Eleison Kommentare

Konzilspäpste – V.

Konzilspäpste – V. on Juli 18, 2015

Diese „Kommentare“ gingen letzte Woche soweit, als einen guten Weg zur Bewahrung des Glaubens in unserer Zeit vorzuschlagen, die liberalistische Denkweise zu begreifen. Denn indem wir verstehen, wie der Liberalismus die Wahrheit auflöst, begreifen wir auch, wie er den Glauben untergräbt und die Kirche zerstört. Aber wenn wir lernen, wie der Liberalismus den Verstand korrumpiert, so verstehen wir auch, daß die heutigen Kirchenmänner „diabolisch verwirrt” sind, ohne notwendigerweise voll zu begreifen, wie sie die Kirche zugrunderichten. Daher brauchen wir weder Liberalist noch Sedisvakantist zu sein. Betrachten wir einen weiteren klassischen Text von Erzbischof Lefebvre, wo er „Die liberalkatholische Mentalität“ untersucht, Kapitel XVI. in seinem Buch Sie haben Ihn entthront:

»Eine Krankheit des Geistes. Noch mehr als eine Verworrenheit ist der liberale Katholizismus eine „Krankheit des Geistes“ (Pater A. Roussell in seinem Buch Libéralisme et catholicisme, S. 16). Der Geist kommt nicht dazu, sich einfach in der Wahrheit auszuruhen. Der Geist wagt nichts zu behaupten, ohne daß sich ihm sogleich die Gegenbehauptung vorstellt, die ebenfalls zu erheben er sich verpflichtet fühlt. Papst Paul VI. war geradezu der Typ dieses geteilten Geistes, dieses Wesens mit zwei Gesichtern – man konnte es sogar physisch an seinem Gesicht ablesen –, fortwährend hin- und hergeworfen zwischen den Gegensatzpaaren und wie von einem Perpendikel bewegt, das regelmäßig zwischen der Tradition und der Neuerung hin und her pendelte. „Schizophrenie des Verstandes,“ werden manche sagen . . .

»Ich glaube, P. Clérissac hat die Natur dieser Krankheit tiefer gesehen. Es ist ein „Fehlen der Integrität des Geistes,“ schreibt er (Le mystére de l’Eglise, Kap. 7) – eines Geistes, der „nicht genug Vertrauen in die Wahrheit“ hat: „Diese Fehlen der Integrität in den Epochen des Liberalismus läßt sich von der psychologischen Seite her durch zwei offenkundige Züge erklären: Die Liberalen sind Rezeptive und sind Fiebrige, Rezeptive, da sie zu leicht die Geisteszustände ihrer Zeitgenossen übernehmen, Fiebrige, weil sie aus Angst, bei diesen verschiedenen Geisteszuständen anzustoßen, in einer dauernden apologetischen Unruhe sind; sie scheinen selbst an den Zweifeln zu leiden, die sie bekämpfen; sie haben nicht genug Vertrauen in die Wahrheit; sie wollen zuviel rechtfertigen, zuviel demonstrieren, zuviel anpassen oder gar zuviel entschuldigen.“«

»Sich in Harmonie mit der Welt setzen. Zuviel entschuldigen! Wie gut das gesagt ist: Sie wollen alles entschuldigen an der Vergangenheit der Kirche: die Kreuzzüge, die Inquisition. Das Rechtfertigen und das Beweisen geschieht bei ihnen sehr schüchtern, besonders wenn es sich um die Rechte Jesu Christi handelt, aber beim Anpassen sind sie auf jeden Fall dabei, das ist ihr Grundsatz: „Sie gehen aus von einem praktischen Grundsatz und einer Tatsache, die sie für unbestreitbar halten: Dieser Grundsatz ist, daß die Kirche in dem konkreten Milieu, in dem sie ihre göttliche Sendung vollführen soll, sich kein Gehör verschaffen kann, ohne sich mit ihm in Harmonie zu setzen.“ (J. Marteaux, Les catholiques dans l’inquiétude

