Schlagwort: Liberalismus

LIBERALISMUS IN AKTION

LIBERALISMUS IN AKTION posted in Eleison Kommentare on Dezember 2, 2023

Ein Leser hat uns einige bohrende Fragen zur jüngsten Geschichte der Kirche, der Priesterbruderschaft St. Pius X. sowie der sogenannten”Widerstandsbewegung”zugestellt. Eines Tages, wenn Mutter Kirche wieder zu Sinnen kommt – was sie bereits stillschweigend tut -, werden Schatten und Dunkelheit sich lichten, und es wird ein neues Kapitel der Geschichte beginnen, gekennzeichnet durch Wahrheit und Nächstenliebe. Hier jedoch zunächst ein Entwurf einiger der Antworten auf die Fragen des Lesers. 

1 Wie können Sie dagegen sein, dass der”Widerstand”wenigstens ein Minimum an Struktur aufweist? Kann irgendetwas Katholisches denn ohne Struktur gedeihen? 

Die Stärke des”Widerstands”ist erstens die Wahrheit und zweitens die Tatsache, dass die verschiedenen kleinen Gruppen, die sich der Revolution von Vatikan II widersetzen, nur sehr lose miteinander verbunden sind. Jene Revolution hat den grössten Teil der katholischen Kirche rasch unterworfen weil die Katholiken ihren glaubenslosen Autoritäten zu sehr gehorchten. Auf ähnliche Weise wurde der grösste Teil der Piusbruderschaft anno 2012 bald gefügig gemacht, weil ihre Priester der Autorität ihrer offiziellen Führer, die sich mit dem abtrünnigen Rom verständigen wollten, allzu grossen Respekt zollten. Sie dienten nicht länger der wahren Kirche oder dem wahren Glauben, wie es Erzbischof Lefebvre getan hatte, sondern sich selbst. Im Gegensatz hierzu wird die Unterwerfung einer kleinen Gruppe von Widerstandskämpfer durchaus nicht zwangsläufig bedeuten, dass auch nur eine zweite Gruppe gefügig gemacht wird. So wird der Glaube überleben, bis Gott beschliesst, die katholische Struktur zu dem von Ihm selbst gewählten Zeitpunkt, wiederherzustellen.”Gottes Zeit ist die beste Zeit.» 

2 Waren jene Führer der Piusbruderschaft, die sich Mitte der neunziger Jahre von den abtrünnigen römischen Autoritäten täuschen liessen, von persönlichem Ehrgeiz getrieben? 

So etwas ist immer möglich, aber vermutlich war das Problem viel eher ihr fehlender Glaube an Gottes Möglichkeit, die Krise der Kirche zu lösen, sowie ihr allzu grosses Vertrauen in die Fähigkeit des Vatikans, diese Krise mit rein menschlichen politischen Mitteln zu beheben. Da sie im Gegensatz zum Erzbischof die göttliche und präapokalyptische Dimension der weltweiten Krise nicht zu erfassen vermögen, deuten sie letztere in verhältnismässig kleinen und weltlichen Massstäben und verkennen den Kern des Problems völlig. Man vergleiche damit die Klarsicht Erzbischof Lefebvres, dem die Gefahr eines vollständigen Zusammenbruchs der Kirche stets vor Augen stand. Man vergleiche damit die Haltung Erzbischof Viganòs, der ebenfalls permanent über den universalen Sturz der Kirche und der Welt infolge von Vatikan II nachdenkt. 

3 Gab es beim Generalkapitel von 1994 klare Beweise für dieses Unvermögen der Führer der Piusbruderschaft? 

Beweise ja, aber noch keine klaren. Die Teilnehmer an jenem Generalkapitel wirkten viel eher wie nette Kinder, die sich mit Spielen die Zeit verkürzen, als wie reife Streiter, die einen gigantischen Krieg für Gottes Herrlichkeit und die Rettung von Seelen in einer zutiefst gefahrvollen Umwelt ausfechten. Man muss ein Heiliger sein, um an das Böse zu glauben, sagte Gustavo Corção. Die sympathischen und frommen jungen Priester, die an jenem Kapitel teilnahmen, erkannten nicht, was die Stunde ge-schlagen hatte. 

4 Wann haben sich, Ihrer Ansicht nach, die beiden Lager innerhalb der Piusbruderschaft, die Willfährigen und die Widerstandskämpfer, getrennt? 

