Schlagwort: Sieben Zeitalter der Kirche

Die Grablegung der Kirche – I

Die Grablegung der Kirche – I posted in Eleison Kommentare on April 11, 2020

Folgt man Unserer Lieben Frau von Salette und dem ehrwürdigen Bartholomäus Holzhauser, dann ist die Zeit, die wir gegenwärtig durchleben, lediglich die letzte Phase des Fünften Zeitalters und nicht schon das Ende des Siebten und letzten Zeitalters der Welt. Das Fünfte Zeitalter wird der göttlichen Bestimmung zufolge mit einer grossen Züchtigung der Menschheit enden; letztere ist das Vorspiel zu dem kurzen Sechsten Zeitalter, das durch den grössten und ruhmreichsten Triumph der Kirche in ihrer gesamten Geschichte gekennzeichnet sein wird, jedoch seinerseits das Vorspiel zum Siebten Zeitalter darstellen wird, das den Aufstieg des Antichrist, die schlimmste Verfolgung der ganzen Kirchengeschichte sowie das Ende der Welt, wie wir sie kennen, sehen wird; an deren Stelle werden dann geheimnisvollerweise „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ treten (2. Petrus III, 13).

Wenn der Heilige Petrus, der ehrwürdige Bartholomäus Holzhauser und Unsere Liebe Frau von La Salette dies meinten, wird die Kirche sicherlich aus ihrem heutigen Grab auferstehen, schon lange bevor sie beim Weltenende zum Himmel emporsteigt. Die Frage ist, wie sie in dem Grab, in dem sie gegenwärtig gefangen ist, überleben und wie sie dieses verlassen wird.

Der entscheidende Punkt ist hier, dass die Kirche Gott gehört, dass die Kirche vom Gottes Geist geleitet wird und dass das Wirken des Heiligen Geistes mit dem Winde vergleichbar ist, der bläst, wohin er will; wir wissen, dass er existiert, weil wir ihn hören können, doch wissen wir nicht, woher er kommt und wohin er geht (Johannes III, 8). Deshalb werden Gottes Gedanken turmhoch über unseren menschlichen Gedanken stehen, und wir werden uns beispielsweise daran gewöhnen müssen, dass die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein werden (Matthäus XX, 16). So war die Priesterbruderschaft St. Pius XII. von 1970, als sie gegründet wurde, bis 2012, als ihre Führer Bedingungen für ihre Rückkehr unter die Befehlsgewalt der Konzilsrömer stellten, eine Vorhut bei der Verteidigung des Glaubens, doch seit 2012 ist sie offiziell zu einer Art Schosshündchen der Römer geworden. Das System hat die Bruderschaft verschlungen, und sie, die eben noch die Erste war, begann zu einer der Letzten abzusinken, weil der Teufel ihr nicht gestattet, ihren Sturz auf halbem Wege zu beenden.

Zu diesem Zeitpunkt wünschen viele traditionalistische Katholiken aus ganzem Herzen, dass eine Post-Bruderschaft erscheinen möge, welche den Platz der Bruderschaft einnimmt. Doch mag eine Post-Bruderschaft unter Umständen nicht Gottes Willen entsprechen. Die Jahre von 2010 bis 2020 sind nicht mehr die Siebziger oder die Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als es Erzbischof Lefebvre noch möglich war, die weltweite Bruderschaft aufzubauen. Die Zersetzung der Herzen und der Seelen ist im Vergleich zu den Siebziger Jahren sehr viel weiter fortgeschritten, und seit 2012 beschleunigt sie sich noch. Man schaue doch, wie wenig gesunden Verstand die Menschen heute haben, immer und immer weniger. Natürlich kann die Gnade Gottes aus geistig und seelisch verwirrten Menschen glaubensfeste Katholiken machen, aber Gott lässt die Menschen fast immer nach freiem Willen handeln, und wenn sie ihr Inneres unbedingt in ein schlammiges Sumpfland verwandeln wollen, so kann es sein, dass Gottes Helikopter nicht sonderlich darauf erpicht ist zu landen, aus Furcht, im Schlamm zu versinken.

