Andauernder Schaden – I.

Andauernder Schaden – I. on Juli 27, 2013

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Mitte April des letzten Jahres übergab die Priesterbruderschaft St. Pius X. offiziell eine Doktrinelle Deklaration an die römischen Autoritäten, welche als Grundlage für eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Bruderschaft dienen sollte. Doch diese Deklaration ist sehr schlecht, und deshalb argumentieren viele von ihren Verteidigern, daß Rom diese Deklaration schließlich abgelehnt hat, sie daher nicht weiter von Belang sei und sozusagen vergessen werden könne. Ein Gegenargument zu dieser Behauptung erschien in der aktuellen Ausgabe der englischen Monatszeitschrift „The Recusant“ (historischer Begriff für die Gegner der anglikanischen Glaubensgemeinschaft), dem neu entstandenen Magazin der Widerstandsbewegung in England. Dieses Gegenargument verdient sorgfältige Aufmerksamkeit und sei daher im folgenden wiedergegeben, teilweise in Form von direkten Zitaten, teilweise als Zusammenfassung:—

„Die Doktrinelle Deklaration ist, wie ihr Name und Inhalt deutlich machen, eine Erklärung, welche besagt, daß eine Reihe von lehrmäßigen Positionen mit allergrößter Bedeutung für die gegenwärtige Kirchenkrise vonseiten der Bruderschaft annehmbar sind. Das Problem ist nun, daß mehrere dieser in der Deklaration ausgedrückten Positionen jedoch nicht akzeptabel sind.“ Beispielsweise sagte ein führender Bruderschaftstheologe dem Generalkapitel der Bruderschaft im Juli des letzten Jahres: „Diese Deklaration ist ( . . . ) zutiefst mehrdeutig und sündigt somit durch Unterlassung gegen die Pflicht, deutlich eine Verurteilung jener grundsätzlichen Irrtümer auszusprechen, welche nach wie vor in der Kirche wüten und den Glauben der Katholiken zerstören. Nach Lage der Dinge gibt diese Deklaration den Eindruck, daß wir die »Hermeneutik der Kontinuität« annähmen.“

„Der von der Doktrinellen Deklaration verursachte Schaden entspricht somit dem einer öffentlichen, lehrmäßig zweifelhaften Erklärung. Auch wurde die Deklaration als solche weder „zurückgezogen“ noch wurde ihr „abgeschworen.“ Vielmehr weigert Bischof Fellay sich konsequent, zuzugeben, daß diese Deklaration lehrmäßig zweifelhaft ist. Allerhöchstens gesteht er ein, daß er versucht habe, „zu feinsinnig“ zu sein. Doch er gibt nicht zu, daß eine solche Feinsinnigkeit in Angelegenheiten der Glaubensverteidigung höchst fragwürdig ist. Vielmehr denkt der Bischof, das ganze Problem bestehe nur darin, daß „er nicht richtig verstanden worden“ sei, selbst von theologisch sehr kompetenten Bruderschaftspriestern nicht. Unter anderem erlaubt er Hw. Themann, diese Deklaration auf öffentlichen Konferenzen in den USA zu verteidigen, welche aufgenommen und dann unter den Gläubigen verteilt werden.“

Zwar mag es stimmen, daß eine Annahme der Deklaration durch Rom die Sache noch verschlimmert hätte. Doch verringert dies keineswegs den andauernden Schaden, welcher durch die Deklaration entsteht, wenn sie darlegt, was der Bruderschaft lehrmäßig annehmbar ist. Sollte Bischof Fellay nun sagen, daß er die Deklaration „zurückzieht“ oder „ihr abschwört,“ so meint er damit höchstwahrscheinlich nur, daß ihre Veröffentlichung zum gegenwärtigen Zeitpunkt ungelegen war, weil sie Spaltungen in der Bruderschaft verursacht hätte. „Bischof Fellay hat die ganze Zeit über nicht einmal angedeutet, daß die Doktrinelle Deklaration lehrmäßig zweifelhaft und somit unannehmbar ist. Doch hier steckt von Anfang an das Kernproblem, und wir sind weit von einer Lösung entfernt: Der Generalobere scheint sich zu weigern, ein unzweideutiges Bekenntnis von der Einstellung der Bruderschaft abzugeben.“

Schlußendlich ist der von dieser Deklaration verursachte Skandal nach wie vor nicht saniert worden. „Der Versuch, die Ernsthaftigkeit des Themas herunterzuspielen, damit Friede und Ruhe unter den Gläubigen bewahrt oder zurückgewonnen werde, riskiert jene Denkart zu fördern, wonach die Glaubenslehre keine allzu große Rolle spielt, solange nur alles rund läuft und wir die wahre Messe bewahren können, usw.“ In Wahrheit macht dieses Herunterspielen den Skandal nur noch schlimmer. (Ende des „Recusant“-Artikels.)

Dieser Artikel bringt auf sehr gemäßigte Weise das Problem auf den Punkt, daß Bischof Fellay die Doktrinelle Deklaration weder öffentlich widerrufen noch zurückgezogen hat. Wie kann eine katholische Kongregation die Wahrheit aufrechterhalten und ihr dienen, wenn sie von einem Oberen geführt wird, welcher mit der Wahrheit herumspielt? Wenn die Bruderschaft ein Rettungsboot ist, dann muß sie entweder ihren verblendeten Kapitän loswerden, welcher ständig danach strebt, Löcher in den Rumpf des Rettungsbootes zu bohren, oder aber die Bruderschaft verwandelt sich in ein „Ertrinkungsboot.“ Möge Gott in seiner Barmherzigkeit die Priesterbruderschaft aufwecken.

Kyrie eleison.