Schlagwort: Protestantismus

Die Gründe Des Untergangs

Die Gründe Des Untergangs posted in Eleison Kommentare on März 13, 2021

Vor zwei Wochen gab ein Veteran der traditionalistischen Bewegung in diesen”Kommentaren”einige interessante Bemerkungen zum Thema der – bewussten oder unbewussten – Infiltratoren ab, welche die katholische Kirche von innen zersetzen. Die Leser mögen sich noch daran erinnern, wie er vergeblich versuchte, die katholische Tradition innerhalb der Struktur der Konzilskirche wiederherzustellen. Er wurde sich gewahr, dass dies einfach nicht ging. Als man ihn dann fragte:”Wie war es denn möglich, dass die Prälaten selbst die Kirche in den Selbstmord getrieben haben? Das ergibt doch einfach keinen Sinn!», hatte er weitere interessante Dinge zu sagen:

Ich glaube, all dies lässt sich auf die Liebe zur Wahrheit oder den Mangel an Wahrheit zurückführen. Meiner Meinung nach werden jene, welche die Wahrheit tatsächlich lieben, sie auch finden – oder so lange kämpfen, bis sie sie schliesslich finden, und dann entsprechend handeln. Meiner Ansicht nach brach der Glaube in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts zusammen, weil die Katholiken dermassen schwach geworden waren. In den fünfziger Jahren ging bei der Mittagsmesse in meiner Gemeinde praktisch niemand mehr zum Abendmahl. Priester entstammen dem Volk, und das Volk war lau geworden. Als die Veränderungen eintrafen, akzeptierte die volle Hälfte dieser Menschen diese Veränderungen bereitwillig, weil sie es viel leichter machten, den”Glauben”zu leben, denn die Nichtkatholiken waren uns gegenüber nicht mehr feindselig eingestellt, ein Glaube war so gut wie der andere, wir konnten uns nun alle gegenseitig zulächeln, und der Klerus hat uns jenen Weg kräftig vorausgebahnt. Von der anderen Hälfte schlossen sich die meisten entweder protestantischen Sekten an oder gaben den Glauben überhaupt auf. Einige wenige tapfere Seelen, eine winzige Minderheit, die immer noch die alte Liebe zum Glauben besass, bildeten ihre eigenen Gemeinschaften. Die grösste Inspiration war Erzbischof Lefebvre, der allein den Glauben hatte, um zu begreifen, wie sich die Hierarchie in einem hoffnungslosen Zustand der Apathie befand.

Gott allein kann die Herzen der Menschen beurteilen, doch meiner Meinung nach gibt es keine Entschuldigung für jene, die dem Glauben untreu geworden sind. Vielleicht werden fast alle, die das getan haben, dafür mit ihren Seelen bezahlen. Meine Generation ist die schlimmste, weil wir im Glauben geboren und erzogen worden waren und ihn dennoch aufgaben, da wir dachten, dies werde das Leben einfacher und zu einer längst nicht mehr so grossen Herausforderung machen. Die folgenden Generationen waren zwar etwas weniger schuldig, weil ihnen ihr katholisches Erbe geraubt worden war, konnten aber dennoch nur geringe mildernde Umstände geltend machen, denn jedermann hat die Pflicht, in der Wahrheit zu leben. Wo der Glaube lau ist, sind die Katholiken Feiglinge, insbesondere wenn es um die Abtreibung geht. Die Bischöfe wagen es nicht einmal, ihre Stimme dagegen zu erheben, aus Furcht, ihren Status als Steuerbegünstigte zu verlieren oder jemanden vor den Kopf zu stossen. Senator Timothy Kaine, der in unserer Stadt lebt, ist ein strammer Befürworter der Abtreibung und ein nicht weniger engagierter Befürworter aller möglichen Perversionen, behauptet aber nichtsdestoweniger, der katholische Glaube sei das Wichtigste in seinem Leben. Er sprach Klartext, als er sagte:”Ich bin ein Katholik, der hinter Papst Franziskus steht.”Meines Wissens hat der Bischof von Richmond ihn niemals wegen seiner Haltung zur Abtreibung zurechtgewiesen, geschweige denn ihm das verweigert, was als die heilige Kommunion gilt, obwohl er ihn eigentlich schon längst hätte exkommunizieren müssen.

