GREC

Wackere Priester

Wackere Priester on Juni 14, 2014

Wie einige von Ihnen wissen, ist Hw. Pater Fernando Altamira ein junger argentinischer Priester in der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. und arbeitet in Bogota, der Hauptstadt des südamerikanischen Kolumbien. Vor ein paar Monaten bezog der Pater öffentlich eine klare Stellung gegen den Verrat am Glauben und an der Bruderschaft von Erzbischof Lefebvre durch Bischof Fellay und seine Mannschaft im schweizerischen Menzingen. Als Pater Altamira dann sein Priorat verließ, um eine alternative Pfarrei in der Nähe zu gründen, ging ein Großteil seiner ehemaligen Schäfchen mit. Wie ich Mitte April selber beobachten konnte, ist er ein frommer, intelligenter und hart arbeitender Priester, und sehr beliebt bei den Gläubigen. Für seine Mühen wird er nun von der Priesterbruderschaft „ausgeschlossen.“

Dagegen protestierte er schriftlich bei Bischof Fellay und erklärte, daß sein „Ausschluß“ ungültig sei. Zugleich sandte er eine Kopie seines gut begründeten Protestes an einen Priesterveteran der Bruderschaft, welcher allzu gut versteht, wie die moderne Welt funktioniert, um von Bischof Fellay getäuscht werden zu können. Hier sind die weisen Kommentare des Veteranen:—

„Es ist offensichtlich, daß in der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. ein Problem vorherrscht. Die Liberalisten haben die Kontrolle übernommen und wollen nun in die Struktur des modernistischen Rom eingebunden werden. Wie Pater Niklaus Pfluger sagte, wollen sie außerdem alle ihrer Operation Selbstmord sich widersetzenden Anti-Liberalisten ausschließen. Ein weiterer Beweis für die fortlaufende Anerkennung der Bruderschaft durch Rom sind die Kirchengebäude, welche diverse französische Bischöfe dem Bischof Fellay zur Verfügung stellen, z.B. für das Requiem von Pater Lagneau, für die Jubiläumsmesse von Pater Marziac, für die Firmungen in Korsika, bei verschiedenen Gelegenheiten die Basilika von Lourdes, usw.“

„Geheimhaltung ist der Vorgehensweise eines liberalistischen Politikers würdig, um seine Wähler zu einem Ziel zu führen, welches genau entgegengesetzt ist zu seinen Versprechungen, welche er einst gemacht hatte, um überhaupt gewählt zu werden. Durch eine Reihe von doppeldeutigen Aussagen, geschickt entworfen, um Schritt für Schritt vorwärtszukommen, bringt so ein Politiker die große Mehrheit seiner Anhänger am Ende dazu, das gegenteilige Ergebnis dessen zu akzeptieren, wovon sie anfangs überzeugt waren und womit sie begannen. Das ist Machiavellianischer Betrug, Lüge und Heuchelei – schlicht und einfach gesagt. Für den Generaloberen Bischof Fellay heiligt der Zweck die Mittel, und um sein Ziel zu erreichen, zögert er auch nicht, von Erzbischof Lefebvre wiederholt verurteilte Positionen einzunehmen. Was würde der Erzbischof über den Generaloberen und seine zwei Assistenten sagen? Daß sie Idioten sind, kindisch, einfältig und ungehorsam; daß sie die Bruderschaft in den Selbstmord führen; daß sie den Kampf für den überlieferten Glauben verraten; und daß sie die vielen von den Gläubigen durch Großzügigkeit und Opfer erbrachten Früchte den Modernisten in Rom in den Rachen werfen.“

