Eleison Kommentare

Aalglattes Wesen

Aalglattes Wesen on Februar 13, 2016

„Der Modernismus ist seinem Wesen nach, und zwangsläufig, ein einzigartig aalglattes Wesen.“ Der Modernismus als der gegenwärtige Todfeind der katholischen Kirche kann gar nicht genug zerlegt werden. Als der spezielle Feind der Kirche kann er definiert werden als die Denk- und Glaubensrichtung, wonach die Kirche der modernen Welt angeglichen werden muß, indem zwar die äußerliche Erscheinung des Katholischen aufrechterhalten, jedoch sein Wesen geändert wird. Der Modernismus hat zahllose Katholiken angesteckt, seit er auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil die offizielle Anerkennung durch die Kirchenführung erfuhr; und seither hat er viele Kardinäle, Bischöfe und Priester, ganz zu schweigen von den Laien, durch das Untergraben ihres katholischen Glaubens auf den Weg zur ewigen Verderbnis gebracht. Betrachten wir noch einmal, warum der Modernismus aalglatt ist und dies sogar auf einzigartige Weise.

Er ist ein aalglattes Wesen, weil er, wie alle Häresien, sich verkleiden mußte, um für seine Zielgruppe, also die gläubigen Katholiken, annehmbar zu erscheinen. Ständig verwendet der Modernismus zweideutige Wortformeln, welche in einer katholischen wie auch antikatholischen Weise auslegbar sind. Fromm akzeptieren die Katholiken den katholischen Sinn und schlucken diese Worte, welche dann von den Modernisten zu Gift umgewandelt werden, indem sie die antikatholische Bedeutung ausschlachten. Das Zweite Vatikanum ist von vorne bis hinten zweideutig; es wurden Wortformeln ausgesucht, welche zwischen der Kirche und der modernen Welt hin- und herrutschen und sich verschieben können, um die wesentliche gegenseitige Unvereinbarkeit von Kirche und Welt zu verbergen. Für Paul VI., welcher innig sowohl an die moderne Welt als auch an die Kirche glaubte (so wie er sie auffaßte), kamen solche Formeln spontan und im Übermaß. Die Konzilsdokumente seines Zweiten Vatikanum sind von der Mehrdeutigkeit durchdrungen. Dennoch dachte Paul VI. tatsächlich, er würde durch diese Doppeldeutigkeit sowohl die Kirche als auch die Welt retten können – genau wie Bischof Fellay heute hofft, durch Sprechen mit gespaltener Zunge sowohl die katholische Tradition als auch die Konziliaren Kirchenbehörden retten zu können. O vergebliche Hoffnung! Gott „verabscheut die Doppelzüngigkeit“ (Sprüche 8,13). Sie hat die Katholiken noch immer dazu verführt, ihren Glauben aufzugeben.

Nun ist der Modernismus allerdings nicht nur glatt, sondern unter allen Häresien sogar einzigartig aalglatt, weil, wie Pius X. in „Pascendi“ sagte, der Modernismus die Häresie aller Häresien ist, in welchem wie in einem Hauptabwasserkanal der Dreck aller kleineren Abwasserleitungen, oder bestimmter Häresien, sich ansammelt. Dies rührt daher, daß der Modernismus das Produkt (und der Produzent) jener Köpfe ist, welche jede Verankerung an jedwede Wahrheit gelichtet haben, so daß jede Gegenwahrheit oder Häresie im Modernismus vollständig zuhause sich fühlen kann. Denn sein Grundprinzip ist philosophischer Natur: der menschliche Verstand sei angeblich unfähig, irgendetwas zu wissen, was jenseits der Erkenntnis des Menschen durch seine fünf Sinne liegt. Ein solcher Verstand ist wie eine schmutzige Weinflasche: er beschmutzt alles, was eingegossen wird, selbst die feinsten Weine oder die erhabensten Wahrheiten. Denn während jede andere Häresie eine bestimmte Wahrheit des Glaubens angreift, untergräbt der dem Modernismus zugrundeliegende philosophische Irrtum die allgemeingültige Wahrheit, auch wenn er dabei vortäuscht, keine Wahrheit im speziellen anzugreifen. Beispielsweise wäre Benedikt XVI. gewiß entsetzt, wenn man ihn beschuldigen würde, daß er irgendeinen Artikel des Glaubensbekenntnisses anzweifelt; doch hinderte dies nicht seine Bereitschaft, sie allesamt der Moderne anzupassen.