Elemente der Spaltung gab es sicherlich bereits in den achtziger Jahren. Ich kenne einen Priester, der, nachdem er fünf Jahre lang in Ecône den unverfälschten Glauben gelehrt hatte, im Jahre 1982 für mehr als ein Vierteljahrhundert über den Atlantik geschickt wurde, um ihn wahrscheinlich loszuwerden. Junge Seminaristen mussten darauf vorbereitet werden, den Liberalen zu gehorchen, die bereits Ränke schmiedeten, um die Bruderschaft dem alternden Erzbischof zu entreissen. Dieser war, ihrer Meinung nach, auf dem Höhepunkt seines Wirkens grossartig gewesen, geriet jedoch aufgrund seiner unbeugsamen Verurteilung der Modernisten in Rom ausser Mode, da letztere als wahre Autorität der Kirche betrachtet wurden, die sich ständig zum Besseren wandelten. Doch diese liberalen Führer der Bruderschaft sehen sich selbst gewiss nicht als Liberale, im Gegenteil. Sie wähnen, das modernistische Rom infiltrieren und zur katholischen Tradition zurückführen zu können. Ist das wahrscheinlich? Sie haben nur ganz verschwommene Vorstellungen davon, wie leidenschaftlich und fanatisch die Liberalen ihren Kreuzzug zur Zerstörung der katholischen Kirche führen. 

5 Hat die Kluft zwischen Willfährigen und Widerstandskämpfern innerhalb der Piusbruderschaft stets existiert? 

Ja, mit Sicherheit. Erzbischof Lefebvre sagte uns immer wieder, bei seiner Lektüre von Pater Barbiers Geschichte des Kampfs, den der Liberalismus im 19. und 20. Jahrhundert gegen den Katholizismus führte, habe er begriffen, dass der einzige Unterschied zwischen diesem Kampf vor und nach Vatikan II darin bestand, dass zuvor die Katholiken die Oberhand besassen und danach die Liberalen. Solange der Erzbischof am Leben war, sorgte sein persönliches Charisma dafür, dass die Piusbruderschaft katholisch blieb, doch schon bald nach seinem Tod im Jahre 1991 führte die konstante magnetische Anziehung, die Rom auf Katholiken ausübt, zu einem Umschwung. Üben wir uns in Geduld. Gott wird sich nicht ausmanövrieren lassen, weder vom Teufel noch von anderen gefallenen Engeln, noch von gefallenen Prälaten. 

Kyrie eleison. 

Verbissen tobt der heut’ge Mensch gegen die Wirklichkeit. 

Auf Gottes Angesicht macht sich ein trauriges Lächeln breit.

Solschenizyn Spricht

Solschenizyn Spricht posted in Eleison Kommentare on April 3, 2021

Als Osterbotschaft hier in stark gekürzter Form Alexander Solschenizyns berühmte Ansprache von Templeton, in den USA, 1983.

«Als ich ein Kind war, hiess es, die Revolution von 1917 sei erfolgt, weil die Menschen Gott vergessen hätten. Nun sind wir im Jahre 1983, und dieser eine Satz sagt immer noch alles. Er fasst das ganze 20. Jahrhundert mit all seinen Verbrechen zusammen, angefangen beim 1. Weltkrieg, der nicht möglich gewesen wäre (z. B. der Einsatz von Giftgas als Waffe), wären die Führer Europas nicht von gottloser Verbitterung erfüllt gewesen. Dasselbe gilt für den 2. Weltkrieg. Die Europäer sind ausgebrannt. Der Friede hängt von standhaften Herzen ab und nicht von der Atombombe. Wir haben uns allzu sehr an die Apokalypse gewöhnt. Dostojewski sagte, grosse Ereignisse hätten uns unvorbereitet überrascht, und erst wenn die Welt von Dämonen besessen sei, werde es möglich sein, sie wieder zu retten.

Inzwischen triumphiert der Teufel weltweit. Als das Jahr 1917 anbrach, war der Glaube in der herrschenden Klasse Russlands bereits erloschen und im Volke bedroht. Und doch war Russland einst eine Hochburg des orthodoxen Christentums gewesen. Mitgefühl, nicht Materialismus, prägte das Denken der Menschen und ihre Persönlichkeit und verlieh ihrem Leben seinen Stempel. Aber ein Schisma im 17. Jahrhundert und die Reformen Peters des Grossen schwächten die Religion, und der Säkularismus des 19. Jahrhunderts vergiftete die Oberschicht, so dass die Religion anno 1917 verkrüppelt war.