„Die Modernisten in Rom haben nie von ihrer Forderung abgelassen, daß wir das Zweite Vatikanische Konzil und die Legitimität der Neuen Messe akzeptieren sollen. Bereits im Jahre 1975 haben der Rektor und Professoren in Ecône dem Erzbischof geraten, das Konzil anzunehmen, um die alte Messe retten zu können. Sie endeten in der Rebellion und verließen im August 1977 das Seminar. Heute gehen die drei Rädelsführer in Menzingen so weit, die Legitimität der Neuen Messe, der Luthermesse, zu akzeptieren. Sie sagen, daß das zögerliche Mitspielen der Bruderschaft unsere „neuen Freunde in Rom“ nur verärgere, während das Warten auf die Bekehrung Roms ihres Erachtens unrealistisch sei. Gewiß kann nur Gott allein diese Situation bereinigen, welche so völlig verschieden zur Situation der Kirche ist, als der Hl. Pius V. sie reformierte. Wie der Titanic-Kapitän wird auch Bischof Fellay und sein Generalhaus die Operation Selbstmord zu einem erfolgreichen Abschluß bringen. Blinde Blindenführer. Doch wer nicht blind ist, muß diesem Selbstmord widerstehen und den Glauben bewahren.“

Hätte doch die Bruderschaft mehr Priester vom Schlage eines Pater Altamira und Pater Faure!

Kyrie eleison.

Andauernder Schaden – II.

Andauernder Schaden – II. on August 3, 2013

Gläubige, welche abstreiten, daß in der Priesterbruderschaft St. Pius X. signifikante Veränderung stattfanden, argumentieren oft in zwei Schritten. Erstens sagen sie, daß die Doktrinelle Deklaration von Mitte April letzten Jahres ja schließlich von Rom abgelehnt worden ist und daher nicht weiter von Bedeutung sei. Zweitens bedienen sie sich der jüngsten Erklärung der drei Bruderschaftsbischöfe vom 27. Juni 2013, welche offensichtlich konstruiert worden war, um den Gläubigen zu versichern, daß das Bruderschafts-Rettungsboot unbeschädigt und vollständig seetüchtig sei. Um allerdings nicht zu ertrinken, müssen geneigte Seelen schon genauer hinsehen.

Der elfte Absatz dieser bischöflichen Erklärung ist bereits berüchtigt geworden. Kurz gesagt erklären die drei Bischöfe darin, daß sie in Zukunft der Vorsehung folgen wollen: ob Rom nun bald zur Tradition zurückkehrt oder aber der Bruderschaft ausdrücklich das Recht und die Pflicht zuerkennt, öffentlich den konziliaren Irrtümern entgegentreten zu dürfen. Die „ob“-Klausel ist bereits ausgeschlossen, denn ohne ein göttliches Eingreifen werden die Feinde Gottes, welche im Vatikan sich fest eingenistet haben, niemals ihr Konzil fallenlassen. Somit bleibt nur noch die „oder“-Klausel übrig. Also was meinen die drei Bischöfe mit der Formulierung, daß Rom der Bruderschaft „ausdrücklich das Recht und die Pflicht zuerkenne,“ sich dem Konzil entgegenzustellen?

Die offensichtliche Aussageabsicht ist, daß Rom der Bruderschaft eine Art offiziellen Status innerhalb der Amtskirche verleihen oder eine Art von kanonischer Regelung durchführen könnte. Denn zu so einer Anerkennung streben die Bruderschaftsoberen offensichtlich, seit sie vor über zehn Jahren die Ideen der Pariser Denkfabrik „GREC“ übernommen haben. Doch als diese Oberen dann im April letzten Jahres Roms Bedingungen für eine solche Anerkennung weitgehend akzeptierten, erzeugten sie dadurch einen Sturm der Entrüstung in der Bruderschaft. So sahen sie sich gezwungen vorzugeben, daß sie keine solche Anerkennung auf Basis der Bedingungen von Mitte April 2012 mehr wünschen würden. Was bedeutet somit die „oder“-Klausel in der Erklärung vom 27. Juni 2013?

