„Krieg“ im Vatikan

„Krieg“ im Vatikan on Januar 7, 2017

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In der heutigen Krise der Kirche, die so schwer ist, dass sich in der gesamten Kirchengeschichte keine Parallele zu ihr findet, ist es äusserst wichtig, dass die Katholiken sowohl der traditionalistischen Bewegung als auch der Katholischen Kirche ausserhalb der traditionalistischen Bewegung gebührende Aufmerksamkeit schenken. Die Tradition im weitesten Sinne, als Synonym für all das, was Unser Herr seiner Kirche zur getreulichen Überlieferung (lateinisch tradendum ) bis ans Ende der Welt anvertraut hat, ist für die Kirche unabdingbar, und die traditionalistische Bewegung hat während des letzten halben Jahrhunderts eine entscheidend wichtige Rolle bei der Rettung der traditionellen Doktrin und der traditionellen Sakramente vor ihrer Zerstörung durch die Konzilsrevolution gespielt. Um überleben zu können, musste sich die traditionalistische Bewegung jedoch ausserhalb der normalen hierarchischen Struktur der Kirche stellen, und diese Struktur ist auch Bestandteil der Tradition. „Weide meine Schafe,“ sprach Jesus Christus zu Petrus (Johannes XXI, 17). Deshalb gilt: So schwerwiegend die konziliäre Korruption in Rom auch sein mag, Katholiken müssen auch weiterhin nach Rom blicken.

Aus diesem Grund verdient der folgende Bericht eines Mannes, der Rom von innen kennt, unser volles Interesse. Dieser Mann ist Steve Jalsevac, Gründer und Direktor einer amerikanischen Novus Ordo-Publikation, LifeSiteNews. Jalsevac stattet Rom in der Regel zweimal jährlich gemeinsam mit Kollegen einen Besuch ab, um sich mit verschiedenen Kontaktpersonen zu unterhalten und die Entwicklung der Situation innerhalb der Kirche somit besser beurteilen zu können. Anschliessend an seinen letzten Besuch, der im November stattfand, veröffentlichte er am 16. Dezember einen „zutiefst beklemmenden“ Bericht über seine Eindrücke von der heutigen Lage in Rom. Hier einige Auszüge:

“Unser Besuch Roms, der vom 16. bis zum 23. November stattfand, war der dramatischste von vielen Arbeitsbesuchen, die wir während der letzten zehn Jahre zweimal jährlich durchgeführt haben. Nach Begegnungen mit Kardinälen, Bischöfen und anderen vatikanischen Würdeträgern sowie Angestellten der Dikasterien verspürten unser neuer Rom-Korrespondent John-Henry Westen, Jan Bentz und ich, dass unter treuen Dienern der Kirche weitverbreitete Beklemmung und sehr reelle Angst herrschen. Dies haben wir nie zuvor erlebt. Viele befürchteten, aus ihren Stellungen entfernt zu werden, ihre Arbeitsplätze in vatikanischen Institutionen zu verlieren oder schweren öffentlichen oder privaten Vorwürfen sowie persönlichen Anschuldigungen ausgesetzt zu werden, seitens jener, die den Papst umgeben, oder sogar von Franziskus selbst. Sie empfinden auch Furcht und Beklemmung über den grossen Schaden, welcher der Kirche zugefügt wird, während sie nichts tun können, um ihm Einhalt zu gebieten. [ . . . ]

Die katholischen Universitäten in Rom werden überwacht, und die Vorlesungen der Professoren werden überprüft, um sicherzustellen, dass sie mit der liberalen Deutung von Amoris Laetitia übereinstimmen. Die Kleriker werden den Oberen gemeldet, wenn man erfährt, dass sie Besorgnis über Papst Franziskus äussern. Viele fürchten sich, offen zu sprechen, auch solche, die in der Vergangenheit stets gerne dazu bereit waren. Vatikan-Berichterstatter sagten uns, sie seien mehrfach davor gewarnt worden, über die Dubia [die Zweifel, die Kardinal Burke und drei andere Kardinäle bezüglich der in Amoris Laetitia dargelegten Doktrin bekundet haben] zu schreiben. Ich habe Berichte vernommen, wonach der Vatikan wie ein besetzter Staat wirkt. Gewisse Quellen, mit denen ich sprach, fürchten, dass die Kontakte zu Funktionären des Vatikans überwacht werden; manche haben sogar verdächtige Anomalien in ihren Telefongesprächen gemeldet, bei denen nach dem Ende eines Gesprächs die letzten Augenblicke ihrer Unterhaltung immer wieder zu hören waren, als handle es sich um eine Tonbandaufnahme. Manche Leute, die im Vatikan arbeiten, raten ihren ausserhalb des Vatikans lebenden Kontaktpersonen, heikle Informationen nicht per e-mail oder über ihre im Vatikan ausgegebenen Mobiltelefone zu verbreiten.

Wir müssen uns fragen, wohin all das führt. Es ist zutiefst verstörend. Eine Aussage, die wir in jener Woche in Rom immer wieder hörten, lautete, in Rom sei ein „Krieg“ im Gang – ein Krieg der Progressiven, die den „Geist von Vatikan II“ vertreten, gegen die orthodoxen Katholiken. Eine Person nach der anderen verwendete schockierenderweise das Wort „Krieg.“ Ich habe in meinem Leben nie so etwas erlebt und bin sicher, dass die meisten, wenn nicht alle regelmässigen Leser von LifeSite dasselbe sagen können.“

Traditionalisten mögen geltend machen, die vier Kardinäle und Herr Jalsevac seien Opfer von Vatikan II, die ein wenig spät erwachen, doch behaupte niemand, dass sie keine Katholiken sein wollen. Die Kirche wird nur geheilt werden, wenn die wahre Doktrin und die wahre Hierarchie wieder zusammenfinden; deshalb sollen die Traditionalisten dringend für jene Seelen beten, denen die Augen über den Krieg der Konzilskirche gegen die wahre Kirche aufgehen. Gott schenke ihnen Licht und Stärke.

Kyrie eleison.