Noch nie haben so viele Köpfe vom Anker der objektiven Wahrheit sich gelöst wie heutzutage; und ein solches Losmachen ist die endgültige „Befreiung“ des Menschen, womit die Wirklichkeit nicht mehr länger sich ihm auferlegen kann, er hingegen ihr sich aufzuzwingen vermag. Der Mensch hat also den Platz Gottes eingenommen. Auf diese Weise wurden zu viele Katholiken von der heutigen Welt angesteckt und begrüßten also den Modernismus, als er sein Haupt wieder beim Zweiten Vatikanum erhob. Denn der Papst selbst gab offenbar sein Siegel in der Form von katholischer Anerkennung zu der Katholiken’ Untergrabung aller katholischen Wahrheit. Sie waren frei – und durften doch immer katholisch bleiben. „Wunderbare Zusammensetzung“!

Also wie ist demnach dieses „einzigartig aalglatte Wesen“ handzuhaben? Gewiß nicht, indem man nach Rom sich begibt, um dort mit den Hauptopfern und Haupttätern des Modernismus, den gegenwärtigen Amtsträgern an der Kirchenspitze, sich zu vermengen. Selbst der Teufel mag über keinen ausreichend langen Löffel verfügen, um auf sichere Distanz mit jenen (objektiven) Füchsen, Haien und Wölfen zu dinieren, welche umso gefährlicher für ihre mögliche (subjektive) Unwissenheit des eigenen tödlichen Zustandes sind. Liebe Katholiken, betet den Rosenkranz zu unserer lieben Frau, damit sie um eure Köpfe und Herzen ihren schützenden Panzer lege.

Kyrie eleison.

Parasit und Wirt – II.

Parasit und Wirt – II. on Februar 6, 2016

Vor zwei Wochen sind diese „Kommentare“ wieder in ein Minenfeld zurückgetreten, als sie die Position verteidigten, wonach immer noch etwas Katholisches in dem übrig ist, was seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil aus der katholischen Kirche geworden ist. Diese Position ist stark umstritten. Auf der einen Seite handeln beispielsweise die jetzigen Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. so, als ob die Amtskirche in Rom noch derart katholisch sei, daß die katholische Priesterbruderschaft nicht ohne förmliche Anerkennung von Rom auskommen könne. Auf der anderen Seite weisen viele Seelen, welche den katholischen Glauben tatsächlich besitzen, die Vorstellung gänzlich zurück, wonach die jetzt von „Papst“ Franziskus geführte „Kirche“ noch irgendetwas Katholisches besäße. Nun folgt der Versuch festzustellen, daß auf beiden Seiten eine gewisse Wahrheit vorhanden ist.

Der Kern des Problems ist der Modernismus, welcher die wesentliche Erkrankung des Zweiten Vatikanum darstellt. Der Modernismus ist seinem Wesen nach, und zwangsläufig, ein einzigartig aalglattes Wesen. Dies liegt daran, daß sein Grundprinzip in der Anpassung des Katholischen an die prinzipiell anti-katholische moderne Welt besteht. Deshalb wollen die Konzilspäpste wie Paul VI. und Benedikt XVI. sowohl mit der katholischen Tradition brechen, als auch nicht mit ihr brechen. Für jeden vernünftigen Verstand ist das jedoch unmöglich, weil widersprüchlich. Doch da diese Päpste gewählt werden, um die Kirche der modernen Welt zu gleichzuschalten, besitzen sie keinen vernünftigen Verstand mehr, stattdessen haben sie den Gegensatz von der Wirklichkeit im Blut. Und weil sie schon fast 50 Jahre Zeit gehabt haben, die Kirche von Kopf bis Fuß ihrer Verrücktheit anzupassen, kam eine zur vorkonziliaren Kirche so unterschiedliche Kirche heraus, daß diese Wirklichkeit wahrlich den Namen „Neukirche“ verdient hat.

