Die Grablegung der Kirche – I
Die Grablegung der Kirche – I on April 11, 2020
Folgt man Unserer Lieben Frau von Salette und dem ehrwürdigen Bartholomäus Holzhauser, dann ist die Zeit, die wir gegenwärtig durchleben, lediglich die letzte Phase des Fünften Zeitalters und nicht schon das Ende des Siebten und letzten Zeitalters der Welt. Das Fünfte Zeitalter wird der göttlichen Bestimmung zufolge mit einer grossen Züchtigung der Menschheit enden; letztere ist das Vorspiel zu dem kurzen Sechsten Zeitalter, das durch den grössten und ruhmreichsten Triumph der Kirche in ihrer gesamten Geschichte gekennzeichnet sein wird, jedoch seinerseits das Vorspiel zum Siebten Zeitalter darstellen wird, das den Aufstieg des Antichrist, die schlimmste Verfolgung der ganzen Kirchengeschichte sowie das Ende der Welt, wie wir sie kennen, sehen wird; an deren Stelle werden dann geheimnisvollerweise „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ treten (2. Petrus III, 13).
Wenn der Heilige Petrus, der ehrwürdige Bartholomäus Holzhauser und Unsere Liebe Frau von La Salette dies meinten, wird die Kirche sicherlich aus ihrem heutigen Grab auferstehen, schon lange bevor sie beim Weltenende zum Himmel emporsteigt. Die Frage ist, wie sie in dem Grab, in dem sie gegenwärtig gefangen ist, überleben und wie sie dieses verlassen wird.
Der entscheidende Punkt ist hier, dass die Kirche Gott gehört, dass die Kirche vom Gottes Geist geleitet wird und dass das Wirken des Heiligen Geistes mit dem Winde vergleichbar ist, der bläst, wohin er will; wir wissen, dass er existiert, weil wir ihn hören können, doch wissen wir nicht, woher er kommt und wohin er geht (Johannes III, 8). Deshalb werden Gottes Gedanken turmhoch über unseren menschlichen Gedanken stehen, und wir werden uns beispielsweise daran gewöhnen müssen, dass die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein werden (Matthäus XX, 16). So war die Priesterbruderschaft St. Pius XII. von 1970, als sie gegründet wurde, bis 2012, als ihre Führer Bedingungen für ihre Rückkehr unter die Befehlsgewalt der Konzilsrömer stellten, eine Vorhut bei der Verteidigung des Glaubens, doch seit 2012 ist sie offiziell zu einer Art Schosshündchen der Römer geworden. Das System hat die Bruderschaft verschlungen, und sie, die eben noch die Erste war, begann zu einer der Letzten abzusinken, weil der Teufel ihr nicht gestattet, ihren Sturz auf halbem Wege zu beenden.
Zu diesem Zeitpunkt wünschen viele traditionalistische Katholiken aus ganzem Herzen, dass eine Post-Bruderschaft erscheinen möge, welche den Platz der Bruderschaft einnimmt. Doch mag eine Post-Bruderschaft unter Umständen nicht Gottes Willen entsprechen. Die Jahre von 2010 bis 2020 sind nicht mehr die Siebziger oder die Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als es Erzbischof Lefebvre noch möglich war, die weltweite Bruderschaft aufzubauen. Die Zersetzung der Herzen und der Seelen ist im Vergleich zu den Siebziger Jahren sehr viel weiter fortgeschritten, und seit 2012 beschleunigt sie sich noch. Man schaue doch, wie wenig gesunden Verstand die Menschen heute haben, immer und immer weniger. Natürlich kann die Gnade Gottes aus geistig und seelisch verwirrten Menschen glaubensfeste Katholiken machen, aber Gott lässt die Menschen fast immer nach freiem Willen handeln, und wenn sie ihr Inneres unbedingt in ein schlammiges Sumpfland verwandeln wollen, so kann es sein, dass Gottes Helikopter nicht sonderlich darauf erpicht ist zu landen, aus Furcht, im Schlamm zu versinken.
Gewiss wird Gott die Kirche in diesen zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts erhalten. Wird er dies mittels einer „Widerstandsbewegung“ ohne Struktur und Organisation und mit ständigen Streitereien zwischen ihren rivalisierenden Mitgliedern tun? Normalerweise nicht, aber wenn alle Widerstandskämpfer wenigstens denselben wahren Glauben teilen, mag ihre Bewegung sehr wohl zu einem Vorposten bei der Verteidigung des Glaubens werden, und das Fehlen einer Struktur mag sich sogar als Vorteil erweisen, wenn dies bedeutet, dass es kein Oberhaupt gibt, dessen Gefangennahme nur allzu leicht den Zusammenbruch der ganzen Struktur nach sich ziehen kann, weil es der moderne Mensch trefflich versteht, weder gehorsam noch ungehorsam zu sein. Und wenn jene, die Widerstand leisten, darüber hinaus noch über ein Minimum an gesundem Menschenverstand und an Nächstenliebe verfügen, können sie sogar miteinander auskommen, ohne übereinander herfallen zu müssen. Und wenn „Widerstand“ keine Etikette ist, auf die man stolz sein kann, so ist das auch nicht schlimm, weil die Situation sich so dramatisch entwickelt hat, dass die Etiketten schon lange überholt sind.
Jedenfalls ist es für Katholiken, die ihre Seelen zu retten wünschen, indem sie den Glauben bewahren, absolut unabdingbar, zu sehen, warum und wie die Welt um uns herum ihren katholischen Glauben unterwandert und korrumpiert. Der Grund hierfür ist nicht unbedingt fehlender guter Wille oder fehlende gute Absichten, im Gegenteil. Während die ursprünglichen Protestanten offene und bittere Feinde des Glaubens waren, können ihre Nachfolger, die Liberalen in aller Welt, gegenüber Katholiken aufrichtig freundlich sein, solange die Katholiken ihr tiefverwurzeltes Prinzip teilen, dass Wahrheit lediglich subjektiv sein kann; dass es nur ein obligatorisches Dogma gibt, neben dem alle anderen Dogmen entbehrlich sind; dass Ideen wertlos sind; dass „alles, was ihr braucht, Liebe ist“; dass alle Religionen denselben Gott haben, usw. Dieses Dogma ist so zum Instinkt geworden, dass nicht einmal mehr darüber diskutiert wird – und dies ist der Grund für seine Gefährlichkeit. Die Wahrheit wird aus dem Gerichtssaal verbannt, noch ehe sie diesen überhaupt betreten kann. Doch wenn es keine Wahrheit gibt, wie kann es dann einen wahren Gott geben?
Kyrie eleison.