Diese Frage stellte einige Tage nach dem 27. Juni auch der französische Distriktobere an die Bruderschaftsführung. Die Antwort lautete, daß die „oder“-Klausel nicht zwangsläufig eine offizielle Anerkennung nach sich ziehen müßte, sondern lediglich die Möglichkeit einschließe, daß ein schwacher, aber katholischer Papst einerseits katholisch genug wäre, um das „Recht und die Pflicht“ usw. der Bruderschaft anzuerkennen, andererseits aber zu schwach und in Rom zu isoliert wäre, um den Römern eine offizielle Anerkennung der Bruderschaft zu verordnen. Der französische Distriktobere schien zumindestens mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn er übermittelte sie sofort an seine Priester.

Jetzt sind wir verdutzt. Erstens: wer von denen, welche den Text vom 27. Juni gelesen haben, würde im Traum daran denken, daß die Bischöfe beim Abfassen ihres Textes so etwas im Sinn gehabt haben? Zweitens: welcher Part in diesem Text vom 27. Juni schließt diverse weitere Möglichkeiten aus, welche die drei Bischöfe im Namen von „der Vorsehung folgen“ akzeptieren würden? Erinnern wir uns kurz an die Tatsache, daß Bischof Fellay am 17. Juni 2012 an Benedikt XVI. schrieb, weiterhin jede Anstrengung zu unternehmen, um eine Versöhnung zwischen Rom und der Bruderschaft zu betreiben. Welcher Part im Text vom 27. Juni 2013 könnte also ausschließen, daß die listigen Römer den drei Bischöfen schließlich ein Angebot der Versöhnung unterbreiten würden, welches sie – immer im Namen der „Vorsehung“ natürlich – nicht verweigern könnten?

Hals und Beinbruch all jenen, welche die Auslegung der „oder“-Klausel akzeptieren, wie sie dem französischen Distriktoberen erklärt worden ist. Allerdings sind viele von uns nach wie vor nicht überzeugt, daß die Bruderschaftsführung ihren Wahn vom Versöhnen der Unversöhnbaren aufgegeben hat. Bis zum klaren Beweis des Gegenteils werden wir daher annehmen, daß diese Oberen immer noch vorhaben – vielleicht unbeabsichtigterweise –, das Bruderschafts-Rettungsboot in ein Ertrinkungsboot zu verwandeln. Wenn dann alle ertrinken, wird natürlich nur der Ozean schuld sein.

Kyrie eleison.

GREC – IV.

GREC – IV. on April 27, 2013

Eine Leserin des ersten „Eleison Kommentars“ über GREC (Ausgabe EC 294 vom 2. März) beklagte sich brieflich bei mir, daß ich GREC mißverstanden hätte. Zu Erinnerung: GREC ist jene Pariser Gruppe von Katholiken, welche in den späten 1990iger-Jahren gegründet worden war mit dem Ziel, Traditionalisten und Amtskirchen-Katholiken zusammenzubringen, damit diese zum Wohle der Mutter Kirche friedlich miteinander nachdenken und sprechen könnten. Gerne korrigiere ich sachliche Fehler, auf welche die Leserin mich hinwies. Auch gebe ich gerne meine von dieser Leserin herausgestellten persönlichen Mängel zu. Allerdings muß ich ihr in einem wesentlichen Punkt widersprechen.

Zuerst zu den sachlichen Fehlern: Herr Gilbert Pérol war nicht, wie ich schrieb, französischer Botschafter im Vatikan, sondern in Italien. Außerdem war er kein „Laienmitarbeiter“ von Hw. Michel Lelong vom Orden der Weißen Väter, sondern sein Freund. Und zu guter Letzt wurde GREC nicht in „den Salonen von Paris“ gegründet, sondern in der Wohnung der Botschafterwitwe Frau Huguette Pérol. Wie mir mitgeteilt wurde, übernimmt Frau Pérol die volle Verantwortung für die Gründung von GREC, die nur erfolgt sei, um der Kirche zu helfen, und die mithilfe von Personen stattgefunden habe, welche „fähig sind und denen daran liegt, treu zum Evangelium und der Tradition zu stehen.“