Der hier zitierte Veteran hat den allgemeinen Zusammenbruch der Katholiken nach Vatikan II als Zeitzeuge miterlebt. Ein anderer Leser dieser”Kommentare”sucht nach dem Grund dafür, dass die Priesterbruderschaft St. Pius X. vom rechten Pfade ebenfalls weit abgewichen ist, obwohl sie doch von Gott dazu berufen worden war, dem allgemeinen Zusammenbruch entgegenzutreten:

Ich denke, es ist das Pharisäertum. Dasselbe Pharisäertum, das unseren Herrn tötete, tötet jetzt die Kirche und die Bruderschaft. Wahre Demut und Nächstenliebe sind verloren gegangen. Das Pharisäertum, jene Heuchelei, die im Evangelium angeprangert wird, führt zu geistiger Blindheit.”Mach diese Menschen blind, so dass sie sie zwar sehen, aber nicht sehen können, und zwar hören, aber nicht hören können.”Die Pharisäer besassen eine perfekte Kenntnis der Schriften und des Gesetzes, aber dennoch haben sie den Messias getötet. Heute töten sie die Kirche, und sie können dies einfach nicht sehen, sie sind blind . . .

In der Bruderschaft gab es meiner Überzeugung nach zumindest subversive Priester, und an der Spitze einige Führer, welche an völliger Blindheit litten, doch diese hätten es niemals weit gebracht, wäre die Bruderschaft als Ganzes nicht dem Pharisäertum verfallen. Hätten sie demütig ihrem heiligen Begründer gefolgt, hätten sie nicht geglaubt, es besser zu wissen als er, und sie hätten die Bitte unserer Lieben Frau nach Rosenkränzen für die Weihe Russlands nicht bewusst ignoriert, weil sie sich einbildeten, es besser als Gott Selbst zu wissen. Einen so lästerlichen Hochmut konnte er nicht ungestraft lassen. Die Strafe war jene geistige Blindheit, an der weiland die Pharisäer litten, eine furchtbare Strafe! Gott, erbarme dich unser!

Kyrie eleison.

Sprecht Klartext!

Sprecht Klartext! posted in Eleison Kommentare on Dezember 28, 2019

Kennzeichnend für die grossen Geister der Vergangenheit ist, dass sie über grosse Dinge nachdachten, worunter – explizit oder implizit – Dinge zu verstehen sind, die mit Gott in Verbindung stehen, und wenn sie tatsächlich grosse Geister waren, kann ihr Denken nicht rein destruktiv gewesen sein. Ein solcher Geist war sicherlich Englands Shakespeare. Als Katholik empfand er Schmerz darüber, dass der Abfall seines Landes vom katholischen Glauben gerade zu dem Zeitpunkt, wo er seinen schöpferischen Höhepunkt erreichte, um das Jahr 1600 herum, endgültig vollzogen war. Doch diese Zuwendung Englands zum Protestantismus bedeutete, dass er, wenn er nicht gehängt, ausgeweidet und gevierteilt werden wollte, seine katholische Botschaft in verklausulierter Form verbreiten musste, wie Clare Asquith in ihrem anno 2005 erschienenen Buch „Shadowplay“ bewiesen hat, in dem sie sich mit Shakespeares Schaffen auf unvergleichlich höherem Niveau auseinandersetzt als englische „Patrioten“ und die Zwerge der Literaturkritik es tun.

