Neubruderschafts-Denken – III.

Neubruderschafts-Denken – III. on Februar 21, 2015

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Nachdem diese „Kommentare“ in ihrer Ausgabe 395 erklärten, daß dem Ersten Generalsekretär der Neubruderschaft es an katholischer Doktrin mangelt, und in Ausgabe 396 dieses Fehlen als äußerst umfassendes Problem – praktisch die Gesamtheit der Moderne gegen die Gesamtheit der Wahrheit – beschrieben wird, brauchen wir jetzt nur noch aufzuzeigen, wo dieses umfassende Problem auftaucht in den einzelnen Irrtümern P. Pflugers aus seinem Gespräch vom Spätherbst letzten Jahres in Deutschland. Der Kürze halber werden wir auf die Zusammenfassung seines Denkens von vor zwei Wochen zurückgreifen (die im wesentlichen originalgetreu ist). Einige zusammengefaßte Thesen P. Pflugers in Kursivschrift:—

Die katholische Kirche ist weit; viel weiter als nur die traditionelle Bewegung.

Sehr richtig, aber die von der traditionskatholischen Bewegung hochgehaltene Doktrin ist nicht mehr und nicht weniger weit als die wahre Kirchendoktrin, weil sie identisch sind, und genau diese Doktrin ist das Herz und die Seele der traditionellen Bewegung.

Wir werden die Tradition nie attraktiv und überzeugend machen können, wenn wir geistig in den 1950er- oder 1970er-Jahren steckenbleiben.

Die Tradition „anziehend oder überzeugend“ machen zu wollen oder können, heißt auf viel zu menschliche Art sie sich vorzustellen. Die katholische Tradition kommt von Gott her und besitzt also eine göttliche Anziehungs- und Überzeugungs-Kraft – solange sie originalgetreu dargelegt wird, d.h. ohne menschliche Veränderung oder Abwandlung.

Tradition kann nicht begrenzt werden auf die Verurteilungen des Liberalismus im 19. und 20. Jahrhundert.

Richtig, aber das Evangelium konnte zu jener Zeit nicht ohne diese doktrinären Verurteilungen verteidigt werden. Und weil unser 21. Jahrhundert noch viel liberalistischer ist, kann die Tradition auch heutzutage nicht ohne diese Verurteilungen aufrechterhalten werden.

Unsere Zeit ist eine andere, und wir können nicht einfach stehenbleiben; und vieles Moderne ist nicht unsittlich.

Unsere Zeit ist im Kern nicht so verschieden. Sie ist liberalistischer als jemals zuvor (vergleiche homosexuelle „Ehen“), und wenngleich auch nicht alles unmoralisch sein mag, so bedarf es doch unbedingt der katholischen Doktrin, um das Sittliche vom Unsittlichen zu trennen.

Deshalb müssen wir uns auch immer neu positionieren, und das ist ein praktisches Problem, aber keine Frage des Glaubens.

Jedes von der Kirche jemals vorgenommene Neupositionieren muß immer unter dem Licht des Glaubens beurteilt werden. Nun aber läßt die seit dem Jahre 2012 erfolgte Neupositionierung der Neubruderschaft den Glaubenskampf des Erzbischofs deutlich hinter sich.

Die „Widerstands“-Bewegung hat ihren eigenen „Glauben“ fabriziert, um damit die Neubruderschaft zu verurteilen.

So groß die menschlichen Fehler der „Widerständler“ auch sein mögen, so entstand sie, wie schon die traditionelle Bewegung der 1970er-Jahre, weltweit und spontan als Reaktion auf den Verrat der Neubruderschaft. Die Reaktion mag uns unzusammenhängend vorkommen, doch ihr Zusammenhang ist der von den Widerständlern hochgehaltene identische Glaube.

Das Generalkapitel hat im Jahre 2012 die Tradition nicht verraten, weil es von beiden Seiten angegriffen wurde.

Demnach läge die Wahrheit also stets in der Mitte, und würde an den menschlichen Reaktionen gemessen? Das ist das Denken der menschlichen Politik – ungeeignet, die göttliche Wahrheit zu beurteilen, und umso weniger geeignet, die heutige Kirchenkrise zu lösen.

Die offiziellen Texte der Neubruderschaft aus dem Jahre 2012 waren nicht dogmatisch.

Von allen Dokumenten des Jahres 2012 war das „offiziellste“ jener vom Generalkapitel herausgegebene Text mit den sechs Bedingungen für ein künftiges „Übereinkommen“ mit Rom: sechs deutlich unzureichende Bedingungen, um die Verteidigung des Glaubens seinen konziliaren Todfeinden zu unterstellen. Ist also der Glaube als Ganzes etwa nicht dogmatisch?

Rom war im Jahre 2012 der Bruderschaft gegenüber viel weniger aggressiv als im Jahre 2006.

Weil Rom seit 2006 und schon zuvor beobachten konnte, wie die Priesterbruderschaft beständig in einen Papiertiger sich verwandelte.

Kurz gesagt folgt die Bruderschaft dem Geist und schöpft aus der Tradition Kraft.

Die neo-protestantischen Charismatiker „folgen dem Geist,“ und die Indult-Anhänger „ziehen Kraft aus der Tradition.“

Inzwischen dürfte klar sein, daß P. Pfluger die doktrinäre und anti-liberalistische Priesterbruderschaft Erzbischof Lefebvres hinter sich lassen und in eine Neubruderschaft umgestalten will, welche in Einklang mit der Neukirche des Zweiten Vatikanum stehen soll. Und man behaupte bitte nicht, daß die Neubruderschaft noch keinen entscheidenden Schritt in Richtung Neurom unternommen habe. Denn wenn nicht bald kräftiger Widerstand von innerhalb der Neubruderschaft erfolgt, werden ihre Oberen sie langsam aber sicher in die Arme des konziliaren Roms führen. Sind es wirklich Katholiken, welche das wollen?

Kyrie eleison.