Die Revolution beginne stets mit dem Atheismus, sagt Dostojewski, aber niemals ist der Atheismus so bösartig gewesen wie im Herzen des Kommunismus. In den zwanziger Jahren gab es in Russland eine wahre Flut von christlichen Märtyrern, von der Spitze bis zum Sockel der Kirche und des Staates, während beispielsweise Kinder ihren Eltern und jeder Religion entrissen wurden. Stalin begünstigte die Religion lediglich, um den russischen Patriotismus gegen Hitler wiederzubeleben, und Breschnew täuschte wohlwollende Toleranz gegenüber den Religion vor, um den Westen zu täuschen, aber Chruschtschow zeigte, wie tief die Religion vom Kommunismus und von all den unwürdigen Nachfolgern des rasenden Lenin gehasst wird. Jedoch hat keiner dieser wütenden Verfolgern Christi erwartet, was dann geschah: Unter der kommunistischen Dampfwalze ist das Bewusstsein Gottes bei den Russen heute stark und tief. Panzer und Raketen werden das Christentum niemals besiegen.

Im Westen wird die Religion mehr von innen als von aussen bedroht. Im Mittelalter entstand der Säkularismus von innen; er war gefährlicher als Panzer oder Raketen. Sein Ideal ist nicht höher als Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. Das Gute und das Böse sind Gegenstand des Spotts. Vergesst das menschliche Herz. Als Ergebnis ist das Böse allgegenwärtig. Der Westen gleitet immer tiefer ab und verliert seine Jugend. Die Medien lästern Jesus und Maria. Was habe ich dann noch für einen Grund, mit meiner Freiheit nicht zu tun, was mir behagt? Warum soll ich meine eigene Gesellschaft nicht hassen, wo sie mich doch lehrt, genau das zu tun? Entsprechen die Schwächen des Kapitalismus nicht denjenigen der menschlichen Natur? Beispielsweise die Jagd nach dem Geld der Hauptsünde der Gier? Der Kapitalismus rühmt sich, Gleichheit zu schaffen. Doch ist diese Gleichheit nicht die von Sklaven, die jeder geistigen Werte entbehren? Und sie macht mich freier? Aber ist es nicht so, dass, je freier man ist, um so blinder man hasst? Erlösung kann niemals durch Geld oder eine Überfülle materieller Güter erfolgen.

Ohne Liebe gehen das Leben und die Kunst zugrunde. Im Westen geschieht dies freiwillig, durch Menschen, die Gottes Platz einnehmen wollen. Der Osten und der Westen vergessen Gott gleichermassen. Doch der Schlüssel unserer gesamten Existenz ist die Wahl, die jedes einzelne Menschenherz täglich zwischen Gut und Böse treffen muss. Die modernen Theorien, welche die Gesellschaft zum Zentrum von allem und jedem machen, sind nachweislich vollkommen gescheitert, aber wir haben ihre Lügen nicht verworfen. Solange wir nicht zu Gott zurückfinden, werden wir nie einen Weg zur Überwindung unserer Probleme finden. Der Feind ist in mir selbst. Wir selbst drehen den Strick, an dem wir uns aufhängen werden.

Das menschliche Leben ist lediglich eine Phase auf dem Weg zu Gott. Es ist mehr als nur das Gesetz der Materie, d. h. die physischen Wissenschaften. In Gott leben wir und bewegen wir uns, in ihm ruht unser Dasein: Er ist”die Liebe, die die Sonne und die anderen Sterne bewegt”(Dante, allerletzte Zeile seiner”Göttlichen Komödie»). Vergessen wir das 19. und das 20. Jahrhundert. Wir müssen zu Gott hinstreben. Die sogenannte Aufklärung ist völlig gescheitert.»

Kyrie eleison.

Madiran: der Verrat.

Madiran: der Verrat. posted in Eleison Kommentare on Dezember 26, 2020

Im Mai 1968 fanden in Paris Studentenkrawalle statt, die so radikal waren und so lange dauerten, dass sie die Aufmerksamkeit der Medien in aller Welt auf sich zogen. In Bezug auf theoretische Zersetzung und praktische Zerstörung all dessen, was bisher den westlichen Lebensstil ausgemacht hatte, liessen

sie sich mit den Unruhen vergleichen, die im vergangenen Sommer (2020) viele Städte der USA verwüsteten. Es waren denn auch die Pariser Krawalle, die den sechsten und letzten Teil von Jean Madirans Buch” Die Häresie des 20. Jahrhunderts” inspirierten, weil sie geradezu mustergültig all das veranschaulichten, was er in seinem Buch gesagt hatte: Die katholische Zivilisation wird kommunistisch; es spielt sich ein grosser Verrat ab, und die Verräter sind die katholischen Bischöfe. Dies erklärt die drei Kapitel des sechsten Teil des Buchs: 1) Der Mai 1968 ist der endgültige Verrat der Bischöfe; 2) Die Bischöfe weisen die wahren Katholiken von sich; 3) Sie verraten das wahre Christentum.

