GRUND ZUM “WIDERSTAND”
Wie kann ein Jüngling da bloss wähnen, Er sei fähig, uns zu lenken?
Vor weniger als einem Monat, am 24. Januar, hat Bischof Thomas Aquinas, der brasilianische Prior des traditionalistischen Benediktinerklosters Santa Cruz, das zwischen den hohen Hügeln hinter Rio de Janeiro eingebettet liegt, einen prominenten, weltweit aktiven Führer der traditionalistischen katholischen Bewegung mit scharfen Worten gerügt. Aber die Traditionalisten haben ja schon so viele Probleme mit den Nicht-Traditionalisten, dass sie sich nicht noch untereinander zerstreiten müssen? Unter normalen Umständen entspräche dieser Einwand dem gesunden katholischen Menschenverstand, nicht jedoch, wenn die Grundlage des Katholizismus, der katholische Glaube, auf dem Spiel steht – und beim Kampf zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stand er in jeder einzelnen Phase auf dem Spiel. Mögen unsere Leser selbst darüber urteilen, ob Bischof Thomas etwas anderes als seine unabweisliche Pflicht getan hat, indem er diesem Wolf im Schafspelz die Leviten las:
Der Grund für die Existenz des Widerstands ist kein anderer als Bischof Fellay, mit seinen Worten und Taten. Seine Worte haben die Gefährlichkeit der Krise und des Konzils verharmlost. Seine Taten haben die Tradition dem Risiko ausgesetzt, dasselbe Schicksal zu erleiden wie die Ecclesia Dei-Gemeinden.
Bischof Fellay sprach nicht wie Erzbischof Lefebvre. Erzbischof Lefevre hat die Fehler des Konzils scharf gegeisselt, ebenso wie die Prälaten, welche die Ursache dieser Fehler waren. Er hat buchstäblich alle Päpste an ihre Verantwortung gemahnt. Er hat Johannes Paul II. gewarnt, falls er weiter den Weg der Ökumene beschreite, werde er nicht mehr der gute Hirte sein, und in seinem Cartoon von Assisi sagte er mit Bildern und Worten, Johannes Paul II. werde sich der Hölle überantworten, wenn er sich auch weiterhin für die Ökumene einsetze. Er warf Kardinal Ratzinger vor, sich gegen die Christianisierung der Gesellschaft zu wenden. Der Erzbischof stellte die Apostasie von Vatikan II an den Pranger. ( . . . ) Er verteidigte Priester und Gläubige gegen die modernistische Seuche. Er setzte sich einer ungültigen, aber infamen Exkommunizierung aus. In seiner Verteidigung Frankreichs liess er sich von der muslimischen Gefahr nicht einschüchtern. Er beschützte uns vor Bischof Géralds Römischen Versuchung. Kurz gesagt, er war, was Bischöfe von alters her waren: Ein Verteidiger des Christentums und seiner Grundlage, welche der Glaube ist. Er war ein theologisch ungemein beschlagener Mann, der unseren Glauben und alle Tugenden hochhielt.
Und Bischof Fellay? Hat er Erzbischof Lefebvres Wirken fortgesetzt? Nein. Sowohl in seinen Worten als auch in seinen Taten hat sich Bischof Fellay von Erzbischof Lefebvre distanziert. Bezüglich der Häresie der Religionsfreiheit hat er die Schwere dessen, was das Konzil gesagt hat, verharmlost. Er hat, im Gegensatz zu Erzbischof Lefebvre, nicht auf diese Fehler reagiert. Anders als Erzbischof Lefebvre hat er nicht von den beiden Kirchen gesprochen. Er hat die offizielle Kirche nicht klar von der katholischen Kirche unterschieden, sondern von einer”konkreten Kirche”gesprochen, wodurch er die Gläubigen, ja sogar manche Priester, verwirrte. Um was für eine spezifische Kirche handelt es sich da? Müssen wir dieser Kirche angehören? Wir gehören der katholischen Kirche an. Wir anerkennen den Papst, nicht aber die Konzilskirche, von der Kardinal Benelli sprach. Wir anerkennen den Papst, keinesfalls jedoch seine Doktrin oder seine Handlungen, die der Tradition zuwiderlaufen. Diese Handlungen sind nicht katholisch, sondern antikatholisch.
Unter Bischof Fellays Einfluss hat das Kapitel von 2012 das vom Kapitel von 2006 verkündete Prinzip”Es kann keine praktische Übereinkunft ohne doktrinale Übereinkunft geben”modifiziert. Dieses Prinzip passte Bischof Fellay nicht in den Kram, und es wurde geändert. Unter gewissen Bedingungen kann die Bruderschaft jetzt eine praktische Übereinkunft ohne doktrinale Übereinkunft erreichen. Es ist dies ein legales Schlupfloch, das die Bruderschaft nur allzu auf den Weg in den Abgrund führen könnte, den schon die Ecclesia Dei-Gemeinden beschritten haben. So weit ging Bischof Fellay zwar nicht, doch liess seine Wachsamkeit nach, und Rom nutzte dies aus. Opposition innerhalb der Bruderschaft unterdrückte Bischof Fellay, indem er Bischof Williamson und andere Priester ausschloss; dann bestrafte er weitere wie die sieben Dekane, die sich zur Recht gegen das römische Dokument über die Ehe verwahrt hatten. Bischof Fellay hat innerhalb der Bruderschaft heillose Verwirrung gestiftet; er ist von Erzbischof Lefebvres Kurs abgewichen und hat andere dazu verleitet, dasselbe zu tun. Der Widerstand gegen diese Abkehr vom rechten Pfad gab den Anstoss zur Formung der”Widerstandsbewegung».
Wir wollen Erzbischof Lefebvre in allem folgen, in Bezug auf die Doktrin und auch auf praktische Lösungen, denn, wie Aristoteles und St. Thomas lehren, dienen die Beispiele der Alten uns als Richtschnur für unser Handeln. Wir folgen Erzbischof Lefebvre in Bezug auf Doktrin und Handeln, besonders gegenüber dem modernistischen Rom, und dies tun wir, um dem Ewigen Rom, dem Lehrer der Wahrheit und Heiligkeit, treu zu bleiben.
Kyrie eleison.