Bezüglich meiner Mängel schrieb sie mir, daß ich „völlig eingebildet“ und „ignorant“ sei, daß mir Bescheidenheit und Diplomatie abgehe, daß ich ungenügenden Respekt vor Toten zeigen würde und daß ich meinen Kommentar in einem sarkastischen Ton abgefaßt hätte, welcher weder einer gebildeten Person noch eines Priesters würdig wäre. Gnädige Frau, wie froh wäre ich doch, wenn dies meine schlimmsten Fehler wären, für welche ich vor Gottes Richterstuhl mich werde verantworten müssen. Bitte beten Sie für mein persönliches Gericht.

Meinen Sarkasmus betreffend möchte ich jedoch geltend machen, daß ich nicht Herrn Pérol im Blick hatte, als ich über die Nostalgie der heutigen Katholiken bezüglich des Katholizismus der 1950iger-Jahre spottete. Vielmehr hatte ich die Menge an heutigen Katholiken vor Augen, welche nicht erkennen, warum Gott in erster Linie zuließ, daß das Zweite Vatikanum die Amtskirche von der katholischen Tradition trennte, und trotzdem will diese Menge zum vorkonziliaren Rührseligkeitsglauben zurückkehren, welcher ja erst schnurstracks zum Vatikanum II geführt hat! Gnädige Frau, dieser entscheidende Punkt hat nichts mit subjektiven Personen, aber alles mit objektiver Doktrin zu tun.

Aus diesem Grund muß ich Ihnen widersprechen hinsichtlich der angeblichen Fähigkeit und Glaubenstreue jener Personen, welche der Frau Pérol beim Gründen von GREC halfen. Daß ein Berufsdiplomat auf die Mittel der Diplomatie zurückgreift, um Grundsatzprobleme doktrineller Art zu lösen, ist verfehlt, aber immerhin verständlich. Daß ein Konzilspriester wie Hw. Lelong ein solcherart diplomatisches Unterfangen förderte, ist auf noch ernstere Weise verfehlt, aber immer noch verständlich vor dem Hintergrund, daß das Zweite Vatikanum die gesamte Doktrin untergrub, indem es den Subjektivismus in der Kirche amtlich machte. Kaum annehmbar ist hingegen, von einer „Fähigkeit und einem Anliegen für das Evangelium und die Tradition“ bei jenen Priestern zu sprechen, die unter Erzbischof Lefebvre ausgebildet worden waren, um die doktrinelle Katastrophe des Zweiten Vatikanums überhaupt erst zu verstehen. So wohlmeinend deren Absichten auch gewesen sein mögen, so hätten diese Priester doch niemals eine grundsätzlich diplomatische Bestrebung fördern, geschweige denn einen aktiven Anteil daran haben dürfen, um eine grundsätzlich doktrinelle Katastrophe zu lösen.

Dennoch trifft auch im Falle dieser Priester teilweise das französische Sprichwort zu: „Alles zu verstehen, heißt alles zu verzeihen.“ Der Erzbischof entstammte einer früheren und gesünderen Generation. Die genannten Priester aber entspringen einer Welt, welche von zwei Weltkriegen erschüttert ist. Es ehrt diese Priester, daß sie für ihre Ausbildung auf die Person des Erzbischofs zurückgriffen. Und während er noch lebte, erhob er uns alle. Doch nahmen diese Priester leider nie seine Doktrin in sich auf. Als er dann starb, fingen sie innerhalb weniger Jahre an zurückzufallen. Und doch lag der Erzbischof richtig, während diese Priester und GREC – verzeihen Sie mir, gnädige Frau – falsch liegen. Gebe Gott, daß sie auf die rechte Spur zurückkommen.

Kyrie eleison.

GREC – III.