In Kapitel eins ruft Madiran in Erinnerung, wie die französischen Bischöfe reagierten, als die revoltierenden Studenten im Frühling 1968 in Paris – so wie im Sommer 2020 die Unruhestifter in den USA – die westliche Zivilisation niederzureissen drohten:”Das ist eine weitreichende Bewegung,  die eine neue Gesellschaft fordert”lautete ihr offizieller Kommentar, und sie waren bereit, sie im Namen von Vatikan II zu begrüssen. In ihrer offiziellen Erklärung hielten sie einen Monat später fest: «Die Revolution von 1968 teilt die Menschen in diejenigen, die dafür sind, und diejenigen, die dagegen  sind, aber wir Bischöfe sind dafür.”De facto, fährt Madiran fort, rechtfertigt für die Revolutionäre der

Zweck die Mittel, so dass die Studenten auf solche Weise zu Gewalt, Lügen und allerlei Machenschaften griffen, um ihr Ziel zu erreichen, dass sie eine noch”weitreichendere”Gegenbewegung provozierten. Aber was kümmert die modernen Bischöfe schon die radikale Unterwanderung jeden Naturrechts und der christlichen Zivilisation? Keiner von ihnen glaubt, dass der Kommunismus ein Verrat sei. Einwand: Doch ist der Kommunismus nicht eine schöne Reformbewegung? Antwort Madirans: Das ist nichts weiter als eine Lüge und eine Falle.

Im zweiten Kapitel schildert er, wie die Bischöfe, um sich bei den Revolutionären auf der Linken anbiedern zu können, diesen die Köpfe der treusten Katholiken auf der Rechten – allgemein als”Integristen”oder Anhänger eines integralen Katholizismus bekannt – auf einem Silbertablett servieren mussten. (Genau deshalb war Papst Paul VI. in den siebziger Jahren so verbissen bemüht, Erzbischof Lefebvres Werk zu verkrüppeln, doch Gott liess dies nicht zu. Allerdings dauerte es dann nur noch einige Jahre, und das, was einst Erzbischof Lefebvres Priesterbruderschaft gewesen war, lechzte nach dem Beifall der Römischen Modernisten. Und in den sechziger Jahren hatten die französischen Bischöfe eine langfristige Taktik entworfen, die darin bestand, beiden Seiten nach dem Mund zu reden. Der Linken sagten sie:”Haltet uns doch bitte nicht für Konservative oder Integristen; wir sind Revolutionäre wie ihr», während sie gegenüber der Rechten beteuerten:”Glaubt doch bitte nicht, dass wir irgendetwas ändern werden.”Seither haben diese Bischöfe stets versucht, es beiden Seiten recht zu machen – ein Rezept für Lähmung. Stets vermeiden sie jedoch jede gründliche Diskussion mit den”Integristen”– seither haben die Bastion der Wahrheit längst aufgegeben.

Im letzten Kapitel des ganzen Buchs erfolgt Madirans Finale furioso: Er verurteilt die erbärmlichen französischen Bischöfe ohne jedes Wenn und Aber. Die moderne Welt steuert auf den Abgrund zu; überall herrscht die Lüge: Die Evolutionslehre, sechs Millionen, die Anschläge vom 11. September 2001, Covid – all das sind lediglich einige besonders krasse Lügen. Doch was war schiefgegangen? Die Studenten wussten das kaum, weil man ihnen regelmässig erzählt hatte, die moderne Welt sei wundervoll. Aber wenn das stimmt, dann wollten sie sie instinktiv niederreissen. Die katholische Kirche glaubt zwar auch nicht an die Moderne, weiss jedoch sehr genau, was schiefgegangen ist. Schon 1864 hatte sie eine grosse Liste von 80 Irrtümern veröffentlicht – Papst Pius IX.”Syllabus Errorum». Diese Doktrin hätten die Bischöfe den Studenten lehren sollen, denn wenn die Studenten sie verinnerlicht hätten, so hätten sie die ganze”westliche Zivilisation”schon ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wiederaufbauen können. Allein es kam ganz anders: Mit Vatikan II zogen es die Bischöfe der Welt vor, sich mit den Kommunisten zusammenzutun, statt sie zu bekämpfen; die Studenten wurden zu Barbaren gemacht, und die ganze christliche Zivilisation wurde verraten. Was die Bischöfe betrifft, so charakterisierte sie Madiran am Schluss seines Buchs mit einem schneidenden Wort:”Jämmerlinge!»