Dies sei anhand eines Beispiels veranschaulicht. Im Anhang des Buchs findet sich eine Analyse von Shakespeares Sonnet 152, in dem Frau Asquith aufzeigt, wie sich hinter dem vordergründigen Hinweis auf eine Frau, die der Dichter kannte, von der ersten bis zur letzten Zeile eine zweite, vollständig verschiedene Bedeutung verbirgt, die für ihn als Schriftsteller, der seine Landsleute hätte warnen müssen, dies jedoch nicht tat, weitaus schwerer ins Gewicht fällt. Hier die 14 Zeilen des Sonnets; es schliesst sich eine Deutung seiner hintergründigen Botschaft an:

Daß ich dich lieb’ ist Meineid; weißt du: doch
Zwiefach meineidig du, mir Liebe schwörend,
Brachst mit der Tat dein Bettgelübde, noch
Den neuen Liebesbund in neuem Haß zerstörend!
Doch ich, der zwanzig Eide bricht, wie könnt’ ich
Dir zwei verübeln? Lüg’ ich doch weit mehr;
Und was ich schwören mag, mißhandelt dich beständig:
Mein bestes Wort machst du bedeutungsleer.
Denn ich beschwur mit teuern Seelenschwüren
Dein teures Lieben, deine Güt’ und Treu;
Ich lieh der Blindheit Augen, dich zu zieren:
Verleugnen mußten sie, daß wahr ihr Zeugnis sei:
    Denn ich schwur, du sei’st schön: o grober Trug,
    Natur zu lästern mit so schnödem Lug!

Du weisst, ich breche ein Versprechen, indem ich dich liebe, doch indem du schwörst, dass du mich liebst, brichst du zwei Versprechen: Du hast dem Bett deines Gatten entsagt, bist dann zu ihm zurückgekehrt („neuer Liebesbund“), nur um ihn abermals zu verraten („neuer Hass“). Doch warum zeihe ich dich, zwei Eide gebrochen zu haben, wenn ich zwanzig Eide breche? Der grössere Meineidige bin ich, denn zu deinem eigenen Schaden habe ich Eid um Eid auf deine Güte („teures Lieben, Güte und Treu“) geschworen, während ich doch genau wusste, dass du nicht gut bist. Somit habe ich geschworen, dass du sehr freundlich bist, sehr liebevoll, sehr wahrheitsliebend, sehr beständig, und um dich in ein gutes Licht zu stellen, gab ich vor zu sehen, was ich nicht sah; oder ich schwur, nicht zu sehen, was mein Auge erblickte. Denn ich schwur, du seist gut. Welch furchtbarer Meineid meinerseits, wo das doch so unwahr ist!

Interessanterweise ergibt der Text des Sonnets in seiner verborgenen Bedeutung – als Anspielung auf das seinem Glauben untreu gewordene England – mehr Sinn als in seiner vordergründigen, der sich auf Shakespeares untreue Geliebte bezieht. Das „Fröhliche England“ war der katholischen Kirche 900 Jahre lang treu gewesen. Durch die 1534 erlassene Suprematsakte Heinrichs VIII. („mit der Tat ) brach England die Ehe („Bettgelübde“) gegenüber der katholischen Kirche und erkor den Protestantismus zu seinem Buhlen. Unter Mary Tudor wandte es sich 1553 wieder dem Katholizismus zu („neuer Liebesbund“), beging jedoch 1558 unter Elisabeth I. erneut Ehebruch („neuer Hass“ [auf die katholische Kirche] ). Doch Shakespeare (1564–1616) zeiht sich selbst einer noch viel schlimmeren Untreue, denn all diese Jahre hindurch hat er England mit seinen abtrünnigen Tudor-Königen immer wieder verherrlicht („dich zu zieren“), beispielsweise in seinen historischen Dramen, und zwar zu Englands Schaden („misshandelt dich beständig“), denn als Katholik wusste er sehr wohl, dass der Protestantismus den Untergang des „Fröhlichen Englands bedeuten würde. So kam es denn auch!

Und heute? Das Muster wiederholt sich: Mehr als 1900 Jahre lang waren die Katholiken treue Ehepartner der wahren Kirche, doch mit Vatikan II (1962–1965) folgte die grosse Masse von ihnen schlechten Führern, die sie zu offener oder versteckter Buhlerei mit der modernen Welt verleiteten („brachst mit der Tat dein Bettgelübde“). Dann führte Erzbischof Lefebvre (1905–1991) viele von ihnen wieder in den Schoss der wahren katholischen Kirche zurück („neuer Liebesbund“ bzw. Erneuerung des alten Glaubens und der alten Liebe), aber seine Nachfolge an der Spitze der von ihm 1979 gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius XII. verfielen, von „neuem Hass“ auf die vorkonziliäre Wahrheit erfüllt, abermals ehebrecherischen Gelüsten nach einer Wiedervereinigung mit Konzilsrom.

