Menzingens Fehler – II
Menzingens Fehler – II on Juli 15, 2017
Am 13. Juni dieses Jahres wurde der Inhalt eines Briefs bekannt, der aus dem Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Menzingen, Schweiz, stammte und das Ziel verfolgte, „die mit Eheschliessungen zusammenhängenden Fragen zu klären”. Dieses Schreiben stellte die Antwort auf einen am 4. April an die Öffentlichkeit gelangten Vorschlag Roms dar, die Integration von unter der Obhut der Bruderschaft erfolgten Eheschliessungen in die Struktur der Konzilskirche zu erleichtern. Das Problem, das dieser Brief aufwirft, ist durchaus nicht nebensächlicher Art und betrifft mitnichten nur Unstimmigkeiten in Detailfragen. Das Problem liegt in der ganz und gar durch die Konzilsideologie geprägte Mentalität der Kirchenmänner, von denen der Vorschlag stammt. Um die unsterblichen Worte eines der drei der Bruderschaft angehörenden Theologen zu wiederholen, die unter der Leitung von Bischof de Galaretta vier römischen „Theologen” in den „Theologischen Diskussionen” von 2009 bis 2011 die Stirn boten, waren diese vier Römer „geisteskrank, besitzen aber die Autorität”. Die (objektive) „Geisteskrankheit” der Römer ist dermassen offenkundig, dass sich gar mancher gläubige Katholik zu der Folgerung veranlasst sieht, sie hätten alle kirchliche Autorität eingebüsst. Doch leider macht es immer noch den Anschein, sie besässen diese Autorität, so dass sie im Namen des „Gehorsams” die Kirche objektiv zerstören; ob sie mit ihrem Treiben subjektiv gute Absichten verfolgen, weiss nur Gott allein.
So wurde im ersten, grösseren Teil des von Menzingen verfassten Briefs über Eheschliessungen (siehe die letztwöchigen Kommentare ) das Argument ins Feld geführt, Roms Vorschlag vom 4. April verfolge einzig und allein das Ziel, die unter der Obhut der Bruderschaft zelebrierten Eheschliessungen wieder in Übereinklang mit der altehrwürdigen und vernünftigen Praxis zu bringen, die in der Kirche seit dem Konzil von Trent gilt. Jawohl, Menzingen, doch was ist ein vernünftiges Gesetz denn schon wert, wenn es von „geisteskranken” Personen in die Praxis umgesetzt wird? Ein tiefgründiges scholastisches Axiom besagt: „Was immer man empfängt, wird auf die Art des Empfängers empfangen”. Eine gesunde Tradition in den Händen (objektiv) geisteskranker Kirchenmänner läuft Gefahr, selbst geisteskrank zu werden. Beispielsweise behauptet Menzingen im dritten Teil seines Briefs, wenn die unter der Ägide der Bruderschaft erfolgten Eheschliessungen offiziell gemacht würden, würden sie dadurch sicherer. Sicherer, habt ihr gesagt? Und dies angesichts der Tatsache, dass die heutigen Verantwortlichen der Kirche offizielle Ehenichtigkeitserklärungen quasi in eine „katholische Scheidung” verwandelt haben?
Der zweite Hauptteil des Briefs führt acht Haupteinwände gegen Roms Vorschlag an – allerdings nur, um sie gleich zu widerlegen. Die Essenz der meisten dieser Einwände besteht darin dass, im Kontext gesehen, ein Ja zu Roms Vorschlag bedeute, dem konziliären Verrat am Glauben zuzustimmen: Der konziliären Theorie und Praxis der Ehe (1,2); der konziliären Verurteilung früherer Eheschliessungen unter dem Schirm der Bruderschaft (3); dem neuen Kodex des Kanonischen Gesetzes (8); und so weiter. Menzingens Antwort lautet, dass für sich allein gesehen, ohne Rücksicht auf den Kontext, der römische Vorschlag nichts anderes bewirke, als unter der Obhut der Bruderschaft getrauten Paaren ein Schlupfloch offen zu lassen, damit sie in Harmonie mit der offiziellen Kirche heiraten könnten. Jawohl, Menzingen, doch wie kann eine Eheschliessung im realen Leben ohne Blick auf den Kontext zelebriert werden? Und wie kann irgendein offizieller kirchliche Kontext heute anders als konziliär sein?
Der fünfte Einwand ist ein klassisches Beispiel für die vollkommen wirklichkeitsfremde Denkweise Menzingens, welche das Untrennbare zu trennen versucht: Auf den Einwand, Roms Erleichterung der offiziellen Anerkennung von unter der Ägide der Piusbruderschaft geschlossenen Ehen sei lediglich der Käse in einer Mausefalle der Personalprälatur, entgegnet Menzingen, „für sich selbst gesehen ” sei Käse nichts andres als Käse! Menzingen anerkennt sogar, dass der Vorschlag laut Roms eigenem Eingeständnis ein Schritt auf dem Weg zur letztendlichen”institutionellen Regularisierung” der Bruderschaft ist, in anderen Worten, dass der Käse, objektiv gesehen, Bestandteil einer Falle ist. Menzingens Antwort hierauf lautet, dass die Bruderschaft, um sämtliche solche Fallen zu meiden, alle Kontakte mit den offiziellen Vertretern Roms abbrechen müsste – ein Schritt, von dem Erzbischof Lefebvre 1975 sagte, er werde ihn nie tun.
Jawohl, Menzingen, doch auf diese Aussage des Erzbischofs in 1975 folgten noch 13 Jahre der Kontakte und Verhandlungen mit den Römern, die ihm schliesslich klar vor Augen führten, dass sie nicht wirklich an einer Pflege der Tradition interessiert waren. Dann, und erst dann, weihte er vier Bischöfe, denen er den Auftrag erteilte, sich um die Tradition zu kümmern (was sie bis 2012 taten), doch hat er niemals jegliche künftigen Kontakte mit den Römern ausgeschlossen. Er sagte lediglich, fortan werde die Doktrin Vorrang vor der Diplomatie haben, so dass der Kontakt erst wiederaufgenommen werden könne, wenn die Römer zu der grossen päpstlichen Verurteilung von Liberalismus und Modernismus zurückkehrten. Und seit 1988? Menzingen behauptet, Rom habe sich zum Besseren gewandelt, so dass die Falle keine Falle mehr sei! Oh Menzingen! Du hast dich mit der „Geisteskrankheit”der Römer angesteckt!
Kyrie eleison.