Grauenhafter Niedergang – II.
Grauenhafter Niedergang – II. on Juni 22, 2013
Das Wort „Grauen“ mag vielleicht zu stark anmuten, den Richtungswechsel in der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu beschreiben, welcher spätestens vor einem Jahr deutlich geworden ist. Wenn allerdings die Hölle grauenhaft ist; wenn man ohne Glauben in sie hineinfällt; wenn der Glaube in große Gefahr geriet, weil die Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil schwer gelähmt worden ist, jedoch auf wunderbare Weise ein Bollwerk des wahren Glaubens innerhalb dieser Kirche errichtet wurde; und wenn schlußendlich dieses Bollwerk nun ebenfalls kampfunfähig gemacht wird, dann dürfte das Wort „Grauen“ doch gerechtfertigt und eben nicht zu stark sein.
Zwar ist die Bruderschaft noch nicht ganz gefallen, doch fiel sie bereits ein gutes Stück und könnte bald vollständig fallen. Denn ihre Führung, welche während den letzten 15 Jahren diesen Fall gekonnt gefördert hat, ist nach wie vor an der Macht. Zwar folgte sie Erzbischof Lefebvre zu seinen Lebzeiten, doch verstand sie entweder nicht, oder hörte willentlich zu verstehen auf, warum der Erzbischof die Bruderschaft in erster Linie gegründet hatte: um dem Fall der konziliaren Kirchenmänner zu widerstehen, welche die Kirche in Einklang mit der glanzvollen aber verderbten Welt zu bringen suchten. Als der Erzbischof dann nicht mehr unter uns weilte, wurden die Bruderschaftsoberen sehr bald erneut von diesem Glanz, durch GREC usf., erfaßt.
Diese Oberen ziehen momentan eine Reihe älterer Bruderschaftspriester mit sich hinunter, und verformen die jüngeren. Für die älteren Priester gilt nun eine ähnliche Situation wie damals nach dem Zweiten Vatikanum: die Priester, welche von Erzbischof Lefebvre geformt worden waren, können nun wegen dem Verbogenwerden durch die Neubruderschaft gewisse Qualen erleiden. Diese Qual hört auf, sobald diese älteren Priester sich entscheiden, mit dem Strom zu schwimmen – wozu sie allerdings erst ihr Gewissen einschläfern müssen. Auch für die jüngeren Bruderschaftspriester gilt eine ähnliche Situation wie damals nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil: weil sie normalerweise bereits in die neue Richtung deformiert werden, können nur sie selber die alte Ausrichtung finden. Denn ihnen wird im wesentlichen nicht mehr gelehrt, worum es Erzbischof Lefebvre wirklich ging. Praktisch werden die Bruderschaftsseminare langsam aber sicher in „Neuseminare“ umgewandelt. Wer diese Seminare noch an Berufene empfehlen möchte, muß also große Vorsicht walten lassen.
Und wie sieht es mit der Spitze der Bruderschaft aus? Dazu möchte ich das jüngste Denken eines Bruderschaftsmitgliedes nahe an der Spitze vorstellen, welcher ganz und gar mit der lehrmäßigen Position von Erzbischof Lefebvre vertraut ist. Er verteidigte diese Position auch lange Zeit. Doch nachdem die Glaubensgespräche in den Jahren 2009 bis 2011 bewiesen, daß Rom an seinen lehrmäßigen Irrtümern festhält, billigt im Jahre 2013 nun auch er den Prinzipienzusammenbruch der Bruderschaft auf ihrem Generalkapitel 2012, wo sie von der früheren Forderung nach einer lehrmäßigen Übereinkunft sich lossagte, und nurmehr Bedingungen für ein rein praktisches Abkommen aufstellte. Und trotzdem ist er froh, daß dieser Zusammenbruch in der Praxis folgenlos blieb. Die Folgenlosigkeit liegt aber gewiß nur daran, daß den Römern dieser Zusammenbruch nicht vollständig genug war. Dennoch begrüßt dieser Kleriker, wenn die Bruderschaftsoberen die Beziehungen mit dem neuen Papst wiederaufnehmen – als ob die Bruderschaft nicht schon halb zusammengebrochen wäre und somit nicht die Gefahr eines vollständigen Zusammenbruchs bestünde, wenn die Priesterbruderschaft nach Rom zurückkriecht, um eine kanonische Anerkennung zu erreichen.
Wie kann er so widerspruchsvoll geworden sein? So wie es vielen Priestern nach dem Zweiten Vatikanum unter dem tyrannischen Paul VI. erging, hat auch er seinen Verstand von der göttlichen Glaubenslehre gelöst und läßt ihn nun mit dem Strom der Menschen schwimmen. Gewiß nicht leichten Gewissens, legt sein Wille nun offenbar Wert darauf, das angeblich Gute der Bruderschaft dem tatsächlichen Guten des Glaubens vorzuziehen, welcher aber grundsätzlich keine Unterordnung unter seine mächtigen Feinde duldet. Wenn dieser Kleriker seinen Zusammenhalt mit den Bruderschaftsoberen bekundet, welche genau eine solche Unterordnung wollen, so mag er zwar vielleicht nicht selber den Glauben verlieren, doch durch seine neue Weichheit den römischen Apostaten gegenüber riskiert er wenigstens, daß einer ganzen Reihe von anderen Seelen der Verlust des wahren Glaubens vereinfacht wird.
Und die Bruderschaftsoberen? Sie stecken tief im Sumpf der Doppelzüngigkeit, weil sie sich und anderen weiterhin vorgaukeln müssen, daß sie selber der alten Religion von Gott und dem Erzbischof treu sein würden, während sie in Wirklichkeit zur Amtskirche gehören wollen, welche der neuen Menschenreligion verschrieben ist. Der Verlust von Seelen und die Doppelzüngigkeit sind ein zweifaches Grauen.
Kyrie eleison.