Und die Moral von der Geschicht? Alle Shakespeare-Bewunderer und alle Katholiken unter uns müssen Klartext sprechen und mit aller Deutlichkeit festhalten, dass es in Pachamama-Rom einen Greuel gibt, den wir verabscheuen müssen.

Kyrie eleison. „In Rom,“ so sprach der Erzbischof, „wird bald der Glaube ganz verschwinden.

Drum müssen Katholiken eine neue geistige Heimat finden.“

Diagnostizierte Akademia

Diagnostizierte Akademia posted in Eleison Kommentare on Juli 23, 2016

Als seine Exzellenz mich als Geschichtsstudent fragte, ob ich ihm zustimme, daß der im Lehrschreiben Pascendi verurteilte agnostische Phänomenalismus die bestmögliche Einzel-Einführung in den Schauplatz der Moderne sei, pflichtete ich ihm kurz bei. Dann ging ich der Frage nach, wie der Mensch, besonders der gelehrte Mensch, jemals einen solchen Unsinn ernstnehmen kann wie die Behauptung, daß der Verstand nie ablesen könne, was hinter den Phänomenen, d.h. hinter den Erscheinungen steckt. Dabei erinnerte ich mich daran, wie ich in den vergangenen dreieinhalb Jahren an der Universität studierte und dabei den Professoren gelauscht hatte. Unter ihnen einige hervorragende, welche ein Gespür für die Wirklichkeit hatten, und viele andere ohne ein solches Gespür. Deshalb begann ich darüber mich zu wundern, warum einige Professoren dieses gute Gespür für die Vernunft hatten, während andere mit den gleichen Doktorgraden nur wilde und unvernünftige Vorstellungen annahmen. Hier folgt die Antwort dieses Langzeitbeobachters des akademischen Schauplatzes:

Durch ein bißchen Nachdenken dämmerte mir, daß die logischsten Professoren gleichzeitig Katholiken waren, weil sie bestenfalls Konservative sein mögen, jedoch eine wirklichkeitsnahe Weltanschauung besitzen. Die Vorstellungen und Konzepte, welche sie lehren, sind größtenteils vernünftig. Auf der anderen Seite sind die Lehren der Mehrheit der Professoren konfus, verworren und unverständig. Sie erklären seltsame und absonderliche Vorstellungen und unterlegen diese mit Halbwahrheiten. Sie nehmen fast jede moderne Ansicht an, wie z.B. die Globale Erwärmung bzw. den Klimawandel (die neue „Evolution“) und stellen dies als Wahrheit dar. Ihre Beweisführung für diese Ansichten ist purer Unsinn und hält keiner genaueren Untersuchung stand. Ich begann mich zu fragen, warum solch gelehrte Männer so ignorant sein können? Durch viel Nachdenken kam ich auf eine Antwort, von welcher ich sicher annehme, daß sie die richtige ist.

Weil jene Professoren, welche verständiger sind, wenigstens danach streben, katholisch zu sein, liegt es nahe, daß sie etwas besitzen, was die Heiden nicht haben. Vor der Umwälzung durch Martin Luther waren die meisten Wissenschaftler und Gelehrten noch Katholiken, welche ihre Vernunft benutzten und über einen gesunden Menschenverstand verfügten, sodaß die meisten von ihnen die gleiche Wahrheit lehrten und glaubten. Als Luther mit der Kirchenverwüstung begann, verwüstete er auch viele gelehrte Kleriker und Universitätsprofessoren. Luthers Religion schaltete vor allem das Sakrament der Firmung aus, durch welches die Katholiken, wie wir wissen, die sieben Gaben des Heiligen Geistes erhalten, wovon vier für den Verstand sind: die Erkenntnis, Weisheit, Einsicht und der Rat. Alle vier Gaben fehlen den heutigen agnostischen Professoren. Letztere mögen wohlerzogene und gelehrte Menschen sein, doch können sie ihre Gelehrtheit weder auf vernünftige Art und Weise benutzen, noch sie auf die Wirklichkeit anwenden. Wie Pius X. sagte, entwickeln sie lieber Wahnvorstellungen und verkaufen diese als Wahrheiten, und überzeugen außerdem sich selber davon, daß sie genial seien, während sie in Wirklichkeit in der Dummheit sich suhlen. Sie stellen den „2+2=5“-Kult dar und sind noch dazu stolz darauf.