GREC – III. on April 6, 2013

In dem Wunsch, an die Stelle Gottes sich zu setzen, strebt der moderne Mensch danach, Gottes Ordnung durch seine eigene zu ersetzen. Doch Gottes Ordnung ist wirklich und existiert außerhalb und unabhängig vom menschlichen Geist. Also entkoppelt der moderne Mensch seinen Geist von dieser Wirklichkeit, und wählt aus ihr nur jene Teile aus, welche er in seine eigene Phantasiewelt einbauen will. Nun kommt die höchste Ordnung von Gottes Schöpfung am besten in der Doktrin, also in der Glaubenslehre seiner Kirche zum Ausdruck. Daher leiden all jene heutigen Kirchenmänner und Laien, welche unter dem Einfluß des angeblich „Normalen“ um sie herum stehen, an einer tiefgehenden Weigerung oder Ignoranz gegenüber der Natur und Notwendigkeit von Doktrin.

Damit sind wir auch beim wesentlichen Problem der GREC-Gruppe angelangt ( G roupe de R éflexion E ntre C atholiques ), welche in den zwei früheren Ausgaben der „Eleison Kommentare“ Nr. 294 und 295 vorgestellt wurden. Die im Jahre 1997 in Paris gegründete GREC-Gruppe verfolgte das Ziel, freundschaftliche Treffen und den Austausch zwischen den Katholiken der Tradition und denen der Amtskirche zu fördern, um ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und Respektes zu schaffen, was dann die Versöhnung der beiden Lager erleichtern und schließlich ihre unnötige Entfremdung beenden sollte. Solch ein Ansinnen übersieht allerdings auf sehr ernsthafte Weise die Bedeutung von Doktrin. Das muß nicht unbedingt vorsätzlich geschehen sein, und Gott wird darüber richten. Doch wie der törichte Mensch auch denken mag, fest steht, daß ebensowenig wie die Wirklichkeit die Doktrin sich beiseite schieben lassen wird.

Hw. Lelong beschreibt in seinem GREC-Buch namens Für die notwendige Versöhnung, wie der Generalobere und zwei Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. „einen entscheidenden Beitrag zur Gründung und Fortführung von GREC leisteten.“ Schon vor der Gründung empfing der Bruderschaftspriester Pater du Chalard in seinem Bruderschafts-Priorat den Hw. Lelong freundlich, und „versäumte auch in den folgenden Jahren nie, GREC diskret und aufmerksam zu unterstützen.“ Pater Lorans war damals Rektor des Bruderschafts-Institutes in Paris und hat bis heute entscheidenden Einfluß auf die Bruderschafts-Publikationen. Er begrüßte bei der Gründung der GREC-Gruppe die Idee eines „Dialogs zwischen Katholiken“ ausdrücklich und erhielt wenig später vom Bruderschafts-Generaloberen in der Schweiz die förmliche Erlaubnis zur Teilnahme an GREC. Seither spielt Pater Lorans bei allen Aktivitäten der GREC-Gruppe eine führende Rolle.

Diese Aktivitäten begannen im kleinen Maßstab und privaten Bereich. Ihr erstes öffentliches Treffen, wozu Pater Lorans beitrug, hielt die GREC-Gruppe im Mai des Jahres 2000 mit 150 Teilnehmern ab. Die Treffen häuften sich, und weitere Bruderschaftspriester nahmen an ihnen teil. Kirchenautoritäten bis zu den höchsten Rängen wurden regelmäßig darüber konsultiert und informiert. Pater Lorans ermöglichte seinerseits „einen Kontakt mit vertiefendem Vertrauen“ und freundschaftlichen Austausch mit dem Generaloberen der Bruderschaft. Ab dem Jahre 2004 öffneten die GREC-Treffen sich einem noch weiteren Publikum. Im September desselben Jahres entstand dann eine „theologische Arbeitsgruppe,“ bestehend aus Pater Lorans, einem weiteren Bruderschaftspriester, sowie einem römischen Theologen. Die beiden letztgenannten waren dann auch Teilnehmer bei den Lehrgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011. Die GREC-Gruppe dürfte in diesen Lehrgesprächen durchaus das Wahrwerden ihrer kühnsten Hoffnungen gesehen haben – endlich trafen die Theologen sich in einem Klima, zu welchem die GREC-Gruppe „für die notwendige Versöhnung“ so viel beigetragen hatte.