Selbst wenn eine vorkonziliare katholische Praxis, wie beispielsweise der sakramentale Segen, in der heutigen Neukirche beibehalten wird, so ist doch das geistige Fundament, auf welchem diese Praxis in den Köpfen der Teilnehmer ruht, alles andere als fest, weil die Lehre der Realpräsenz sowohl traditionell als auch nicht-traditionell ist, nachdem sie von modernisierten Priestern konsekriert wurde, welche sowohl Priester als auch Nicht-Priester sind. Wenn man will, so sind sie Priester, doch können sie gleichzeitig auch nur Gemeindevorsteher sein. Was immer man fühlt, ist wahr – weil der Verstand von der objektiven Wirklichkeit abgekoppelt ist. Es ist das Schwimmen in schönen subjektiven Gefühlen, und in der Unwissenheit darüber, was man tut, weil jeder es so macht. Für alle Menschen, die den wahren Glauben besessen, ist dieser Mangel an Objektivität keineswegs schön, sondern widerlich. Kein Wunder, daß solche Seelen dann dazu neigen, die gesamte Neukirche zu verwerfen.

Wenn wir jedoch auf die Wirklichkeit achten, so sind wir verpflichtet zuzugeben, daß in der Neukirche immer noch Glaube vorhanden ist. Ein Laie erzählte mir, daß sein Vater die Novus-Ordo-Messe seit 45 Jahren treu besuchte und noch immer den Glauben besitze. Ein Priester sagte mir, daß er an eine Gläubige sich erinnert, welche dem Erzbischof Lefebvre persönlich ihre Gründe für ihre Notwendigkeit, die Neumesse zu besuchen, darstellte und dieser nur mit dem Schultern zuckte. Ich könnte diese Bezeugungen weiterführen, welche mich erreichen und welche darüber berichten, wie der katholische Glaube diesem Ansturm von allem, was in der Neumesse falsch ist, überlebt. Der Grund für diese wahren Zeugnisse sollte offensichtlich sein: als wesentlicher Teil der subjektiven und mehrdeutigen Religion kann die Novus-Ordo-Messe das sein, was man daraus macht. Ein Priester kann sie „geziemlich“ zelebrieren und ein Katholik kann ihr „andächtig“ beiwohnen. Die Anführungszeichen soll die Vertreter der harten Linie besänftigen, welche darauf bestehen, daß in der Neumesse es weder wahren Anstand noch wahre Andacht geben kann; und wenn sie so sprechen, dann meine ich, daß sie der Wirklichkeit völlig widersprechen. Gott sei Dank ist der liebe Gott der Richter! Zweifellos untergräbt und zerfrißt die Neumesse als solche andauernd den katholischen Anstand und die Andacht, aber zu sagen, daß beide inzwischen nicht mehr in der Neukirche vorhanden seien, erscheint mir doch eine grobe Übertreibung zu sein.

Gewiß sind die Bruderschaftsoberen nicht berechtigt, in die Neukirche eingegliedert werden zu wollen, ganz und gar nicht. Darin sind die noch nicht vom Subjektivismus infizierten Schäfchen stark von dieser Bedrohung gefährdet, und auch die Hirten sind nicht immun dagegen. Wehe den Bischöfen, welche den Subjektivismus in der katholischen Kirche von der Leine lassen, denn sie tragen eine enorme Verantwortung.

Kyrie eleison.

Kommender „Kracher“

Kommender „Kracher“ on Januar 30, 2016

Die Liberalisten mißverstehen die Musik völlig und unterschätzen deren Macht ernsthaft. Sie sind gerade noch menschlich genug, um diese oder jene Musik zu genießen – logischerweise ziemlicher Müll. Wollen Sie sehen, wieviel den Menschen die Musik bedeutet, so sagen Sie ihnen einmal, daß ihre Musik einfach Müll ist. In jedem Fall führt die subjektive Ideologie der Liberalisten, wonach der Mensch Herr der Wirklichkeit (einschließlich des allmächtigen Gottes) sei, sie zur Leugnung, daß es auch im Hinblick auf die Musik eine Objektivität gibt. Für Liberalisten ist daher es undenkbar, daß ein Komponist bestimmte Mittel anwendet, um bestimmte Ziele zu erreichen, und sie werden abstreiten, daß gewisse Musikstücke oder Musikarten „besser“ als andere seien. Vielmehr sagen sie, daß die Musik eine Frage allein der Stimmung oder des Geschmacks des Hörers sei, daß „Schönheit im Auge des Betrachters“ liege und daß furchtbar unharmonische Musik ebenso „gut“ wie die berühmteste Musik der Vergangenheit sei.