Seit der Zeit von P. Clérissac und Erzbischof Lefebvre hat die Auflösung des Verstandes und der Herzen durch den Liberalismus weiterhin große Fortschritte gemacht. Im 21. Jahrhundert gibt es noch weniger Spuren des früheren Rahmenwerkes an objektiver Wahrheit und objektiver Moral als im 20. Jahrhundert. Somit wird die Anpassung der Kirche an ihre Umgebung auf immer stärkere Weise tödlich für den katholischen Glauben und die Moral, weil diese ohne Objektivität nicht sein können. Wie haben wir jüngst an dem ständigen Hin- und Herhüpfen eines Verstandes zwischen Darstellung und Gegendarstellung leiden müssen, und an der ständigen Angst, zwei völlig gegensätzliche Positionen beide für sich zu gewinnen und das Unversöhnliche zu versöhnen, weil man nicht nur kein Vertrauen in die Wahrheit hat, sondern sie sogar nicht zu erkennen scheint – wäre nicht dieser Verstand ein so guter Nachahmer der Wahrheit. Früher sagte man von einem solchen Verstand, daß er einem „Lügner“ gehörte. Und heute?

Wir können nur noch mit dem Psalmist flehen: Herr, deine eigenen Katholiken sind zum Gespött der Nicht-Katholiken geworden. Eile uns zur Rettung, zu deiner eigenen Ehre und Herrlichkeit.

Kyrie eleison.

Konzilspäpste – IV.

Konzilspäpste – IV. on Juli 11, 2015

Viele Leser dieser „Kommentare“ befürchten, daß der Sedisvakantismus momentan zu häufig behandelt wird, d.h. jene Position, wonach der Stuhl Petri unbesetzt sei und die Päpste seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil keine echten Päpste gewesen seien. Wenn ein Katholik meint, nur mit dieser Position seinen katholischen Glauben bewahren zu können, dann möge er so verfahren, denn sein Glaube ist von allergrößter Bedeutung (vgl. Hebräer 11,6). Doch ist gerade diese Meinung an sich gefährlich, weil sie dazu führen kann, den Glauben zu verlieren – weswegen diese „Kommentare“ so beharrlich versuchen, den Sedisvakantismus zu entkräften. Allzuschnell wird diese bloße Meinung zu einem „Dogma,“ dann zum „Super-Dogma“ und schließlich zum Maßstab schlechthin, ob jemand katholisch ist oder nicht. Dann fehlt nicht mehr viel und man lehnt jedwede kirchliche Struktur ab, bleibt sonntags anstatt eines Meßbesuches „allein zuhause“ und verliert am Ende komplett den Glauben. Betrachten wir daher, was Erzbischof Lefebvre gegen Ende des Jahres 1979 in einer Konferenz für seine Seminaristen in Econe sagte (leicht angepaßt, mit Fettdruck hinzugefügt):—

Wir müssen klug handeln. Wäre Papst Paul VI. kein Papst, so wären offensichtlich die von ihm ernannten Kardinäle gar keine Kardinäle und könnten dann natürlich auch nicht Papst Johannes Paul I. und Johannes Paul II. gültig gewählt haben . Ich denke nicht, daß wir so etwas sagen können, sondern halte dies für Übertreibungen, welche auf einer überstürzten und zu absoluten Weise argumentiert wurden. Ich halte die Wirklichkeit für viel komplexer.

Jene, die so argumentieren, vergessen auf eine gewisse Weise die Moraltheologie und die Ethik, und gehen zu spekulativ vor, denke ich. Die Moraltheologie und die Ethik lehren uns, vernünftig über die Menschen anhand ihren Taten zu urteilen, sowie im Hinblick auf den ganzen Zusammenhang der Umstände, welche wir berücksichtigen müssen: »Wer, was, wo, durch welche Mittel, warum, wie und wann« – alle sieben Umstände müssen untersucht werden, wenn wir über die Moral einer Tat urteilen wollen. Deshalb können wir nicht in der reinen Stratosphäre bleiben, sozusagen im Reich der reinen dogmatischen Theologie, und behaupten, daß ein gewisser Akt häretisch sei und deswegen der Ausführende ein bloßer Häretiker sein müsse. Denn die Frage lautet: war diese Person sich bewußt darüber, was sie tat, und tat sie es wirklich selber, oder wurde sie getäuscht oder gezwungen, es zu tun?