Die Analyse der” Häresie des 20. Jahrhunderts ”ist klar. Im Jahr 2020 lassen sich, insbesondere für die USA, daraus zahlreiche Lehren ziehen. Vielleicht wird nur eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmasses der Menschheit ermöglichen, diese Lehren zu begreifen. Doch wie Bischof Butler bereits im 18. Jahrhundert sagte:”Die Dinge sind, was sie sind. Die Folgen werden sein, was sie sein werden. Warum sollten wir also versuchen, uns selbst zu betrügen»?

Kyrie eleison.

Madiran – These VII

Madiran - These VII posted in Eleison Kommentare on Dezember 12, 2020

Teil V ist nicht der leichteste Teil des 1968 erschienenen Buchs von Jean Madiran (1920–2013) über die Häresie des 20. Jahrhunderts, weil er sich mit dem Naturrecht auseinandersetzt, das für moderne Geister schwer zu erfassen ist. Der Grund dafür besteht darin, dass der Schöpfergott, der Erschaffer des Naturrechts sowie jener, der es all Seinen Geschöpfen einprägt, der grosse und gute Gott, für die überwältigende Mehrheit der modernen Geister ein Buch mit sieben Siegeln ist. Nichtsdestoweniger ist das Naturrecht für Madiran so wichtig zum Verständnis der Häresie des 20. Jahrhunderts, dass er es ins Zentrum der letzten seiner sieben Thesen rückt, die er den Schriften des französischen Bischofs Schmitt entnahm, um einer ansonsten formlosen Häresie trotz allem eine gewisse Form zu verleihen. Hier nun eine Zusammenfassung von Madirans Analyse:

7 Das Naturrecht ist der Ausdruck des kollektiven Bewusstseins der Menschheit. Hieraus folgt, dass es kein objektives moralisches Gesetz gibt, das von Gott stammt und von Ihm im Herzen des Menschen festgeschrieben wird, sowie die immerwährende Kirche immer gelehrt hat.

Der Grund dafür, dass Bischof Schmitt die Existenz eines solchen göttlichen Gesetzes bestreitet, liegt allem Anschein nach darin, dass es das Sozialleben des Menschen zu mechanisch macht, als ob die Lösung sämtlicher sozialer Probleme der Menschen aus einem Lehrbuch abgelesen werden könnte. Doch Gottes Lehrbuch für den Menschen räumt diesem volle menschliche Freiheit selbst in der Gesellschaft ein, während die Leugnung des Naturrechts, laut Madiran, die Erkenntnis von Recht und Unrecht nicht mehr auf objektives göttliches Recht gründet, sondern auf das subjektive menschliche Bewusstsein, also letzten Endes auf überhaupt kein Recht mehr. Der Mensch ist zwar frei und verantwortlich, doch ist er nicht frei, seine eigenen Gesetze zu machen. Und die Soziallehre der Kirche nimmt Gottes Naturrecht zwar als Ausgangspunkt, doch um es auf die gewaltige Vielzahl neuer konkreter Situationen in unserer Zeit anzuwenden, bedarf es einer sehr grossen Arbeit, wie sie Pius XII. seinerzeit vollbracht hat.  

Ausserdem: Wie kann es ohne natürliches Recht oder natürliche Ordnung im Menschen selbst noch irgendetwas Übernatürliches geben? (Welche”Natur”gäbe es dann, worüber die”Uebernatur”über-stehen sollte?) Es kann dann keine zehn Gebote mehr geben (die das Naturrecht ausdrücken), keine Nächstenliebe mehr (die den Anfang und das Ende der zehn Gebote bildet), keine Naturreligion mehr (die durch das Naturrecht begründet wird), kein Sozialleben mehr (das natürliche Gerechtigkeit voraussetzt), kein christliches Leben mehr (das natürliche Tugenden voraussetzt), und so weiter und so fort. Kurzum, wenn es kein Naturrecht gibt, wird jede Vorstellung einer christlichen Gesellschaft unmöglich; es kann dann überhaupt keine Gesellschaft mehr existieren und erst recht keine christliche.

Einwand: Jedes gute Recht ist klar und eindeutig. Doch wenn das Naturrecht eine dermassen komplizierte Deutung erfordert, kann es weder klar noch eindeutig sein. Deswegen ist es kein gutes Recht. Antwort: In seiner absoluten Grundlage –”Tue das Gute, scheue das Böse”– ist das Naturrecht klar und unerschütterlich. In allem, was von dieser Grundlage abgeleitet wird, ist es für uns Menschen nicht so klar, und es kann erschüttert oder in Frage gestellt werden, doch in sich selbst ist es klar, so wie wenn beispielsweise ein guter Richter in einem verworrenen Rechtsstreit Gerechtigkeit walten lässt. Das Naturrecht ist uns Menschen von innen durch den Verstand bekannt und von aussen durch die Offenbarung, beispielsweise die Offenbarung der zehn Gebote an alle Menschen durch Moses.

