„Prometheus“ – Einführung
Als Erzbischof Lefebvre an die Zukunft der Priesterbruderschaft St. Pius X. dachte, hoffte er stets, dass diese einen Beitrag zum Studium der 16 Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils leisten würde, weil letztere mehr als alles andere den Weg öffneten für die beispiellose Flut von Problemen, an denen die Kirche seither krankt. Zweifellos hat die Bruderschaft ihr Scherflein zu solchen Studien beigetragen, doch würde sie heute selbst an solchen Problemen kranken – und manche halten ihr Siechtum für unheilbar –, wenn ihre Priester die Krankheit von Vatikan II besser verstanden hätten, die äusserlich betörend, aber hochgradig ansteckend und für den wahren Glauben tödlich ist? Dies darf man sich in der Tat fragen.
Immerhin erschien anno 2010 in spanischer Sprache eine umfangreiche Studie des Problems. Ihr Verfasser ist ein argentinischer Piuspriester, Pater Alvaro Calderón, ein hochqualifizierter Thomist, der am Seminar der Bruderschaft in Argentinien Philosophie und Theologie lehrt. Der Titel seines Buchs lautet „Prometheus, die Religion des Menschen,“ sein Untertitel „Ein Versuch, Vatikan II zu interpretieren.“ Das 320-seitige Werk endet mit der dramatischen Anklage, Vatikan II sei letztendlich Götzendienst, und zwar bereits in seinen Dokumenten und nicht erst in seinen Nachwehen. Das Buch soll ins Französische übersetzt worden sein, doch falls eine solche Übersetzung tatsächlich existiert, ist sie mit Sicherheit niemals erschienen, aller Wahrscheinlichkeit nach, um die Neukirche des Konzils sowie deren Bastard, die Neubruderschaft, zu schützen. Tatsächlich verdient es dieses Buch, in zahlreiche Sprachen übersetzt zu werden und zu erscheinen.
Damit unsere Leser besser verstehen mögen, weshalb in diesen”Kommentaren” dermassen oft harte Kritik an Vatikan II geäussert wird, werden diese in mehreren Folgen eine Übersicht über Pater Calderóns Buch vermitteln. Es ist fürwahr kein einfaches Unterfangen, ein Opus von 320 Seiten, das eine geballte Fülle von Argumenten enthält, in einigen Artikeln von jeweils ca. 750 Wörtern zu resümieren, doch muss der Versuch hierzu unbedingt unternommen werden, damit sich die Katholiken zumindest eine ungefähre Vorstellung von der abgrundtiefen Bosheit von Vatikan II machen können. Somit richten sich diese Artikel weniger an Berufstheologen, die überzeugt zu werden eine tiefere und präzisere Analyse erheischen würden, als an Laien, die nach einer Erklärung dafür suchen, dass die Kirche und die Welt um sie herum dermassen aus den Fugen geraten sind. Um solche Verwüstungen anzurichten, musste Vatikan II tiefe Wurzeln schlagen und eine kohärente Weltsicht präsentieren. Mögen die betreffenden Ausgaben dieser „Kommentare“ wenigstens einen Eindruck von der thomistischen Tiefe und Kohärenz von Pater Calderóns Buch vermitteln!
Der Vorwurf, Vatikan II sei Götzendienst, könnte schwerwiegender kaum sein, wird aber in dem hier besprochenen Buch durch eine Reihe von Hinweisen auf die 16 Dokumente von Vatikan II untermauert, insbesondere Gaudium et Spes und Lumen Gentium. Wie der Verfasser im Verlauf seiner Ausführungen darlegt, besteht das Problem darin, dass die Urheber von Vatikan II aus historischen Gründen sorgfältig bemüht waren, ihre götzendienerische Doktrin so zu bemänteln, dass man gar nicht auf den Gedanken käme, sie stehe im Widerspruch zur katholischen Tradition. Erzbischof Lefebvre selbst unterzeichnete seinerzeit 14 der 16 Dokumente, was er ein paar Jahre später, als die Früchte des Täuschungsmanövers offen zutage getreten waren, niemals getan hätte. Deswegen sind die Dokumente raffiniert zweideutig formuliert, mit dem Ergebnis, dass sich ihr Buchstabe und ihr Geist widersprechen. Aus diesem Grund können sowohl viele Katholiken, die der Kirche aufrichtig ergeben sind, als auch Modernisten, welche die Kirche umwandeln wollen, guten Gewissens behaupten, der Buchstabe der Dokumente sei katholisch. Doch der grosse Vorteil eines Analytikers wie Pater Calderón besteht darin, anhand der Dokumente selbst nachweisen zu können, dass ihr Geist der Erschaffung einer ganz neuen, auf den Menschen ausgerichteten Religion dient. Somit ist der Neomodernismus von Vatikan II in Wirklichkeit ganz besonders schlüpfrig und heimtückisch.
Ist das spanische Original dieses Buchs immer noch erhältlich? Wir wollen es hoffen. Jedenfalls figuriert als Drucker Luis Maria Campos 1592, Buenos Aires, Argentinien, Tel. 4696–2094. Auf verschiedenen der Internet-Websites kann man” Prometeo la Religión del Hombre” finden – mit einem abgekürzten aber reichlichen Text von 132 Seiten von Pater Calderóns Buch finden.
Dieses besteht aus vier Teilen: Teil I untersucht, was Vatikan der Definition zufolge war, während sich die Teile II bis IV mit der Frage befassen, was Vatikan II tat . Er schuf: Einen neuen MENSCHEN (Teil II); eine neue KIRCHE (Teil III); eine neue RELIGION (Teil IV). In den „Eleison-Kommentaren“ werden sich vier Artikel (mit oder ohne Unterbrechungen) mit diesen vier Teilen auseinandersetzen.
Kyrie eleison.