Die gravierenden Probleme mit Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul I. können wir meines Erachtens auf diese Weise lösen . Letztgenannter wird in einer Zeitung dahingehend zitiert, daß er gedacht habe, die neue Definition des Konzils zur Religionsfreiheit sei inakzeptabel, weil die Kirche das Gegenteil gelehrt habe. Doch nach eingehendem Studium der Dokumente des Konzils sowie aller seiner Inhalte sei er zu dem Schluß gekommen, daß die Kirche früher sich geirrt habe. Nun kenne ich zwar die genauen Worte von Johannes Paul I. nicht, doch zu behaupten, daß die Kirche bei einem Thema wie der Religionsfreiheit früher sich geirrt habe, ist doch allerhand. Das eigentliche Problem ist hier, daß wir es hier mit liberalistischen Denkern zu tun haben. Genauso funktioniert der Liberalismus. Er stellt zuerst eine Aussage auf, um dann ihr zu widersprechen. Wenn man schließlich aufzeigt, daß das Gesagte unwahr ist, so kommt der Liberalismus mit einer weiteren zweideutigen Formel daher, welche eine doppelte Bedeutung enthält. Der liberalistische Verstand ist ständig in einem fließenden Zustand, mit unklaren Ausdrücken und mit Dingen, welche auf mehrere Arten verstanden werden können . . . . Wieviele solcher Dinge gibt es da im Konzil, also mehrdeutige und unklare Ausdrücke, welche insgesamt typisch sind für einen abgeirrten Verstand, für einen liberalistischen Verstand. Die Tatsache, daß der Papst ein Liberalist ist, erklärt meines Erachtens unsere heutige Situation auf genügende Weise.

Ausgezeichnet, Exzellenz! Sagt der Erzbischof hier nicht genau, was diese „Kommentare“ so oft zu sagen versuchen? Der Grund für die Wiederholungen ist, daß die „Kommentare“ darin den Schlüssel sehen, um den Liberalismus vermeiden zu können, ohne dem Sedisvakantismus anheimzufallen, kurz, um den Glauben nicht zu verlieren.

Kyrie eleison.

Konzilspäpste – III.

Konzilspäpste – III. on Juli 4, 2015

Die Leser der „Eleison Kommentar“-Ausgaben „Konzilspäpste I“ und „Konzilspäpste II“ vor vier bzw. sechs Wochen könnten den Eindruck gewonnen haben, daß Papst Franziskus, wie ein Leser es formulierte, „an seinen Gotteslästerungen und Häresien schuldlos sein könnte.“ Doch dieser Eindruck trügt. Denn auch wenn der heutige universelle Liberalismus die Kirchenzerstörung der Konzilspäpste „teilweise“ oder „relativ“ entschuldigen mag, so doch nicht vollständig. Den Beweis für ihre Schuld, wenigstens Teilschuld, können wir leicht erbringen.