Natürlich liegen solche Liberalisten völlig falsch. Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Wenn die Art der Musik sich verändert, dann beben die Stadtmauern.“ Das ist eine Wahrheit, welche durch das Aufkommen der Rock-Musik in den 1950er- und 1960er-Jahren umfänglich verdeutlicht wurde. Platon kannte die moralische Wirkung der Musik in Gutem wie in Schlechtem so gut, daß in seiner „Idealen Republik“ bestimmte Musikarten verboten gewesen wären. Wehe den Eltern, welche heute sich nicht dafür interessieren, welche Art von Musik ihre Kinder hören! „Es ist nur Musik,“ werden sie sagen, und somit verdienen sie, daß sie ihre Kinder an den Rattenfänger namens Rock-Musik verlieren. Musik ist sogar äußerst wichtig und sie ist von Natur aus objektiv – entspricht es denn nicht dem gesunden Menschenverstand, daß nicht das Schlaflied, sondern vielmehr die Militärmusik den Rhythmus betont? Doch was kümmern die Liberalisten sich um den gesunden Menschenverstand? Sie werden alles tun, um ihn auszulöschen, denn zu getreu entspricht er der Wirklichkeit.

In der Neuzeit stellte die Französische Revolution (1789–1794) einen großen Wendepunkt des Menschen dar von der Anerkennung zur Ablehnung der objektiven Ordnung der Wirklichkeit, welche Gott in all seine Geschöpfe eingepflanzt hat. Da sich Beethovens Leben über diese Revolutionszeit erstreckte und ihr einen hervorragenden musikalischen Ausdruck verlieh, können einige seiner bekanntesten Werke verwendet werden, um gewisse objektive Wahrheiten über die Musik zu verdeutlichen. Von Haydn und Mozart übernahm er die objektive Ordnung des 18. Jahrhunderts. Für seine Nachfolger war es vor allem Beethoven, welcher dem 19. Jahrhundert eine zunehmende musikalische Unordnung (nicht ohne seine Schönheiten) hinterließ, gefolgt vom musikalischen Chaos und Zerfall (mit Ausnahmen) von der angeblich „ernstzunehmenden“ Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Beethoven könnte daher als der Großvater oder Urgroßvater der Rock-Musik bezeichnet werden, und wenn diese Aussage manche Beethoven-Liebhaber zu sehr schockiert, dann muß sie sofort durch die Anmerkung eingeschränkt werden, daß es eines großen Musikers bedurfte, um die Zerstörung der Musik anzustoßen.

Schnell nähert sich – vom 19. bis 21. Februar – der „Beethoven Kracher,“ welcher hier in Broadstairs von Freitag um 18 Uhr bis Sonntagmittag abgehalten werden wird. Ein junger amerikanischer Pianist, welcher beinahe alle 32 Klaviersonaten und Liszts Klavierfassungen der neun Symphonien zu zwei Händen vom Blatt spielen kann, hat angeboten, alle Sonaten zu spielen, welche man an einem Wochenende spielen kann – zusammen mit Auszügen aus den Symphonien, um die Natur der Musik zu veranschaulichen und zu zeigen, wie Beethoven funktioniert. Die Idee dieses „Kracher“-Wochenendes entstand aus reiner Selbstgefälligkeit, doch dann kam die Versuchung, das Wochenende für alle zu öffnen, welche entweder nur die Musik hören wollen (was schon allein ein Fest für alle Beethoven-Liebhaber sein sollte), oder herausfinden möchten, warum die Liberalisten beim Thema Musik und auch bei allem anderen so falsch liegen.

Wenn abgesehen von den Lesern, welche bereits sich eingetragen haben, noch zusätzlich jemand interessiert ist, so möge er einfach zu den oben genannten Zeiten kommen. Übernachtung und Frühstück in dieser Zwischen-Saison in Broadstairs dürfte im Weltnetz auffindbar sein, und wenn Sie uns wissen lassen, wann sie zu kommen planen, so wären wir in der Lage, ein hauseigenes Mittag- und Abendessen zu organisieren. In Allem möge Gott verherrlicht werden.

Kyrie eleison.

Parasit und Wirt – I.