Gewiss wird Gott die Kirche in diesen zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts erhalten. Wird er dies mittels einer „Widerstandsbewegung“ ohne Struktur und Organisation und mit ständigen Streitereien zwischen ihren rivalisierenden Mitgliedern tun? Normalerweise nicht, aber wenn alle Widerstandskämpfer wenigstens denselben wahren Glauben teilen, mag ihre Bewegung sehr wohl zu einem Vorposten bei der Verteidigung des Glaubens werden, und das Fehlen einer Struktur mag sich sogar als Vorteil erweisen, wenn dies bedeutet, dass es kein Oberhaupt gibt, dessen Gefangennahme nur allzu leicht den Zusammenbruch der ganzen Struktur nach sich ziehen kann, weil es der moderne Mensch trefflich versteht, weder gehorsam noch ungehorsam zu sein. Und wenn jene, die Widerstand leisten, darüber hinaus noch über ein Minimum an gesundem Menschenverstand und an Nächstenliebe verfügen, können sie sogar miteinander auskommen, ohne übereinander herfallen zu müssen. Und wenn „Widerstand“ keine Etikette ist, auf die man stolz sein kann, so ist das auch nicht schlimm, weil die Situation sich so dramatisch entwickelt hat, dass die Etiketten schon lange überholt sind.

Jedenfalls ist es für Katholiken, die ihre Seelen zu retten wünschen, indem sie den Glauben bewahren, absolut unabdingbar, zu sehen, warum und wie die Welt um uns herum ihren katholischen Glauben unterwandert und korrumpiert. Der Grund hierfür ist nicht unbedingt fehlender guter Wille oder fehlende gute Absichten, im Gegenteil. Während die ursprünglichen Protestanten offene und bittere Feinde des Glaubens waren, können ihre Nachfolger, die Liberalen in aller Welt, gegenüber Katholiken aufrichtig freundlich sein, solange die Katholiken ihr tiefverwurzeltes Prinzip teilen, dass Wahrheit lediglich subjektiv sein kann; dass es nur ein obligatorisches Dogma gibt, neben dem alle anderen Dogmen entbehrlich sind; dass Ideen wertlos sind; dass „alles, was ihr braucht, Liebe ist“; dass alle Religionen denselben Gott haben, usw. Dieses Dogma ist so zum Instinkt geworden, dass nicht einmal mehr darüber diskutiert wird – und dies ist der Grund für seine Gefährlichkeit. Die Wahrheit wird aus dem Gerichtssaal verbannt, noch ehe sie diesen überhaupt betreten kann. Doch wenn es keine Wahrheit gibt, wie kann es dann einen wahren Gott geben?

Kyrie eleison.

Gott Beruft Ein

Gott Beruft Ein posted in Eleison Kommentare on April 29, 2017

Pater Jean-Michel Gleize, Theologieprofessor an dem von der Priesterbruderschaft St. Pius X. geleiteten Seminar von Écône, hat zwei Artikel zu brennenden Problemen unserer Tage verfasst, die ein interessantes Licht auf deren Lösung werfen. Erstens: Kann der Papst der formellen Häresie verfallen? Seine Antwort lautet: Vielleicht, weil die in den letzten paar Jahrhunderten vorherrschende Ansicht, Päpste seien gegen den Irrtum gefeit, vorher durchaus nicht allgemein vertreten wurde. Zweitens: Zeigt das päpstliche Dokumente Amoris Laetitia, dass Papst Franziskus sich der formellen Häresie schuldig gemacht hat? Diese Frage beantwortet Pater Gleize so: Im engen Sinne des Wortes nein, aber praktisch gesehen vielleicht schon, weil der Neomodernismus die Doktrin unterminiert, während er vorgibt, sie zu bewahren. Dieser zweiten Frage werden wir uns erst in einem folgenden „Kommentar” zuwenden, doch wenn sich Pater Gleize nicht dem Vorwurf ausgesetzt sehen wollte, zwischen zwei Stühlen – dem Sedisvakantismus und dem Liberalismus – zu sitzen, musste er sich zuerst mit der ersten Frage auseinandersetzen.

