Andauernder Schaden – II.

Andauernder Schaden – II. on August 3, 2013

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Gläubige, welche abstreiten, daß in der Priesterbruderschaft St. Pius X. signifikante Veränderung stattfanden, argumentieren oft in zwei Schritten. Erstens sagen sie, daß die Doktrinelle Deklaration von Mitte April letzten Jahres ja schließlich von Rom abgelehnt worden ist und daher nicht weiter von Bedeutung sei. Zweitens bedienen sie sich der jüngsten Erklärung der drei Bruderschaftsbischöfe vom 27. Juni 2013, welche offensichtlich konstruiert worden war, um den Gläubigen zu versichern, daß das Bruderschafts-Rettungsboot unbeschädigt und vollständig seetüchtig sei. Um allerdings nicht zu ertrinken, müssen geneigte Seelen schon genauer hinsehen.

Der elfte Absatz dieser bischöflichen Erklärung ist bereits berüchtigt geworden. Kurz gesagt erklären die drei Bischöfe darin, daß sie in Zukunft der Vorsehung folgen wollen: ob Rom nun bald zur Tradition zurückkehrt oder aber der Bruderschaft ausdrücklich das Recht und die Pflicht zuerkennt, öffentlich den konziliaren Irrtümern entgegentreten zu dürfen. Die „ob“-Klausel ist bereits ausgeschlossen, denn ohne ein göttliches Eingreifen werden die Feinde Gottes, welche im Vatikan sich fest eingenistet haben, niemals ihr Konzil fallenlassen. Somit bleibt nur noch die „oder“-Klausel übrig. Also was meinen die drei Bischöfe mit der Formulierung, daß Rom der Bruderschaft „ausdrücklich das Recht und die Pflicht zuerkenne,“ sich dem Konzil entgegenzustellen?

Die offensichtliche Aussageabsicht ist, daß Rom der Bruderschaft eine Art offiziellen Status innerhalb der Amtskirche verleihen oder eine Art von kanonischer Regelung durchführen könnte. Denn zu so einer Anerkennung streben die Bruderschaftsoberen offensichtlich, seit sie vor über zehn Jahren die Ideen der Pariser Denkfabrik „GREC“ übernommen haben. Doch als diese Oberen dann im April letzten Jahres Roms Bedingungen für eine solche Anerkennung weitgehend akzeptierten, erzeugten sie dadurch einen Sturm der Entrüstung in der Bruderschaft. So sahen sie sich gezwungen vorzugeben, daß sie keine solche Anerkennung auf Basis der Bedingungen von Mitte April 2012 mehr wünschen würden. Was bedeutet somit die „oder“-Klausel in der Erklärung vom 27. Juni 2013?

Diese Frage stellte einige Tage nach dem 27. Juni auch der französische Distriktobere an die Bruderschaftsführung. Die Antwort lautete, daß die „oder“-Klausel nicht zwangsläufig eine offizielle Anerkennung nach sich ziehen müßte, sondern lediglich die Möglichkeit einschließe, daß ein schwacher, aber katholischer Papst einerseits katholisch genug wäre, um das „Recht und die Pflicht“ usw. der Bruderschaft anzuerkennen, andererseits aber zu schwach und in Rom zu isoliert wäre, um den Römern eine offizielle Anerkennung der Bruderschaft zu verordnen. Der französische Distriktobere schien zumindestens mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn er übermittelte sie sofort an seine Priester.

Jetzt sind wir verdutzt. Erstens: wer von denen, welche den Text vom 27. Juni gelesen haben, würde im Traum daran denken, daß die Bischöfe beim Abfassen ihres Textes so etwas im Sinn gehabt haben? Zweitens: welcher Part in diesem Text vom 27. Juni schließt diverse weitere Möglichkeiten aus, welche die drei Bischöfe im Namen von „der Vorsehung folgen“ akzeptieren würden? Erinnern wir uns kurz an die Tatsache, daß Bischof Fellay am 17. Juni 2012 an Benedikt XVI. schrieb, weiterhin jede Anstrengung zu unternehmen, um eine Versöhnung zwischen Rom und der Bruderschaft zu betreiben. Welcher Part im Text vom 27. Juni 2013 könnte also ausschließen, daß die listigen Römer den drei Bischöfen schließlich ein Angebot der Versöhnung unterbreiten würden, welches sie – immer im Namen der „Vorsehung“ natürlich – nicht verweigern könnten?

Hals und Beinbruch all jenen, welche die Auslegung der „oder“-Klausel akzeptieren, wie sie dem französischen Distriktoberen erklärt worden ist. Allerdings sind viele von uns nach wie vor nicht überzeugt, daß die Bruderschaftsführung ihren Wahn vom Versöhnen der Unversöhnbaren aufgegeben hat. Bis zum klaren Beweis des Gegenteils werden wir daher annehmen, daß diese Oberen immer noch vorhaben – vielleicht unbeabsichtigterweise –, das Bruderschafts-Rettungsboot in ein Ertrinkungsboot zu verwandeln. Wenn dann alle ertrinken, wird natürlich nur der Ozean schuld sein.

Kyrie eleison.