Im dritten und letzten Kapitel von Teil V seines Buchs legt Madiran die spirituellen Folgen der Leugnung des Naturrechts dar, die er zuvor in These 7 auf die Häresie des 20. Jahrhunderts zurückgeführt hat. Das Resultat für den individuellen Katholiken ist, dass ihm ein wahres Verständnis des christlichen Lebens sowie die Einsicht, wie weit sein eigenes Leben von diesem entfernt ist, nicht mehr zugänglich sind. Er hat keinerlei Vorstellung von der absoluten Notwendigkeit der übernatürlichen Gnade mehr, um ein christliches Leben zu führen. Er wähnt, durch eigene Kraft ein anständiges Leben zu führen, aber aus diesem Leben sind das erste, zweite, dritte und vierte Gebot verschwunden; das fünfte und das siebte mögen immer noch lebendig sein, doch das achte ist geschwächt, und das sechste, neunte und zehnte Gebote sind oft ebenfalls verschwunden. Dennoch glaubt er, durch seine sentimentale Liebe zum Nächsten, die durch kein objektives Recht diszipliniert wird, seinen Nächsten so zu lieben, wie Christus uns geliebt hat, so dass er zufrieden mit sich selbst ist. In diesem Fall, hält Madiran fest, kann er nicht gerettet werden. Kein Wunder, dass ein solcher Mensch eine”Veränderung des Konzepts der Rettung, die durch Christus gebracht wurde”verlangt – und hier schliesst sich der Kreis, denn wir sind wieder bei der ersten der sieben Thesen, in denen Madiran die Häresie des 20. Jahrhunderts zusammenfasst.

Kyrie eleison.

Der Nachste Covid?

Der Nachste Covid? posted in Eleison Kommentare on November 7, 2020

Überall auf der Welt gelangen immer mehr Menschen, die das krasse Missverhältnis zwischen der gewaltigen Covid-Propaganda der niederträchtigen Medien und Regierungen einerseits und der in Wirklichkeit geringen Zahl von Covid-Toten andererseits beobachten, zur Überzeugung, dass hinter Covid-19 weit mehr steckt, als einem scheint. Sie haben unzweifelhaft recht, aber wer die Verbrecher sind, welche die Corona-Hysterie emsig schüren, und welche Ziele sie damit verfolgen, ist durchaus nicht so klar. Materialistische Liberale können sich kaum vorstellen, dass jemand so böse sein könnte, weil sie glauben wollen, dass jedermann nett ist, während gläubige Katholiken dank ihrem Glauben die Hintergründe viel leichter verstehen können.

Kraft ihres Glaubens begreifen sie, dass das menschliche Leben eine Zeit und Gelegenheit ist, die Gott jeder von Ihm geschaffenen Menschenseele einräumt, um zwischen ewiger Seligkeit im Himmel für jene, die Ihm dienen und Ihn lieben, und endlosen Qualen in der Hölle für jene, die ihn verschmähen und zurückweisen, zu wählen. Heerscharen von Engeln, die vor den Menschen geschaffen worden waren, erhielten dieselbe Wahl; vielleicht ein Drittel von ihnen stürzte und wurde in die Hölle verbannt. Sie alle empfinden jetzt bitteren Neid auf die Menschen, denen die Möglichkeit offensteht, in den von ihnen selbst verschmähten Himmel einzugehen, und sie bemühen sich nach Kräften, menschliche Seelen zu sich in die Hölle hinabzuziehen. Dies ist der Ursprung des Bösen auf Erden.

Doch wenn Gott allgütig und allmächtig ist – was auf Ihn tatsächlich zutrifft -, wie kann er dem Bösen dann so viel Freiheit gewähren? Weil Er in Seinem Himmel keinerlei Roboter will. Er will um sich herum lediglich Engel und Seelen, die fähig waren, eine vollkommen freie Wahl zwischen Ihm und dem Teufel zu treffen, und die sich entgegen allen Verlockungen der Welt, des Fleisches und des Teufels für Ihn entschieden haben. Und wenn es dem Teufel gelingt, Seelen mit dem Irrtum zu blenden und sie beispielsweise in seine Honigfallen zu locken, wird Gott diese Seelen oft in ihrem kurzen Leben züchtigen, damit sie ihren Lebenswandel überdenken, zu Ihm zurückkehren und sich selbst für das ewige Leben retten.”Oh Gott, strafe mich in diesem Leben», betete der Heilige Augustinus,”so lange, wie es nötig ist, damit Du mich im nächsten nicht strafen musst». Und Gott bedient sich oft gefallener Engel und boshafter Menschen, um jene Züchtigung zu vollziehen, von der Er weiss, dass sie für die Rettung von Seelen notwendig ist. Dies ist die Erklärung für einen erheblichen Teil des Leidens, das die Menschen auf Erden erdulden müssen.