Dieser Theorie zufolge würde die heutige Zerstörung der Akademia auf Luthers Aufgabe des Firmsakramentes fußen und darauf, daß Europas Universitäten immer weniger katholisch sind. Schlußendlich wurden auf die Welt der Akademia tausende Professoren losgelassen, welche jenseits ihrer Fähigkeit, vernünftig zu denken, erzogen worden sind. Aus Mangel an Erkenntnis, Weisheit, Einsicht und Rat in ihrer höchsten Stufe als Gottesgeschenke entwickelten diese Professoren an den Universitäten die Palette der heutigen Irrtümer, auch „–Ismusse“ genannt. Die Behauptung beispielsweise, daß die Globale Erwärmung die Menschheit zerstöre, ist reiner Unsinn und wird trotzdem an den modernen Universitäten gelehrt und geglaubt, als ob es 2+2=4 wäre. Und die staunende Jugend verschlingt diese vergifteten Vorstellungen an den Universitäten wie Kekse beim Nachmittagstee, und insbesondere die Vorstellung, daß die Wahrheit bloß das sei, wofür jeder einzelne sie hält, und daß die Vernunft verworfen werden solle.

Daraus ergibt sich diese Folgerung: Seit das Zweite Vatikanische Konzil entschied, Luthers Fußstapfen zu folgen, indem es die Tradition aufgab und das Firmsakrament so „erneuerte,“ daß seine Gültigkeit bedroht ist, gefährdeten die Katholiken auch die Geschenke des Heiligen Geistes und verloren dementsprechend die Fähigkeit, vernünftig zu urteilen, denn die Firmung der Neukirche will aus den Firmlingen nur noch „bessere Christen“ machen.

Kyrie eleison.

Dickens-Konferenz

Dickens-Konferenz posted in Eleison Kommentare on August 16, 2014

Die vor zwei Wochen im Haus Königin der Märtyrer im englischen Broadstairs gehaltene Dickens-Konferenz verlief in ihrem bescheidenen Rahmen sehr ordentlich. Am Samstag regnete es ein wenig, am Sonntag schien die Sonne, und die überwiegend aus England, aber auch Dänemark, Frankreich und den USA kommenden knapp 30 Teilnehmer genossen das Haus, die gegenseitige katholische Gesellschaft, sowie die drei Vorträge von Dr. David White über drei Romane von Charles Dickens (1812–1870), dem in England beliebtesten Schriftsteller nach William Shakespeare.

„In bescheidenem Rahmen“ heißt, daß der Konferenz außerhalb der andächtig besuchten Hl. Messen am Samstag und Sonntag wenig äußerlich Übernatürliches anhaftete. Sie war sozusagen mehr ein Treffen des gesunden Verstandes, denn der Heiligkeit – doch merken wir im Englischen sogleich, daß das englische Wort für „gesunder Verstand“ (sanity) drei Viertel des englischen Wortes für „Heiligkeit“ (sanctity) ausmacht. Die Gnade baut auf die Natur auf, doch kann die Gnade kaum auf den Irrsinn und die Verderbung der Natur aufbauen, denen unsere Welt heute Tag für Tag sich ausliefert. Somit ist der gesunde Verstand notwendiger denn je; sogar für übernatürliche Zwecke. So dürfte auch der Grund für den geringen offensichtlichen Fortschritt des sogenannten katholischen „Widerstands“ darin liegen, daß nicht genug gesunder Verstand vorhanden ist, um die geistige Verderbtheit und das Verkommen des wahren Gehorsams und der wahren Heiligkeit zu begreifen und verachten.