In seinem ersten und kürzeren Artikel schreibt er, seit der protestantischen „Reformation” hätten die katholischen Theologen im allgemeinen, insbesondere aber St. Robert Bellarmine, die Ansicht vertreten, der Papst könne die Sünde der bewussten und hartnäckigen Leugnung des kirchlichen Dogmas, d. h. formelle Häresie, nicht begehen. Diese Theologen berufen sich auf Unseren Herrn, der Petrus auftrug, seine Brüder im Glauben zu stärken (Lukas XXII, 32), was voraussetzt, dass Petrus selbst des Glaubens nicht verlustig gehen kann. Des Weiteren argumentieren sie, noch nie in der ganzen Kirchengeschichte sei ein Papst der formellen Häresie verfallen. Andererseits, sagt Pater Gleize, hätten die katholischen Theologen vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, also vor der protestantischen Revolution, allgemein die Auffassung verfochten, ein Papst könne durchaus der formellen Häresie verfallen, und diese These wird, wenn auch nicht von sehr vielen, bis in die Gegenwart verfochten.

Pater Gleize folgert hieraus, dass insbesondere wegen der Konzilspäpste die späteren Theologen ihre These nicht bewiesen hätten. Bezüglich des Arguments, Petrus werde von Unserem Herrn dauerhaft davor bewahrt, formelle Häresie zu begehen, gilt: Der Glaube ist ein aus freiem Willen erfolgter geistiger Akt, und Gott greift nur selten in den freien Willen des Menschen ein. Bezüglich der historischen Päpste wurde beispielsweise Honorius von seinen Nachfolgern verflucht, weil er die monothelitische Häresie begünstigte. Diese Schlussfolgerung ist in der Tat umstritten, doch betrachtet man die Frage vom historischen Standpunkt der sieben Zeitalter der Kirche, ergibt sie durchaus einen Sinn.

Nach den ersten drei Zeitaltern – Apostel (33–70), Märtyrer (70–312) und Kirchenväter (312 bis ca. 500) – trat die Kirche in ihr viertes Zeitalter ein, den tausendjährigen Triumph der Christenheit (ca. 500 bis 1517). Doch im Spätmittelalter schlich sich der Teufel dank der Erbsünde in die Christenheit wieder ein, und die Menschen läuteten das fünfte Zeitalter ein, dasjenige der Apostasie (1517-?), in dem entartete Christen eine Form der Heuchelei nach der anderen erfanden (Protestantismus, Liberalismus, Kommunismus und andere mehr), angeblich um christlicher Tugend und Zivilisation zu huldigen; in Wirklichkeit, um sich von der Moral zu „befreien”, um den neusten Greuel wie die gleichgeschlechtliche „Ehe” propagieren zu dürfen.“ „Heuchelei ist die Huldigung, die das Laster der Tugend entbietet”(La Rochefoucauld).

Nun hätte Gott das Mittelalter ja für immer fortdauern lassen können, doch dann hätte er die Menschen ihres freien Willens berauben müssen. In dieser Notlage schenkte Er Seiner Kirche eine auserlesene Schar von Heiligen, welche die Gegenreformation leiteten, und im Verlauf des nächsten halben Jahrtausends erwuchs Ihm, um die Bevölkerung Seines Himmels zu mehren, eine Schar nachmittelalterlicher Heiliger. Aber um der Korruption des nachmittelalterlichen Menschen entgegenzuwirken, traf Gott die Wahl, die Autorität in Seiner Kirche zu verstärken, so dass Seelen, die zwar nach Rettung trachteten, doch bereits nicht so sehr aus innerer Tugend, wenigstens durch eine äussere Autorität in den Himmel geführt werden konnten. Hierauf reagierte der Teufel natürlich, in dem er insbesondere Kirchenmänner in hohen Positionen umgarnte, und nach fast einem halben Jahrtausend war es, als sagte der Herrgott: „Wenn ihr Meine Kirche nicht wollt, könnt ihr eure eigene Neukirche haben”, und das war Vatikan II.

Somit ist die Autorität der Kirche heute dermassen angeschlagen, dass sie durch Menschenwerk nicht mehr zu retten ist, und Gott wird zu anderen Mitteln greifen, um aus unserer spirituell erschöpften Welt noch eine weitere Schar von Seelen in Seinen Himmel zu führen. Eine Züchtigung der sündigen Menschheit wird gewährleisten, dass die Kirche des sechsten Zeitalters anfangs in herrlichem Glanze erstrahlen wird, doch der Teufel wird sich dank der Erbsünde die Tatsache zunutze machen, dass die menschliche Natur durch den Liberalismus des fünften Zeitalters zutiefst geschwächt ist, so dass es wohl nicht allzu lange dauern wird, bis das siebte Zeitalter, das des Antichristen, anbrechen wird. Dieses wird jedoch das Zeitalter einiger der grössten Katholiken der gesamten Kirchengeschichte sein – einer Schar besonders grosser Heiliger.