Parasit und Wirt – I. on Januar 23, 2016

Als vor einem halben Jahr gesagt wurde, daß ein Priester nicht gezwungen sei, dem Katholiken das Besuchen einer Messe im neuen Ritus (Novus Ordo Messe) zu verbieten, so geschah dies gewiß nicht mit dem Ziel, zu behaupten, es sei völlig in Ordnung, der Neumesse beizuwohnen. Der Neumeß-Ritus als solcher ist die zentrale Darbietung des falschen menschen-zentrierten Religionskults des Zweiten Vatikanischen Konzils, aus dessen Fahrwasser die Neumesse im Jahre 1969 hervorging. Tatsächlich steht die Pflicht, der Neumesse fernzubleiben, im Verhältnis zum Wissen um ihre Abwegigkeit. Sie hat in ungeheurem Maße dazu beigetragen, daß unzählige Katholiken, nahezu ohne es zu bemerken, ihren Glauben verloren haben.

Es gibt jedoch zwei Umstände, welche selbst bis heute den Katholiken es einfach machen, von der Neumesse getäuscht zu werden. Erstens wurde sie der ganzen Lateinischen Kirche in einem Akt aufgezwungen, welchen Paul VI. mit allen seinen Kräften versuchte, als seine volle päpstlichen Autorität erscheinen zu lassen – welche 1969 noch gewaltig zu sein schien. Noch heute geht die Neumesse als der „ordentliche“ Ritus durch, während die Messe aller Zeiten offiziell als „außergewöhnlicher“ Ritus abgetan wird, sodaß selbst 47 Jahre später ein ehrlicher Katholik noch sich verpflichtet fühlen kann, die Neumesse zu besuchen. Natürlich kann in Wirklichkeit keine solche Verpflichtung bestehen, weil kein Kirchenrecht einen Katholiken verpflichten darf, seinen Glauben in Gefahr zu bringen, was er normalerweise durch das Besuchen der Neumesse macht – so groß ist ihre Falschheit.

Und zweitens wurde die Neumesse schrittweise eingeführt, in einer Folge von geschickt abgestuften Veränderungen, insbesondere in den Jahren 1962, 1964 und 1967, sodaß die umfassende Revolution von 1969 auf Katholiken stieß, welche bereit für Neuerungen waren. Eigentlich umfaßt die Neumesse auch heute noch Zusätze für den Zelebranten, welche es ihm ermöglicht, die Neumesse entweder als Vollblutfeier der neuen humanistischen Religion zu zelebrieren, oder aber als Zeremonie, welcher der wahren Messe stark genug ähnelt, um so manchen Katholiken dahingehend irrezuleiten, daß es keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Ritus gäbe. Wie Erzbischof Lefebvre immer sagte, ist in Wirklichkeit der alte Ritus selbst in einer modernen Sprache noch besser, als der neue Ritus in Latein, weil die Neumesse eine Verminderung oder sogar direkte Verfälschung der katholischen Lehre darstellt.

Darüber hinaus sollten diese beiden Einflußfaktoren, also die offizielle Einführung der Änderungen und deren manchmal beliebiger Charakter, welcher der Neumesse innewohnt, mehr als genügen, um zu erklären, daß es bis heute eine Vielzahl an Katholiken geben dürfte, welche katholisch sein wollen und es auch zu sein meinen, und welche bisher annehmen, daß das Besuchen der sonntäglichen Neumesse der richtige Weg zum Katholischsein ist. Wer wird behaupten wollen, daß in dieser Menge niemand mehr existiert, welcher seinen Glauben noch immer dadurch pflegt, daß er jenem gehorcht, was er (subjektiv) für seine (objektive) Pflicht hält? Gott ist der Richter, doch wieviele Jahre lang mußten die meisten Anhänger der katholischen Tradition einfach die Neumesse besuchen, bevor sie verstanden, daß ihnen ihr Glaube gebietet, dies nicht zu tun? Und wenn in all diesen Jahren die Neumesse den Glauben dieser traditionellen Katholiken zerstört hätte, wie würden sie dann zur katholischen Tradition gekommen sein? Abhängig davon, wie der Zelebrant die Möglichkeiten der Neumesse nutzt, sind nicht alle glaubensnährenden Elemente zwangsläufig aus ihr beseitigt – insbesondere, wenn die Wandlung gültig ist, was eine Möglichkeit ist, welche niemand bestreitet, welcher seine Sakramentenlehre beherrscht.

