Erzbischöfliche Weisheit – II.

Erzbischöfliche Weisheit – II. on Dezember 27, 2014

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Vor zwölf Wochen, am 5. Oktober 2014, präsentierten diese „Eleison Kommentare“ eine erste Reihe von Auszügen aus dem letzten öffentlichen Gespräch von Erzbischof Lefebvre, mit der französischen Zeitschrift Fideliter Anfang 1991. Nun folgt die zweite und letzte Reihe an Auszügen, aus Gründen der Kürze und Klarheit leicht bearbeitet:—

Frage: Welche Bilanz kann für die Bruderschaft nach zwanzig Jahren ihres Bestehens gezogen werden?

Antwort: Der liebe Gott hat die katholische Tradition gewollt. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß die Bruderschaft das Mittel darstellt, das der liebe Gott gewollt hat, um den Glauben, also die Wahrheit der Kirche, zu bewahren. Wir müssen fortfahren, die Schätze der Kirche treu zu bewahren, immer in der Hoffnung, daß sie eines Tage wieder den Platz einnehmen werden, welchen sie niemals hätten verlieren dürfen.

Frage: Sie sagen oft, daß heute mehr die Frage des Glaubens denn die Frage der Liturgie uns in Opposition zum heutigen Rom versetzt.

A: Sicher ist die Frage der Liturgie und der Sakramente sehr wichtig, aber sie ist nicht die wichtigste, sondern die wichtigste Frage ist die Frage des Glaubens. Für uns ist sie gelöst: wir haben den Glauben aller Zeiten, den Glauben des Konzils von Trient und des Katechismus des hl. Pius X., aller Konzile und aller Päpste vor dem Zweiten Vatikanum. Jahrelang bemühten sich die Verantwortlichen in Rom zu zeigen, daß alles im Konzil vollkommen mit der Tradition konform sei. Jetzt legen sie die Maske ab, wenn sie sagen, daß es keine „Tradition“ und kein hinterlegtes Glaubensgut gebe, welches überliefert werden muß, sondern daß die Tradition in der Kirche das sei, was der Papst heute sagt. Wir müßten dem uns unterwerfen, was der Papst und die Bischöfe heute sagen. Für sie ist das die Tradition, die berühmte „lebendige Tradition”, das einzige Motiv unserer Verurteilung aus dem Jahre 1988.

Sie haben zu beweisen aufgegeben, daß ihr Reden mit dem konform ist, was Pius IX. geschrieben und was das Konzil von Trient promulgiert hat. Nein, das alles ist abgeschlossen und überholt, sagt Kardinal Ratzinger. Natürlich, und das hätten sie bereits früher sagen können. Es war ihnen nicht der Mühe wert, uns reden zu lassen und mit uns zu diskutieren. Jetzt herrscht die Tyrannei der Behörde, weil es kein Gesetz aus der Vergangenheit mehr gibt.

Sie zeigen immer klarer, daß wir recht haben. Wir haben es mit Personen zu tun, welche eine andere Philosophie und eine andere Sichtweise haben als wir; Personen, welche beeinflußt sind von sämtlichen modernen und subjektivistischen Philosophen. Für sie gibt es keine feste Wahrheit und kein Dogma. Alles befindet sich in der Entwicklung. Das ist wirklich die freimaurerische Zerstörung des Glaubens. Zum Glück haben wir die Tradition, worauf wir uns stützen dürfen!

Frage: Sie betonen, die Überzeugung gewonnen zu haben, daß das von Ihnen begonnene Werk vom lieben Gott gesegnet ist. Denn es hätte bei mehreren Gelegenheiten verschwinden können.

A: Das stimmt. Immer wieder waren wir sehr harten und leidvollen Angriffen ausgesetzt. Das ist sehr schmerzlich, aber trotz allem müssen wir daran glauben, daß die Linie des Glaubens und der Tradition, welcher wir folgen, unvergänglich ist, denn Gott kann seine Kirche nicht untergehen lassen.

Frage: Was sagen Sie den Gläubigen, die immer noch auf die Möglichkeit einer Einigung mit Rom hoffen?

A: Unsere wahren Gläubigen, welche das Problem erfaßt und uns geholfen haben, die gerade und feste Linie der Tradition und des Glaubens zu verfolgen, sagten zu mir, daß meine Annäherungen an Rom gefährlich waren und daß ich nur meine Zeit vergeudete. Natürlich hoffte ich bis zur letzten Minute, Rom würde ein kleines bißchen Loyalität bezeugen. Man kann mir nicht vorwerfen, ich hätte nicht das Maximum versucht. Ähnlich also jetzt, wenn manche Personen zu mir sagen: „Sie müssen sich mit Rom verständigen,“ glaube ich ihnen antworten zu dürfen, daß ich damals sogar weiter gegangen bin, als ich hätte gehen sollen.

Kyrie eleison.