Kyrie eleison.

Transzendente Göttlichkeit

Transzendente Göttlichkeit posted in Eleison Kommentare on April 8, 2017

Wenn es im Jahr je einen Tag gibt, an dem es sich besonders ziemt, über das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus nachzudenken, dann ist dieser Tag sicherlich der heutige, der Tag vor Palmsonntag, kurz vor dem Beginn der Heiligen Woche. Und dieses Nachdenken ist im Verlauf des letzten halben Jahrhunderts mit jedem Jahr notwendiger geworden, weil das Leiden der Mutter Kirche, das mit Vatikan II seinen Anfang nahm, immer furchtbarer und zugleich immer geheimnisvoller wird. Wir alle tun gut daran, uns in Erinnerung zu rufen, dass Gott geheimnisvoll ist, in anderen Worten, dass Er unendlich weit über und jenseits unseres kleinen menschlichen Geistes steht. Ansonsten laufen wir Gefahr, ihn zu verkleinern, damit er sich in den Rahmen dieses kleinen Geistes hineinzwängen lässt. „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken” (Jesaja LV, 8–9).

Diese entscheidend wichtige Erkenntnis wird uns im Fünften Freudigen Geheimnis des Heiligen Rosenkranzes zuteil. Im Alter von zwölf Jahren liess es Unser Herr zu, dass Seine Mutter und der Heilige Josef ihn verloren, um sie daran zu erinnern, dass Er für die Sache Seines Vaters eintreten musste. Seine Mutter konnte das nicht verstehen –„Mein Sohn, warum hast du uns das getan?.“ Denn Er hatte Seinen menschlichen Eltern drei Tage lang quälende Sorgen bereitet – „Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“ Unser Herr antwortete, als ob es für sie keinen Grund zur Sorge gegeben hätte – „Was ist’s, dass ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ Doch so drückend war die Sorge Seiner Eltern gewesen, dass diese Antwort für sie vom menschlichen Standpunkt aus keinen Sinn ergab – „Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen redete.“ Doch seine Mutter wusste, dass es ein Fehler gewesen wäre, ihren Sohn weiter auszufragen. Stattdessen „behielt sie alle diese Worte in ihrem Herzen“ (Lukas II, 48–51), um zu erkennen, warum Gott recht hatte, obwohl sie ihn nicht verstehen konnte.

Dem künftigen Oberhaupt der Kirche, dem Felsen, auf dem sie erbaut werden sollte, musste dieselbe Einsicht, dass Gottes Wege für uns wahrhaft unerforschlich sind, ebenfalls vermittelt werden, wenn auch in etwas handgreiflicherer Form als der liebenswerten Mutter Unseres Herrn. Menschlich, allzu menschlich tadelte Petrus Unseren Herrn dafür, dass Er es gewagt hatte, den Aposteln zu eröffnen, dass er sich nach Jerusalem begeben werde, um dort zu leiden und zu sterben. Die Antwort Unseres Herrn war schneidend: „Hebe dich, Satan, von mir!“ Allerdings ist die Erklärung im Grunde dieselbe wie bei der Antwort, die Er Seiner Mutter gab, „denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist“ (Matthäus XVI, 21–23). Petrus, der eben erst zum Fels der Kirche ernannt worden war (Matthäus XVI, 18–19), ist der letzte, dem es erlaubt werden kann, in menschlichen statt in göttlichen Kategorien zu denken, sobald er die Kirche wird leiten müssen.

Doch selbstverständlich anerkennt Unser Herr das Problem, dass Menschen allzu menschlich denken, wenn es um die göttlichen Dinge geht. Deshalb führte er Petrus, kurz nachdem er ihn streng getadelt hatte, zusammen mit Jakobus und Johannes auf einen hohen Berg, wo er verklärt wurde, damit seine Gottheit aus seiner menschlichen Natur schien. Deshalb mochten die Apostel zwar alle bis ins Mark erschüttert sein durch den furchtbaren Gottesmord in Jerusalem, aber drei von ihnen würden in der Lage sein, zu bezeugen, was sie mit ihren eigenen Augen gesehen hatten (vgl. Zweiter Brief des Petrus I, 16–18): Wie schon vor der Passion die Gottheit aus dem Leib jenes Mannes erstrahlte, der auf Golgatha gekreuzigt werden sollte.