Man versteht nun, weshalb die grosse Covid-Lüge ihre Sumpfblüten noch eine geraume Zeit lang treiben wird: Eine enorm grosse Zahl von Seelen ist im atheistischen Materialismus gefangen, der die Essenz des Kommunismus darstellt, und diese Seelen werden wahrscheinlich viel leiden müssen, um dieser Gefangenschaft entrinnen zu können. Infolge ihres zutiefst irrigen Konzepts der Freiheit ( ich habe die physische Fähigkeit, aber durchaus nicht das moralische Recht, meine Grossmutter zu töten) sind sie überzeugte, kämpferische Liberale, die auf die Freiheit bestehen, das Böse wählen zu können, und wie wir während der Krawalle in diesem Sommer gesehen haben, für die Freiheit, die Polizei abzuschaffen, jede Form von Recht und Ordnung zu zerstören, ihre Städte zu brandschatzen und alle noch bestehenden schwachen Überreste der christlichen Zivilisation zu tilgen. Kurzum, sie bestehen auf ihre”Freiheit”, Krieg gegen Gott zu führen. Das”Heilige Russland”benötigte über 70 Jahre kommunistischer Tyrannei, um allmählich wieder zu Gott zurückzufinden. Was wird es brauchen, bis eine ganze abtrünnige Welt zu Unserer Lieben Frau beten wird, um die vollständige Weihe Russlands zu erlangen?

Eine kanadische Quelle liess kürzlich verlautbaren, für den Rest des Jahres 2020 sei eine zweite Welle von Lokdown-Einschränkungen zu erwarten, mit einem neuen”rapiden Anstieg”von Covid-Toten und der eiligen Einrichtung oder dem Bau von”Isolierungseinrichtungen”im ganzen Land. Man müsse sich um den Jahreswechsel herum auf weit strengere Lockout-Massnahmen gefasst machen und in Kanada auf die Einführung eines allgemeinen Programms für ein Mindesteinkommen, zusammen mit einem neuen Virus (Covid-21), das zu einer Überfüllung der Krankenhäuser führen werde. Für Frühling sei ein noch strikterer dritter Lockdown geplant, die Auferlegung des Programms für ein Minimaleinkommen, eine noch stärkere Zerrüttung der Wirtschaft und die Auslösung eines weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Als Heilsmittel wird allen Bürgern von ihrer Regierung eine vollständige Befreiung von ihren Schulden in Aussicht gestellt werden, aber als Gegenleistung dafür, dass sie für immer auf all ihr Eigentum und ihr ganzes Vermögen verzichten und sich gegen Covid-19 und Covid-21 impfen lassen. Und wen sich manche Bürger hiergegen sträuben?”

Sie werden als Sicherheitsrisiko eingestuft und in den neuen Einrichtungen isoliert werden; ihr ganzes Vermögen wird beschlagnahmt werden.»

    Wir sind gewarnt worden. Gott lässt seiner nicht spotten (Galater VI, 7). Beten wir!

Kyrie eleison.

Madiran; die Bischöfe

Madiran; die Bischöfe posted in Eleison Kommentare on Oktober 31, 2020

Man wird sich daran erinnern, dass Jean Madiran im Prolog zu seinem Buch Die Häresie des 20. Jahrhunderts die Verantwortung für diese Häresie klipp und klar den katholischen Bischöfen zugeschrieben hat, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) in die Wege geleitet und dessen Kurs anschliessend in verschärfter Form weitergeführt haben. Dabei widmete er seine Aufmerksamkeit insbesondere den französischen Bischöfen, die er am besten kannte. In der Tradition der grossen Enzyklika Pascendi (1907) von St. Pius X. legte er dar, wie der Geist dieser Bischöfe zusehends unfähig geworden war, die Realität, und erst recht die katholische Doktrin, zu begreifen, weil sie vom Subjektivismus der Kant’schen Philosophie beeinflusst waren, die mittlerweile in den Philosophischen Abteilungen praktisch aller”Universitäten”unangefochten dominierte. In Kapitel II, das aus sechs lose miteinander verknüpften Kapiteln besteht, wendet sich Madiran den französischen Bischöfen selbst zu.