Warum sollten wir aber ein Wort sagen zugunsten irgendeiner Eigenschaft der Neukirche, wenn wir die Schwäche der menschlichen Natur kennen und daher auch das Risiko, daß bereits das kleinste Wort die Katholiken ermutigen könnte, mit der neuen und abgeschwächten Religion mitzulaufen und ihrem zentralen gottesdienstlichen Ritus? Aus mindestens zwei Gründen: Als zweiter Punkt zur Abwehr des eventuell pharisäerhafter Verachtens aller Gläubigen außerhalb der traditionellen Bewegung, und erstens um abzuwenden, was „Ecclesiavacantismus“ sich nennt, also die Vorstellung, daß die Neukirche gar nichts Katholisches mehr besäße. In der Theorie ist die Neukirche reine Fäulnis, doch in der Praxis könnte diese Fäule nicht bestehen, ohne daß noch etwas Unverfaultes vorhanden ist, um zu verrotten. Jeder Parasit braucht seinen Wirt. Ausserdem wäre dieser besondere Wirt, die wahre Kirche, vollständig verschwunden, würden nicht die Pforten der Hölle sie überwältigt haben? Das ist ausgeschlossen (Mt. XVI, 18).

Kyrie eleison.

Unfassbares Chaos?

Unfassbares Chaos? on Januar 16, 2016

Ein nachdenklicher US-amerikanischer Leser dieser „Kommentare“ machte vor ein paar Monaten die folgende kluge Bemerkung:—» Die „Religionsfreiheit“ schlägt ihr Quartier tatsächlich hier in den Amerikanischen Kolonien auf. Ein „katholischer“ Bundesrichter hat einen protestantischen Standesbeamten inhaftiert, weil dieser sich weigerte, gleichgeschlechtlichen „Ehen“ eine Heiratserlaubnis auszustellen. Die wohlmeinenden Verteidiger des Beamten zitierten ständig die „Religionsfreiheit“ und begriffen nicht, daß diese Religionsfreiheit nicht die Lösung, sondern genau das Problem ist. Erstaunlich. Wir versinken in das moralische Chaos, und niemand scheint zu verstehen, warum.« Gut gesagt, in der Tat: „Wir versinken in das moralische Chaos, und niemand scheint zu verstehen, warum.“ Doch „Traditionalisten,“ welche die Tradition ernstnehmen, sollten zu einer Klarstellung in der Lage sein.

Denn wenn wir die Tradition ernst nehmen, so verstehen wir, daß die Lehre an erster Stelle kommt. Anders gesagt: Die katholische Religion besteht nicht aus geistigem Mus mit Morallehre und Messe, sondern aus dogmatischen Wirklichkeiten, welche sowohl die Morallehre als auch die Messe diktieren. Diese Wahrheiten beginnen mit dem Sein des allmächtigen Gottes, von welchem die ganze Schöpfung in jedem Moment ihres Daseins abhängig ist, obwohl er alles aus diesem Dasein stürzen könnte, ohne dabei nur im Geringsten sich zu verändern. Er selbst erschafft jede menschliche Seele im Moment ihrer Empfängnis, so daß sie ihren freien Willen, welchen er ihr schenkte, benutzen kann, ihr Leben und ihren Tod in Einverständnis mit seinem unabänderlichen Moralgesetz zu führen, damit diese Seele in den Himmel kommt und ihre Ewigkeit in Glückseligkeit mit Gott verbringen kann. Aber ein wirklich freier Wille bedeutet, daß die Seelen vorziehen können, Gottes Regeln zu brechen – und wenn sie dann nicht vor dem Tod umkehren, so werden sie ihre unendliche Ewigkeit, ihm trotzend, in der Hölle verbringen. So werden sie zwar selbst gebrochen sein, nicht jedoch Gottes Gesetz. Dieses Gesetz wird in den zehn Geboten zusammengefaßt und ist kein willkürliches, sondern ein zur menschlichen Natur passendes Gesetz – denn für diese Natur wurde das Gesetz gemacht, so wie die Hersteller-Gebrauchsanweisung eines Gerätes dem Gerät entspricht, für welches sie gemacht wurde.