Und in unseren eigenen Tagen? Die Katholiken wissen, dass das Leben der Katholischen Kirche die Fortsetzung auf Erden der Inkarnation Christi auf Erden ist; somit wissen sie im Prinzip, dass, so wie die 33 Lebensjahre, die Christus hier beschieden waren, mit Seiner Passion und Seinem Tod endeten, auch die Kirche ihre Zeit auf Erden beenden mag, indem sie aus allen Wunden blutet, bis sie so gut wie ausgelöscht ist. Dennoch kann es gar manchen guten Menschen in seinem Glauben erschüttern, wenn er diesen Vorgang mit eigenen Augen ansehen muss. – „Wie ist es möglich, dass diese Päpste, diese Kardinäle und diese Bischöfe die Träger von Gottes Autorität in der Struktur Seiner einzigen wahren Kirche sind?“ Natürlich sind sie im Allgemeinen durchaus nicht ihre treuen Träger, doch wo sonst sind denn die Träger, welche ihre Struktur darstellen? Nur Geduld. Als man Gott nach Golgatha zerrte, war er immer noch da, und er ist auch heute, wo man Ihn in die Neue Weltordnung zerrt, immer noch da. Aber er hat Sein letztes Wort noch nicht gesprochen!

Kyrie eleison.

Billot – III.

Billot – III. posted in Eleison Kommentare on Januar 4, 2014

Die gegenwärtigen Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. arbeiten beständig und auf listige Weise daran, die Bruderschaft in den Rahmen der Amtskirche einzufügen, welche wiederum stetig und auf listige Weise die Revolution und die konziliaren Ideale der Freiheit (Religionsfreiheit), Gleichheit (Kollegialität) und Brüderlichkeit (Ökumenismus) vorantreibt. Dennoch nehmen diese Oberen gewiß Kardinal Billot ernst. Sie täten gut daran, über seine Überlegungen zu unserem fünften Kirchenzeitalter nachzudenken. Diese Überlegungen finden wir gleich hinter seiner Darstellung über die Sieben Zeitalter der Kirche im Epilog des ersten Bandes seiner berühmten Abhandlung über die Kirche Christi. Es folgen einige dieser Überlegungen, frei aus dem Lateinischen übersetzt und angepaßt:—

„Unsere heutige Zeit wäre demnach das fünfte Kirchenzeitalter, das Zeitalter der Treulosigkeit, des Glaubensabfalls und des Liberalismus, welches zwischen dem Ende des Heiligen Römischen Reiches und einer Zeit liegt, welche der Hl. Paulus die „Auferstehung von den Toten“ nennt. Möge es so sein! Dieses Zeitalter gibt uns allen, inmitten unserer vielen und großen Drangsale (dies schrieb der Kardinal im Jahre 1927 – was würde er heute sagen?) somit Hoffnung auf eine zukünftige Wiederherstellung und – verzeihen Sie mir den Ausdruck – eine Gegenrevolution. Bereits heute erkennen und gestehen viele führenden Wissenschaftler, Politiker und Volkswirte frei ein, wie vergiftet die Früchte der Französischen Revolution von 1789 sind. Diese Revolution rief damals laut aus, daß die eine und einzige Quelle allen Übels auf der Welt die Verachtung der „Menschenrechte“ sei. Welche Leichtsinnigkeit! Welche Albernheit! Welcher Wahn!“

„Die Freiheit der Revolutionäre führt zur Tyrannei der Starken über die Schwachen; ihre Gleichheit hat ein paar Millionäre zur Folge, welche nur noch stärker über das ganze Volk herrschen (denken wir im Jahre 2013 an die Wall-Street); ihre Brüderlichkeit mündet im inneren Streit und im unversöhnlichen Klassenhaß. Manche durchschauen dieses Spiel, doch die meisten erkennen die grundlegend satanische Prägung der Revolution nicht. Wer allerdings unter die Oberfläche schaut, erkennt, daß die religiöse Frage allen anderen, derzeit die Menschheit erregenden Fragen, zugrundeliegt: die Seuche des politischen und wirtschaftlichen Liberalismus entsteht aus dem oben dargelegten atheistischen und antichristlichen Liberalismus, und die Gesellschaftsordnung kann auf keinen Fall wiederhergestellt werden, solange nicht die Prinzipien der Kirche erneut das öffentliche Leben leiten.“