In seinem ersten Vortrag sprach Dr. White über den Roman David Copperfield, welcher unter seinen vielen Werken Dickens Lieblingswerk war, und auch mit Broadstairs verbunden ist. Denn auf seinen vielen Arbeits- und Ferien-Besuchen in diese seine geliebte Küstenstadt lernte Dickens eine exzentrische alte Dame kennen, welche in einem kleinen Haus wohnte, das heute noch an der Strandpromenade steht. Die Dame beeindruckte ihn so sehr, daß er sie als Romangestalt Betsy Trotwood in David Copperfield einfließen ließ, wo sie als exzentrische alte Dame den verwaisten Romanheld aufnimmt und beschützt, bis er seinen Weg im Leben findet. Dieser exzentrischen Romanfigur legt Dickens seine eigene Abscheu gegen den Puritanismus und den Calvinismus in den Mund, so Dr. White. Obwohl Dickens wenigstens einmal im Leben gesagt bekam, daß der Katholizismus die einzige wahre Religion ist, wurde er nie Katholik. Dennoch hatte er größten Respekt vor dem Evangelium Christi, und in seinen Romanen taucht ein wahrlich gutherziger Charakter nach dem anderen auf.

Am Samstagnachmittag besuchten wir das Strandpromenaden-Haus von „Betsy Trotwood,“ welches heute ein Museum voller Dickenscher Erinnerungsstücke ist und von einem echten Dickenschen Museumsdirektor geführt wird. Dann gab es die zweite Konferenz über das Werk Bleakhaus ( Bleak House ), den ersten Roman aus Dickens zweiter Schaffensperiode, als England dunkler wurde. Bleakhaus greift die Rechtsanwälte und das Rechtssystem im besonderen an, doch laut Dr. White attackiert der Roman im allgemeinen ein System, welches immer mehr die Gesellschaft kontrolliert und dabei die unschuldigen Schäfchen demoralisiert und erdrückt. Die Politiker werden bedeutungslos, die Aristokratie verliert die Bodenhaftung, und ein unmenschliches System stürmt voran, bis es unter seiner eigenen Falschheit zusammenbricht – im Stile des Zweiten Vatikanischen Konzils, fügt Dr. White hinzu.

Der dritte Vortrag präsentierte am Sonntag Morgen Harte Zeiten ( Hard Times ), einen weiteren von Dickens dunklen Romanen, welcher von einem völligen Mangel an wahrer Erziehung handelt, und das vor 150 Jahren! Dickens wußte, daß ohne eine Erziehung des Herzens die Menschen kalt und unmenschlich werden. Dr. White griff auf seine eigene jahrzehntelange Unterrichtstätigkeit an der US-Marineakademie zurück, um Dickens Vorstellung zu unterstreichen von der enormen Dummheit an sozialen Robotern, welche durch eine „Erziehung“ herausgebildet werden, welche die Geschichte, Künste, Musik, Literatur und besonders Poesie verachtet. Das Ergebnis ist eine grenzenlose Langeweile unter den heutigen Jugendlichen, ein Spiegelbild des reinen Nihilismus.

Doch die Konferenzteilnehmer kehrten weder gelangweilt noch nihilistisch heim, sondern vielmehr erfrischt. Dank sei Gott.

Kyrie eleison.

Gebet der Hl. Theresa

Gebet der Hl. Theresa posted in Eleison Kommentare on Februar 2, 2013

Es ist schier unbegreiflich, wie weit die Mehrzahl der Menschen von Gott abgekommen ist. Dabei ist doch er es, in welchem „wir leben, uns bewegen und sind“ (Apostelgeschichte 17,28). Ohne ihn können wir keinen Finger bewegen, keinen Gedanken hegen und keine natürlich gute Tat vollbringen, ganz zu schweigen von einer übernatürlich guten Tat. Ohne ihn können wir nur eines tun: sündigen – und selbst dann kommt bei der sündigen Tat die Tat an sich von Gott, während nur ihre Sündhaftigkeit von uns stammt. Denn die Sündhaftigkeit für sich allein genommen ist kein Wesen, sondern ein Mangel an Wesen.

