Eleison Comments

Immer Noch Berufungen?

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Können jüngere oder ältere Seelen inmitten all der Heimsuchungen, unter denen die katholische Kirche zu leiden hat, immer noch dazu berufen werden, Gott in einem Seminar, einer Abtei, einem Männer- oder Frauenkloster zu dienen? Die Antwort kann nur ja lauten, weil es eine Tatsache ist, dass Gott immer noch Seelen zum Dienst an Ihm aufruft, und”eineTatsache stärker ist als der Bürgermeister». Andererseits müssen die Vorsteher von Seminaren oder Gotteshäusern zwei Faktoren Rechnung tragen, die durch die heutige Lage der Kirche bedingt sind und sie dazu bewegen sollten, vorsichtiger denn je nachzuprüfen, wer wirklich berufen und es deshalb wert ist, unter ihrem Dach aufgenommen zu werden. Der erste Faktor ist die stetig zunehmende Unreife der Seelen, die in der modernen Welt aufwachsen, der zweite die ebenfalls unablässig wachsende Unzuverlässigkeit der Kirchenführer.

Rufen wir uns zu Beginn in Erinnerung, dass die katholische Kirche direkt von Jesus Christus kommt, der sie bis zum Ende der Welt bewahren wird (Matthäus XXVIII, 20), ja bis in alle Ewigkeit. Er verfügt mit dem Vater und dem Heiligen Geist über mehr als genügend Macht, um ihr alle Mittel zur Verfügung zu stellen, welche für ihr Überleben notwendig sind. Nun gehören zu diesen Mitteln zwangsläufig ein Klerus, Bischöfe und Priester, und zwar in einer bestimmten Hierarchie, um jene Sakramente zu gewährleisten, dank denen allein die Mitglieder der Kirche deren übernatürlicher Gnade teilhaftig werden. Deshalb wird Unser Herr den Menschen bis zum Ende der Welt stets genügend Berufungen schenken, um sicherzustellen, dass die Kirche die Männer bekommt, die sie als Geistliche braucht. Was die Frauen betrifft, deren natürliche, gottgegebene Bestimmung es ist, die”Helferinnen”des Mannes zu sein (Genesis II, 18), so sollen sie keine Priesterinnen werden; die Kirche benötigt sie auch nicht als solche, aber dank den Gaben, die Gott ihnen, und nicht den Männern, verleiht, können sie der Kirche dermassenun schätzbare Dienste erweisen, dass man sich die Kirche nicht ohne weibliche Berufungen vorstellen kann. Wo wäre das Apostolat der Kirche beispielsweise ohne die Gebete von Schwestern, Grossmüttern etc.?

Doch Gott ist Gott, und Seine Wege sind für die Menschen unerforschlich. Man lese den Schluss von Römer XI, das ganze Buch Hiob, insbesondere die Kapitel XXXVIII bis XLI. Gott reicht weit über das menschliche Fassungsvermögen hinaus, und mittels der Fehlbarkeit der letzten sechs Päpste einschliesslich des jetzigen auferlegt er katholischen Seelen bereit schwerere Prüfungen, als viele von ihnen ertragen können. Sie müssen das Buch Hiob lesen. Und der Allmächtige hält noch weitaus schwerere Prüfungen für uns bereit. Unsere Liebe Frau hat uns gesagt, dass Feuer vom Himmel fallen und einen grossen Teil der Menschheit vernichten wird, und wenn sie nicht weitaus weniger sündigen als zuvor, wird es keine Vergebung mehr für sie geben – eine Weissagung, die man seit kurzem leichter versteht, wenn man bedenkt, wie viele Prälaten aus Furcht vor dem Covid-Betrug ihre eigenen Beichtstühle geschlossen haben. Lasst uns beten und erwirken, dass Unser Herr Arbeiter in SeinenWeinberg senden möge, aber nehmen wir davon Abstand, Ihm sagen zu wollen, wie viele Er braucht. Nur Er weiss das.

Unterdessen müssen wir Menschenkinder bekennen, dass wir – wie oben betont – Ihm wenigstens zwei ernsthafte Hindernisse in den Weg legen, wenn Er Seelen dazu beruft, Ihm zu dienen. Das erste Hindernis ist die Unreife von Seelen, die ein modernes Leben führen. Wenn es etwas gibt, was einen Jungen oder ein Mädchen so aufwachsen lässt, dass er oder sie fähig ist, die Disziplin des religiösen Lebens oder die Härten des Ehelebens zu ertragen, dann ist es das Leiden, doch ist heute nicht die Illusion allgegenwärtig, dass für das Leiden irgendein anderer verantwortlich gemacht werden kann, oder dass es sich vermeiden lässt, oder dass man es nicht zu erdulden braucht? Auch wird der Charakter von Kindern nicht geformt, wenn die Eltern immer weniger wissen, wie sie sie erziehen sollen. Die Verantwortlichkeit kann auch Jugendliche reifer machen, aber ist es nicht so, dass sie immer weniger verantworten müssen? Man dürfte sagen, heute in Städten oder Vororten zu wohnen ist kaum für Berufungen günstig.

Das zweite Hindernis besteht darin, dass die Unordnung in der Kirche Berufungen ebenfalls behindert.Solange die Kirche trotz aller menschlichen Fehler ein Felsen war, so dass durch all die Jahrhunderte kein Feind ihre Lehre oder ihre Struktur zu erschüttern vermochte, konnte ihr ein junger Mensch sein Leben bedenkenlos anvertrauen, indem er gewiss war, dass mehrere Stufen von Vorgesetzten ihres Amtes auf der Grundlage der objektiven Wahrheit und der allgemeinen Gerechtigkeit walten würden. Doch wie kann man, seitdem Vatikan II die Doktrin der Kirche und die Grundlage, auf der sie operiert, geändert hat, noch sicher sein, dass ein objektiver und stabiler Rahmen existiert, innerhalb dessen man den Rest seines Lebens führen kann? Eine wichtige Lehre aus der Kirchenkrise lautet, dass die katholische Kirche ohne den Papst kaum mehr ausrichten kann als eine Handpuppe ohne den Puppenspieler – sie wird zu einem losen Haufen von Fäden und zu Stücken von buntem Holz. Natürlich kann und wird Gott für das Wohl Seiner Kirche sorgen, aber wir dürfen kaum erwarten, dass morgen noch so viele Berufungen erfolgen werden wie vorgestern.

Kyrie eleison.