„Möge doch die Anerkennung dieser Theorie praktische Früchte tragen. Aus ganzem Herzen verlangen wir eine solche Wiederherstellung. Wohl wissen wir, daß die heidnischen Gesetze, unter welchen wir heute leben müssen, zwar gewissen Einzelnen noch das Christsein erlauben dürften (im Jahre 2013 fragen wir uns, wie lange noch?), aber eine christliche Gesellschaft völlig unmöglich machen. Deshalb suchen wir vor allem anderen Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, ohne geringzuschätzen, was uns dann noch dazugegeben wird (Matthäus 6,33). Was der Hl. Paulus über die Frömmigkeit sagt, „die zu allem nützlich ist,“ gilt auch für den Einfluß der Kirche, „sie hat die Verheißung des Lebens, des irdischen und des künftigen.“ (1. Timotheusbrief 4,8).“

Wir sehen hierbei schnell ein, daß der Kardinal nicht zu den vielen Seelen zählt, von welchen er sagte, daß sie den falschen Glanz der modernen Welt nicht durchschauen. Im Gegenteil erlaubt ihm sein kräftiges Erfassen der katholischen Lehre, unsere eigene Zeit zu beschreiben, und zwar fast ein Jahrhundert später.

Erwachet doch, ihr Oberen im Generalhaus der Bruderschaft, aus eurem törichten Traum, die Liberalen an den Schaltstellen der Kirche bekehren zu können. Und hört auf, mittels einer Reihe von doppeldeutigen Erklärungen vorzugeben, daß ihr immer noch die Tradition verteidigen würdet. Eure Taten beweisen das Gegenteil, und Taten sprechen eine stärkere Sprache als zahllose Erklärungen. Ihr habt den Namen, daß ihr lebt, und seid tot. Werdet wach und stärket das übrige, das daran ist zu sterben. Bedenket also, wie ihr es empfangen habt vom Erzbischof, verwirklichet es und kehret um!

Kyrie eleison.

Billot – II.

Billot – II. posted in Eleison Kommentare on Dezember 28, 2013

Nicht nur durch die Namen der sieben kleinasiatischen Gemeinden (vergleiche „Eleison Kommentar“ ? #), sondern auch durch den Inhalt der sieben Sendschreiben an diese Gemeinden (Buch der Apokalypse, gleich Offenbarung des Johannes, Kapitel 2 und 3) stellt Kardinal Billot eine Verbindung her zwischen diesen Schreiben und sieben hauptsächlichen Zeitaltern der Kirchengeschichte. In dieser Hinsicht besonders interessant ist das Sendschreiben an die Gemeinde von Sardes (Offb. 3,1–6), welches unserer heutigen Zeit entsprechen dürfte: dem fünften Kirchenzeitalter, dem des Glaubensabfalls. Nachdem Billot an den Reichtum, Luxus und materiellen Wohlstand von Krösus, dem berühmten Herrscher von Sardes, erinnert, schreibt der Kardinal:

„Wie zu erwarten, scheint diese Gemeinde in einem Zustand des geistlichen Verfalls zu sein. Auf allen Seiten herrscht Glaubensabfall und Niedergang; während die Mehrheit der Seelen ihre Religion aufgibt, bleiben nur einige Menschen treu zu Jesus Christus. Der Engel spricht: „Doch hast du einige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckten.“ Allerdings: „Du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot.“ Der Name (aber nicht die Wirklichkeit) des Lebens, des Wissens, der Freiheit, der Zivilisation, des Fortschritts; und doch bist du tot, in der Dunkelheit und im Schatten des Todes sitzend, weil das Licht des Lebens, welches unser Herr Jesus Christus ist, zurückgewiesen wurde. Daher wird dem Bischof von Sardes gesagt: „Werde wach und stärke das übrige, das daran war zu sterben; denn ich fand deine Werke nicht vollwertig vor meinem Gott.“ Und vor allem wird der Bischof ermahnt, unbeirrbar festzuhalten an jeder Überlieferung der Heiligen Apostel, und keinen Deut abzuweichen von ihrer Auslegung durch die Kirchenväter, beispielsweise unter der fadenscheinigen Ausrede oder dem Anschein eines tieferen Verständnisses. „Bedenke also, wie du es empfangen und gehört hast, und bewahre es und kehre um!“ Soviel zum Fünften Zeitalter der Kirchengeschichte. Was danach folgt, stimmt schon freudiger.“