Gott sei Dank gaben diese Lehrgespräche der Doktrin wieder ihre zustehende Vorrangstellung zurück, denn sie belegten die unüberbrückbare Kluft zwischen der katholischen und der konziliaren Lehre. Doch blockierte diese Erkenntnis dann die GREC-Denkweise innerhalb der Priesterbruderschaft? Weit gefehlt. Das Generalhaus der Bruderschaft wechselte über Nacht das vorige Motto „Ohne lehrmäßige Einigung keine praktische Einigung“ gegen das neue Motto aus: „Keine lehrmäßige Einigung, also verfolgen wir eine praktische Einigung“! Leider wurde das Protestaufkommen in der Bruderschaft im Frühling letzten Jahres durch das Generalkapitel-Treffen im Juli vernebelt und erstickt, während das Streben nach einem praktischen Abkommen vonseiten des Generalhauses fast unverändert weitergeht.

„Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,“ insbesondere in der Weihe Rußlands. Sonst nirgendwo.

Kyrie eleison.

GREC – II.

GREC – II. on März 9, 2013

Bevor wir mit der Geschichte des GREC fortfahren – jene Pariser Gruppe von Laien und Klerikern, welche seit den späten 1990er-Jahren die Vereinigung zwischen dem Zweiten Vatikanum und der katholischen Tradition anstrebt –, betrachten wir die Grundhaltung der GREC-Teilnehmer. Die Zukunft der Kirche hängt von jenen Katholiken ab, welche den Denkfehler der GREC-Gruppe begreifen, d.h. wie die modernen Menschen den Bezug zur Wahrheit verlieren. Um diese Haltung zu illustrieren, werden wir vier Abschnitte betrachten – willkürlich aus dem Buch Für die notwendige Versöhnung des Neukirchenpriesters Hw. Michel Lelong entnommen –, welche für dutzende anderer Stellen im Buch typisch sind. Die ersten beiden Zitate stammen aus einem Brief, den Hw. Lelong, einer der Gründer vom GREC, im Juli 2008 an den Papst schrieb:—

„Auch wir wünschen uns die Aufhebung der Exkommunikationen (der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. im Jahre 1988) , und daß die Priesterbruderschaft ihren Platz in der Kirche wiedererlange, der sie so viel zu geben hat. Darum bitten wir die Bruderschaftsoberen, ihre streitlustigen Aussagen und Schriftstücke einzustellen, die den Heiligen Stuhl kritisieren.“ Kommentar: (Ist dies in den letzten zehn Jahren nicht geschehen?) Aber wenn Streitlust wirklich ein solches Übel ist, warum war dann eine ganze Reihe von Kirchenvätern – und Erzbischof Lefebvre – so streitlustig? Streitlust ist nur dann so schlecht, wenn die Einheit so gut ist. Doch die Einheit ist nur in dem Maße gut wie das ihr zugrundeliegende, einigende Element.

„In unserer Gesellschaft, die versucht wird von Materialismus, Indifferentismus und Sektierertum, sollten alle Katholiken gemeinsam bemüht sein, Ihrer Bitte, Hl. Vater, zu entsprechen und Christi Empfehlung zu folgen: »Sie sollen eins sein, damit die Welt glaube.«“ Kommentar: „Geeint“ durch was? Geeint durch die katholische Wahrheit – oder durch die Lüge, wonach katholische Wahrheit vereinbar sei mit dem Zweiten Vatikanum? Dann ist die erste und entscheidende Frage für die katholische Einheit, wo wir denn die katholische Wahrheit finden. GREC hingegen überläßt diese Fragen der Wahrheit den „Theologen.“ Können also Nicht-Theologen sogar durch Lügen gerettet werden?

