Die Zurückgezogene Einladung

Die Zurückgezogene Einladung on April 5, 2019

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Vitus Huonder, immer noch Bischof der grossen ostschweizerischen Diözese Chur, zu der auch Zürich gehört, wird nach seinem noch für diesen Monat vorgesehenen Rücktritt jetzt doch nicht in die Knabenschule der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Wangs umziehen. Im Januar hatte der Sprecher seines Bistums angekündigt, der Bischof werde seinen Wohnsitz auf Bitte der römischen Kongregation für die Glaubenslehre in diese Schule verlegen, um die Kontakte zwischen Rom und der Bruderschaft aufrechtzuerhalten, aber letzten Monat gab der Bischof selbst bekannt, dass er sich nun doch nicht in der Schule der Bruderschaft in Wangs niederlassen werde. Somit wurde die liebevolle Begegnung zwischen Roms Bischof und der Schule der Bruderschaft abgesagt. Wer hatte bloss im letzten Augenblick kalte Füsse bekommen – Rom, oder die Bruderschaft, oder beide? Wir wissen es nicht. Es ist im Grunde auch nicht wichtig. Wichtig ist, den niemals endenden Konflikt zwischen der Realität Gottes und den falschen Träumen der Menschen klar zu erkennen und Gottes Realität zu wählen.

Im vorliegenden Fall besteht Gottes Realität darin, dass Seine katholische Kirche und die konziliäre Revolution der Prälaten sich niemals versöhnen lassen, während dies in den Träumen der Prälaten sehr wohl möglich ist. Doch Gott stellt Gott über die Menschen, während das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) die Menschen über Gott stellt. Diese beiden Positionen sind genauso unvereinbar wie Jesus Christus und der Satan. Seit aller Ewigkeit kann Unser Herr, die Güte selbst, das Böse nur verwerfen. Seit Satan schon bald nach seiner Erschaffung gefallen ist, ist er verstockt im Bösen gefangen und kann Gott, Seinen göttlichen Sohn und die wahre Kirche seines Sohnes nur hassen. Und die Menschen sind von ihrer Zeugung bis zu ihrem Tod zwischen den beiden hin- und hergerissen, weil sie von Gott ihre grundlegende menschliche Natur sowie, möglicherweise, heiligende Gnade erhalten, die sie beide Gott näher bringen, während ihre Natur andererseits seit Adams Sündenfall durch die Erbsünde belastet ist, welche sie in die Arme Satans und des Bösen zu treiben droht. Kein einziger lebender Mensch kann diesem Konflikt entgehen. Entweder strebt er dem Guten zu und wird dadurch weniger böse, oder er sagt sich vom Guten los und sinkt ins Böse ab.

Deshalb gilt: Hätte Bischof Huonder, ein Konzilsbischof, seinen Wohnsitz in die traditionelle katholische Schule in Wangs verlegt, so wäre zwangsläufig eines von zwei Dingen geschehen: Entweder wäre es ihm geglückt, die Schule weniger traditionell zu machen, oder aber es wäre der Schule gelungen, ihn katholischer zu machen. Wenn seine Übersiedlung nach Wang abgesagt wurde, dann entweder, weil Rom fürchtete, er könnte dort katholischer werden – was nicht sehr wahrscheinlich ist, denn Bischof Huonder ist ein typischer Kreuzritter der Neukirche in Rom –, oder aber, weil die Neubruderschaft sich umbesonnen und beschlossen hat, sich den konziliären Wolf vom Leibe zu halten, statt ihn in ihren Schafstall in Wangen einzulassen, was sie zunächst entschieden hatte. Warum dieses Umdenken?

Es existieren zwei mögliche Erklärungen. Entweder hat die Neubruderschaft aus Tugend wenigstens zeitweilig aufgehört, von plötzlich nett gewordenen Wölfen zu träumen, oder sie unternahm diesen Schritt der Not gehorchend, nicht aus eigenem Triebe, weil z.B. zwei zusätzliche Beweise für den wölfischen Charakter des Gastes sie dazu zwangen, ihre Einladung zumindest zu verschieben. Einerseits kamen Einzelheiten eines diskreten Treffens ans Licht, das im April 2015 im schweizerischen Oberriet zwischen Bischof Huonder, den Bischöfen Fellay und Galarretta sowie fünf weiteren Priestern der Bruderschaft stattfand, um die Ökumene von Vatikan II zu erörtern. Bischof Huonders Ausgangsposition liess sich als „Zuerst ein Abkommen, dann die Doktrin“ zusammenfassen, was für einen Konzilsanhänger typisch ist. Die Bischöfe und Priester der Bruderschaft reagierten hierauf, indem sie auf eine Weise, die Erzbischof Lefebvres würdig gewesen wäre, der katholischen Doktrin den Vorrang vor der Ökumene gaben. Zum Abschluss der Unterredungen versprach Bischof Huonder, die Einwände der Bruderschaft gegen die vom Konzil propagierte Ökumene in Rom zu erläutern. Die Römer kennen diese Einwände jedoch in- und auswendig – kurzum, Bischof Huonders Argumente beweisen, dass er ein treuer Diener des konziliären Roms gewesen ist. Andererseits drangen auch Details über die umfangreiche Arbeit an die Öffentlichkeit, die Bischof Huonder – besonders seit 2011 – innerhalb der Neukirche zugunsten der offiziellen Freundschaft zwischen der katholischen Kirche und den Juden geleistet hat. Auch solche Aktivitäten sind typisch für einen Konzilsanhänger, der nichts von dem fast zweitausend Jahre alten beharrlichen – und stolzen – jüdischen Hass auf die Kirche weiss – oder nichts wissen will.

Diese beiden Enthüllungen haben also gezeigt, dass Bischof Huonder vom Geist des Konzils durchdrungen ist und deshalb ein potentiell gefährlicher Bewohner eines von der Priesterbruderschaft St. Pius X. geführtes Haus wäre. Die wahre Bruderschaft würde ihn nicht wieder einladen, aber die Neubruderschaft riskiert, lediglich abzuwarten, bis die Traditionalisten weich genug geworden sind, um einen solchen Vertreter der Konzilsideologie in ihrer Mitte zu dulden.

Kyrie eleison.