Dann fährt der Kardinal mit dem Sechsten und Siebten Zeitalter fort. Leser, welche die ersten sechs Verse des siebten Kapitels des Buches der Apokalypse noch nicht kennen, dürften sie im Zusammenhang mit unserer heutigen Zeit hochinteressant finden. Denn der Zusammenhang ist bemerkenswert und keinesfalls zu-fällig.

Er ist bemerkenswert, weil die Mahnung „Werde wach und stärke das übrige, das daran war zu sterben“ genau übereinstimmt mit der Gegenreformation, welche den Katholizismus vor dem Protestantismus bewahrte; mit den antiliberalen Päpsten, welche von der Kirche retteten, was von der Revolution übrigblieb; mit Erzbischof Lefebvre (und anderen), welche die Tradition vor dem Zweiten Vatikanum retteten; und heute mit der sogenannten Widerstandsbewegung, die zu retten versucht, was von seiner in den Liberalismus kollabierenden Priesterbruderschaft noch rettbar ist. Mit Sicherheit können die heutigen Katholiken ein Herz sich fassen angesichts der Perspektive, daß ihr langes und scheinbar aussichtsloses Rückzugsgefecht einer fernen Vergangenheit entspringt und zu einer letztendlich triumphierenden Zukunft paßt. Aus diesem Grunde erhielten wir von Gott das Buch der Apokalypse.

Sodann ist der Zusammenhang nicht zu-fällig. Unser Herr versprach seinen Aposteln (Johannes 16,12–14), daß sein Geist, der Heilige Geist, mit ihnen und ihren Nachfolgern sein werde bis ans Ende der Zeit, um ihnen zu gegebener Zeit zu eröffnen, was sie erst dann zu wissen brauchen. So wurde dem Ehrwürdigen Pfarrer Holzhauser auch erst in einer Zeit, wo der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) Deutschland verwüstete, seine Einsicht in die Sieben Kirchenzeitalter offenbar, welche in den sieben Sendschreiben an die sieben kleinasiatischen Gemeinden versteckt war. Auf ähnliche Weise erfuhren wir erst unmittelbar vor dem Ausbruch der Russischen Revolution von Unserer Lieben Frau von Fatima, daß am Ende ihr Unbeflecktes Herz triumphieren wird. Zugegebenermaßen wird die Kirche gerade jetzt verdunkelt (siehe die Filmausschnitte im weltweiten Netz über die öffentliche Messe, welche kürzlich in Brasilien von dem Kirchenmann in Weiß zelebriert wurde). Doch stellt das weder eine Notwendigkeit noch eine Rechtfertigung für uns dar, nun Liberale zu werden.

Kyrie eleison.

Billot – I.

Billot – I. posted in Eleison Kommentare on Dezember 21, 2013

Seit Jahren halte ich einen Vortrag über die Sieben Zeitalter der Kirche, fußend auf dem Kommentar des Ehrwürdigen Bartholomäus Holzhauser über das Buch der Apokalypse (Geheime Offenbarung des Hl. Johannes). Holzhauser war ein deutscher Priester und Pfarrer aus Schwaben in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er sagte, daß er seinen Kommentar aufgrund einer Eingebung abgefaßt hat. Mein Vortrag ist beliebt, vor allem wohl deshalb, weil er den Wahnsinn unserer Zeit in ein harmonisches Muster der Kirchengeschichte eingliedert. Doch erst neulich habe ich gelernt, daß Holzhausers Vision von einem berühmten klassischen Theologen geteilt wird, was das Abqualifizieren Holzhausers als bloßen Visionär oder „Erscheinungssüchtigen“ deutlich erschwert.