Nun nahm Benedikt XVI. diesen Brief von Hw. Lelong so wohlgefällig auf, daß die Leiter und einige Befürworter der GREC-Gruppe einige Monate später erneut an ihn schrieben. Es folgen zwei weitere Zitate aus diesem zweiten Brief an den Papst:—

„Gewiß waren wir betrübt, daß die Bruderschaftsoberen die neulich vom Heiligen Stuhl gemachten Angebote nicht angenommen haben. Doch sind wir uns im klaren, daß das Heilen von Wunden unter Katholiken immer Großmut und Geduld braucht, um das Vertrauen auf beiden Seiten wieder zu festigen und Versöhnung möglich zu machen.“ Kommentar: Können denn Wunden nur heilen, aber niemals zugefügt werden? Gebrauchte nicht unser Herr selber zweimal die Peitsche auf die Rücken der Geldverleiher im Tempel? Es gibt einen Gott, dessen Ehre vor allem zu verteidigen ist. Im Gegenteil können die Menschen so schlecht sein, daß sie nur noch den Peitschenhieb verstehen – sei er nun körperlicher oder verbaler Natur.

„Wir denken, daß die Aufhebung der Exkommunikationen einen unwiderstehlichen Prozeß des Sich-näher-Kommens in Gang setzen würde, der in einer Übereinkunft des Heiligen Stuhls mit der Priesterbruderschaft münden könnte oder wenigstens mit einem großen Teil der Bruderschaftskleriker und -gläubigen.“ Kommentar: Tatsächlich brachten die freundschaftlichen Kontakte zwischen Rom und der Bruderschaft im Januar 2009 einen solchen Prozeß in Gang. Nur ein gewisser Ausbruch der schrecklichsten Häresie der Neuzeit – des „Antisemitismus“ – mitten aus der Bruderschaft lähmte diesen Prozeß. Doch entweder ist eine katholische Versöhnung mit dem Zweiten Vatikanum kein Problem, oder aber die göttliche Vorsehung bewirkte den erwähnten „Ausbruch,“ denn er verhinderte – wenigstens für eine Weile – die falsche Versöhnung.

Abschließend sehen wir, daß die GREC-Gruppe, wie Millionen von modernen Katholiken, insbesondere die Einheit, Nicht-Streitlust, Versöhnung, Übereinkunft usw. sucht. Doch wo unter all diesen süßen Gefühlsduseleien spielt der Gott der Wahrheit eine Rolle? Ist er nur ein Zucker-Papi, welcher die Lügen der Menschheit absegnet, so lange sie nur einmütig lügen?

Kyrie eleison.

GREC – I.

GREC – I. on März 2, 2013

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde in Frankreich ein kleines, 150seitiges Buch veröffentlicht, welches die Oberen einer gewissen Bruderschaft in große Verlegenheit bringen muß. Denn dieses Buch belegt, daß ihre Bestrebung nach Vereinigung mit der Neukirche viele Jahre zurückreicht – mindestens bis in die 1990er-Jahre. Wenn die Oberen stolz auf diese Einigungsbestrebung sind, so werden sie freilich nicht verlegen sein. Wenn sie allerdings diese Bestrebung seit vielen Jahren zu verschleiern suchen, so mögen zumindest die Leser dieses kleinen Buches aufwachen.

