, weil die Fliegen dies ohnehin nicht bemerken würden.
Ihr Priester von Erzbischof Lefebvres Bruderschaft St. Pius X., in seinem Namen appellieren wir an euch: Glaubt, wenn ihr müsst, dass die Politik der erneuten Unterwerfung unter das konziliäre Rom für die Bruderschaft und den Zweck, zu dem er sie gründete, nicht selbstmörderisch sei, aber nehmt Hamlets Warnung „Legt nicht die Schmeichelsalb auf eure Seele“ ernst und gebt euch nicht der Illusion hin, das Generalkapitel vom letzten Juli habe jene Politik nennenswert beeinflusst. Es macht ganz den Eindruck, als halte dieselbe liberale Mafia immer noch die Zügel in der Hand und sei – natürlich in bester Absicht . . . – weiterhin entschlossen, das Werk des Erzbischofs zunichte zu machen.
Das Problem wurzelt sehr tief und reicht weit über die kleine Bruderschaft hinaus – beobachtet diese weiter mit Argusaugen!
Kyrie eleison.