Pater Rioult – II.

Pater Rioult – II. on Dezember 14, 2013

image_pdfPDFimage_printPrint

Aus seinem Pariser Gespräch am 6. Oktober 2013 (siehe EC 333) möchte ich Hw. Pater Olivier Rioult zu einer anderen Frage zitieren, welche in der katholischen Widerstandsbewegung heftig diskutiert wird, und zwar jener Frage nach der Organisation. Er wurde gefragt, ob er den Aufbau einer neuen weltweiten Organisation für möglich halte, oder ob ihm eher eine Art von freiem Verbund vorschwebe, so wie die Sedisvakantisten über Jahre hinweg sich gruppiert haben. Hier seine Antwort, diesmal wörtlich:—

»In den kommenden Monaten werde ich möglicherweise eine weiträumige Form des Verbundes aufbauen, welcher auf Freundschaft mit anderen Katholiken der Widerstandsbewegung fußt, seien diese nun Sedisvakantisten oder nicht; denn Sedisvakantismus ist für mich eine Option. Doch momentan ist die Zeit noch nicht reif für so einen Verbund. In jedem Fall gehört alles, was katholisch ist, zu uns. Wir werden also mit allen Katholiken zusammenarbeiten, welche katholisch handeln und gegen den an höchster Stelle in der Kirche herrschenden Modernismus kämpfen. Also bejahe ich die Frage nach einem weiträumigen Verbund, welcher das gleiche Gemeinwohl teilt: den Glauben, den Gottesdienst der katholischen Kirche, die Verteidigung des Glaubens. Dieses gleiche Gemeinwohl kann Freundschaft unter all unseren Gruppen stiften.«

»Ich denke daß, je näher wir der Endzeit kommen, desto mehr Katholiken Anarchisten sein müssen – nicht im Prinzip, sondern in der Praxis. Damit meine ich, daß diese Katholiken gegen alle Machthaber werden sein müssen, weil letztere alle neutralisiert sein werden, ausgehöhlt oder untergraben, und der natürlichen Ordnung entgegengesetzt. Daher werden also Katholiken in der Praxis gegen alle diese Machthaber in Kirche und Staat aufstehen müssen . . . weil sie alle deformiert werden, unter freimaurerischem Einfluß stehen . . . und so oder so dem Fürst dieser Welt dienen. Das weite Aufbauen weltweiter Strukturen wird also sehr schwer werden, denke ich. Der französische Dominikanerpater Roger Calmel hatte eine klare Sicht der Dinge. Bereits 1970 sagte er, daß die naturgegebenen Führer, wo immer sie auch stationiert seien, an ihrem jeweiligen Ort ihr Amt erstrahlen lassen müssen und nur durch Freundschaft mit den anderen Führern verbunden sein werden.«

»In der französischen Zeitschrift Itineraires schrieb P. Calmel in Ausgabe Nr. 149: „Der Kampf für den Glauben wird durch kleine Gruppen ausgetragen werden, welche sich irgendwelchen strukturierten und universellen Organisationen anzuschließen verweigern. Innerhalb dieser diversen Gruppen – beispielsweise eine kleine Schule, ein bescheidenes Kloster, eine Gebetsgruppe, eine Versammlung christlicher Familien oder die Austragung einer Pilgerreise – wird die Autorität echt und von allen anerkannt sein . . . . Alles, was nötig ist, wird sein: jeder Katholik gehe so weit, wie seine Gnaden und seine Autorität ihn tragen in seinem kleinen Einflußbereich, welchen zu führen ihm gewiß obliegt und über welchen er auch die Führung übernehmen wird, ohne daß besondere Verwaltungsstrukturen es ihm auferlegen.““

Wenn P. Calmel dies im Jahre 1970 für die damaligen Verhältnisse schrieb, so könnte man sagen, daß entweder er zu weit voraussah, oder Erzbischof Lefebvre durch sein Organisieren der Priesterbruderschaft St. Pius X. bewies, was im Jahre 1970 noch alles zu erreichen war. Auf lange Sicht hingegen lag P. Calmel richtig, denke ich. Wenn wir betrachten, was letztes Jahr mit der Priesterbruderschaft geschah, so dürfen wir sagen, daß die Bruderschaft zu diesem Schiffbruch prädestiniert war. So wie der hl. Papst Pius X., führte auch Erzbischof Lefebvre ein wunderbares Rückzugsgefecht. Doch kommen wir nicht umhin festzustellen, wie viel weniger der Erzbischof 70 Jahre nach Papst Pius X. noch erreichen konnte; und heute sind wir noch einmal 40 Jahre weiter. In einer Welt, welche schnurstracks in ihren Ruin marschiert, konnte P. Calmels Prophezeiung nicht auf unbestimmte Zeit hinausgezögert werden.

Liebe Leser, wenn wir bei unserem Herrn bleiben wollen, so haben wir keine andere Wahl, als unsere Lenden zu gürten. Nach meiner Meinung haben Patres Calmel und Rioult recht. Mutter Gottes, Hilfe der Christen, hilf!

Kyrie eleison.