Ein Priester der Neukirche, Hw. Michel Lelong, schrieb dieses Buch und gab ihm den Titel „Für die notwendige Versöhnung“; zweifellos, weil er unverhohlen stolz ist auf seine Führungsrolle beim Versuch der GREC-Gruppe, die „notwendige Versöhnung“ herbeizuführen zwischen dem Zweiten Vatikanum und der Tradition, oder genauer gesagt zwischen den römischen Autoritäten und der Priesterbruderschaft St. Pius X. Im Jahre 1948 zum Priester geweiht und bereits vor dem Zweiten Vatikanum stark eingebunden in interreligiöse Beziehungen, begrüßte er „mit Freude und Hoffnung“ (kommt uns das bekannt vor? – Gaudium et spes? ) das Konzil, welches danach streben würde, die Kirche mit der modernen Zeit zu verbinden. Einer seiner Laienmitarbeiter bei dieser Arbeit war der angesehene französische Diplomat und Regierungsbeamte Gilbert Pérol, französischer Botschafter im Vatikan von 1988 bis 1992.

Als berufsmäßiger Diplomat und praktizierender Katholik glaubte Pérol fest an die Versöhnung der wahrhaft katholischen Priesterbruderschaft mit dem doch gewiß katholischen Vatikan. Wie hatte es überhaupt zu diesem Zusammenprall zwischen den beiden kommen können? Waren denn nicht beide katholisch? Der Zusammenstoß war ihm nicht nachvollziehbar. Also entwarf er im Jahre 1995 in einem kurzen Text eine Lösung, welche als Grundsatzpapier für eine Pariser Denkfabrik von Katholiken fungierte: der GREC ( Groupe Réflexion Entre Catholiques ). Pérols Text verdient einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit, weil er das Anliegen von Millionen von Katholiken ausdrückt, welche ab den 1960er Jahren zwischen dem Konzil und der Tradition hin- und hergerissen waren.

Obwohl er kein Theologe sei, so Pérol, erfordere die derzeitige Situation in Kirche und Welt, daß das Problem der durch das Konzil gespaltenen Katholiken „mit ganz neuen Begrifflichkeiten dargelegt werden müsse.“ Eher als Diplomat schlägt er somit vor, daß Rom einerseits zugeben solle, den Tridentinischen Meßritus schlecht behandelt zu haben und daß es die Exkommunikationen von 1988 aufheben möge, während andererseits die Priesterbruderschaft das Konzil nicht rundweg ablehnen dürfe, und außerdem anerkennen müsse, daß Rom immer noch die höchste Kirchenautorität sei.

Mit anderen Worten schlug Pérol als echter Diplomat vor, daß, wenn nur jede Seite ein paar Schritte auf die andere zugehen würde, so dem schmerzlichen Zusammenprall zwischen Konzil und Tradition ein Ende gesetzt werden könnte, und fortan alle Katholiken „glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage leben“ könnten. Auf diese Weise würde er und Millionen Katholiken nicht länger damit konfrontiert sein, entweder Rom zuliebe der Tradition, oder die Tradition zuliebe Rom verlassen zu müssen. Einfach entzückend. Endlich zurück in den Komfortbereich der 1950er Jahre. Doch diese Zeit ist für immer vergangen. Wo also liegt Pérols Denkfehler?

Der Fehler liegt gleich im Anfang von Pérols Ausführung, wo er sagt, daß er kein Theologe sei. Fürwahr mag er kein fachmännischer Theologe, wohl aber muß jeder Katholik ein Laientheologe sein, oder besser gesagt muß jeder seinen Katechismus gut kennen. Denn Glaubensfragen kann der Katholik nur im Licht der Lehre ebendieses Katechismus beurteilen. Die Warnung unseres Herrn, die Schafe von den Wölfen zu unterscheiden (Matthäus 7,15–20) war nicht nur für berufsmäßige Theologen gemünzt. Pérols Lossagung von der „Theologie“ zugunsten seiner Diplomatie ist ein weiteres Beispiel vom Unvermögen des modernen Menschen, die Wichtigkeit der Glaubenslehre zu begreifen. Dieses Unvermögen ist die wichtigste Lektion, welche wir aus diesem Buch über GREC zu lernen haben.

Kyrie eleison.