Grenzen des Menschen

Grenzen des Menschen on Juni 11, 2011

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Nach einer zweijährigen Suche wurden Anfang April die Trümmerteile des „Air France“-Flugzeuges gefunden, welches am 1. Juni 2009 in den Atlantik abgestürzt war. Die anschließend geborgenen Flugschreiber, die sogenannten „Black Boxes,“ werfen ein unheimliches Licht auf diese Katastrophe, welche bisher rätselhaft blieb. Was für ein Drama! Anscheinend kam der „Airbus 330–200“ in ungefähr 11.500 Metern Höhe ins Stocken, taumelte daraufhin dreieinhalb Minuten lang geradewegs nach unten und stürzte dann ins Meer – alle 228 Seelen an Bord traten augenblicklich vor den Richterstuhl Gottes.

Das anfängliche Problem für den Flug „AF 447“ könnte das scheußliche Nachtwetter hoch über dem Meer gewesen sein, zwei Stunden vom brasilianischen Rio de Janeiro entfernt in Richtung Paris. Die Schlußfolgerungen aus den Flugschreiber-Beweisen sind zwar noch nicht endgültig, aber zum nächsten Problem wurde möglicherweise, daß die Flugzeuginstrumente, die aus speziellen Staurohren, den Pitot-Sonden, Informationen zur Geschwindigkeitsmessung gewinnen, falsche Werte an die Piloten lieferten. Als das Flugzeug zu stocken begann und die Piloten die Flugzeugnase nach unten hätten drücken sollen, um für eine erneute Flugfähigkeit an Geschwindigkeit zu gewinnen, haben die Piloten anscheinend die Turbinen hochgedreht – das ist zwar auch eine Methode, um mit einer Stockungssituation umzugehen, aber dadurch wird die Nase des Flugzeugs eben angehoben. Nach einigen automatischen Stockungswarnungen kam das Flugzeug schließlich ganz zum Stocken, und als es in den freien Fall überging, scheinen die Piloten nichts mehr gegen den Absturz ausgerichtet haben zu können.

Versuchten die Piloten vielleicht, über den Sturm zu fliegen, anstatt abwärts in ihn hineinzusteuern? Verließen sie sich zu sehr auf ihre Bordelektronik, welche die heutigen Pilotenkanzeln offenbar immer stärker beherrscht? Verfielen sie in Panik? (Es wäre sehr verständlich, wenn sie es taten!) Die endgültigen Untersuchungsergebnisse von „Air France“ bezüglich Absturzursache stehen zwar noch aus, aber einige damit verbundene Punkte sind bereits sicher.

Ein jeder von uns kann aus vielen Gründen jederzeit sterben. Werden wir im Augenblick des Todes allerdings die Zeit, die Gnade und die Geistesschärfe besitzen, um zur Rettung unserer Seelen einen genügenden Akt der Reue zu erwecken? Eine unmittelbare Todesangst kann alles außer den instinktiven Überlebenstrieb aus unserem Bewußtsein fegen. Unsere großartigen Flugmaschinen schaukeln zwar jedes Jahr Millionen von interkontinentalen Fluggästen sicher über die Ozeane, aber das ist nichts im Vergleich zu den Naturgewalten. „Halt,“ sagte der Sturm, „entgegen eurem Denken seid ihr gar nicht Herr über die Elemente.“ Fluggäste und Mannschaft müssen während den meisten oder allen 210 Sekunden des Sturzes in ihren Tod von einer panischen Angst ergriffen worden sein, als sie aus ihren Bord-Kinofilmen und Sitzplatz-Mahlzeiten gewaltsam zurück in die Wirklichkeit gerufen wurden, weil das Naturgesetz der Schwerkraft die Kontrolle über den flugtechnischen Einfallsreichtum des Menschen übernommen hatte.

Die Flugschreiber funktionieren selbst nach 672 Tagen auf dem Meeresgrund noch perfekt und geben uns nun ihre Geheimnisse der letzten Minuten von Flug AF 447 preis. Was für eine kluge Idee und was für eine geschickte Konstruktion! Doch wie viele Seelen an Bord dieser brillanten Flugmaschine waren bereit, in die Ewigkeit einzutreten? Und wieviele mehr Seelen wären dazu bereit gewesen, wenn die Menschen nur einen kleinen Teil jener Intelligenz und Anstrengung, welche sie in ihre materiellen Maschinen stecken, der Rettung ihrer Seele gewidmet hätten? Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, daß weder Ablenkung noch Panik uns davon abhalten möge, unsere Seelen in Ordnung zu bringen und zu halten, „jetzt und in der Stunde unseres Todes.“

Kyrie eleison.