Die Liberalen Bereiten Sich Vor
Die Liberalen Bereiten Sich Vor on Juni 9, 2018
Nicht jedermann ist in tiefen Schlaf versunken. In Frankreich verfolgen wachsame Augen, wie sich die Liberalen anschicken, die Priesterbruderschaft St. Pius X. beim bevorstehenden Generalkapitel zu übernehmen, bei dem die Bruderschaft ihre wahrscheinlich allerletzte Chance überhaupt erhält, gegen Vatikan II für den katholischen Glauben aufzustehen, wie es Erzbischof Lefebvre tat. Ein uns unbekannter Autor hat in der Zeitschrift Fidélité catholique francophone einen vorzüglichen Artikel publiziert, in dem er einige unheilverkündende Worte des Generalsekretärs der Bruderschaft, Pater Christian Thouvenot, die letzterer zu Beginn dieses Jahres in einem Gespräch mit der deutschen Distriktzeitschrift der Brüderschaft von sich gab, einer schneidenden Kritik unterzieht. Unsere folgenden Darlegungen stützen sich in erheblichem Umfang auf den erwähnten französischen Artikel.
Zuerst die unheilverkündenden Worte: „Es ist wahrscheinlich, dass sich die Frage des Status einer Personalprälatur auf dem Kapitel stellt. Der Generalobere jedoch leitet allein die Priesterbruderschaft, und er trägt die Verantwortung für die Beziehungen der Tradition zum Heiligen Stuhl. Im Jahr 1988 hat Erzbischof Lefebvre diesen Punkt ganz deutlich hervorgehoben.” (Mitteilungsblatt, Deutsche Distrikt, Februar). Diese Worte sind darum unheilverkündend, weil sie nur allzu leicht in dem Sinne interpretiert werden können, dass das Hauptquartier der Bruderschaft in Menzingen (wo Pater Thouvenor tätig ist) deren Mitglieder und Anhänger darauf vorbereitet, dass Bischof Fellay beim Generalkapitel Roms Angebot einer persönlichen Prälatur, anscheinend rechtsmässig, annehmen wird, und damit deren Fähigkeit, den Glauben durch ihren Widerstand gegen die Novus-Ordo-Messe sowie gegen das Zweite Vatikanische Konzil zu verteidigen, ein für alle Male lähmen wird. Und diese Worte sind unheilschwanger, weil sie zweideutig oder falsch sind.
Zunächst ist der Generalobere durchaus nicht das alleinige Oberhaupt der Bruderschaft. Es trifft zwar zu, dass er laut den von Erzbischof Lefebvre begründeten Statuten über sehr weitreichende Ermächtigungen verfügt, und zwar für einen Zeitraum von nicht weniger als zwölf Jahre; der Erzbischof wollte nämlich, dass der Generalobere genügend Zeit und ausreichende Befugnisse besitzt, um etwas zu erreichen, ohne daran gehindert zu werden, wie es Erzbischof Lefebvre selbst bei den Patres des Heiligen Geistes widerfahren war. Doch das alle sechs oder zwölf Jahre tagende Generalkapitel steht über dem Generaloberen, und er muss sich nach der von ersterem beschlossenen Politik richten. In der Theorie hat das Generalkapitel anno 2012 zwar entschieden, dass jede „kanonische Normalisierung“ der Bruderschaft bei einer Abstimmung im Generalkapitel der absoluten Mehrheit der Stimmen bedarf, doch in der Praxis hat Bischof Fellay bereits damit begonnen, innerhalb der Bruderschaft stattfindende Beichten, Priesterweihen und Eheschliessungen mit Rom zu „normalisieren.“ Und nun spricht sein Generalsekretär, als habe das Generalkapitel kein Wort mehr mitzureden, und als könne Bischof Fellay allein den Rest „normalisieren.“ Sind sich alle vierzig künftigen Kapitulanten vom Juli bewusst, wie Menzingen spricht? Sind sie damit einverstanden?
Zweitens behauptet Pater Thouvenot, Bischof Fellay sei – allein? – verantwortlich für die Beziehungen zwischen der katholischen Tradition und dem Heiligen Stuhl. Zweifellos möchten sowohl Rom als auch Bischof Fellay selbst die Situation so sehen, damit Rom die ganze „Tradition“ mit eisernem Besen wegwischen und Bischof Fellay sein Imperium erweitern kann. Doch die „Tradition“ ist eine mannigfaltige und heterogene Sammlung religiöser Vereinigungen und Gemeinschaften, die ganz sicher nicht alle vom konziliären Rom weggewischt oder von Bischof Fellay an die Kandare genommen werden wollen. Aus diesem Grund hat es Erzbischof Lefebvre mehrmals abgelehnt, sich als Oberhaupt der katholischen Tradition bezeichnen zu lassen. Doch sowohl Bischof Fellay als auch sein Sekretär spielen das Spiel des konziliären Rom.
Und drittens, wenn der Erzbischof zum Zeitpunkt der Weihen im Jahre 1988 darauf beharrte, dass er immer noch alleine für die Beziehungen der Bruderschaft zu Rom zuständig sei, lag der Grund hierfür in seinem Wissen, dass die jungen Mitarbeiter, die ihn umgaben, für die listigen Römer keine ernsthaften Gegenspieler waren. Seit seinem Tod im Jahre 1991 haben wir zu unserem eigenen Schaden erfahren, wie recht er mit dieser Einschätzung hatte. Er war nicht der Meinung, die Verfassung der Bruderschaft sei fähig, dem Generaloberen eine besondere Gnade zu verleihen, die es ihm ermögliche , den Konzilsrömern die Stirn zu bieten. Wenn sich Menschen irren, wird ihre Rettung nicht unbedingt von einer Verfassung kommen. Doch was konnte der Erzbischof schon tun? Auch er musste ja irgendwann einmal sterben!
Leser, wenn Sie einen Juli-Kapitulanten kennen, fragen Sie ihn, ob er weiss, was der Generalsekretär sagt!
Kyrie eleison.