Nun weisen das sechste und das neunte dieser Gebote den Menschen an, den in ihrem Körper eingebauten Fortpflanzungsmechanismus ordnungsgemäß zu verwenden. Dieser Mechanismus ist kein Spielzeug, sondern ein von Gott angelegtes heiliges Werkzeug, um hier unten auf Erden Menschenfamilien zu gründen, um oben den Himmel zu bevölkern. Weder können zwei Männer, noch zwei Frauen, sondern nur ein Ehemann und ein Eheweib gemeinsam Kinder haben und eine Familie gründen. Weil die Besiedlung des Himmels eine heilige Angelegenheit ist, ist jedes Brechen dieser zwei Gebote schnell schwerwiegend genug, um die ewige Verdammnis zu verdienen. „Gott lässt seiner nicht spotten“ – Galaterbrief 6,7. Daher ist, wie die Kirche lehrt, die homosexuelle Verhinderung des Eheaktes eine der vier Verbrechen gegen Gott, welche nach Vergeltung zum Himmel schreien, und obendrein ist die gleichgeschlechtliche „Ehe“ eine Verhöhnung von Gottes heiliger Einrichtung der Ehe. In dieser ganzen Lehre gibt es kein Jota von Chaos oder Verwirrung.

Von wo kommt also das Chaos? Vom Liberalismus, von der falschen Religion des Liberalismus, von der Vergötzung der Freiheit. Im 1. Kapitel des Römerbriefs macht der heilige Paulus unmißverständlich klar, daß diese spezielle Sünde, welche nach Vergeltung zum Himmel schreit, von der Götzenverehrung sich ableitet. Nachdem die Menschen das erste Gebot brechen, liefert Gott sie ihrem schändlichen Treiben gegen das sechste Gebot aus – zweifellos in der Hoffnung, daß die unverkennbare Verderbtheit des Brechens des letzeren Gebots sie erkennen lassen möge die Verderbtheit hinter dem Brechen des ersten Gebotes, welche an sich viel größer ist, aber auch schwerer zu begreifen. In unseren Tagen wird es immer schwerer zu verstehen, daß unsere Freiheit von einem Ideal zum Idol, d.h. zum Götzen, geworden ist, weil das Vergötzen der Religionsfreiheit schon seit weit über 200 Jahren im Gange ist, und heute als ganz natürlich gilt. Die Menschen haben jedes Gespür für den wahren Gott verloren und haben vielmehr die Religionsfreiheit zur höchsten Freiheit verkehrt, so daß alle anderen Freiheiten klein dagegen anmuten.

Diese Freiheit mündet in das Aushebeln des menschlichen Verstandes. Als ob ich sage,“ Jede Wahrheit oder Wirklichkeit, welche vorgibt, meinem Verstand sich aufzuerlegen, ist eine Schmälerung meiner Freiheit, weswegen ich mich weigere, diese Wirklichkeit anzuerkennen – es sei denn, sie paßt mir. Viele moralische Gebote behagen mir nicht und ich lehne sie im Namen der Freiheit ab.“ So versinke ich in der moralischen Unordnung, davon überzeugt, daß mein heiliges Recht ich wahrnehme, so daß ich gar nicht verstehen kann, warum ich schließlich in der geistigen und dann sozialen Unordnung endige. Dabei habe doch ich selber meinen Verstand aus den Angeln gehoben und dann meine Gesellschaft. Also ist das Chaos durchaus faßbar.

Kyrie eleison.

Fabrikleben

Fabrikleben on Januar 9, 2016

Ein Leser dieser „Kommentare“ schrieb einen guten Brief, zeigend, daß er über eine gesunde Sicht auf einen irrsinnigen Schauplatz verfügt. Die Leser könnten durch das, was er beschreibt, entmutigt werden; sie könnten allerdings auch ermutigt werden durch die Art und Weise, wie er das alles ansieht. Einige Leser sollten sofort erkennen, womit sie jeden Tag auf der Arbeit herausgefordert werden, und sie dürften durch diesen Brief noch besser als bisher verstehen, warum und wie ihr Arbeitsplatz ihren katholischen Glauben auswäscht. Der Leser schreibt:—

Über zwei Jahre lang arbeite ich nun in einer Autofabrik. Obwohl die Bezahlung gut ist, so ist doch die Arbeitsumgebung gewissermaßen eine Art Mikrokosmos der Welt im Großen. Lassen Sie mich dies erklären . . .