Trotzdem behandelt die große Masse der Menschen Gott so, als ob er nicht existiere; oder wenn sie ihm eine Existenz zubilligt, dann behandelt sie ihn, als ob er keinerlei Bedeutung habe. Das ist ein wahrhaft unfaßbarer Stand der Dinge, welcher von Tag zu Tag schlimmer wird und der gewiß nicht andauern kann. Der heutige Zustand der Menschheit ist vergleichbar nur mit der Zeit Noahs. Die Verderbtheit der damaligen Menschen war an einem Punkt angelangt (Genesis 6,11–12), an welchem Gott nur noch ein Mittel zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Menschen übrigblieb, wenn er ihnen ihr kostbarstes Talent, den freien Willen, lassen wollte – und beobachten wir doch nur, wie die Menschen reagieren, wenn jemand sie zu etwas zwingen will. Jenes Mittel war eine umfassende Züchtigung über die Menschen zu verhängen, während der sie allerdings noch Zeit zur Umkehr haben würden. Das war die Sintflut – ein historisches Ereignis, welches durch eine Unzahl geologischer Belege erwiesen ist.

Auf ähnliche Weise ist in den Augen Gottes gewiß auch heute eine weltweite Züchtigung das einzige Mittel, welches die Menschheit ihm gelassen hat, um wenigstens eine große Zahl von Menschen vor dem Grauen bewahren zu können, daß sie selber sich in die ewigen Verdammnis stürzen. Wie zur Zeit Noahs wird die Barmherzigkeit Gottes auch heute praktisch sicherstellen, daß bei weitem der größten Anzahl von Seelen – wenn nicht allen – die nötige Zeit und Erkenntnis zuteil wird, sich zu retten, wenn sie wollen. Im Nachhinein werden dann viele aus dieser großen Zahl von Geretteten (letztere werden leider nicht die Mehrheit sein) erkennen, daß nur diese Züchtigung sie davon abhielt, durch die heutige Verderbtheit in die Hölle mitgerissen zu werden.

Allerdings werden wir schnell erzittern vor dem sich entladenden gerechten Zorn eines majestätischen Gottes. Die Demonstration seiner Macht auf dem Gipfel des Berges Sinai erschreckte die Israeliten noch meilenweit (Exodus 20,18). Wir tun also in unserer Zeit gut daran, das berühmte Gebet der Hl. Theresa von Avila in Erinnerung zu rufen:

Nichts soll Dich ängstigen,

nichts Dich schrecken.

Alles geht vorüber,

Gott allein bleibt derselbe.

Alles erreicht

der Geduldige.

Und wer Gott hat,

der hat alles.

Gott allein genügt.

Heiligstes Herz Jesu, all das Vertrauen, welches ich fassen kann, lege ich in dich. Hilf doch meinem Mangel an Vertrauen!

Kyrie eleison.

Elmer Gantry

Elmer Gantry posted in Eleison Kommentare on Oktober 13, 2012

Bei einem kürzlichen Langstreckenflug führte das im Sitzplatz eingebaute Unterhaltungssystem unter der Rubrik „Klassiker“ einen Film, welchen ich vor ungefähr 50 Jahren zum ersten Mal gesehen hatte. Es ist die im Jahre 1960 gedrehte Verfilmung der Novelle Elmer Gantry des US-amerikanischen Schriftstellers Sinclair Lewis. Zwei Bemerkungen aus Dialogen dieses Films blieben in meinem Gedächtnis haften, weswegen ich mich gut an ihn erinnerte. Die erste Bemerkung stammt von einem alten Mann, welcher eine religiöse Bekehrung mit Betrunkenwerden vergleicht. Die zweite Bemerkung kommt von einer jungen Frau, die darum bettelt, angelogen zu werden. Nun sah ich mir den Film erneut an . . .