Die katholische Kirche gehört Gott. Er gründete sie und legte sie auf eine Weise an, daß sie mit Menschen als Instrumenten funktioniere. Zwar wird er niemals zulassen, daß die menschlichen Amtsträger der Kirche diese völlig zerstören, doch wird er gleichzeitig nicht ihren freien Willen wegnehmen, mit dem Ergebnis, daß jeder von ihnen sein Amt entweder wahrnimmt und dadurch Verdienste sammelt, oder aber sein Amt mißbraucht und dadurch Verwerflichkeiten anhäuft. Von diesem Wahrnehmen bzw. Mißbrauchen hängt neben dem eigenen das Seelenheil vieler ab. Wäre also wirklich vorstellbar, daß Gott diesen Amtsträgern nicht genügend Gnaden zuteil werden ließe, damit sie ihre Amtspflichten zum Wohle der Seelen nachkommen können? Wenn nun die konziliaren Päpste, Kardinale und Bischöfe allesamt wirklich ernannte Amtsträger der Kirche sind, was sie scheinbar sind (und nur wenige unter den Nicht-Sedisvakantisten bestreiten dies), dann erhalten diese Amtsträger also von Gott genügend Gnaden, um die Kirche ordentlich führen zu können. Wenn sie nun grob gesagt die Kirche an die Wand fahren, müssen sie also ihren Amts- und Standesgnaden sich verweigert haben. Und wenn sie beim Ausüben ihrer Pflichten die Gnaden Gottes verweigern, dann können sie nicht ganz unschuldig sein. Man muß ihnen nicht vorwerfen, für die Matschwelt drumherum verantwortlich zu sein, doch würde Gottes Gnade sie aus diesem Matsch führen, wenn sie nur wollten. Sie wollen nicht, weil sie dann dieser Matschwelt Widerstand leisten müßten.

Stellen wir ein konkretes Beispiel uns vor, welches im wirklichen Leben der 1970er-Jahre oft vorgekommen sein muß. Einer kleinen alten Großmutter gelingt es, bis zum Papst zu kommen. Unter einer Tränenflut erklärt sie ihm, daß ihr Enkel ein guter Junge war, als er ins (konziliare) Seminar eingetreten ist, daß er dort jedoch nicht nur seine Berufung, sondern auch seinen Glauben und seine Unschuld verloren hat. Wenn der Konzilspapst auf seine Beamten um ihn herum sich verläßt, was am wahrscheinlichsten ist, um die alte Dame davonzujagen, dann ist er nicht unschuldig, weil die kleine alte Großmutter unverkennbar echt sein kann. Doch diese Päpste ziehen ihren konziliaren Traum vor, welcher in Einklang mit der Welt ist.

Nun ein tatsächliches Beispiel aus Brasilien, wahrscheinlich in den 1980er-Jahren geschehen. Johannes Paul II. hielt mit den Diözesanbischöfen ein Treffen ab, um das Apostolat in ihren Diözesen zu besprechen. Mittendrin stand ein junger Bischof auf und erklärte, daß seine Diözese verheert worden war durch die Werbung der Ökumene für die Invasion durch protestantische Sekten aus den USA – eine Katastrophe, welche seit Jahren in ganz Lateinamerika stattgefunden hat. Der Papst lauschte dem Zeugnis des Bischofs, doch schon einige Minuten später warb er für genau jenen Ökumenismus, welchen der junge Bischof zuvor bloßgestellt hatte. Der Papst zog also den konziliaren Traum vor, als er mit der Wirklichkeit sich konfrontiert sah. Wie könnte er also völlig unschuldig sein?

Daraus folgt, daß diese Päpste weder völlig unschuldig noch völlig schuldig an der vorliegenden Kirchenverwüstung sind. Wie groß ist ihr jeweiliger Anteil an der Schuld bzw. Unschuld? Das weiß Gott allein. Doch wenn ein guter Papst ernannt und von Gott beschützt würde, um die kirchlichen Amtsträger zu sieben: die schlechten zu entfernen und die guten zu fördern, so müßte dieser Papst ein Tribunal oder eine Inquisition einrichten – jawohl, eine Inquisition –, wo jeder einzelne Amtsträger offen zwischen Wahrheit und Matsch wählen müßte. Wäre das eine leichte Aufgabe? Keineswegs, denn die Matsch-Händler haben keine Skrupel vorzugeben, daß sie die Wahrheit lieben, und sie können sogar leicht selber glauben, daß sie nur mit der Wahrheit handeln. Denn sie können ihren Verstand an alles anpassen und auch an das Gegenteil von allem. Worauf kann man dann hoffen? Auf eine Züchtigung Gottes, um den Augiasstall auszumisten.

