Des Papstes Desintegration – I

<b>Des Papstes Desintegration – I</b> on April 17, 2021

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In einem Anfang dieses Monats veröffentlichten Interview wagte sich der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Davide Pagliarini, seinen eigenen Worten zufolge an ein Thema, das in der heutigen Kirche und Welt zwar von überwältigender Bedeutung ist, vor dem jedoch die meisten zurückschrecken, weil es dermassen unfasslich ist – der Niedergang des Denkens. Bei seinem Versuch, das Denken von Papst Franziskus zu analysieren, gelangte Pater Pagliarini nämlich zum Schluss, dass der Papst in seinem Wunsch, dem modernen Menschen in allen möglichen Fragen entgegenzukommen, jedes System des Denkens aufgegeben und sich von jeder katholischen Philosophie oder Theologie im klassischen Sinn dieser beiden Worte verabschiedet hat. Dies würde bedeuten, dass Papst Franziskus von der katholischen Doktrin abrückt. Hier die Argumentation des Generaloberen:

Papst Franziskus ist über jedes Denksystem”erhaben». Während gewisse Doktrinen für Johannes Paul II. unantastbar waren und Benedikt XVI. sich stets sorgsam bemühte, als treuer Hüter der Tradition zu erscheinen, schlägt Papst Franziskus den gegenteiligen Weg ein und schleift sämtliche katholischen Bastionen der Vergangenheit. In der Tat war es unvermeidlich, dass, nachdem Vatikan II (1962–1965) mit seiner Religionsfreiheit und Ökumene das Dogma der Kirche unterminiert hatte, im Lauf der Jahrzehnte auch ihre Morallehre in sich zusammenbrechen würde, weil ihr der Sockel, auf dem sie beruht – das Dogma eben – gewissermassen unter den Füssen weggezogen worden war. Deshalb konnte Papst Franziskus anno 2016 in seiner Enyzklika Amoris Laetitia als feierliche Kirchendoktrin eine völlig neue Auffassung der Moral verkünden: Mutter Kirche müsse sich mit den Tatsachen der modernen Welt abfinden und zu einer ganz neuen Art von Mutter werden. Sie könne sich selbst und ihre Gesetze nicht mehr durchsetzen, wie sie es früher stets getan habe. Jetzt müsse sie ihren Kindern zuhören, sie verstehen und begleiten, wobei sie fügsam alles hinnehmen müsse, was sie täten. Dass sich moralische Prinzipien mit den veränderten Gewohnheiten der Menschen unter sich stetig wandelnden historischen Umständen ebenfalls veränderten, sei ja ein Ding der Selbstverständlichkeit.

Somit missversteht Franziskus die Liebe – Wenn ein Kind in einen reissenden Fluss springt und zu ertrinken droht, wird eine gute Mutter ihm nicht nachspringen, so dass sie nicht mehr helfen kann. Er missversteht auch die Barmherzigkeit – es zeugt nicht von Barmherzigkeit, einen Menschen im Zustand der Sünde zu belassen, so dass er Gottes Missfallen erregt. Durch eine solche Verfälschung von Gottes wahrer Liebe und Barmherzigkeit gibt die Kirche nicht bloss die ganze übernatürliche Ordnung preis, sondern lässt dem Menschen auch in der natürlichen Ordnung seine”Freiheit», so dass keine Bastion mehr übrig bleibt, weil Mutter Kirche vor den Sünden der Welt kapituliert hat, indem sie keinen Anspruch mehr auf ihre Kinder erhebt. Mit Vatikan II hat sie sich der Welt angepasst. Mit Papst Franziskus geht sie noch weiter und kuscht vor den Sünden der Welt, wobei sie ihre – durch die Erbsünde tief verwundeten – Kinder ohne übernatürliche Gnade zu ihrer Heilung lässt.

Was schlägt Papst Franziskus denn stattdessen als Ziel oder Ziele für Kirche und Welt vor? Zunächst die weltweite Durchsetzung einer utopischen integralen Ökologie, um sich um Mutter Erde (Pachamama) in allen materiellen Fragen zu kümmern (Laudato sí), und zweitens eine quasi-freimaurerische universelle Brüderschaft, um sich um die Mitmenschen zu kümmern (Tutti fratelli, 2019). Hierdurch wird Mutter Kirche auf eine rein natürliche, sämtlicher übernatürlichen Macht entkleidete Priesterschaft reduziert, die im Dienste des sekulären Staates mit seinem ganzen, alles beherrschenden sekulären Humanismus steht.

 

Der Generalobere folgert hieraus, dass die wirkliche Antwort auf alle modernen Probleme für Mutter Kirche darin besteht, einmal mehr die unfehlbare Doktrin zu predigen, nämlich die übernatürliche Dimension und das Schicksal des Menschen im ewigen Himmel, den zeitlichen Fall des Menschen mit seiner bleibenden Konsequenz, der Erbsünde, und die absolute Notwendigkeit der Gnade Christi zur Überwindung der Sünde. Die Lehre Christi des Königs verkörpert an sich die Ewigkeit des Himmels, den Sieg des Erlösers über die Sünde und die unabdingbare Hilfe der übernatürlichen Gnade, die Er als Erlöser den Menschen brachte, damit sie ins Himmelreich eingehen können. Und Seine Mutter wird eine ganz besondere Rolle bei dem spielen, was der endgültige Sieg der Kirche über den zeitweiligen Triumph dermassen heimtückischer und verderblicher Irrtümer sein wird.

Diese vom Generaloberen durchgeführte Analyse des Denkens und Handelns des Papstes besticht durch eine Kohärenz und Logik, für die wir alle dankbar sein sollten. Sicherlich erstrahlt an der Spitze der Priesterbruderschaft ein gewisses Licht. Wir sagen aufrichtig: Gott sei Dank. Doch bedeutet dies, dass die Bruderschaft schon ausser Gefahr ist? Das bleibt noch abzuwarten. Der Lehrer als solcher besitzt nicht die Tugenden des Märtyrers. Gott stehe uns bei . . .

Kyrie eleison.