Elmer Gantry ist ein Schwindler aus den 1920er Jahren in den USA, welcher eines Tages dem Charme der Predigerin und „Schwester“ Sarah Falconer verfällt, welche für die protestantische Erweckungsbewegung eine landesweite Zeltmission durchführt. Der Film ist etwas wirr, weil ihm das Gespür für wahre Religion fehlt. Dennoch zeigt er sowohl das wahre Bedürfnis der Menschen nach Religion, als auch die Falschheit der fundamentalistischen protestantischen „Religion“ gut. Dieses wahrhaftige Bedürfnis und seine unechte Befriedigung kommen gemeinsam gut zum Ausdruck, wenn Elmer einem alten Mann, der gerade im Missionszelt putzt, einige Fragen stellt. „Mein Herr,“ erwidert er, auf seinen Besen gestützt, „ich wurde schon fünf Mal bekehrt. Von Billy Sunday, von Reverend Biederwolf, von Gypsy Smith und zweimal von Schwester Falconer. Erst werde ich fürchterlich betrunken, und dann werde ich echt gerettet. Beides hat mir jeweils sehr gutgetan – sowohl betrunken als auch gerettet zu werden.“

Diese Bemerkung besitzt gewiß ihre komische Seite. Aber dennoch ist sie angesichts der vielen Seelen tragisch, welche es inzwischen für normal halten, religiöse Bekehrung mit Betrunkenwerden auf dieselbe Stufe zu stellen. Dann übertrifft sozusagen die Überlebenskunst die Erweckungsbewegung, und wir sind weit auf dem Weg zur Lächerlichmachung der Religion überhaupt. Wievielen Seelen muß der Heilige Name „Jesus“ für immer vergällt worden sein durch die Gefühlsduselei solcher fundamentalistischer Erweckungsprediger. Lesen Sie die Novelle „Wise Blood“ und andere Geschichten von Flannery O’Connor (1925–1964), einer katholischen Schriftstellerin in den USA, die mit ihren Schriften zwar schockiert, aber gewiß nicht wirr ist. Sie schildert, wie sehr der Protestantismus des tiefen Südens der USA den religiösen Instinkt des Menschen zu entstellen vermag. Gott kann Rosen zwar aus der Kanalisation wachsen lassen – aber dennoch richtet die Häresie einen gewaltigen Schaden an.

Die zweite Bemerkung, an welche ich mich so gut erinnerte, fällt im Film in einem eher privaten Zusammenhang. Und doch ist ihre potentielle Anwendung größer als man hätte zuerst denken können. Während Elmer der Schwester Falconer hinterherrennt, trifft er zufällig auf eine weitere Frau, welche er Jahre zuvor schlecht behandelt und dann verlassen hatte. Als diese Frau vom Verhältnis Elmers zu Schwester Falconer erfährt, trachtet sie nach Rache. Doch selbst als sie dabei ist, Elmer eine „Honigfalle“ zu stellen, um ihn in den Medien vollkommen bloßzustellen, will sie immer noch von ihm gesagt bekommen, daß er sie liebe. So spricht sie also zu Elmer: „Erzähle mir ruhig eine gute, starke Lüge, die ich glauben kann – aber umarme mich fest.“ Weil sie ihn also immer noch liebt, ist ihr Wollen nur darauf ausgerichtet, getäuscht zu werden.

So steht es auch mit der Welt um uns herum: sie verlangt nur noch, getäuscht zu werden. Deswegen beherrschen die Lügen des Teufels diese Welt, in der wir leben. Denn wir wollen Gott nicht. Zwar kann das Leben ohne ihn überhaupt nicht funktionieren – lesen Sie Psalm 126 Vers 1, und schauen Sie sich doch nur um –, aber trotzdem wollen wir unbedingt glauben, daß das Leben ohne ihn am besten sei. Im Grunde sagen wir unseren Politikern folgendes: „Wir wählten euch, damit ihr uns gute, starke Lügen erzählt und uns in unserer Gottlosigkeit festhaltet. Zieht ruhig ein 9/11 (New Yorker Zwillingstürme) oder ein 7/7 (die britische Variante von 9/11) durch, und macht was ihr wollt, solange wir nur an euch als Ersatzgott, der sich um uns kümmert, glauben können. Je größer die Lüge ist, desto eher glauben wir sie – aber ihr müßt uns bloß festhalten. Baut euren Polizeistaat ruhig weiter auf – nur haltet Gott draußen.“

Wen überrascht es da, daß wir heute so eine satanische Welt haben?

Kyrie eleison.