Kyrie eleison.

Schief Argumentiert

Schief Argumentiert on Juni 27, 2015

In der neuesten Ausgabe der internen und vor allem für Bruderschaftspriester gedachten Publikation „Cor Unum“ der Priesterbruderschaft St. Pius X. veröffentlicht der Generalobere gewisse Argumente zur Verteidigung und Rechtfertigung seines unnachgiebigen Eingliederungsunterfanges der Bruderschaft in die Amtskirche. So argumentiert er, daß die Bruderschaft recht daran tue, mit den heutigen römischen Kirchenvertretern zu sprechen. Im wesentlichen bringt er zwei Argumente, welche wir untersuchen müssen, damit sie nicht weiterhin Verwirrung stiften können.

Das erste Argument lautet so: Die katholische Kirche als makellose Braut Christi ist weitaus mehr als nur ihre korrumpierten Kirchenvertreter, weil die Kirche ein Ganzes ist, wovon diese Vertreter nur einen Teil darstellen. Dennoch müsse die katholische Priesterbruderschaft mit der katholischen Kirche in Verbindung bleiben. Daher müsse die Bruderschaft diese Verbindung aufrechterhalten und weiterhin mit den korrupten Kirchenvertretern verhandeln.

Das Argument vom Standpunkt des Glaubens ist leicht zu widerlegen. Gewiß ist die katholische Kirche sowohl göttlich makellos als auch menschlich korrumpiert, besonders heute. Doch das Makellose schließt das Korrumpierte aus und das Korrumpierte das Makellose. Somit müssen die Katholiken zwar mit der makellosen Braut, welche die Quelle all ihren übernatürlichen Lebens ist, in Verbindung bleiben, dürfen aber gleichzeitig nicht verbunden bleiben mit der Korrumpiertheit, sobald diese zu gefährlich geworden ist, weil sie sonst Gefahr laufen, diese Korrumption selber einzufangen. Daher lautet die richtige Schlußfolgerung des zitierten Argumentes eben nicht, mit den zutiefst korrumpierten (neo-modernistischen) Kirchenvertretern in Verbindung zu bleiben, sondern vielmehr diese Verbindung zu kappen. Die richtige Schlußfolgerung ist also das genaue Gegenteil der Schlußfolgerung von „Cor Unum.“

Erzbischof Lefebvre zog die richtige Schlußfolgerung. Im Frühjahr 1988 unternahm er alles, was er hat überhaupt unternehmen können (manche sagen, sogar mehr, als er hätte tun sollen), um die römischen Kirchenvertreter ihre Pflicht erfüllen zu lassen, die katholische Tradition aufrechtzuerhalten. Doch die Kirchenvertreter verweigerten diese Pflicht selbst nach 10 Jahren der erzbischöflichen Anstrengungen und bewiesen damit, daß sie die Tradition überhaupt nicht aufrechterhalten, sondern vielmehr in ihre Neukirche aufsaugen wollten. So schlußfolgerte der Erzbischof, daß der Glaube dieser Vertreter so korrumpiert war, daß er mit ihnen solange nichts mehr zu schaffen haben konnte, bis sie den Glauben der großen anti-liberalistischen päpstlichen Lehrschreiben wie Syllabus, Pascendi und Quas Primas wieder anerkennen würden.

Tatsächlich ist der Glaube ja nicht um der eingesetzten Kirchenvertreter willen vorhanden, sondern diese Vertreter existieren um des Glaubens willen. Wenn daher die Früchte der Kirchenmänner zweifellos belegen, daß sie den Glauben zerstören, dann sollte die Bruderschaft zur Aufrechterhaltung des Glaubens nicht mit den konziliaren Vertretern sprechen, sondern unter Wahrung der Nächstenliebe und der Achtung sogar vor ihnen fliehen wie vor der Pest, aus Angst, von ihren gefährlichen und ansteckenden konziliaren Irrtümern angesteckt zu werden – bis zu dem Tag, genau wie der Erzbischof sagte, an dem die Kirchenvertreter beweisen, daß sie ihren Konziliarismus aufgeben und zur wahren Glaubenslehre zurückkommen.

