Eleison Comments

Siebzig Jahre

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Zuerst danke ich jenen vielmals, die mir zur Vollendung meines 70. Lebensjahres am Anfang der Woche auf die eine oder andere Weise Grüße sandten. Seit Erzbischof Marcel Lefebvre mich im Jahre 1976 zum Priester geweiht hat, kann ich ehrlich sagen, sehr viel Glück erfahren zu haben – und es kam alles von Gott. Ihm sei Dank.

Doch auch die erste Hälfte meiner Jahre war nicht unglücklich, im Gegenteil. Durch die „Weisheit des Nachhineins“ erkenne ich, wie Gott mich die ganze Zeit über auf das Priestertum hinführte – ohne die leiseste Ahnung meinerseits, was er mit mir vorhatte. Er ist unendlich gut, unendlich besser, als wir es uns jemals vorstellen können: „Seine Güte währet ewiglich.“ Ihr jungen Burschen, erinnert Euch an das französische Sprichwort: „Wenn du drei Stunden lang glücklich sein willst, so betrinke dich. Willst du drei Monate lang glücklich sein (manche sagen hier: drei Wochen lang), dann heirate. Wenn du jedoch dein Leben lang glücklich sein möchtest, so werde Priester!“ Das Leben des Priesters kann anstrengend sein, aber es ist strahlend und beglückend, wie im Werk „Das Gedicht des Gottmenschen“ formuliert.

Viele von Ihnen schrieben auch einige Worte der Ermutigung oder des Trostes über, wie Sie sagten, das schwere Kreuz dieses einjährigen „internen Exils,“ welches auf meinen öffentlich ausgedrückten Zweifel an einem fundamentalen Dogma der Neuen Weltordnung (NWO) folgte. Doch sorgen Sie sich nicht! Erinnern wir uns erstens daran, daß überall dort, wo die Neue Ordnung an der Macht ist (und das ist fast überall), sie ihren Gegnern so wenig Handlungsspielraum läßt wie nur möglich. Wenn wir diesen Zustand als schmerzhaft einstufen, so müssen wir ihn doch als eine gerechte Strafe aus den Händen Gottes dafür auffassen, daß wir ihn so liberal scheinen lassen, wie wir selbst es sind. Seine Freunde haben daher einen streng begrenzten Handlungsspielraum.

Seien Sie zweitens versichert, daß dieses Exiljahr mir keine solchen Leiden bereitet, wie manche von Ihnen befürchten . . . . Im englischen Hauptquartier der Priesterbruderschaft St. Pius X. hier in Wimbledon wurde ich während des letzten Jahres bestens behandelt und von den Priesterbrüdern sogar verwöhnt. Nach 32 Jahren des asketischen Lebens als Priesterseminar-Professor und -Rektor ist es eine große Erholung gewesen, keine Pflichten und nur ein minimales Apostolat zu haben. Außerdem birgt die Rückkehr als „Antiquierter“ in mein Heimatland den Vorteil, die öffentlichen Verkehrsmittel von London kostenlos benutzen zu dürfen. Das gibt mir die Gelegenheit, in meiner Heimatstadt frei umherzureisen, wie es mir früher nie möglich war, als noch galt: „Meine Milchzeit, als mein Verstand noch grün!“ Insgesamt ist mein bisheriges „Exil“ eher etwas, was die Franzosen eine „süße Gewalt“ nennen, das heißt ein entzückender Schmerz.

Jedenfalls wird das Exil solange dauern, wie Gott es will – keinen Augenblick länger. In der nördlichen Hemisphäre kommt der Frühling. Ich kann bereits verschiedene Arten von Vögeln beobachten, welche paarweise vor meinem Fenster vorbeifliegen. Der Dritte Weltkrieg möge an dem von Gott bestimmten Zeitpunkt ausbrechen (und nicht an dem von seinen Feinden). Dennoch ist Hamlet im Recht, wenn er das Evangelium wiedergibt: „Es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings . . . . Bereitsein ist alles“ Im Zusammenhang betrachtet ist es die Bereitschaft, zu sterben. Möge Gott jeden von Ihnen segnen, welcher Grüße gesandt hat oder daran dachte.

Kyrie eleison.