Erstens hält er fest, dass diese Bischöfe sich gezwungen sehen werden, unschätzbare katholische Schätze über Bord zu werfen, beispielsweise St. Pius X, den Gregorianischen Gesang, den Thomismus, das Kanonische Recht, Unsere Liebe Frau, den Patriotismus, unser griechisch-lateinisches Erbe, die Marienverehrung und nicht zuletzt die Frömmigkeit betender alter Frauen. Was uns betrifft, schreibt er, so lehnen wir es ab, irgendeines dieser wohlbekannten Wahrzeichen der katholischen Familie zu verwerfen. Hinter ihnen allen steht die Liebe Christi, während sich hinter all dem Gerede von  «Anpassung an die Erfordernisse der modernen Welt»,”Erneuerung”und”Reform”der Hass verbirgt. Denn hinter sämtlichen Errungenschaften der”abendländischen Zivilisation”steht Christus und nicht Indien oder Afrika oder China.

Zweitens hat die Neukirche der ganzen Welt ihre Apostasie gepredigt: Die Politik der Neubischöfe verfolgt nicht länger das Ziel, irgendjemanden zu bekehren. Doch bleibt das Grundgesetz von Leben und Tod unverändert das gleiche: Also möge die Kirche uns lehren, wie wir zu leben und zu sterben haben. Wir sind alle zu sehr erfüllt von der Welt. Lasst die Priester uns lehren, wie wir in den Himmel kommen!

Drittens sagen diese Bischöfe, dass”der Wandel der Zivilisation”ein”evangelischeres Konzept der Erlösung”erfordere, worunter sie, entgegen ihren Beteuerungen, nicht einfach”eine neue Form von Worten”verstehen, sondern einen neuen Inhalt der Worte, was auf eine neue Religion hinausläuft. Eure Exzellenzen, unsere Antwort ist NEIN! Ausserdem habe ich als getaufter Katholik das Recht, von Ihnen den wahren Glauben zu verlangen, denn Ihre”neue Form der Worte”auf der Suche nach einem”neuen Konzept der Erlösung”ist zwangsläufig häretisch – nicht nur grobschlächtig, sondern eine neue Religion, die im Widerspruch zum wahren Glauben steht.

Viertens waren diese Bischöfe bis 1966 noch nicht vom katholischen Glauben abgefallen, doch jetzt behaupten sie, ihr Christentum sei nun endlich das authentische, obwohl ihre”post-konziliäre Mentalität”in Wirklichkeit mit dem wahren Glauben bricht . Die Wahrheit ist, dass wir uns mitten in einem Krieg zwischen zwei verschiedenen Religionen befinden. Und alle Bischöfe unterstützen die neue Religion heute, aktiv oder passiv. Einige katholische Bischöfe müssen ihre Stimme erheben, weil Seelen verloren gehen! Erzbischof Lefebvre, hören Sie den Ruf?  Wir brauchen keine Bischöfe, die uns einreden, wir müssten modern sein. Wir sind allzu modern. Denn moderne Technologie und moderne Philosophie gehen katholische Bischöfe nichts an! Wir kennen die Bannerträger der Moderne, und wir sagen nein zu ihnen. Ihr kennt sie nicht und liebt sie doch. Marx, Nietzsche, Freud sind reine Trödler der Phantasie. Wacht auf!

Fünftens entleert Neukirche heutzutage jede Form von Ausbildung, Lehre und Erziehung ihres Sinnes. Indem ihr den jungen Menschen nur geben wollt, was modern ist – und was sie schon haben –, gebt ihr ihnen nichts, erweckt in ihnen jedoch die Illusion, sie wüssten alles. Sich so selbst überlassen, werden sie zu den Barbaren von morgen werden, so dass ihr nicht nur den Glauben, sondern alle Zivilisation verratet. Kehrt zur Tradition zurück! Gott, gib uns einige wahre Bischöfe!

Sechstens hat die Autorität der Bischöfe einzig auf Wahrheit, Legitimität und Gesetz zu beruhen. Hätten diese Neubischöfe recht, so bestünde die traditionelle Kirche nicht mehr. Doch ihre zentrale Aufgabe ist die Wahrheit, und deshalb sind sie nicht befugt, den Glauben zu verändern, und tun sie es dennoch, dürfen sie keinen Gehorsam beanspruchen, und wir werden ihnen laut widersprechen. Wir erwarten von ihnen die Gewissheit, Reinheit und Heiligkeit des unveränderlichen katholischen Glaubens.

(Im obigen Absatz 4 wird Erzbischof Lefebvre nicht namentlich genannt, aber Madiran dachte an ihn (er sagt es selber). Zwei Jahre später gründete der Erzbischof die Priesterbruderschaft St. Pius X., und der Rest ist Geschichte.)

Kyrie eleison.