Im Epilog des ersten Bandes seiner klassischen Abhandlung über die Kirche Christi legt Kardinal Louis Billot (1846–1931) recht detailliert die von Holzhauser bestätigte Entsprechung dar zwischen den sieben Hauptzeitaltern der Kirchengeschichte und den sieben Sendschreiben an die sieben kleinasiatischen Gemeinden, welche das zweite und dritte Kapitel des Buches der Apokalypse ausmachen. Obwohl Billot in seinem Epilog Holzhauser nicht erwähnt, ist es kaum vorstellbar, daß er dessen Kommentar nicht kannte. Allerdings achtet Billot darauf, die Entsprechung nicht von einer Vision oder Eingebung ausgehen zu lassen, sondern von den griechischen Namen der sieben Gemeinden. Die Eignung dieser sieben Namen für die sich entwickelnde Kirchengeschichte ist entweder ein merkwürdiger Zufall, oder aber, und wahrscheinlicher, eine Spur der Vorsehung – schließlich ist Gott Herr der Geschichte.

So schreibt Billot, daß der Gemeindename Ephesus (vgl. Offenbarung des Johannes 1,1–7) auf griechisch „in Gang setzen“ bedeutet und offensichtlich dem Apostolischen Zeitalter (33–70 n.Chr.) entspricht, mit welchem die Kirche begann. Smyrna (Offb. 1,8–11) benennt die zweite Gemeinde und heißt „Myrrhe,“ was eine Entsprechung für die Passion und die Leiden des Zweiten Kirchenzeitalters darstellt (70–313 n.Chr.), dem der Martyrer. Pergamon (Offb. 1,12–17) war eine für ihre Literatur berühmte Stadt, so daß das Wort „Pergament“ fortan das Material bezeichnete, worauf man schreibt, und einer ganzen Gruppe von berühmten Kirchenschriftstellern entspricht, welche zum Dritten Kirchenzeitalter gehören, dem der Kirchenlehrer (313–800). Thyatira benennt die nächste Gemeinde (Offb. 2,18–29) und bedeutet „Glanz des Triumphes,“ eine Entsprechung für den tausendjährigen Triumph der katholischen Kirche, von Karl dem Großen (742–814) bis zur Französischen Revolution (1789).

Vielleicht könnte diese tausendjährige Epoche auch angesetzt werden vom Zeitpunkt der Bekehrung des Frankenkönigs Chlodwig (496) bis zum Ausbruch des Protestantismus (1517). Doch ob wir nun den Niedergang des Christentums auf die Reformation oder die Revolution datieren, so war in jedem Fall Sardes die fünfte Gemeinde (Offb. 3,1–6). Diese Stadt des Krösus, eines sagenhaft reichen Mannes, ruft einen Überfluß an Geld, materiellem Wohlstand und eine geistige Dekadenz hervor, so wie sie auch unsere Neuzeit charakterisieren. Tatsächlich passen die Warnungen des Hl. Johannes an die Gemeinde von Sardes exakt auf unser heutiges Zeitalter, wie kommende „Eleison Kommentare“ anhand von Billots Epilog zeigen werden.

Mit der sechsten Gemeinde bewegen wir uns eindeutig in Richtung Zukunft; sie trägt den Namen Philadelphia (Offb. 3,7–13), was „Liebe“ (Phil-) der „Brüderlichkeit“ (-adelphia) bedeutet. Kardinal Billot läßt diesen Namen dem letzten großen Triumph der Kirche enstprechen, welcher insbesondere durch die Bekehrung der Juden gekennzeichnet wird, wie der Hl. Paulus voraussagt (Römer 12,12), und durch ihre Versöhnung mit den Nichtjuden, welche zu guter letzt Brüder in Jesus Christus werden (Epheser 2,14–16).

Doch die Gemeinde von Philadelphia wird gewarnt, daß große Drangsal kommen wird (Offb. 3,10), welche mit dem Siebten und letzten Kirchenzeitalter korrespondiert, dem von Laodizea (Offb. 3,14–22), benannt nach dem Gericht (dike) der Völker (laon). Dies wird das Zeitalter der letzten und furchtbarsten Prüfung der Kirche sein, der Verfolgung durch den Antichrist. Ihm folgt dann das Jüngste Gericht über alle Seelen, welche je gelebt haben, und somit über alle Völker.

Kyrie eleison.