1) Das Vermischen der Geschlechter. Männer und Weiber arbeiten hier in unmittelbarer Nähe zusammen. Eine solche Arbeit zerstört die Weiblichkeit eines Weibes vollständig. Denn natürlich gibt es bestimmte Aufgaben, welche die weiblichen Angestellten nicht verrichten können, wo jedoch wegen der falschen Wahrnehmung von Gleichheit das Unternehmen ihnen ermöglichen muß, auch dort zu arbeiten. Die Geschichten, welche ich hierbei über Verfehlungen gegen das 6. und 9. Gebot gehört habe, sind bestürzend – ich brauche sie wohl nicht näher auszuführen. Doch wer hätte etwas anderes erwarten können? Wie kann ein weibliches Wesen überhaupt in einer solchen Umgebung arbeiten wollen?

2) Der Verstand der Männer ist unfähig, moralische Urteile zu fällen. Damit verallgemeinere ich natürlich, aber die meisten Arbeiter, mit welchen ich gesprochen habe, denken einfach nicht in einem moralischen Rahmen (d.h. vom Guten und Bösen), sondern sie interessiert nur, welche Art von Vergnügen sie weiterhin zu unterhalten vermag. Ich habe mit einigen Arbeitskollegen versucht, über Fragen der Moral auf eine Weise zu sprechen, daß auch diese sie verstehen können, aber dies scheint ihr Fassungsvermögen schlicht zu übersteigen. Wenn ein Mann in fleischliche Dinge eingetaucht ist, so wird er unfähig, an seine Seele zu denken. Schlimmer noch ist, daß einige Arbeitskollegen jedwede Scham verloren haben und sogar ihrer Sünden sich rühmen. Früher besaßen die Männer noch ein Schamgefühl, doch heute anscheinend nicht mehr.

3) „Ich bin mein eigener Gott.“ Die Menschen erheben die falsche Freiheit zum Leitprinzip ihres Lebens. Mit einigen Arbeitskollegen führte ich eine Reihe von Diskussionen, und ein zentraler Punkt war immer wieder die Vorstellung, daß Wahrheit und Moral rein subjektive Angelegenheiten seien. „Was Du für die Wahrheit hältst, ist für Dich in Ordnung, aber Du kannst Deine Art zu denken nicht anderen aufzwingen.“ Einem Vorgesetzten erklärte ich, daß dieses Denken unsinnig ist, denn was wäre beispielsweise, wenn jemand denken würde, daß er mehr als ein Eheweib haben könnte? Der Vorgesetzte antwortete, daß der Glaube jedem Einzelnen überlassen sei. Doch wenn ein Mensch ein so grundlegendes Prinzip wie die Objektivität der Wahrheit abstreitet, dann hat es keinen Sinn, weiter mit ihm zu diskutieren. Denn im Endeffekt wird damit jeder Einzelne sein eigener Gott, weil er seine eigene Wirklichkeit geschaffen hat, anstatt der alleinigen Außenwirklichkeit außerhalb aller Einzelnen sich unterzuordnen.

Die Arbeitsumgebung in einer modernen Fabrik züchtet eine Art von Gottlosigkeit heran. Gewiß erwarte ich von keinem Fabrikarbeiter, ein leuchtendes Tugendbeispiel zu sein, aber dennoch würde ich sagen, daß moderne Fabriken exponentiell schlimmer sind als jene, welche Charles Dickens zu seiner Zeit beschrieb. Ich könnte noch lange fortfahren, doch mein Hauptanliegen ist die folgende Frage: Wie kann die Gnade im Leben eines Menschen noch wirken, wenn dieses Leben durch die Sünde und die ständige Vergnügungssucht zerstört wird? Wie kann ein Mensch noch erreicht werden, wenn er nicht einmal die grundlegendsten moralischen Normen zu begreifen vermag? Das ist, gelinde gesagt, frustrierend. Bitte beten Sie für uns hier in den Schützengräben.

Wo das Weib sich von der Weiblichkeit und der Familie befreit, wo der Mann sich von der objektiven Moral und der objektiven Wahrheit befreit – wahrlich, wie können wir eine solch „gottlose und perverse Generation“ (Lukas 9,41) noch erreichen, geschweige denn mit ihr reden? Allein durch Beispielgeben, durch Nächstenliebe und durch Gebet. Dem Leserbrief-Schreiber habe ich empfohlen, einen Finger-Rosenkranz mit zur Arbeit zu nehmen und diskret ein Rosenkranz-Gesätzchen nach dem anderen zu beten: für seine Arbeitskollegen und für sich selber, um geistig sich zu schützen vor einer solchen Arbeitsumgebung. Doch muß er dies diskret tun.

Kyrie eleison.