Das zweite Argument des Generaloberen lautet, daß Rom durch sein Aussenden von Bischöfen, welche die Bruderschaftsseminare (einschließlich Écône) besuchen, sein Wohlwollen gegenüber der Priesterbruderschaft beweise, denn „Rom wisse nicht, wie mit der Bruderschaft umzugehen sei.“ Wieder einmal wird so getan, als ob eine Schwalbe hier und dort den Sommer mache, in unserem Beispiel also die Konversion Roms andeute. Diese Leichtgläubigkeit ist atemberaubend. Rom weiß ganz genau, wie mit der Bruderschaft zu verfahren ist: Konzilsbischöfe in die Bruderschaftsseminare auszusenden, um den künftigen Priestern zu zeigen, wie „nett“ die konziliaren Kirchenmänner doch seien, damit schließlich die Bruderschaft einfach in die Neukirche hineinströme.

Die Priesterbruderschaft hat von diesen römischen Kirchenvertretern nichts zu verlangen, welche vielleicht ernannte Amtsträger sind, doch mit Sicherheit vom Glauben Abgefallene. Und sollte die Bruderschaft doch denken, daß objektiv und kollektiv diese Kirchenvertreter etwas anderes als Abgefallene seien, dann würden sie „Lügner,“ gleich wie sie es sind (Johannes 8,55).

Kyrie eleison.

Fatima Umgekehrt?

Fatima Umgekehrt? on Juni 20, 2015

Als Unser Liebe Frau von Fatima am 13. Juni 1929 der Schwester Lucia im spanischen Tuy erschien und zur Weihe Rußlands an ihr unbeflecktes Herz aufforderte, war das durchaus sinnvoll, denn seitdem die russische Revolution im Oktober 1917 ausgebrochen war, verfolgte Rußland die Kirche und agierte als Hauptinstrument des Kommunismus, um seine tödlichen Irrtümer in die ganze Welt verbreiten zu können. Doch heute, wo Rußland eine ganz andere Rolle auf der Bühne der Weltpolitik spielt, fragen einige Katholiken, ob die Rußlandweihe überhaupt noch notwendig oder vielleicht überholt ist.

Zugegebenermaßen fing mit dem Fall der Berliner Mauer im Jahre 1989 das russische Volk an, den gottlosen Kommunismus zurückzuweisen, unter dem es 70 Jahre lang so gelitten hatte. Seither haben die Russen nicht aufgehört, in Richtung Gott anstatt weg von ihm sich zu entwickeln. Angeführt wurde diese Entwicklung seit 1999 von Rußlands Premierminister bzw. Präsident Vladimir Putin (geboren 1952), welcher durch sein persönliches Beispiel und seine öffentliche Führung alles getan hat, um eine echte Wiederbelebung des christlich-orthodoxen Religion in Rußland zu fördern. Einige Beobachter bezweifeln, daß Putin echt ist, doch die Früchte sind vorhanden: tausende von Kirchen und Kathedralen sind innerhalb Rußlands wiederaufgebaut und die Moral verteidigt worden, während außerhalb Rußlands Putin mehr als einmal den Ausbruch des Dritten Weltkrieges verzögert hat, indem er die verbrecherischen westlichen Politiker überlistet hat, welche als Marionetten der gottlosen Neuen Weltordnung auf deren Sieg hinarbeiten.

