Eleison Comments

Aktiver Widerstand?

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Dieses Mal schreibt eine Großmutter die”Eleison-Kommentare” an. Ihr vorgebrachtes Anliegen findet unter all jenen Lesern und Freunden weite Verbreitung, die den Zielen der „Widerstands“bewegung zwar grundsätzlich Sympathie entgegenbringen, sich aber andererseits fragen, was selbige gegenwärtig an Hilfestellung anlässlich ihrer Situation einbringe. Hier nun ihr leicht zusammengefasstes Plädoyer:

Wegen des in der Bruderschaft wie im Widerstand an den Tag gelegten Führungsmangels bin ich tief enttäuscht. Wir unterstützen den Widerstand, aber wir vernehmen nichts darüber, was er tut. Sie haben kürzlich drei Bischöfe geweiht. Doch welche ist deren Aufgabe? Was tun diese, um den Gläubigen etwas Trost zu spenden und Hoffnung zu geben? Auch über sie hören wir nichts. Können sie nicht eine Art Widerpart gegen die Bruderschaft zu Wege bringen, zusammen mit einigen sehr gestandenen Priestern, welche die Priesterbruderschaft verlassen haben? Könnten diese nicht eine „Gegenbruderschaft“ ins Leben rufen? Denn sicherlich sucht Gott nach mehr als nur Betern und Gebeten. Vor Jahren erhob Er den Erzbischof, um Seine Kirche in Schutz zu nehmen. Wird Er uns Glaubenstreue nunmehr im Stich lassen? Ich mutmaße, viele Katholiken der Tradition warten heute verzweifelt auf eine starke Führung: möge diese in der Bruderschaft, möge sie im Widerstand gründen.

Verehrte Großmutter,

Lassen Sie mich meine Antwort mit einer berühmten vorchristlichen Episode aus der Römischen Geschichte beginnen. Im Jahre 216 v. Chr. schloss das gemeinhin als unschlagbar geltende Römische Heer seine Reihen zum Abwehrkampf gegen die Karthager unter der Führung Hannibals. Dieser war in Italien einmarschiert und bedrohte geradewegs selbst Rom. Allein in der Schlacht von Cannae in Süditalien wurden die alsbald ausmanövrierten Römer von Hannibal umzingelt und von den Karthagern schließlich niedergemetzelt. In Rom machte sich helle Bestürzung breit. Wie galt es, zu reagieren? Einige Römer wollten eine andere Armee ausheben, Hannibal nachsetzen und ihn ein weiteres Mal stellen. Hingegen zielte der von Konsul Fabius unterbreitete Ratschlag darauf ab, eine weitere Entscheidungsschlacht – wenn immer möglich – zu vermeiden und stattdessen bei engmaschiger Überwachung des Feindes einfach nur abzuwarten, bis dieser von selbst nach Hause abzöge. Der Ratschlag war gut, und er wurde befolgt. Schließlich rückten die Karthager in ihre Heimat ab, wo deren Heer vierzehn Jahre später von den Römern vernichtend aufgerieben wurde. Senator und Feldherr Quintus Fabius Maximus Verrucosus, genannt Cunctator, „der Zögerer,“ hatte gewonnen.

Kein Vergleich ohne Haken. Hätte im Rückblick auf die vernichtende Niederlage der Kirche im II. Vatikanischen Konzil (1962–1965) irgendjemand Erzbischof Lefebvre mit Recht vorgeworfen, eine Handvoll Jahre später diejenige Streitkraft auszuheben, welche ihm vergönnt war, um den Kampf gegen die Modernisten fortzusetzen? Mitnichten. Allein das II. Vatikanische Konzil kam einer Entscheidungsschlacht gleich. Ob seiner Dimension hinterließ es dem Erzbischof in ausreichendem Maße versprengte, in jedem Fall aber kriegsverwendungsfähige Soldaten, um diese in den Siebzigern in einem kleinen Heer zu bündeln. Im Gegenzug dazu war die Niederlage dieser selben kleinen Armee auf dem Zwischenkapitel der Bruderschaft im Jahre 2012 und in Folge fortgeschrieben eine im numerischen Vergleich weit abgeschlagene Niederwerfung. Sie hinterließ nicht im Ansatz die Anzahl der am Ende des II. Vatikanischen Konzils auseinanderstiebenden kampfestauglichen Krieger. Könnte die Strategie noch einmal mit derjenigen der Siebziger und Achtziger in Gleichklang gebracht werden? Weit gefehlt. Denn im Gegensatz zu den zerstreuten Katholiken von dazumal waren die Kämpfer diesmal des Öfteren Kinder der revolutionären Sechziger oder später, und als solche in weit geringerem Maße für Gehorsamsstimmung oder Sinn nach einer geordneten Kirche respektive Welt disponiert. Wer mag schon leugnen, das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts sei weitaus ungeordneter und disziplinloser als selbst die Siebziger? Man kann darüber rätseln, ob der Erzbischof mit all seinen Talenten heutzutage eine „Gegenbruderschaft“ hätte zusammenbringen können oder wollen. Vielleicht, vielleicht auch nicht . . .

Unter diesen gegebenen Umständen verrichten die vier Bischöfe der „Widerstands-bewegung“ (nicht „Widerstands-organisation“), was in ihrer Macht steht: ein jeder in seinem Part der Welt – um die Katholiken in deren Bestreben nach Glaubenserhalt mit Eiserner Ration gesunder Glaubenslehre und erhältlicher Anleitung in Verbindung mit den bischöflichen Sakramenten zu versorgen. Dies ist eine minimale Errungenschaft, weder glamourös noch sensationell, aber sie mag etwas Wesentliches sein, was notwendig ist. Wenn dem so ist, möge Gott uns im rechten Glauben bewahren.

Kyrie eleison.