Können wir also behaupten, daß das heutige Rußland nicht mehr bekehrt zu werden braucht? Nein, weil das Orthodoxe Christentum noch nicht römisch-katholisch ist, und weil der Kommunismus seine Spuren in der russischen Volksseele hinterlassen hat, siehe z.B. die nach wie vor weitverbreitete Abtreibung. Doch können wir mit Gewißheit sagen, daß die von westlichen Beobachtern seit Jahren festgestellte religiöse Erneuerung Rußlands eine gewisse Vorbereitung für die vollständige Bekehrung durch Unsere Liebe Frau ist. Vielleicht mag diese volle Bekehrung nicht länger nötig sein, um dem russischen Kommunismus ein Ende zu bereiten, doch mag sie im 21. Jahrhundert noch nötiger sein, um den Globalismus zu überwinden. Spekulieren wir kurz, wie dies geschehen könnte.

Um der aggressiven Einkreisung Rußlands durch Militärbasen einer namenlosen westlichen Macht zu entkommen, welche von den bösen Herren des Globalismus sich einspannen ließ, könnte Rußland als der anscheinende aber nicht wirkliche Aggressor (oft sind beide nicht identisch) Europa überfallen und besetzen – ein Europa, welches durch und durch vom atheistischen Materialismus verdorben ist. Unter dem Druck von Krieg und Besatzung könnte der Papst zum Schluß doch die von Unserer Lieben Frau geforderte Rußlandweihe durchführen, womit die wundersame vollständige Bekehrung anfangen würde. Eine Bekehrung nicht etwa zur fauligen Religion des konziliaren Roms, sondern zu einem brandneuen (doch eigentlich uralten) katholischen Glauben (Matthäus 8,52), wo also die ganze Wahrheit des ewigen Roms und des einst gläubigen Westens wiederbelebt würde durch die religiöse Frische eines nach-kommunistischen Rußlands, welches von den wahren und besten Elementen seiner eigenen östlichen Tradition zehren würde.

Ist das Wunschdenken? Die aus Prophezeiungen hier zusammengefügten Einzelheiten und selbst die große Linie der Spekulation mögen falsch sein. Doch mit Sicherheit wird Unsere Liebe Frau von Fatima ein ähnliches Wunder wirken, um den Osten von seinen Irrtümern und den Westen von seiner Verderbtheit zu reinigen, damit die Kirche wieder mit beiden Lungenflügeln atmen kann und damit jene „Zeit des Friedens in der Welt“ herrschen kann, wie die Muttergottes sie in Fatima versprochen hat. In jedem Fall werden die Gläubigen dann mit dem hl. Paulus ausrufen: „O welch eine Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ (Römerbrief 11,33). Wenn wir unter den Überlebenden uns befinden sollten, werden wir staunen über die Werke Gottes und seiner allerseligsten Mutter.

Kyrie eleison.

Alltagstrott

Alltagstrott on Juni 13, 2015

Nicht selten verdienen elektronische Briefe, welche meinen virtuellen Schreibtisch kreuzen, mit den Lesern dieser „Kommentare“ geteilt zu werden. Daher möchte ich nun zwei Briefe zitieren, wie üblich abgekürzt und angepaßt. Der erste stammt von einem jungen Laien und früheren Seminaristen aus Winona, welcher inzwischen zu Vater von einer zahlreichen Familie geworden ist. Er gehört zu jenen Katholiken, welchen gewiß nicht vorgeworfen werden kann, den heutigen universellen Glaubensabfall zu unterschätzen. Dennoch ist er entschlossen dazu, daß noch etwas getan werden kann und auch muß. Er schreibt:—

Der heutige institutionalisierte Liberalismus und das ohrenbetäubende Schreien der modernen Menschenmenge nach Barabbas kann leicht zu einer ganzen Ernte von Märtyrern führen. Durchaus sehe ich, vor welchem Hintergrund Sie fragen, ob Gott überhaupt noch eine traditionelle Einrichtung wie ein Priesterseminar usw. haben will. Der hl. Don Bosco mußte im 19. Jahrhundert eine neue Art der „Laien-Mitarbeit“ für seine Arbeit mit Knaben erfinden; also keine Bruderschaft und auch keinen Drittorden, denn er sagte, daß der Teufel seine Taktik geändert habe und somit er (Don Bosco) ebenfalls sich anpassen müßte. Zwar überraschte das Vorgehen von Don Bosco viele gute Katholiken, jedoch erwies seine Anpassung alter Mittel sich als Erfolg.

Das alles erwähne ich, weil die Bewahrung des Glaubens heutzutage dem Anschwimmen gegen die wildesten Stromschnellen gleicht. Um meine Familie und mich auf dem Weg in Richtung Himmel zu halten, benötige ich alles, was ich bin und habe. In Anlehnung eines Wortes des hl. Paulus (2. Korinther 11,28–29) könnte ich sagen: ‚Wer von ihnen ist schwach, und ich werde nicht schwach?’ Wohl erinnere ich mich an Ihre Worte vor einigen Jahren im Seminar, daß wo immer wir später im Leben stehen würden, wir Ordnung ins völlige Chaos bringen müßten. Dieses Chaos ist heute größer als vor 25 Jahren, weil das Alltagsleben in den letzten Jahrzehnten gehörig sich geändert hat. Auf ausgeklügelte und unerbittliche Weise verspeist heutzutage die Welt die Seelen zum Mittageßen. Die Eltern müssen die bewährten und guten Prinzipien anpassen, um die neuen Taktiken des Teufels abwehren zu können, weil die Mittel, welche früher funktioniert haben, heute womöglich nicht mehr funktionieren. Diese peinlichen Erfahrungen vom heutigen Erziehen werfen die Frage in mir auf, ob nicht auch bei den Seminaren und Berufungen auf ähnliche Weise andere Mittel angewendet werden müssen, um zum selben Ziel zu gelangen.

Den zweiten elektronischen Brief schrieb ein Priester der „Widerstandsbewegung,“ welcher sagt, daß die alten Mittel durchaus gut sind, jedoch getreulich angewandt werden wollen. Er schreibt:—

Es ist unglaublich, wie viele unserer Gläubigen nicht einmal die einfachsten Übungen des katholischen Glaubenslebens praktizieren. Gewiß wollen sie dem lieben Gott gefallen. Und spezielle katholische Initiativen und Unternehmungen sind nicht schlecht in sich, aber sie sind bei weitem unwichtiger, weil weniger schwierig und verdienstvoll, als der Alltag. Die Menschen wollen Todsünden meiden – mehr nicht. Wie oft muß ich von ihnen hören, daß sie ihre Gebete am Morgen, am Abend oder zu Tisch ‚vergessen’ haben, und das Lesen der Hl. Schrift, der Lebenbeschreibungen von Heiligen oder des Katechismus. Aus diesem Grund arbeite ich daran – ob ‚gelegen oder ungelegen’ –, meine Gläubigen zu überzeugen, ein stetiges und regelmäßiges katholisches Leben zu führen, und daß dies es ist, was wirklich Gefallen bei Gott findet.

Das gleiche gilt für die ‚Widerstandsbewegung’. Ich habe meinen Gläubigen gesagt, daß die wirkliche Prüfung das Durchhalten und die Beharrlichkeit ist. Es war vergleichsweise einfach, als wir vor zwei oder drei Jahren im offenen Kampf gestanden und Tritte nach links und rechts abgegeben haben. Aber nun befinden wir uns eher in einem gewissen Grabenkampf. Wir werden unsere Stellung als Bewegung halten, wenn jeder Priester und jeder katholischer Laie seine Stellung im täglichen Leben hält.

Gott hat keine einzige Seele erschaffen, daß sie in die Hölle komme (1. Timotheus 2,4). Daraus folgt, daß jede Seele die nötigen Mittel erhält, um in den Himmel zu kommen – wenn sie nur will. Diese Mittel mögen schwerfallen, aber sie sind nicht kompliziert, sonst wären sie für viele nicht zugänglich. Die althergebrachten Mittel, insbesondere der tägliche Rosenkranz, sind nicht kompliziert, aber sie müssen auch angewandt werden.

Kyrie eleison.